Wer sein Auto zur TÜV-Untersuchung bringt, ist in den folgenden Tagen meist mit einem beschäftigt: Daumen drücken und hoffen, dass alles glattläuft. Denn Bremsbeläge oder ein neuer Auspuff können schnell teuer werden. Auch der Flughafen Berlin Brandenburg (BER) muss gerade zum TÜV. Wahrscheinlich kommt BER-Chef Engelbert Lütke Daldrup deshalb die kommenden Wochen nicht aus dem Daumendrücken heraus. Denn es steht deutlich mehr auf dem Spiel, als ein paar Hundert Euro für einen neuen Stoßdämpfer.
Beim BER geht es genau genommen um etwa eine Million Euro. So viel kostet der nicht eröffnete Flughafen momentan – jeden einzelnen Tag. Umso wichtiger deswegen: dass die Eröffnung tatsächlich wie angekündigt im Oktober 2020 stattfinden kann. Es ist mittlerweile der siebte Eröffnungstermin. Und auch an diesem gibt es Zweifel, etwa von Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU). Die Flughafen Berlin Brandenburg GmbH, die als Bauherrin die Verantwortung trägt, gibt sich dagegen zuversichtlich: "Der Aufsichtsrat geht in Gänze davon aus, dass wir das letzte Ziel, Oktober 2020, halten", sagte Aufsichtsratschef Rainer Bretschneider in dieser Woche.
Ganz entscheidend für die Einhaltung des Eröffnungstermins im kommenden Jahr sind die Ergebnisse der sogenannten Wirk-Prinzip-Prüfung (WPP). Seit Ende Juli testet der TÜV Rheinland dabei, ob alle technischen Anlagen ordnungsgemäß miteinander funktionieren. Einzeln hat der TÜV die Anlagen schon geprüft, etwa die berüchtigte Entrauchungsanlage und ihre Steuerung. Sie soll im Brandfall mindestens 15 Minuten lang für eine rauchfreie Schicht über dem Boden sorgen, damit die Menschen im Flughafen sicher das Gebäude verlassen können. Dass sie nicht funktioniert, war einer der Hauptgründe dafür, dass es auf der Baustelle jahrelang kaum voranging. Im April dieses Jahres nahmen die Prüfer die Entrauchungsanlage für Terminal 1 schließlich ab, BER-Chef Daldrup sprach von einem Meilenstein.
300 Brandszenarien spielen die Prüfer durch
Die Systeme funktionierten für sich genommen jetzt alle, nun werde getestet, ob sie auch zusammen funktionieren, sagt BER-Sprecher Hannes Stefan Hönemann. Schließen die richtigen Türen im Brandfall, geht der Alarm los und kommt die passende Durchsage? Insgesamt spielen die Prüferinnen und Prüfer rund 300 verschiedene Brandszenarien durch und checken das Zusammenspiel der betreffenden 12 Anlagegruppen. Darunter etwa die 30.000 Brandmelder, die Sprinkleranlage, das akustische Notfallwarnsystem, die Sicherheitsstromversorgung und die Entrauchungsanlage.
Noch in den vergangenen Monaten waren einige Hundert gravierende Mängel beseitigt worden, die einen Start der WPP verhindert hätten. Außerdem hatte es laut des Statusberichts des TÜV Rheinland vom 8. März, den der Tagesspiegel veröffentlicht hatte, allein bei der Sicherheitsstromversorgung noch rund 11.000 Mängel gegeben. Ob die alle abgearbeitet sind, muss nun der TÜV prüfen.
Kommentare
Made in Germany ; der ehemalige Glanz verblasst.
Gut, gab jetzt eine geringfügige Verzögerung, kann ja passieren...
aber man kann ja auch mal das Positive sehen.
In Anbetracht der Entwicklung des Wohnungsmarktes in Berlin sind dafür jetzt sicher die Planungen fix und fertig für die Nutzung des abzureißenden Flughafens in Tegel.
Und unter Planung versteh ich da jetzt nicht, das Gelände an irgendeinen Investor für nen Appel und n Ei zu verramschen.
Ich freu mich schon, die Auftragsvergaben stehen ganz sicher kurz bevor für ein neues Stadtquartier, das zukunftsweisende Wege für geänderte Anforderungen an Stadtplanung realisiert...
Auch wenn der BER-Fliegerhorst als HF-Fliegerhorst (HF für halbfertig) "eröffnet" werden wird, dann wird er zu klein sein, so dass die beiden anderen Flughäfen, Tempelhof und Schönefeld, noch während Jahren weiter betrieben werden müssen. So wird es nix mit Wohnungsbau, etc. Und erst wenn dann in ..... (da wage ich mich nicht ran, wie lang das dauern wird) Jahren, der Fliegerhorst zu einem ausgewachsenen Flughafen "ausgebaut" sein wird, dann kann mit der Planung der Wohnungen begonnen werden. Und dann wird es sicherlich Einsprüche geben, da es dort sicherlich massig Kriechtierchen aller Arten geben wird und vieles anderes mehr. Also ich würde mal sagen, bis dort Wohnungen gebaut werden ist die nächste Eiszeit vorbei und die Dinosaurier zum zweiten Mal ausgestorben.
Na, wenn ich mir dieses Video ansehe wird das nichts mit der Eröffnung 2020
https://youtu.be/qwEopw32s4k
Was ist eigentlich schlimmer? Das ein Flughafen an Kleinigkeiten wie falschen Dübeln für die Kabelkanalbefestigung scheitert, oder das unsere Bürokratie derart abgedreht ist, dass es solche Vorschriften überhaupt gibt.
Ich weiß… Brände…. Gefahr… Angst… man wird keine Gebäude ohne Superdübel mehr betreten…
"Der BER soll im Oktober 2020 eröffnen. Diesmal wirklich."
Gaaaaaaanz bestimmt.
Vielleicht 2020 islamischer Zeitrechnung, da hätten wir noch ein paar Jahre ^^