Der Kulturkampf beginnt friedlich. Fünf Polizisten bahnen sich den Weg durch die Blockade – schön vorsichtig, sie wollen ja niemandem auf die Finger treten. Am Boden sitzen rund 250 Menschen. Viele von ihnen tragen weiße Overalls, sie singen Protestlieder. Die Sonne strahlt über Frankfurt am Main, doch das Klima ist rau geworden: Der mächtigsten und umsatzstärksten Industrie Deutschlands schlägt Protest entgegen wie selten. Dabei hatte sie doch eigentlich zum großen Schaulaufen geladen.
Zum 68. Mal findet die Internationale Automobilausstellung (IAA) statt. Früher hieß das: Die Begeisterung für alte Erfolge, neue Modelle und immer mehr PS kannte kaum Grenzen. Doch die Zeiten haben sich geändert. Hunderte Polizisten und unzählige Meter Absperrgitter sind an diesem Sonntag im Einsatz, um die Autogegner von der Automesse zu trennen. Die Autobranche hat sich verbarrikadiert.
Das Auto ist für die Menschen vor den Messetoren zum Symbol der Klimakrise geworden. Dabei richtet sich ihr Protest zunehmend gegen die Wirtschaft. Im Mai demonstrierten Aktivistinnen und Aktivisten von Fridays for Future in Berlin auf den Hauptversammlungen von VW und Daimler, nun auf der IAA. Als Angela Merkel am Donnerstag die Automesse offiziell eröffnete, stiegen Mitglieder von Greenpeace auf Autodächer von Nobelkarossen und entrollten dort Plakate. Am Freitag blockierten Aktivisten in Frankfurt den Straßenverkehr.
"Verkehrswende selbst in die Hand nehmen"
Am Samstag legten Umweltschützer dann gleich die halbe Stadt lahm. Aus dem gesamten Rhein-Main-Gebiet kamen Tausende in einer Sternfahrt nach Frankfurt – per Fahrrad. So erreichten sie zumindest für einige Stunden ihr großes Ziel: eine autofreie Innenstadt. Autobahnen und Bundesstraßen übernahmen sie gleich mit. Zur anschließenden Demonstration kamen etwa 25.000 Kinder und Alte, Familien und Umweltaktivisten – direkt vor die Tore der IAA.
Am Sonntag ist der Protest kleiner – und radikaler. Knapp 1.000 Leute sind gekommen. "Wir gehen an die Orte, wo die Klimazerstörung ihren Ausgang nimmt", sagt eine junge Frau mit schwarzer Hose und schweren Wanderschuhen. Sie heißt Marie Klee und ist eine der Sprecherinnen von Sand im Getriebe. Das Bündnis hatte zu den Blockaden aufgerufen. "Der politische Stillstand zwingt uns, die Verkehrswende selbst in die Hand zu nehmen", steht in dem Aufruf, den neben Attac, den Jugendverbänden von Grünen und Linken sowie Diem 25 Dutzende weitere Organisationen unterzeichnet haben.
Noch bevor die ersten Besucher eintreffen, ist der Haupteingang der Messe schon gesperrt. "Welcome to IAA", steht dort in großen, weißen Lettern. Darunter haben sich Hunderte Aktivistinnen und Aktivisten versammelt. Sie rufen lautstark Parolen, halten Transparente in die Höhe. "Die Straße ist besetzt. Verkehrswende jetzt!" ist dort zu lesen. Die Polizei lässt sie weitgehend gewähren. Auch vor zwei anderen Messetoren sitzen Demonstranten. Nichts geht mehr. Die Warteschlangen an den offenen Eingängen werden immer länger.
Sinkender Absatz und weniger Aussteller
Für die Autoindustrie ist der Protest nur ein Teil der Krise. Sinkende Absatzzahlen, die Folgen des Dieselskandals und der zunehmende Druck, die Verkehrswende endlich voranzubringen – all das macht der Branche zu schaffen. Das wird auch auf der IAA deutlich: Vor vier Jahren kamen noch etwa 1.100 Aussteller, nun sind es rund 800. Big Player wie Fiat, Renault, Suzuki oder Toyota sind reihenweise ferngeblieben, auch Luxusmarken wie Rolls-Royce, Ferrari oder Maserati sucht man vergebens. Sogar die Zukunft der IAA steht zur Debatte.
Die Branche versucht gegenzusteuern – und will in Frankfurt ihr grünes Image betonen. Die IAA soll in diesem Jahr eine "Plattform für die Mobilitätswende" sein. Viele Elektroautos sind zu sehen, aber eben auch viele, zum Teil elektrisch betriebene SUVs. Für die einen sind sie Statussymbol, für die anderen bedrohliche Klimasünder. Um die sogenannten "Stadtgeländewagen" tobt der Kulturkampf besonders intensiv.
Kommentare
die haben visionen.
und was hatte Helmut Schmidt mal dazu gesagt!
Jeden Tag wird eine "neue Sau" durch das Dorf getrieben. Mal sehen , wer oder was nächste Woche dran ist.
"Er möchte einen Film über das "Ende des Autos" drehen."
Das Ende des Autos. Darum geht es, um nichts anderes.
Das Ende des Autos heisst Heck.
"Darum geht es, um nichts anderes."
Wenn damit der Film gemeint sein soll, dann kann man nur sagen: Wer keine Ahnung hat...
Ich fände dem Film
Das Ende der Grünen viel besser.
Und genauso gut:
Das Ende der AfD.
Braucht alles kein Mensch.
Das Ende des Neoliberalismus wird gerade eingeläutet.
Da können Sie sich an Ihren vermeintlichen Heilsbringer Merz klammern, wie Sie wollen. Sie sind ein Auslaufmodell.
Und der vorwärtsgewandte Sozialismus steht unmittelbar vor der Tür!
Sehr unwahrscheinlich, allerdings würde diese Entwicklung zu einer stark sinkenden Migration in dieses Land führen. Sind sie am Ende ein sozialistischer Nationalist? Moment; war da nicht mal was?
Und sie sind überhaupt kein Modell, sondern schlichtweg Schrott.
Diether-Thomas mit Vornamen?
"Das Ende des Neoliberalismus wird gerade eingeläutet."
Sie verwirren mich. Ich dachte, es geht um den Klimaschutz. Also jetzt doch "Fahne hoch" aus der linken Ecke. Da lehne ich mich jetzt aber mal ganz entspannt zurück und schaue Euch beim Scheitern zu.
Als Folge käme dann, " dad Ende unser Enkel"
Fänd Ich gut. Die Dinger sind sperrig und laut und nehmen viel Platz weg. Aktuell stinken sie auch noch. Nebenbei gibt es die emissionsfreie individuelle Mobilität schon seit Abermillionen. Nennt sich Füße und Beine. Seit ein paar hundert Jahren gibt's dann das Fahrrad dazu.
Ca 150 Jahre bzw wenn die Draisine als Laufrad ohne Kurbelantrieb hinzugezählt werden soll, gerade 200 Jahre. Damit ist das Fahrrad kaum älter als das Automobil.
Und es gibt inzwischen sogar noch mehr: Das Wissen über Dörfe und Städte jenseits des Tagesfußmarsches.
Das hatte ich auch gleich auf der Zunge. Und das Beste ist: Dieter-Thomas Heck soll früher Autoverkäufer gewesen sein!
Erstaunlich ist schon die Arroganz und Überheblichkeit, mit der - nein, nicht die Autoindustrie - sondern die angeblichen Klimaschützer anderen ihre Ansichten aufoktroyieren wollen. Toleranz und Demokratieverständnis scheinen ihnen genauso wesensfremd zu sein wie wirtschaftliche und auch technische Zusammenhänge. Dass letztendlich auch sie durch die ach so böse Autoindustrie indirekt finanziert werden durch die Steuereinnahmen der Unternehmen und die Millionen an Arbeitsplätzen scheint ihnen vollkommen über den Kopf zu gehen, oder haben die sich jemals gefragt, wer letzten Endes die Gesundheitsversorgung oder deren Schul- und Universitätsbildung finanziert?
""Unser Ziel sind autofreie Städte, mehr Platz für Fuß- und Radverkehr sowie ein massiv ausgebauter und kostenloser Nahverkehr."
Also fassen wir zusammen:
Die netten Damen und Herren planen die Zerschlagung des größten Industriesektors in Deutschland, was riesige Wohlstandsverluste und Einnahmenverluste auf Seiten des Staates bedeutet. Zeitgleich möchte man durch einen kostenloses Nahverkehr weiter Einnahmen senken und die Ausgaben durch Investitionskosten und laufende Kosten massivst erhöhen.
Klingt nach einem sehr durchdachten Konzept. Natürlich sind da auch Jugendorganisationen der einschlägig bekannten Parteien vor Ort. Und natürlich Vereine wie Campact, die natürlich immer nur an einer sachdienlichen Debatte interessiert sind.
Auch heute Morgen hier im Forum ließ die Polemiken einer bestimmten Gruppe an Usern ja kein noch so dummes Argument aus. Aber nun gut.
Also .. erst die Möglichkeit den Leuten auf Arbeit zu kommen nehmen dann Arbeitslosigkeit dann noch mehr Niedriglohn. läuft für das Modell Deutschland seit Gasgerd.
Nehmt den Leuten halt ihre Freiheit.. Die vermögenden wird's nicht betreffen. Notar bene: ich bin für Umweltschutz aber schafft erst Mal Recht auf Homeoffice damit man überhaupt erst nicht auf Arbeit , schafft die Grunderwerbssteuer für Jobwechsler ab da man ja immer flexibel umziehen muss usw... Ich bin wütend auf die eindimensionalität der Forderungen zum Schaden der einfachen Arbeiter
Genau, oder so ... ?! Darum lasst uns morgen alle demonstrieren! Alle können mitmachen, indem Sie morgen irgendwann von 6 bis 22 Uhr einfach mit dem Auto irgendwo hinfahren, zum Beispiel zur Arbeit, die Kinder zur Schule, zum Einkaufen usw.
ZON wird bestimmt mit Liveticker berichten, ich bin gespannt wie viele Gegendemonstranten zusammenkommen, ich schätze Millionen, und übermorgen wiederholen wir das ganze einfach. Bis die 15.000, *hust* natürlich 25.000, erkennen, dass sie in der Minderheit sind und der Mehrheit ihren Willen aufzwingen wollen.
Bis dahin wird sich hier von den Naturwissenschaftlern in Reserve bestimmt noch einer finden, der mir erklären kann, warum wir Klimamodellen glauben müssen, die den Effekt des CO2 auf das Klima beschreiben sollen, wenn darin bereits der Fehler in der Modellierung der langwelligen Strahlung, die von Wolken auf die Erde reflektiert wird, um das 114fache größer ist, als der Effekt den CO2 überhaupt auf das Klima haben soll [1].
Ansonsten gilt auch hier: Man betrachte sich die Teilnehmer an den Protesten und man wird recht flott die auffälligen Schnittstellen zur Antifa erkennen - das allein genügt mir zur Beweisaufnahme, das hier das Klima nur ein Vehikel zum bösen, totalitären Spiel ist.
[1] https://www.frontiersin.org/…