Üblicherweise legt der Wahlkampf in der Woche vor der ersten Fernsehdebatte eine kleine Pause ein, ganz besonders, wenn davon so viel abhängt wie diesmal. Doch statt dessen überschlagen sich nun die Hiobsbotschaften. Ruhe wird es in den 44 Tagen bis zur Wahl nicht mehr geben. Doch bislang tragen die Kandidaten wenig zur Klärung der chaotischen Wirtschaftslage bei.
Zwar redet der Präsidentschaftsbewerber der Demokraten, Barack Obama, von "kühnen Schritten", doch über Details schweigt er sich aus. Noch hat er nicht, wie erwartet, die Gelegenheit beim Schopf ergriffen und sich als Wirtschaftsreformer profiliert. Prominente Berater wie Milliardär Warren Buffet, der ehemalige Vorsitzende der Federal Reserve, Paul Volcker, und mehrere Ex-Finanzminister mögen ihm zwar eine gewisse präsidiale Aura bieten, doch sein Programm bleibt vage.
Arbeitsplätze müssten geschaffen und Privatkredite unterstützt werden; staatliche Hilfe soll vorübergehend, langfristig stabilisierend, streng beaufsichtigt sowie Teil eines globalen Konzepts sein. Schlagzeilen macht da schon eher der angebliche Grund seiner Zurückhaltung. Obama möchte der Regierung zuerst die Gelegenheit geben, ihren am Freitag angekündigten Rettungsplan auszuarbeiten, da Parteipolitik in solch prekärer Lage unangemessen sei.
Das Lager des Republikaners John McCain gibt sich diesbezüglich weniger schüchtern. Ein am Freitag veröffentlichter Werbespot weist genüsslich darauf hin, dass Jim Johnson, der ehemalige CEO der jetzt vom Staat übernommenen Hypothekenbank Fannie Mae, einst zu Obamas engsten Beratern gehörte. In einem weiteren Spot wird die unglückliche Wortwahl von Obamas Vizekandidat Joe Biden ausgeschlachtet, der geplante Steuererhöhungen für Bürger mit einem Jahreseinkommen über 250.000 Dollar als deren "patriotische Pflicht" definierte.
McCains Mantra vom Steuerteufel Obama verfehlt seine Wirkung nicht: 49 Prozent aller von der New York Times und CBS befragten Bürger gehen davon aus, dass ihnen mit Obama als Präsident eine Steuererhöhung ins Haus stehe, obwohl dessen Plan nur die Topverdiener, also fünf Prozent der Bevölkerung, betrifft. Immerhin 34 Prozent befürchten allerdings auch unter McCain einen Anstieg der Steuern.
Das ist ihnen kaum zu verdenken, denn der republikanische Präsidenschaftskandidat übt sich derzeit im Wechselschritt. Bezeichnete er die Grundlagen der Wirtschaft am Montag noch als "fest", so durchleben die USA jetzt nach seinen Worten "eine der schwersten Krisen in jüngster Geschichte". Sprach er sich ursprünglich vehement gegen eine staatliche Rettung des Versicherungsgiganten American Insurance Group (AIG) aus, so ist er seit dem Eingriff von Präsident George W. Bush dafür.
Kommentare
@ Stenkamp
Sie vergessen, dass die Regierung der USA schon seit mehreren Jahren in der Hand der Demokratischen Mehrheit in beiden Häusern liegt. Bush hat keinerlei Einfluss auf die Innenpolitik.
innenpolitik?
das hat hier nix mit demokraten oder republikanern zu tun herr dunnh. ... die amis sind pleite . der industriell-millitaerische komplex hat das sagen und der will krieg - was sonst - und die ganze welt muss zahlen - sie auch - sie sollten sich mal diesen thread ansehen.
Schauspieler
muss man sein um in den USA an die Macht zu kommen - das ist bekannt!
So wie mann einem Wirtschftswissenschaftler nicht allzu viel Schauspieltalent zutraut darf man von einem US Praesidentschaftskandidat nicht allzu viel Kompetenz in Wirtschaftsfragen erwarten - traurig aber wahr - mit den allseits bekannten negativen Folgen - leider nicht nur für die USA sondern die ganze Welt !
"Arithmetics."
# Silberschnur. Diesen Ärger haben sich die Amerikaner letzten Endes selber zuzuschreiben, und er war vorauszusehen. Schon längst.
Warum erst jetzt?
Die Einen konnten sich hinter der gegenwärtigen Regierung verkriechen, und die in Aussicht stehende Ablösung setzt ihnen da umso mehr zu, weil ihre Politik nun umso deutlicher zutage tritt. Leider wollte es halt niemand sehen, dass nach dem Jahr 2000, als das US-Finanzbudget von Herrn Clinton saniert worden war (!), Ausgaben für völlig andere Zwecke, als die, unter denen die Sanierung zustandegekommen war (was ja als Clintons Verdienst schlechthin betrachtet werden darf), getätigt, um nicht sagen zu müssen: "verschwendet", wurden.
Wenn es der nachfolgenden Regierung nichts wert war, dies Verdienst des grossen Vorgängers in der Wirtschaftspolitik, und wenn alle 200 Millionen Amerikaner nicht so blind gewesen wären, dass ihnen dies nicht auffiel, geschweige denn, es ihnen überhaupt in den Sinn gekommen wäre, etwas daran ändern zu wollen, wäre ihnen dieser Ärger vielleicht erspart geblieben.
Daher kann auch eine These, wie: durch McCains Wahl würde ein "Absacken" von einer zu einer nächsten Krise verhindert, nimmer wahr sein. Wenn nun die "Antwort" auf 8 Jahre Misswirtschaft im eigenen Staatshaushalt gegeben werden sollte, dann werden sich die befürchteten Krisen wie von selbst einer schönen arithmetischen Logik zufolge einstellen - derselben Logik, mit der Bill Clinton sie verhindern konnte. Daran könnte nicht 'mal ein Republikaner etwas ändern - geschweige denn ebensolche Vizepräsidentinnen.
Die Anderen ärgern sich zu Recht darüber, weil sie sich schon seit 2000 zu Rehcht darüber ärgern mussten, und die Dritten ärgern sich, weil es sich neu für sie anfühlt, mit ihrer Präsidentschaftswahl nun die staatliche Verantwortung, die wiederum Clinton ihnen vollends ehrlich und offen zugestanden hatte, nun doch endlich selber wahrnehmen zu müssen.
Wie gesagt, solange sie glauben, unsere Amis, ihre Regierung sei für die Errettung der gesamten Welt erwählt, solange tun ihnen solche Krisen auch nichts schaden. Man kann ja immer noch 'was daraus lernen - sofern es wer könnte!
Auf der Höhe bleibt, wen die Wellen der ZEIT erreichen.