Zeller, Zange, Bruchlos – die drei Namen der Schriftstellerinnen klingen wie ein expressionistisches Kurzgedicht. Felicia Zeller, geboren 1970 in Stuttgart, ist eine Dramatikerin und Kurzfilmerin. Seit dem Erfolg ihres Stücks Bier für Frauen im Jahr 2002 ist ihr Name im deutschen Theater ein Begriff. In Einsam lehnen am Bekannten, einem fein ausgestatteten Buch mit Leineneinband, betreibt sie nun existenzielle Forschungen. Sie tastet sich in ihrer kurzen Prosa durch den Alltag in einer schnoddrigen Mischung aus Berlinerisch und Schwäbisch. Zeller schreibt aus der Kneipe, aber auch über ihr Arbeitszimmer, vor dem immer der Vermieter sitzt und es dadurch unbrauchbar macht. Wer will sich schon beim Schreiben über die Schulter gucken lassen?
Sie erzählt von Schreibhemmungen, über das "Zunixkommen" (Teil 1 und 2), Sonderangebote im Supermarkt, Arthur Schnitzlers Traumnovelle, den "Runterschlucko" und die Zeit vor dem Euro. Das klingt nicht superspektakulär, doch ihre Beobachtungen und Wendungen machen die Sache interessant. Immer wenn Felicia Zeller etwas mehr an der Rändelschraube des normalen Sprachgebrauchs und am allzu Logischen dreht, wird das Lesen zur Freude, schäumt etwas über. Ihr lockerer Sprachzweifel geben ihren Texten einen lasziven Ton, eine angenehme, nötige, ironische Distanz.
Ihre lustigen Erzählungen von den traurigen Details des Lebens wachsen über die Gesamtlänge von 166 Seiten zur Metapher vom Versagen der menschlichen Existenz. Für ein bisschen Wahnsinn und Phantasma ist man dankbar. Bloß ihre betont unmoralische Ich-bin-ein-böses-Mädchen-Soße tropft klebrig aus den Zeilen und hat etwas Pubertäres. Das schmälert leider den Genuss.
Julia Zange, 1983 in Darmstadt geboren, lebt ebenfalls in Berlin. Den Hildesheimer Prosanova-Wettbewerb gewann sie 2005, ein Jahr später belegte sie zusammen mit zwei weiteren Kandidatinnen den ersten Platz beim "Open Mike" Berlin. In ihrem 158-seitigen Debütroman Die Anstalt der besseren Mädchen erzählt sie von der Mittzwanzigerin Loretta. Die ist aufgeschmissen, wenn ihr Freund Malte, ein Arzt, nicht sagt, was sie zu tun hat. Dann irrt sie durch die Straßen der Hauptstadt. Loretta wird schwanger, ihre Fruchtblase platzt zu früh und sie bekommt ihre Tochter Marla "auf dem Polsterbett eines Dessousgeschäfts in der Nähe der Berliner Volksbühne".
Später wird das Baby in "kleine, paspelierte Handtücher von American Apparel" gewickelt. Loretta betäubt ihre Ängste vor dem Erwachsenwerden mit Tabletten. Und sie befürchtet, dass ihr Kind zu ihrem Ebenbild und zu ihrer Konkurrentin wird. Sie steigt mit Marla ins Auto und landet in den "Mittelgebirgen". Dort trifft sie ein Mädchen, die "so eine natürliche, junge Calvin-Klein-Model-Schönheit, vielleicht sogar eine Kate-Moss-Schönheit" ist. Das "Calvin-Klein-Mädchen" führt sie in ein Camp, sozusagen ein Vorzeigeprojekt der Agentur für Arbeit, die Anstalt der besseren Mädchen eben, die, von Fernsehteams umlagert, ebenso ein Dschungel-Camp sein könnte.
Hier lebt die egoistische Loretta ein scheinbar natürliches Leben, aus dem Malte sie herausholen will. Das alles geht schnell, ist leicht, märchenhaft – und unglaubwürdig. Julia Zange betreibt eine seltsame Nebelmaschine. Der anfänglichen Lese-Ekel über so viel eingedampfte Kindlichkeit weicht der Ungläubigkeit über einen Zirkus-Zauber, in dem auch Platz für Öko-Folklore bleibt. Das soll vielleicht der Design-Hölle aus den ersten Zweidritteln des Romans entgegenstehen, wirkt aber ebenso seifig und konstruiert. Die Menschen riechen nach Parfümnamen. Julia Zange beschreibt eine offenbar oberflächliche Welt durch noch mehr Oberfläche. Eine neue Form der Rosa-Babyjacken-Poesie.
Kommentare
schlimm, echt schlimm
verbrechen allüberall, und
auf allen tannenspitzen, sah ich die verbrecher sitzen,
vor allem die weiblichen, die nie endendendendenenden zangengeborengebärerinnenzangen,
ungebrochen gebärend und gebärend und zängend und schäumend und ...
schum schum und ger und schom, nein schum
wie knoblauch und das bricht und endlos
und nicht zu unter-
scheiden
sind beihilfe und anstiftung und täter-
schaft und teilnahme
ach yussuf ben sussuf ach
lieber josef mein,
wolltest du nicht wiegen das
kindelein?
denn horch, auf dem berge
da weht in der zellen
der wind, der wind,
das himmlische kind
und ex und hopp und im und zewa
und wisch und
weg!
hier sind Sie richtig,
hier geht's raus aus dem hirnschmalz. ist 'ne schwere geburt, nämlich zangengeburt. dabei nehmen die heutzutage eigentlich nur noch die glocke und ansonsten gibt's caesarenalarm!
Hey Rahab, bist
echt 'ne Gewizzte: "Afgreki'", so tön et hier. watt liest denn da für'n Zeugs? Is der Joseph etwa deen Verehrer?
Det hört sik janz so an, als wäret so. Ick höre schoon die Hochzeitsglocken läut'n.
was?
yussuf ben sussuf? ben sofsof ben schumschum? - irrtum. ta'ut. ich bin doch von den töchtern lots (ach nee, das war beim verballhornten sünder), also von der schlange brut, welche sich dann re-materalisierte in babylon, die hierodule, die männern gute ratschläge gibt....
und in meinen sündenpfuhl? oh nein! da krieg ich nur schilschul...
natürlich hätte ich
auf gerschoms erguß antwortend fragen können, was er eigentlich wolle. männer fábrizieren schließlich auch nicht am laufenden band 'große literatur'. oder etwa doch?!
- dann lese ich fortan nur noch schund-und-schmuddel-geschmiere von frauen. allein schon, um der permanenten überforderung für mein schmalz im hirn aus dem weg zu gehen.