ZEIT ONLINE : Herr Staude, der CoRoT-Satellit hat erstmals einen Planeten außerhalb unseres Sonnensystems nachgewiesen, der von seiner Größe, Masse und Dichte her tatsächlich das Prädikat "erdähnlich" verdient. Was halten Sie von dem Fund?
Jakob Staude : Sehr viel! Das ist ein echter Durchbruch in der Suche nach fremden Planeten. CoRoT-Exo-7b, wie das jetzt gefundene Objekt heißt, ist weit kleiner als alle Planeten, die man bisher gefunden hat, er kommt in puncto Masse, Größe und Dichte der Erde recht nahe und verdient insofern das Prädikat "erdähnlich". Genau für solche Funde ist der CoRoT-Satellit gestartet.
ZEIT ONLINE : Geht es bei der CoRoT-Mission nur darum, möglichst erdähnliche Planeten zu finden?
Staude : Nicht nur. Zunächst ist aber die Identifikation einer Stichprobe solcher Objekte ein ganz wesentlicher erster Schritt. Danach soll mithilfe des Weltraumteleskops die Frage geklärt werden, wie häufig eigentlich solche Planeten im Weltall sind. Deshalb durchmustert CoRoT ein Feld mit 120.000 Sternen und hält dabei Ausschau nach jenen Sonnen, die planetare Begleiter aufweisen. Der Fund jetzt zeigt, dass wir in der Lage sind, erdähnliche Planeten zu finden. Nun können wir anfangen, sie zu sammeln, zu systematisieren, zu klassifizieren... CoRoT ist darauf ausgelegt, Hunderte solcher Planeten zu finden.
ZEIT ONLINE : Die direkte Beobachtung eines solchen Planeten gilt ja als fast unmöglich. Das wäre etwa so, sagte einmal der Astronom Charles Bleichmann, als wolle man "in einer nebligen Nacht ein Glühwürmchen neben einem Suchscheinwerfer entdecken". Wie kann man ein planetares Glühwürmchen dennoch nachweisen?
Staude : Zum Beispiel (wie bei Corot) durch die Transitmethode: Wenn ein Planet direkt vor einer Sonne vorbeizieht, dann erzeugt das eine charakteristische Verdunkelung, eine gewisse Abschwächung der Leuchtkraft dieser Sonne. Der Effekt ist natürlich sehr klein, stellen Sie sich dunkles Konfetti vor einem Pfannkuchen vor. Aber wenn man die Lichtkurve der Sonne genau beobachtet, kann man die Größe des Konfettis im Verhältnis zum Pfannkuchen bestimmen. Das funktioniert natürlich nur, wenn die Bahn des jeweiligen Planeten genau in der Beobachtungsebene liegt.
ZEIT ONLINE : Nun ist ja CoRoT-Exo-7b extrem schnell und rast in nur 21 Stunden einmal um seinen Stern. Ein Jahr dauert dort also nicht einmal einen Erdentag. Findet man solche Objekte besonders leicht oder eher schwer?
Staude : Es war zu erwarten, dass man Objekte mit solch kurzen Umlaufperioden zuerst findet. Je häufiger die Planetentransits sind, umso eher fallen sie natürlich auf. Bei der Erde dauert es ja schon ein Jahr, bevor sich ein Transit vor der Sonne wiederholt, bei Jupiter müsste man 12 Jahre warten.
ZEIT ONLINE : Von "erdähnlichen" Planeten hörte man in den vergangenen Jahren immer wieder. Was ist denn nun wirklich neu an dem Fund?
Kommentare
"Dem Publikum die Bedeutung klarmachen"
Da müssen sie sich wohl noch etwas ins Zeug legen, um dieses Ziel zu erreichen! Aber schön zu wissen, dass sich in diesem überlebenswichtigen Bereich Forscher "tummeln" und "Felder im Aufbruch" sind, während das langweilige, bis zum Abwinken erforschte Leben auf Erden niemanden mehr ernstlich interessiert.
die perspektive:
für den wahrscheinlichen fall, dass in den nächsten jahrzehnten bewohnbare planeten entdeckt werden, bleibt doch maximal die aussicht, sich mit solchen bewohnern im besten fall per lichtzeichen zu verständigen, wie auch immer. und dann? sollen die erdbewohner in 5000 jahren ihren eigenen untergang durchfunken? oder wird es ein 'save the humans manual' von der anderen seite geben?
Die Corot-Exo-7b Hölle
Wer nach dem Tod nicht in den Himmel kommt, wird mit tödlicher Sicherheit auf unserer zweiten Erde Corot-Exo-7b landen, um dort bei geschätzten 1500 Grad Celsius vor sich hin zu bruzeln, da Corot sehr nah an seiner Sonne ist. Wasser kann man also vergessen.
Die direkte Beobachtung eines solchen Planeten gilt nicht als fast unmöglich, da alles eine Frage des Preises ist. Nach meiner Einschätzung sollten ca. 10 interferometrisch (optisch) gebündelte Exemplare des Typs JWST (James Webb Space Telescope) ausreichen, um Corot-Exo-7b direkt optisch beobachten zu können. Es sollte damit auch möglich sein, im Umkreis von 100 Lichtjahren wirklich erdähnliche Planeten in Umlaufbahnen von ca. 150 Millionen km Sonnenabstand direkt ausfindig zu machen, beobachten und mittels Spektralmessungen deren mögliche Atmosphären bestimmen zu können. Der Primärspiegel des JWST Teleskops hat 6,5 m Durchmesser. Der Start erfolgt voraussichtlich im Juni 2013 mit einer Ariane 5. Je mehr JWST interferometrisch gebündelt werden, um so besser sind die Erfolgsaussichten bei der Suche nach einer zweiten Erde. Ich schlage darum die Serienfertigung des JWST Teleskops und die Errichtung eines Teleskopparks im Weltraum vor. Je mehr JWST gefertigt werden, um so günstiger wird jedes einzelne Exemplar. Aktuell umkreisen 28 GPS-Satelliten die Erde in etwa 20 000 Kilometer Höhe, folglich sollten wir in der Lage sein, mindestens 20 gebündelte JWST Teleskope in die Erdumlaufbahn zu bringen. Technisch ist das absolut in einem Zeitraum von 5 Jahren machbar. Wir würden nicht nur eine, sondern viele zweite Erden entdecken.
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Perspektiven
Die Geschichte der Comicfigur Superman : Der auf dem fernen Planeten Krypton lebende Wissenschaftler Jor-El entdeckt, dass die Zivilisation der Kryptonier durch eine nahende Katastrophe dem Untergang geweiht ist. Um seinen dreijährigen Sohn Kal-El zu retten, schickt er ihn in einer Rakete zur Erde.
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Alpha Centauri A, in überschaubaren 4,3 Lichtjahren der nächste Stern zu unserer Sonne, ist wie die Sonne ein Gelber Zwerg. Die direkte Beobachtung des gesamten Alpha Centauri A Planetensystems könnte auch für spätere unbemannte Weltraummissionen interessant sein. Sollte sich im Alpha Centauri A System eine zweite Erde befinden, könnte zukünftig eine hundertjährige Robotermission mit Androiden (humanoiden Robotern) und dem gesamten menschlichen Wissen dazu dienen, menschliches Leben ins Alpha Centauri A System zu bringen, um analog zu den Kryptonern das Überleben der menschlichen Rasse zu sichern.
Hmmm..
Ich finde das schon faszinierend. Aber trotzdem: Was auch immer möglich sein wird, ob Reisen, ob Kolonisation... wir werden immer nur eins mit uns nehmen: Uns selbst. Mit allen Problemen die dazugehören. Es hat alles etwas von einem verträumten Roadmovie. Das Verlockende ist die vermeintliche Möglichkeit, sich mit jeder Meile auf dem Highway, resp. jedem Lichtjahr, zu lösen von allen Problemen, die das irdische Leben ausmachen, zu lösen von sich selbst. Aber unser Dasein wird sich substantiell nicht verändern, wie und wo auch immer...