Es war mal wieder keine gute Woche für die Musik. Die Krise der Branche weitet sich aus und hat nun auch das verdiente Indie-Label Touch and Go Records erfasst. Noch vor zwei Jahren feierte die Plattenfirma aus Chicago, die Bands wie TV On The Radio, CocoRosie und die Yeah Yeah Yeahs bekannt machte, ihr 25-jähriges Jubiläum. Jetzt schließt sie ihren Vertrieb und wird die Veröffentlichungen drastisch reduzieren. "Touch and Go wird zu seinen Wurzeln zurückkehren und sich ausschließlich auf seine Arbeit als Independent-Label konzentrieren", schreibt der Firmenchef Corey Rusk in seiner Stellungnahme.
20 Mitarbeiter werden entlassen, der Vertrieb von mehr als 20 amerikanischen Indie-Labels eingestellt. Viele Projekte liegen vorübergehend auf Eis. Vor allem kleine Plattenfirmen wie Drag City und Merge Records trifft das hart: Sie müssen sich künftig noch stärker anstrengen, um mit Platten Geld zu verdienen. In der Chicago Tribune zeigt sich der Gründer von Merge Records, Mac McCaughan, ratlos angesichts der Misere: "Wenn eine Firma, die alles richtig gemacht hat, in diesem Geschäft nicht überleben kann ... wer dann?"
Über diese Frage diskutieren in der neuen Ausgabe der Zeitschrift Groove einige Vertreter der wichtigsten deutschen Dance-Musikvertriebe. Ronny Krieger vom Download-Portal Beatport sieht zum digitalen Angebot derzeit keine Alternative: "Das ist natürlich eine ästhetische Entscheidung. Aber diese Wahl hat man eigentlich nicht mehr." Schließlich sei alles auf den Tausch- und Download-Börsen zu haben – oft sogar weit vor der offiziellen Veröffentlichung. "Einfache Zugänglichkeit wird Leute eher dazu veranlassen, mit diesen Dingen in Berührung zu kommen, weil die Angst vor dem Plattenladen als elitärem Ort wegfällt", glaubt Krieger.
Peter Armster, Manager beim Label Word And Sound, hält den Plattenladen weiterhin für die wichtigste Anlaufstelle zur Erforschung neuer Musik: "Das wird das Spannendste an der Entwicklung im digitalen Bereich sein: wie man diese sozialen Funktionen abbilden kann." Michael Busch vom Digitalvertrieb des Kölner Labels Groove Attack bringt die Situation auf den Punkt: "Das Bewusstsein für die Wertigkeit von Musik als Kulturgut muss erhalten bleiben." Diese Herausforderung könne ein Vertrieb jedoch nicht leisten. Daher stellt Busch die entscheidende Frage der kommenden Jahre: "Kann Musik ihre Wertigkeit behalten?"
Kommentare
Krise,Krise
Ich kann es echt nicht mehr hören.
Die Musikindustrie klagt seit Jahren über Umsatzeinbrüche und illegale Downloads.
Ich sehe aber immer noch kein praktikables, dem Wert der Musik angemessenes Angebot für Musikdownloads, oder sonstige Angebote der Musikindustrie ihre Musik zu verbreiten.
Die derzeitigen Vertriebsmodelle, die zurzeit im Netz angeboten werden um Musik und Filme zu verbreiten sind ganz einfach viel zu kompliziert, uneinheitlich und zu teuer.
Wer über Jahre schläft und sich den neuen Mediengewohnheiten der Kunden nicht anpasen kann, hat meiner Meinung nach selbst schuld wenn er Umsatzeinbußen erleidet.
Das ist übrigens in jeder Branche so, die nicht mit den aktuellen Entwicklungen des Marktes bzw. der Konssumenten Schritt halten kann.
Am Konsumenten vorbei produziert würde ich sagen.
Man müsste vielleicht den reinen Gegenstand eines Tonträgers wieder reizvoller machen. So eine Schallplatte oder so eine CD, das sind doch auch Sammelobjekte. Und diesen Sammeltrieb der Konsumenten müsste man einfach mehr ansprechen, den Leuten klar machen, dass immer ein Unterschied zwischen heruntergeladener Musik und Musik auf einem Tonträger besteht. So ein Tonträger ist nämlich in gewisser Weise auch Kulturgut, und wenn ein Kulturgut bedroht ist, dann dieses. Die Musik nicht, Musik wird es immer geben, und wenn sie nicht mehr aus dem CD-Player, dem Radio oder dem Fernseher kommt, bzw. wenn einem die von dort nicht mehr gefällt, dann macht man sie eben selbst oder besucht die MySpace-Seiten der Musiker aus dem eigenen Bekanntenkreis.
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Man sollte auch bei Rot über die Ampel gehen dürfen, zumindest wenn kein Auto kommt und auf der anderen Straßenseite jemand Hilfe braucht.
Seien wir doch...
ganz ehrlich! Das was die sogenannten Stars heute verdienen, gleicht nicht im Ansatz dem, was sie auch leisten. Ein Popstar, ein Musiker ist in aller erster Linie da um Musik zu machen. Nur genau das wird heute als Kommunikationsweg benutzt um andere Produkte zu verkaufen. Musiker, die in Talkshows auftreten und Kinofilmen mitspielen, diese ganzen Images vom Frauenversteher bis Badboy unter den Boybands, welche dann beispw. das passende Parfüm bewerben, das ist das womit Geld gemacht wird. Wenn man ein wenig über die heutige Ausbeutung der Menschen die tatsächlich Musik machen nachdenkt und auch überlegt, dass die Musikindustrie nicht anders als das Bankenwesen funktioniert, bloß etwas cooler und hipper nach aussen wirkt; Das Bands davon träumen einen Major-Deal zu bekommen und dies im Prinzip genauso ist, als ob sich Kühe freuen auf die Schlachtbank zu kommen, dann stimmt tatsächlich etwas nicht.
Musik ist Kunst. Sie ist Gestiges Eigentum, ähnlich wie eine Erfindung.
Das Urhebergesetz stellt also auch eine Art Patentschutz dar.
In der Industrie wird das Geld über den Bau/Erstellung einer Erfindung gemacht. Der Erfinder wird geehrt aber nicht vor seine Erfindung gestellt.
Labels sollen für den Vertrieb und die Verbreitung von Musik sorgen, was auch durchaus berechtigt ist. Nur leider wird nicht die Erfindung sondern das Image eines Künstlers verkauft. Es ist nicht das geistige Eigentum was zu Geld gemacht wird sondern früher die anfassbare Platte oder CD und heute das Image des Künstlers. Labels, also die Industrie, konzentrieren sich immernoch auf den Verkauf von netten Nebenattributen, die ein Künstler mit sich bringt. Warum? Weils einfacher ist! Weil es mehr Geld bringt. Um das Kind mal beim Namen zu nennen. Solange Künstler von Majors träumen und unsere Gesellschaft nicht die auf die Songs sondern auf Berichte aus irgendwelchen Starmagazinen hört. Solange HipHoper Baggypants (weite Hosen) Punks Nietengürtel und Elektrofans Neonfarbene Shirts tragen....wird sich garnix ändern. Und ob ich meine mp3 legal oder illegal downloade interessiert hierbei niemand solange ich mich nach aussen so zeige wie der Musiker selbst. Alles andere wäre ja auch peinlich und daneben und meine Umgebung hätte Probleme mich einzuschätzen ohne mit mir zusprechen.
Also sch... auf die Umsätze aus den Musikverkäufen!