Vom "klimafreundlichen Kohlekraftwerk" schwärmen Deutschlands Energiekonzerne, von Innovationen und Umweltschutz. Die Hoffnungen, die sich auf die sogenannte CCS-Technologie (Carbon Capture and Storage) gründen, sind riesig. Denn wenn es den Stromkonzernen tatsächlich gelingt, das bei der Stromerzeugung anfallende Kohlendioxid abzuscheiden und sicher unter Tage zu speichern, können sie ihre Kohlekraftwerke weiter am Netz halten – und sich zugleich zugute halten, durch sie das Klima zu retten. "Da der Energieträger Kohle langfristig zur Verfügung steht, gewährleisten klimafreundliche Kohlekraftwerke gleichzeitig eine zuverlässige und klimafreundliche Energieversorgung", wirbt der CCS-Lobbyverband "Informationszentrum klimafreundliches Kohlekraftwerk e.V.", kurz IZ Klima.
Doch die Realität sieht anders aus. Weltweit ist noch keines der klimafreundlichen Kraftwerke am Netz. Im brandenburgischen Spremberg eröffnete Vattenfall vergangenen Sommer eine Mini-Pilotanlage. Von hier aus muss das Klimagas aufwendig per LKW nach Ketzin im Havelland transportiert und dort unter Tage verpresst werden.
Das sind die technischen Hürden. Neben ihnen gibt es noch zahlreiche weitere Unklarheiten, wie der Streit um das geplante "Gesetz zur Regelung von Abscheidung, Transport und dauerhafter Speicherung von Kohlendioxid" (CCS-Gesetz) zeigt.
Das Regelwerk soll den Energieversorgern einen Rechtsrahmen geben, um die Kohlendioxidspeicherung zu entwickeln und entsprechende Anlagen zu bauen. In den vergangenen Monaten hatten Bundesumweltministerium und Bundeswirtschaftsministerium gemeinsam einen Entwurf entwickelt, das Gesetz galt eigentlich als "eingetütet". Diesen Mittwoch sollte es im Kabinett verabschiedet werden. Doch die Lesung wurde eine Woche verschoben, weil SPD-Umweltpolitiker Widerstand anmeldeten. Inzwischen ist gar im Gespräch, dass das Gesetz nur noch die Rechtsgrundlagen für die CCS-Forschung legen soll, nicht aber für den tatsächlichen Betrieb.
Die Bundesregierung macht Druck. Sie will das Regelwerk noch vor der Bundestagswahl verabschieden, weil die Energieversorger auf Investitionssicherheit drängen und öffentliche Gelder winken. "Die EU hat eine Förderung in Aussicht gestellt. Es macht Sinn, dass Deutschland dort mit relativ konkreten Projekten an den Start geht", sagt Michael Donnermeyer vom IZ Klima.
Kommentare
CO2 tötet
Bei 1000 Castoren in 1000 m Tiefe unter meinem Bett könnte ich gut und beruhigt schlafen.
Bei einer Million Tonnen CO2 unter meinem Bett würde ich unruhig liegen.
Ich kann mich noch gut an die Katastrophe 1986 in Kamerun im westlichen Afrika erinnern als ein Vulkan-See CO2 rülpste.
Rund 1700 Menschen lagen anschließend tot am See.
http://wissen.spiegel.de/wis…
Sie sprechen mir aus der Seele.
Das Ereignis steht (wie auch andere) für die selektive Wahrnehmung der westlichen Öffentlichkeit.
Ich frage mich die ganze Zeit schon, wieso sich die "grüne Kohle" mit kaum wahrnehmbaren Echos durch die mediale Öffentlichkeit bewegen kann. Bürgerbewegte Empörung? Irgendwie Fehlanzeige.
Von Kahl bis Brokdorf und Wackersdorf war da mehr los, vor 30 Jahren.
Ich möchte den Unterschied fast soziologisch-demografisch erklären. Die Generation von "damals" hat ihr Feindbild, und braucht jetzt kein zweites. Die zivilen Gehorsamsverweigerer von einst sind durch die Instanzen marschiert, und oben angekommen. Und dabei älter und träger geworden. Die Demografie: es waren starke Jahrgänge, die sich ihren Weg freiboxten. Ein bischen Ideologie war dabei durchaus hilfreich. Und - es hat ja geklappt.
Heute? Ein systemverweigerndes Potential ist unter der heutigen Studentenschaftwenig erkennbar. Alle karrierefixiert.......... für die pillen- und Wendeknickgezeichneten Jahrgänge der Studenten von heute ist das ja durchaus realistisch. Sie werden schon überwiegend von den etablierten Strukturen absorbiert werden.
Mit dieser Voraussetzung ist der nüchtene Blick auf die Gefahren von "1000 Tonnen Reaktorabbrand" gegenüber "einer Million Tonnen" CO2 (oder mehr.......die deutsche Emmissionsstatistik erlaubt da noch einige Nullen.....) -eben gegenstandslos.
Für die Empörung fehlt die kritische Masse. Und, wenn es die geben sollte, dann käme vielleicht die reine Lehre des Atomausstieges ins Wanken? Nein....... da nehmen wir doch lieber etwas die Glut aus dem Feuer.
Im Gegensatz zu den Parteioberen bei SPD ud Grünen traut sich Greenpeace den Zweifrontenkrieg zu, gegen Atom und Sequestrierung. Das könnte man fast schon anerkennen. Zumindest legen die da keinen Opportunismus an den Tag.
erstmal beforschen
Ich bin sehr für Forschung in diesem Bereich, und das auch mit erklecklichen Summen. CO2 verpressen leuchtet mir allerdings auch nicht recht ein - warum kann man es nicht mittels Bakterien wieder zerlegen?
Erneuerbare Energien
Es ist Unfug hier in unseren Breitengraden z.B. auf Solarzellen zu setzen viel mehr könnte man Projekte in diesem Bereich in Afrika und um den Äquator fördern. Nicts desto trotz gibt es auch hier mehr Möglichkeiten als die ordinären Windräder. Wasser fließt z.b immer oder aber Thermalenergie...und und und ...warum Milliarden den Strommonopolisten in den pardon Hintern schieben die uns eh schon schröpfen wo sie können. Es herrscht kein fairer Wettbewerb und die Regierung wird das auch in Zukunft nicht schaffen die einzige Möglichkeit für faire Preise und den Klimaschutz wären die Verstaatlichung!!!
erneuerbare Energien stärker beforschen
Vor wenigen Wochen hätte ich Ihnen vermutlich noch kommentarlos zugestimmt. Doch dann las ich im Informationsdienst Wissenschaft eine
Pressemitteilung vom 14.01.2009
Weltrekord:
Bei 454-facher Sonnenlichtkonzentration erreichten Freiburger Forscher den Weltrekord von 41,1% 41,1% Wirkungsgrad für Mehrfachsolarzellen am Fraunhofer ISE
Karin Schneider, Presse und Public Relations
http://idw-online.de/pages/d…
Das macht wirklich Lust auf mehr Forschung. Schade , dass einschlägige Medien darüber so wenig berichten und wenn, dann sehr verzögert.
aufwendig und mit viel druck...
Ich zweifel ernsthaft, dass Gas, das mit Aufwand und viel Druck unter die Erde gepresst wird, dort auch bleiben wird..