"Es gibt wohl keinen kulturellen Bereich, in dem die Kritik so auf den Hund gekommen ist wie in der Popmusik", schreibt Mark Terkessidis in der Berliner Wochenzeitung der freitag.
Stilblüten und umgeschriebene Waschzettel nerven den Autor genauso wie Advertorials, jene redaktionellen Inhalte, die an Anzeigen geknüpft sind. "Allerdings rührt die Abwesenheit von Kritik auch von einer enormen Unentschiedenheit auf der Seite der Rezensenten", schreibt Terkessidis. "Denen mangelt es trotz einer bislang ungekannten Verfügbarkeit von historischem Material, Musik und Daten oft an Wissen beziehungsweise an der Bereitschaft zu gründlicher Recherche. Zudem fehlt es an Kategorien zur Beschreibung von Musik – für manchen Rezensenten ist bereits 'eine Perspektive sinnentleerter Frische' ein Grund zum Feiern."
So, sagt Terkessidis, könne keine Diskussion über Musik entstehen. Wo aber soll man hinschauen? In die Blogs, wo die Perspektive des "Ich, ich, ich" regiert? "Die Autoren des Feuilletons sind in diesen Tagen zweifellos deutlich besser über Popmusik informiert als früher. Doch die ernsthafte Beschäftigung mit dem Thema ist weiterhin ein Randthema, und so steht der Diskurs über Popmusik ständig unter dem Legitimationszwang, den Redakteuren ebenso wie den Lesern seine Relevanz zu erklären. Und das geschieht gewöhnlich mit Referenz auf etwas Allgemeines jenseits der Popmusik." Und eben diese wird gern an den Haaren herbeigezerrt und leistet keine Hilfe.
Überhaupt – wieso schreiben Musikkritiker noch über CDs? "Die aktuelle Praxis zielt auf die individuelle Zusammenstellung einzelner Stücke in winzigen, immer unsinnlicher werdenden Geräten auf der einen Seite und auf das extrem körper- und erlebnisbetonte Teilnehmen am Live-Gig auf der anderen. Zudem wird Musik zum Bestandteil eines digitalen Text-Bild-Tonverbundes – das Spektrum reicht von YouTube über Werbung bis zu Blockbuster-Produktionen. Die CD als geschlossenes Werk ist tatsächlich von gestern."
An dieser Stelle verhebt sich der Autor. Die Langspielplatte wurde weit nach der Single erfunden. Zuerst gab es die einzelnen Stücke, erst danach wurde das Album zur Kunstform. Und daran sollen iPods etwas ändern?
Terkessidis fordert eine Kritik, "die das Wagnis eingeht, zu urteilen ohne den Wind der Geschichte im Rücken zu spüren." Denn bei "einer solchen Kritik geht es nicht darum, das Publikum zu bedienen, sondern manches Mal auch darum, es zu beschimpfen; nicht darum, es auf andere Gedanken zu bringen, sondern auf neue Ideen."
Kommentare
Nicht der Pop ist am Ende !!
Es ändert sich nur die Art wie er von vielen konsumiert wird .
Sie fragen nach Meinungen zu zeitgemäßer Pop Kritik .
Dabei sollte man gerade bei den heutigen Möglichkeiten in der Kritik nicht nur das Werk an sich beurteilen sondern auch die Qualität der Medien
in denen das Album angeboten wird .
Sprich durchaus klangliche Qualitätsunterschiede aufzeigen zwischen
CD und beispielsweise Download als MP3 .
Dazu auch mehr Augenmerk auf die Ausführung auf dem Medium mit der höchstmöglichen klanglichen Qualität ,Stichwort "Loudness War ".
Wer meint Bruchqualität zu heutigen Tonträger Preisen anbieten zu können
der sollte auch ruhig glasklar benannt werden .
Die CD als abgehakt zu sehen halte ich für arg verfrüht ,nicht jeder Hörer
populärer Musik begnügt sich mit Downloads auf die Festplatte ,im Gegenteil die weitaus größere Mehrheit benutzt immer noch die klassischen Tonträger ,selbst für die LP ist der Kreis der Liebhaber noch sehr viel größer als viele annehmen .
Was das Werk selber angeht empfehle ich zurückhaltender zu agieren im
Schreibstil, sofern nicht offensichtlich in der Hauptsache abgekupfert wurde und dem Werk jegliche künstlerische Eigenständigkeit fehlt .
Hier wurde und wird von Kritikern nach meinem Eindruck viel zu egoistisch
vorgegangen .
Über Geschmack kann man nun mal nicht streiten ,über handwerkliche Qualität aber schon und da sollte die zeitgemäße Musik Kritik im Allgemeinen viel mehr Augenmerk drauf legen .
MfG Katana
Musik und Politik
Macht es doch wie die Sozialisten-Regierung in Spanien. Wer als Musiker oder Schauspieler oder sonstiger "Künstler" vor der Wahl mit einem gekrümmten Finger vor dem Auge den Sozis seine Stimme zugesagt hat, bekommt vom Sozialisten-Kulturministerium Bargeld aus der Zwangsabgabe, die alle Käufer wie eine Steuer auf irgendwelche Musikartikel zahlen müssen. Bekennt man sich nicht zur Sozialisten-Regierung bekommt man auch kein Geld. So haben sich zwar viele Künstler verkauft, haben aber ein staatlich garantiertes Einkommen. Die Abteilung und die Entscheidungsträger in dieser Abteilung der Sozialisten-Kultur werden natürlich nur von linientreuen Funktionären oder Brüdern oder Schwestern oder Schwägerinnen der jeweiligen MinisterInnen gestellt. So ist auch sichergestellt, daß nur die linientreuen Filmproduktionen Gelder und Fördermittel aus dem großen Staatstopf bekommen. Solch geniale Struktur hat es noch nicht einmal in der Ostzone gegeben. Einmaliges öffentliches Bekenntnis zur Linkspartei und schon rollt der Rubel. Sollte sich die deutsche SPD mal ins Wahlprogramm schreiben solch eine tolle Behörde.
Nun, einer der Felder des Journalismus , welches mir am liebsten ist, da ich selbst ein Freund, besonders von Classicrock bin. Ich muss leider schreiben, das es wirklich kaum noch gute Kritiker gibt. Vielmehr ist es in vielen Zeitungen zu einem Randthema verkommen. Des weiteren sind jene sogenannte Kritiken, nichts weiter als eine schwammige, etwas zu lasche Wiedergabe von Eindrücken des Kritikers. Auch anders ausgedrückt, viele Kritiken sind schlichtweg zu neutral gehalten. Oft hat man schlussendlich keine wirklich eindeutige Wertung vom Schreiber erhalten. Zu oft weiss man nicht , ob es nun ein schlechtes oder gutes Musikalbum ist. Ob eine Angst vor den Konsequenzen für die jeweilige Zeitung oder den Schreiber dahinter steckt, kann man nur vermuten, begrüßenswert ist es meiner Ansicht nicht. Und natürlich muss ein guter Kritiker immer eine gewisse Neutralität besitzen, doch sie darf nicht die Oberhand gewinnen, der Schreiber muss die Intensität der Musik deuten können, sie kritisieren, sie aber niemals kaputt-kritisieren. Denn Musik ist immer noch eine Kunstform, egal wie kommerziell sie auch daherkommt.
Ich bin zwar kein Pop-Theoretiker,
aber es gibt hier jemanden mitten unter uns, dessen Rezensionen ich stets mit Gewinn und Genuß lesen kann: wahrensfeld. Weshalb also in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah?
Nicht nur kann ich seine hiesigen Rezensionen jedem anempfehlen, sondern auch überaus guten Gewissens auf sein Blog verweisen. Man täte gut daran, es regelmäßig zu besuchen.
Chapeau, wahrensfeld!