Bisher war das Geschäft mit dem Strom einfach: Es gibt Kern- und Kohlekraftwerke. Die erzeugen rund um die Uhr ausreichend Strom. Und es gibt Kunden. Die können ihn zum immer gleichen Preis verbrauchen. Doch ist das ein teures und ineffizientes Unterfangen, das noch dazu die Umwelt verschmutzt.
Künftig könnte das anders sein: Wind, Sonne und andere erneuerbare Energien ersetzen Kohle und Kernbrennstäbe. Bislang aber haben die regenerativen Energien ein Manko, sie sind nicht so konstant verfügbar wie konventionelle. Ähnlich das Problem bei den "Prosumenten", bei denen also, die nicht nur Strom zapfen, sondern dank Photovoltaik-Anlagen auch selbst welchen produzieren.
Beide Probleme sind für die Industrie eine Herausforderung, der man mit "intelligenten Stromnetzen" begegnen will. Zu den wichtigsten Bausteinen des künftigen Stromnetzes gehört der sogenannte Smartmeter. Dieser steuerbare Stromzähler solle Kunden einerseits 24 Stunden im voraus über die Preiskurve des nächsten Tages informieren. Andererseits soll er den tatsächlichen Verbrauch messen und an den Stromkonzern melden, sagt Hellmuth Frey, Mitarbeiter des Karlsruher Energiekonzerns EnBW.
Der Bund unterstützt diese Ideen mit dem "Leuchtturmprojekt E-Energy". Zwischen 2008 und 2012 zahlt die Bundesregierung dafür 60 Millionen Euro. Weitere 80 Millionen bringen die Unternehmen auf. Getestet wird das Projekt in sechs Modellregionen im Land. Eine davon betreut Frey für EnBW.
Für die Konsumenten brächte das Ganze noch einen Nebeneffekt. In der nächsten Ausbaustufe könnten sie per Handy notfalls den Herd ausstellen, falls das vergessen wurde. Denn letztlich ist der Stromzähler nichts weiter als ein mit dem Internet verbundener Computer. Sind dazu noch in jedes Gerät identifizierbare Chips installiert, wie Frey sich das wünscht, können die Zähler den gesamten Haushalt überwachen und steuern.
Doch birgt genau das Risiken: Muss die Verbindung doch so sicher sein, dass niemand anders den Herd manipulieren kann. Um ihn in böser Absicht anzustellen, beispielsweise. Kritisch ist auch der Datenschutz. Gegner fürchten, dass der Stromzähler nicht nur zählt, sondern überaus geschwätzig ist. So könnten Dritte mit seiner Hilfe erfahren, "ob der Eierkocher eingeschaltet wurde und ob er ein oder drei Eier zubereitet hat". Hellmuth Frey hält das für abwegig: "Dann müssten wir ja die Daten sekündlich vom Stromzähler abrufen. Das tun wir aber nicht. Wir benötigen die Daten nur alle viertel Stunde."
Dietmar Müller, Sprecher des Bundesdatenschutzbeauftragten, wünscht sich jedoch eine Lösung bei der – so schreibt er in einer Stellungnahme für ZEIT ONLINE – "zwar eine detaillierte Verbrauchsmessung erfolgt und insofern die 'Stromfresser' ausfindig gemacht werden können, andererseits aber diese Daten nicht das Haus verlassen". Technisch möglich sei das.
Kommentare
Die Naivität mancher Mitmenschen in Bezug Daten und Technik scheint grenzenlos zu sein.
Und die, die tatsächlich glauben durch Einbau eines solchen digitalen und vernetzten Zählers am Tag ein Paar Cent zu sparen sind um keinen Deut besser.
Aber ferngesteuert lebt sich´s halt besser. Erspart das denken- bis der Saft abgestellt wird.
Zetti
Es ist ja interessant, daß man das für beherrschbar hält. Ich würd erstmal voraussetzen, daß trotz "smartem" Stromzähler die verbrauchte Menge elektrischer Arbeit konstant bleibt. So, und als interessierter Laie hab ich schon mal gehört, daß alles Sinnen und Trachten des Netzbetriebes bisher dahin gingen, Lastspitzen auszugleichen. Die statistische Verteilung des Verbrauches als Prinzip. Da wird jetzt das Gegenteil zum Standard erklärt. Wenn der Wind bläst, schalten alle Waschmaschinen etc. zu. Die gleiche Arbeit müßte dann also in kürzerer Zeit durch die Netze, die "Spitze" sozusagen der Normalzustand der Versorgung.
Um welchen Faktor soll dazu die im Netz verbaute Kupfermenge steigen? Ist da die Knappheit plötzlich aufgehoben?
Oder sind da tatsächlich Prinzipien am Werk, die sich dem Verständnis des Laien entziehen?
Das sinnvolle an solchen Zählern wäre, dass man seinen Strom kaufen könnte wie Brot oder Benzin. Also nicht ein Jahr im voraus. Es zeigt aber mal wieder den Nachteil der Subventionitis. Erst wird subventioniert, dann kommen die Bedenken. Vorher Marktforschung und prodiziert nach dem möglichen Nutzen, das wäre es. Es zeigt aber nur, wie Politik und Energiewirtschaft unter einer Decke stecken. Die Einnahmen von Öko- und Umsatzsteuer werden gebraucht, egal mit welchen Methoden sie generiert werden.
Hysterischer geht's nicht:
Das ist doch völlig wurscht, ob jemand weiß, wie viel Eier ich gekocht habe oder nicht. Man muss doch fragen: Wen soll das überhaupt interessieren?
Das Beispiel...
... ist allerdings etwas daneben. Dass Kriminelle die Verbrauchsinfo nutzen könnten, um leichter urlaubsbedingt "verwaiste" Häuser aufzuspüren, ist eine IMHO plausible Befürchtung.
Jeglicher Missbrauch dieser durchaus viel versprechenden Technologie muss daher bereits in der Planungsphase durch geeignete Kryptografie- und Authentifizierungsverfahren unterbunden werden.
Die Minimallösung "ohne Authentifizierung durch das Internet abfragbar", wie sie schon einmal durch die Medien gegeistert ist, kann es jedenfalls nicht sein...