Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich für eine Flugverbotszone über Syrien ausgesprochen. "In der jetzigen Situation wäre es hilfreich, wenn es dort ein Gebiet gäbe, auf das keine der Kriegsparteien Angriffe fliegt – also eine Art Flugverbotszone", sagte Merkel der Stuttgarter Zeitung. "Wenn es gelänge, zwischen der Anti-Assad-Koalition und den Assad-Unterstützern eine solche Vereinbarung zu treffen, wäre das hilfreich." Zugleich schloss sie Verhandlungen mit der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) strikt aus.
Die Kanzlerin unterstützte damit erstmals einen Vorschlag, den die Türkei schon seit längerer Zeit erhebt. Merkel bezeichnete die Lage in Syrien, wo der Konflikt zwischen dem Regime von Baschar al-Assad und seinen Gegnern bald fünf Jahre dauert, als "unendlich kompliziert". Die Bombardierungen in und um die Stadt Aleppo, "gerade auch durch russisches Militär", machten alles noch schwieriger.
"Es muss diplomatisch alles versucht werden, diesen Krieg zu beenden", sagte Merkel. "Aber dass er morgen vorbei ist, damit kann man wirklich nicht rechnen."
Mit Unterstützung des russischen Militärs rücken die Assad-Truppen seit Wochen auf Aleppo vor. Zehntausende Menschen aus der Region sind in Richtung Türkei und Europa geflohen. Zwar wurde am Wochenende auf der Münchener Sicherheitskonferenz eine Feuerpause für Syrien vereinbart – doch setzen die syrischen Regierungstruppen mit russischer Luftunterstützung
ihre Offensive im Norden Syriens unvermindert fort. Auch ist unklar, für welche der vielen Konfliktparteien die Feuerpause gelten soll und wer sie tatsächlich umsetzen wird.
Am Montag wurden zwei Krankenhäuser und eine Schule angegriffen. Insgesamt starben in den Provinzen Idlib und Aleppo am Montag 19
Menschen, wie die der Opposition nahestehende Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte
mitteilte.
Aleppo: Verwüstungen im Bürgerkrieg
- Vorher
- Nachher
Ärzte ohne Grenzen (MSF) sprach von einem anscheinend "gezielten
Angriff" auf eine von der Hilfsorganisation unterstützte Klinik. Die
Menschenrechtsbeobachter gingen davon aus, dass die Bombardements von
russischer Seite ausgeführt wurden. Aus Moskau gab es dazu keine
Stellungnahme.
Wer kämpft in Syrien?
Zerrissenes Land
Mehr als 400.000 Menschen sind in Syrien getötet worden, seit der Konflikt im Frühjahr 2011 als friedlicher Protest gegen die Regierung begann. Das Assad-Regime reagierte mit Gewalt, seine Gegner griffen zu den Waffen – heute herrscht Bürgerkrieg.
Wer kämpft in Syrien?
Seit Beginn des Bürgerkriegs sind große Teile Syriens der Kontrolle des Regimes entglitten. Sie werden von unterschiedlichsten Milizen gehalten. Auch von außen erfahren die Kriegsparteien Unterstützung, und andere Länder greifen in den Krieg ein.
Wer kämpft in Syrien?
Verhandlungen für eine politische Lösung sind immer wieder gescheitert, ebenso mehrere Waffenruhen. Humanitäre Hilfe für die Zivilbevölkerung ist kaum möglich. So bleibt es dabei: Jeder kämpft seinen eigenen Krieg, ein Frieden ist nicht in Sicht.
Kommentare
Flugverbotszone über Syrien gibt es schon (Letzter Absatz im Link):
Erdogan tobt: Türkei droht Russland offen mit Krieg
http://deutsche-wirtschaf...
Interessant ist in diesem Zusammenhang die Einschätzung des von der US-Regierung finanzierten Washington Institute for Near East Policy. Dessen Direktor Soner Çağaptay, sagte Voice of America, dass sich die Türkei mit dem Abschuss eines russischen Jets einen schweren militärischen Nachteil eingehandelt habe: „Insgesamt können wir festhalten, dass die Türkei durch den Abschuss des Jets mehr verloren als gewonnen hat (…) Früher konnte die Türkei bestimmte Rebellengruppen sehr leicht unterstützen und sie sogar per Luft versorgen. Doch nun ist es unmöglich, nur einen einzigen türkischen Jet im syrischen Luftraum auszumachen. Faktisch gesehen hat Russland eine Flugverbotszone in Syrien eingerichtet, die die Türkei zuvor immer gefordert hatte. Allerdings richtet sich diese Flugverbotszone explizit gegen die Türkei. Das ist wohl der größte Verlust für die Türkei.“
Liebe Frau Merkel, was Syrien betrifft, sind Sie leider irrelevant - die Großmächte USA und Russland haben das Sagen.
Exakt. So sieht also Merkels "Bekämpfung von Fluchtursachen" aus:
Forderungen.
Deutschland ist nicht nur am Ende, wir machen uns auch noch mit dieser Kanzlerin nur noch lächerlich. Flugverbotszonen, meine liebe Angela, hätte man von unseren amerikanischen Freunden schon vor Jahren einfordern können.
Heute morgen hatte ich geschrieben, daß es nun auf die Kanzlerin ankommt. Daß womöglich nur sie die Türken von einer direkten Invasion in Syrien abhalten kann.
Nun, Merkel hat versagt. Die Flugverbotszone ist der Übergang vom hybriden zum direkten Krieg der Nato gegen Syrien.
PS. Das lässt die Meldung über zerstörte Krankenhäuser, die auf allen Kanälen gespielt wird, in einem ungünstigen Licht erscheinen.
"Das lässt die Meldung über zerstörte Krankenhäuser, die auf allen Kanälen gespielt wird, in einem ungünstigen Licht erscheinen."
Erstaunt Sie nicht, das solche Ereignisse letzte Zeit wie auf Bestellung kommen?
Gute Idee von Merkel, das mit der Flugverbotszone. Am besten auch in den Gebieten Syriens, in denen die türkische Luftwaffe Kurden bombardiert.
Na ja, die USA haben eigene Bodentruppen in Syrien ausgeschlossen. Da käme doch gerade eine Flugverbotszone recht. Dann müssten die Parteien mal Stellung beziehen und ihre Haltung offenbaren.
Flugverbotszone über das gesamte Konfliktgebiet. Der Irak ruht scheinbar.