Kämpfen gegen Windmühlen. So könnte die Berufsbeschreibung all derjenigen lauten, die es sich in diesen Tagen zur Aufgabe machen, für eine starke EU zu werben. Das sind immer noch weite Teile der politischen und gesellschaftlichen Eliten in Deutschland. Mit Ausnahme des nationalistischen AfD-Milieus finden sich weder in Wissenschaft und Journalismus noch in Politik und Verbandswesen mehrheitsfähige Stimmen, die offen eine Rückabwicklung der Errungenschaften europäischer Integration fordern.
Dennoch: Immer mehr Bürger weigern sich, einen solchen europapolitischen Grundkonsens mitzutragen. Entweder gilt das Thema vielen als zu komplex, was in der Tat nicht zu verübeln ist. Schließlich sind die Verästelungen europäischer Wirtschafts- und Sozialpolitik durchaus verwirrend. Auch für Experten. Oder aber: Europa wird direkt verantwortlich gemacht für die Übel unserer Zeit. So steht die EU bei vielen im Verruf, Jugendarbeitslosigkeit zu fördern, unnötige Sparmaßnahmen zu erzwingen oder soziale Verarmung nach sich zu ziehen, insbesondere in Südeuropa. Das renommierte Umfrageinstitut Pew Research Center stellte im Juni fest, dass die meisten Bürger in zehn EU-Ländern die ever closer Union, also die fortschreitende Vertiefung der europäischen Integration, ablehnen und eine Rückführung von EU-Kompetenzen auf die Ebene der Nationalstaaten befürworten.
Die Europäische Union ist derzeit also alles andere als ein Gewinnerthema. Man könnte auch sagen: Ihr Markenkern ist kaputt. Ihr selbst auferlegtes Image als Wohlstands- und Friedensprojekt wirkt heute, trotz oder wegen der zahlreichen Krisen, aus der Zeit gefallen und unsexy. Die Argumente der Proeuropäer können noch so sauber recherchiert und stichhaltig sein, die hearts and minds der Bürger erreichen sie nicht. Der EU beschert das neben all ihren Unzulänglichkeiten vor allen Dingen ein kommunikatives Problem. Ein geeintes Europa war früher die Hoffnung einer ganzen Generation. Heute klingt das mehr nach einem verbrannten Kampfbegriff, der damit in einer Liga spielt wie beispielsweise die "Multikulti-Gesellschaft" oder die "Leitkulturdebatte".
Die EU ist nicht die einzige politische Organisation, die in den vergangenen Jahren in eine kommunikative Schieflage geraten ist. Deutsche Volksparteien können bezeugen, wie schwierig es ist, verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen und sich auf den eigenen Markenkern zu besinnen. Als interessant erweist sich aber auch ein Blick jenseits der Politik in die Welt der Wirtschaft. Dort finden sich zahlreiche Präzedenzfälle von Großunternehmen, die ebenso mit schwerwiegenden Kommunikations- und Reputationsschwierigkeiten zu kämpfen hatten.
VW ist ein aktuelles Beispiel. Der Autokonzern galt als Flaggschiff deutscher Ingenieurskunst, bekannt für Zuverlässigkeit und Qualität. Das Schummel-Image zerstört dieses Bild. Ähnlich verhält es sich mit dem Apple-Konzern, der in den 1990er Jahren weder hip noch marktwirtschaftlich rentabel war. Der Niedergang der ehemaligen Mobilfunkgiganten Blackberry und Nokia ist allseits bekannt. Die Deutsche Bank hat sich nach Bekanntwerden ihrer Verwicklung in den Skandal um manipulierte Zinssätze vollkommen von ihrer Rolle als Saubermann der Bankenszene verabschiedet. Und wer erinnert sich nicht an Brent Spar, den PR-Supergau um eine von Greenpeace besetzte Shell-Bohrinsel, die den Ruf des Ölkonzerns auf Jahre ruiniert hat. Die Liste von Skandalen und Krisen großer Firmen ließe sich problemlos fortführen.
Fünf Lehren der Krisen- und Markenkommunikation
Gern, und in vielen Fällen zu Recht, nimmt der Wirtschaftssektor für sich in Anspruch, dynamisch und agil auf neue Marktsituationen reagieren zu können. Soll heißen: Probleme werden pragmatisch angepackt. Doch wie genau positioniert sich ein Unternehmen, dessen Reputation in Scherben liegt? Einige Methoden der Krisen- und Markenkommunikation haben sich in der Vergangenheit in Fällen wie den oben beschriebenen bewährt:
Erstens: Tempo zählt. Eine ganze Agenturindustrie verdient ihr Geld, indem sie ihre Auftraggeber im Krisenfall dabei unterstützt, Kommunikationswege zu beschleunigen, das heißt: Sprechvorlagen formulieren, Medienarbeit kanalisieren und Strategiepläne entwerfen. Die kritische Öffentlichkeit erwartet rasches Krisenmanagement. Langwierige Salamitaktik ist immer falsch.
Zweitens: klare Sprecherrollen. In Krisenzeiten hilft keine Kakophonie. Es bedarf einer personifizierten Außendarstellung, die autorisiert ist, für die Organisation zu sprechen.
Drittens: Transparenz und Ehrlichkeit. Bei unternehmerischem Missmanagement treten die Chefs der Chefs auf den Plan. Anteilseigner oder Aktionäre sind es, die einen offenen Umgang mit Fehlern fordern, von Verantwortlichen im Zweifelsfall erwarten, ihren Hut zu nehmen, und neue Organisationsstrukturen implementieren.
Viertens: neue Außendarstellung. Wenn
ein Markenkern derart beschädigt ist, dass die bloße Nennung des Unternehmens
Kopfschütteln verursacht, ist die Zeit gekommen, eine Neugründung der Marke samt
neuem Logo und Namen in Erwägung zu ziehen. Ein geordneter Neuanfang bietet
schließlich Gelegenheit, ein Unternehmen von den Altlasten der Vergangenheit in
der Außenwahrnehmung zu befreien.
Und fünftens: Innovationen fördern. Die Entwicklung neuer Produkte ist ein Patentrezept, um in Krisenzeiten neue Marktsegmente zu erschließen oder bestehende zu bedienen.
Kommentare
Im Artikel wird do getan als ob die nur ein Kommunikationsproblem hat.
Das ist falsch. Das grösste Problem ist der Euro. Gemeinsame Wöhrung ohne Transferunion funktioniert einfach nicht. Wie ausufernde Exporterfolge Deutschlands in den Süden nachdrücklich zeigen.
Zweitens die Duldung, dass in Ungarn und Polen die Demokrarie geschliffen wird.
Drittens komplette Ignoranz gegenüber den Bürgern bei TTIP, Ceta und EPA.
Das ist keine EU der Bürgerinteressen sondern lediglich der Kapitalinteressen. Die zeigt sich deutlich an dem geleakten Papier das Schiedsgerichte für Staaten innerhalb der EU fordert.
Eine gute Idee wird von Lobbyisten und unfähigen Politikern vor die Wand gefahren.
Sie vertreten eine Außenseiterposition!
Für die Mehrheit der Bürger liegen die Probleme woanders!
Interessant ist dazu noch, dass die EU als Unternehmen dargestellt oder damit verglichen wird und Lösungsansätze, die bei Unternehmen wirken sollen und regelmäßig diese vor die Wand fahren, auch auf einen Staat(engebilde) angewendet werden sollen. Andere Lösungsansätze zur "Sanierung" von Unternehmen in Schieflage sind Entlassungen, Einsparungen, Verschlankunten, Auslagerungen und Schließungen. Alles Dinge, die bei einem Staat die Situation der Bevölkerung verschlimmern und Ursachen für Schieflagen selten oder gar nicht bekämpfen, sondern nur verschleiern. Dadurch wird wunderbar gezeigt, was in der EU eigentlich falsch läuft: Wirtschaftsinteressen werden über Bevölkerungsinteressen gestellt.
Und genau das ist in Griechland passiert und passiert auch noch.
Ein Exempel.
Und nicht das Letzte ...
Meine Kindheit war auch schön.
Aber das Leben geht weiter und die Welt hat sich massiv verändert.
Wirtschaft, Kultur, Kommunikation - alles verzahnt.
Inzwischen haben wir ein paar Milliarden Menschen mehr.
Internet und technischer Fortschritt machen die Welt zum Dorf.
Die Welt ist dadurch nicht einfacher, sonder komplexer geworden.
Der eine Staat kann nicht ohne den anderen.
Nahe liegende das die Rückkehr zum Nationalismus keine Lösung ist.
Der Mensch muss sich in seiner Welt zurechtfinden und das kann er am besten in seiner Region und Heimat.
Dafür braucht der kleine Einheiten in denen er sich zurechtfinden (selbst D ist mir zu groß, was interessieren mich die Sachsen oder Holsteiner, wenn die Nachbarn CH und F mir näher sind).
Stichwort ein Europa der Regionen. Lösung: Eine zweite Kammer in der die kleinen Einheiten mitbestimmen können.
Ein starkes Auftreten der EU in der Außenpolitik und eine gemeinsame Armee stärken die Zusammengehörigkeit nach außen.
Ich stimme Ihnen zu.
Nur bei Punkt zwei wäre es nach meiner Meinung sinnvoll,
auch mal die Bürger in Ungarn und Polen nach Ihrem Demokratieverständnis zu fragen
und gleichzeitig die Äußerungen der EU und der QM zu hinterfragen.
...kurz und knapp, man sollte die Bürger in diesen Ländern austauschen. Denn nur sie sind schuld....
Auch Ihnen meine Zustimmung.
Abere wie sollen wir die fortgeschrittene und fortschreitende Globalisierung aufhalten.
Stichworte:
Agenda 2030 der UN und EINEWELT des BMZ
CETA, TPP, TTIP
NATO
WHO
IWF
...
http://www.un.org/depts/germ…
https://www.zukunftscharta.d…
Außenseiterposition?
Woher wissen Sie das?
Probleme woanders?
Zum Beispiel?
(PS: Wie haben Sie so plötzlich auf #1.1 geschafft?)
"Wirtschaft, Kultur, Kommunikation - alles verzahnt.
Inzwischen haben wir ein paar Milliarden Menschen mehr.
Internet und technischer Fortschritt machen die Welt zum Dorf. Die Welt ist dadurch nicht einfacher, sonder komplexer geworden."
Ja, die Welt ist schneller und hektischer geworden. Die 80er-Jahre-Deutsche-Post konnte noch vorgeben, welche Telefone man benutzen durfte und was eine OWi war, wenn ein "fremdes" Gerät, z.B. aus den USA, ohne Genehmigung angeschlossen wurde.
"Dafür braucht der kleine Einheiten in denen er sich zurechtfinden
...
Stichwort ein Europa der Regionen. Lösung: Eine zweite Kammer in der die kleinen Einheiten mitbestimmen können.
Ein starkes Auftreten der EU in der Außenpolitik und eine gemeinsame Armee stärken die Zusammengehörigkeit nach außen."
Als Frage, keine Kritik - wie wollen Sie eine einheitliche Außenpolitik, insbesondere eine gemeinsame Armee, bewerkstelligen, wenn Sie gleichzeitig regionalisieren wollen?
Ihren Ansatz einer Regionalisierung finde ich interessant, aber wie wollen Sie vermeiden, dass sich dann nur noch mehr konzentriert auf die Kernregionen Rhein-Main-Schiene von Amsterdam bis Frankfurt, Benelux, Paris, Hamburg, Südwestdeutschland, Oberitalien und die anderen Regionen zurückfallen?
michel II,
Sie haben recht, wenn Sie von Milliarden mehr Menschen auf dieser Welt reden. Nur die Anzahl der Menschen in Ihrer Region hat sich nicht geändert.
Die anderen von Ihnen geschilderten Veränderungen werfen die Frage auf, wie eine Zukunft in Frieden, Freiheit und Wohlstand erreicht oder erhalten werden kann. Wir mögen temporär Kriege, Finanzkrisen und Umweltkatastrophen in kleinen Regionen überstehen, aber nur ein gewichtiges, agiles und flexibles Europa spielt auf dieser Erde noch eine Rolle.
Nach dem 2. Weltkrieg war ein geeintes Europa ein Friedens- und Wirtschaftsprojekt für einen Kontinent, der mit seiner Kriegs- und Kolonial-Politik für Jahrhunderte (teilweise sehr grausam) die Welt beherrschte. Die jetzigen Herausforderungen sind aber nur zu bewältigen, wenn die Nationalstaaten in die Europäische Vision hineinwachsen. Das muss man den Menschen in Europa erklären, aber nur Partizipation an der Umsetzung und dem möglichen Wohlstand werden die - teilweise ja durch Lügen, siehe Brexit oder das Bashing der EU-Administration in Brüssel - bestehenden Vorbehalte reduzieren.
Ich erlebe die Entwicklung der europäischen Union seit dem Beginn und als Gewinn, aber die Jugend muss begreifen, was sie verliert und was das für ihre Zukunft bedeutet.
Haben Sie eine Umfrage gestartet? Oder wie kommen Sie darauf?
Finde die Auflistung ganz passend.
Das blinde Vertrauen verschwindet und das ist gut so.
Ich sehe das ähnlich wie Jesses.
Keine Public-Relation-Kampagne kann bei diesen schwerwiegenden inhaltlichen Defiziten aktuell für mich und meine Meinung etwas ändern. Dazu bedarf es eben explizit der Behebung dieser inhaltlichen Defizite...und dafür gibt es keinerlei einfache Pauschallösungen.
"Abere wie sollen wir die fortgeschrittene und fortschreitende Globalisierung aufhalten"
Aufhalten läßt sich die Globalisierung nicht.
Die Frage die man sich stellen muß, in welcher "Organisationsform" man diese am besten mit beeinflussen kann. Lauter kleine und vor allem miteinander zerstrittene Nationen sind, zumindest nach meinem Dafürhalten, der falsche Weg.
"Keine Public-Relation-Kampagne kann bei diesen schwerwiegenden inhaltlichen Defiziten aktuell für mich und meine Meinung etwas ändern. Dazu bedarf es eben explizit der Behebung dieser inhaltlichen Defizite...und dafür gibt es keinerlei einfache Pauschallösungen"
Na ja, bei Ihnen würde so ein Kampagne evt. nichts bringen. Aber sehen wir und das Gros der Bürger an, sind diese doch für leichte Marketing Spiele der Populisten relativ einfach zu haben. Einfache Lösungen im knalligen Ton präsentiert und fertig ist das inhaltslose Marketingprodukt.
Warum sollte das nicht auf EU-Ebene auch passen?
Sie liegen völlig richtig. Der Fluch der bösen Tat: Wer in einem kapitalistischen, marktwirtschaftlich organisierten System unternehmerisches Handeln von Haftung und Verantwortung trennt, stiftet auf folgenschwere Weise Schaden. Jeder kleine Gewerbebetrieb muss für seine Verbindlichkeiten geradestehen. Gewinnaussicht und Verlustrisiko gehen Hand in Hand. Weit und breit steht niemand bereit, der dem Betriebseigner im Fall eines Problems, gleich ob selbst herbeigeführt oder nicht, Geld schenkt. Das ist auch gut so, denn entsprechend umsichtig wird er agieren. Wirtschaftet er gut, darf er sich eines Gewinns erfreuen. Wirtschaftet er schlecht, macht er Miese oder verschwindet vom Markt. Sein möglicher Nutzen, sein Problem. Das ist die Essenz eines arbeitsteiligen, auf Privateigentum beruhenden Wirtschaftssystems.
Ganz andere Regeln haben sich – der Symbiose von Big Government und Big Money sei Dank – für die großen Geldhäuser eingebürgert: Was auch immer deren Vorstand tut – er kann sicher sein, dass Verluste sozialisiert werden, während Gewinne beim Unternehmen verbleiben. Solange diese Form des Geldsozialismus nicht beseitigt ist, wird die Krise des Kapitalsystems nicht enden.
@Jesses
Ich denke nicht, dass der Euro das Hauptproblem ist. Das Problem ist ein ganz anderes!
Die Probleme waren von Anfang präsent, denn man hatte das Problem falsch angefasst. Wir hatten anno 1952 die Gründung mit 6 Staaten: Belgien, Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Luxemburg, Italien und den Niederlanden zu denen dann im Laufe der Jahre bis heute 22 weitere Staaten aufgenommen wurden.
Eine derart aufgeblasene Gemeinschaft kann aber nur funktionieren, wenn sie step by step schrittweise erweitert wird. Der Fehler war, dass nicht erst versucht wurde die 6 "Gründungsstaaten" auf ein gemeinsames Niveau zu bringen, sei es politisch und auch witschaftlich. Erst wenn diese Anfangsgemeinschaft aus in der Tat Gleichen unter Gleichen bestanden hätte, wäre die Möglichkeit gewesen, einen weiteren Staat aufzunehmen. usw. usw.
Was wir heute haben, ist eine Gemeinschaft von Ungleichen. Das funktioniert eben nicht. Und dass eines der kleinsten Mitgliedsländer den "Chef" stellt und weiterhin sein eigenes Wirtschaftliches Süppchen kocht in dem es im eigenen Land Sonderpreise für Unternehmen anbietet, ist nur eines dieser Unverschämtheiten.
"Das grösste Problem ist der Euro." - keine Diskussion - ein Jahrhundertfehler....
"Zweitens die Duldung, dass in Ungarn und Polen die Demokratie geschliffen wird." - Bei der EU ist ja nicht genau definiert, was sie ist... ein Staatenbund ? ... aber dann müsste bei jeder Neuaufnahme die Bürger aller Mitglieder einverstanden sein - oder zumindest die Mehrheit aller Bürger.
" Drittens komplette Ignoranz gegenüber den Bürgern bei TTIP "
Da geht es doch nur um die Macht des sog. Stärkeren.... Das gleiche Vorgehen macht doch auch die EU gegenüber der Schweiz, dort heisst es einfach "institutionelles Rahmenabkommen" und ist nur eine automatische Rechtsübernahme.
So kann die Schweiz nur auf einen guten "Schneepflug UK" hoffen....
Vielleicht ist Europa einfach nur zu groß. Wenn morgen das Saarland aus Deutschland austreten wollte, würde ich sagen: Tschüß. Und in Stuttgart habe ich viele Leute kennengelernt, die prima ohne die fünf neuen Länder leben könnten.
Warum sollte ich mit Litauen und Zypern einen gemeinsamen Staat bilden wollen, wenn mir das Saarland schon egal ist?
Ohne Frage war die Idee der Gründungsväter 'eine Friedens- und Wohlstandsunion = EU' zu schaffen großartig.
Als Startlösung war sicherlich auch die NUR auf Verträge und nicht auf eine direkte Zustimmung durch die Menschen vertretbar. Aber dann setzten die -vorhersehbaren- systemimmanenten Fehler ein:
1. Die Poltik wird niemals ohne Zwang ein System fortentwickeln, das wäre ja weitsichtig und mit Arbeit verbunden
2. Die EU-Bürokratie muss ja ohne richtige Aufgaben aus lauter Langeweile sich mit irgendwas beschäftigen; es fing mit den Butterbergen, Milchseen und Krümmungsgraden von Gurken an und findet immer wieder neue Hightlights wie jetzt den Stromverbrauch von Staubsaugern u.ä.
Beides sind Nägel für den Sarg Europa - und beide Seiten schlagen ständig weitere hinein. Das hält kein System auf Dauer aus.
"Für die Mehrheit der Bürger liegen die Probleme woanders!"
Belegen Sie das doch bitte.
Ein Problem ist die fehlende europäische Öffentlichkeit, die wirklich eine europäische Identität stiftet. Wie wäre es mal mit einer europäischer Sportmannschaft? Ein Zeitungsportal, auf dem alle Artikel in sämtliche europäische Sprachen übersetzt sind (inkl. Kommentarfunktion)? Eine ernst zunehmende europäische TV Serie? Fernseh-Talkshows, die in ganz Europa übertragen werden? Oder meinetwegen eine europäische Mars Mission?
Das bisschen Erasmus, ARTE und ESC reicht halt nicht, um wirkliches Zusammengehörigkeitsgefühl und Solidarität miteinander zu schaffen.
Die Analyse, dass die EU ein Kommunikationsproblem hat, ist durchaus richtig, nur liegt es in einer anderen Richtung:
Die Bürger der EU sprechen nicht miteinander, sondern nur übereinander, und ihre Informationen beziehen sie nicht aus den betroffenen Ländern, sondern aus den eigenen Boulevardzeitungen. Dennoch fühlen sie sich gut informiert, ja sogar so gut, dass sie glauben, den Menschen in den anderen Ländern Vorschriften machen zu können, weil sie besser verstanden haben, was deren Problem ist.
Dass diese Situation letztlich von allen Beteiligten als negativ empfunden wird, ist kaum eine Überraschung.
Genau. Einfach einen guten Slogan wenn man keinen Plan hat. Etwa so wie: Wir schaffen das
"Oder meinetwegen eine europäische Mars Mission?"
Hey, das ist ein wenig traurig dass Sie das nicht wissen. :-(
Denn es gibt bereits genügend Missionen der ESA, die sich relativ losgelöst von der politischen EU bewegt.
http://www.esa.int/About_Us/…
Mehr Zusammenarbeit auf europäischer Ebene, über die nationalen Grenzen hinweg geht fast gar nicht.
1. Alle Bestimmungen der Kommission der letzten 10 jahre streichen.
2. Euro abschaffen.
3. gegenseitige Bankenhaftung abschaffen.
4. EZB abschaffen, wenn Euro weg
Dann wirds wieder.
vor 20 Jahren haben sich fast alle vertragen.
Die Deutschen waren beliebt, konnten billig Urlaub machen und Bürger anderer Eu-Länder konnten was fürs Alter sparen, wenn sie bei uns garbeitet haben.
Und jetzt?
Unsere Kanzlerin wird als Führerin karikiert, etc etc
Wenn Ein Land überschuldet war, war das nicht unser Problem. Das Land hat abgewertet und weiter gings.
Es war auch ein Riesenfehler die EU als "Sammelalbum" zu betrachten.
Reinnehmen, um der Demokratie auf die Sprünge zu helfen ist zwar edel und hilfreich.
Polen und Ungarn freut sich über die Kohle und ansonsten machen sie was sie wollen.
P.S. geschlossene Grenzen. Wann habs das zuletzt? Ich bin in den 70ern und 80ern kreuz und quer durch Europa gereist. Die Grenzen waren nicht geschlossen. Man musste nur manchmal seinen Ausweis vorzeigen.
"vor 20 Jahren haben sich fast alle vertragen.
Die Deutschen waren beliebt, konnten billig Urlaub machen und Bürger anderer Eu-Länder konnten was fürs Alter sparen, wenn sie bei uns garbeitet haben.
Und jetzt?"
Der Rest der Welt wartet aber nun einmal nicht darauf, dass Sie den Deutschen ihre Ruhe gönnen wollen. In Südkorea, Indien, Brasilien, Südafrika etc. war es vor zwanzig Jahren für den Durchschnitt nicht so wirklich angenehm, wie Sie das rückblickend für Deutschland empfinden.
Bald acht Milliarden Menschen auf der Welt interessiert das eher nicht wirklich, wenn 80 Millionen Deutsche mal Pause machen wollen und sich im Rückblick auf damals an den Wegrand setzen. Wie wir den Vorsprung dann wieder aufholen wollen, wenn genug geruht wurde, dafür hat irgendwie immer keiner der "Früher war alles besser!"-Vertreter eine Lösung.
Das wird trotz Markenkern nicht leicht, denn der deutsche Europäer:
- hat mal gelernt, dass Deutschland ein Teil von Europa ist.
- sonst nichts.
- will aber bei Europa gefragt werden.
- wird sonst auch nie direkt gefragt, aber...
-... bei Europa will er gefragt werden.
- findet allerdings praktisch, dass er sein Bier auf Mallorca in Euro bezahlen kann.
- findet das Bier dort trotzdem zu teuer (oder schlecht, oder beides).
- glaubt, dass der Teufel in Brüssel sitzt.
- muss aber erst nachsehen, wo Brüssel liegt.
- glaubt, Neu-Globsow reicht als Horizont doch auch.
- denkt deswegen auch nicht weiter als bis Neu-Globsow.
- ist glücklich über den neuen Baumarkt ganz in der Nähe.
- kauft dort die Fugenmischung F 302.
- und einen schwarzrotgoldnen Wimpel zur EM.
- da darf er.
- "Hähähä"...
- äugt ängstlich zur türkischen Familie im größeren Mercedes hinüber.
- und ist leichte, so furchtbar leichte Beute für die Populisten, die seinen kleinen Horizont gnadenlos und bösartig in Stimmen umwandeln werden!
Ja klar. Wenn wir Deutschen uns als die Ursache von allem was nicht gut läuft bekennen, bleibt unser (bzw Ihr) Gewissen rein.
Ist vielleicht auch einfacher, als über die wahren Ursachen nachzudenken.
>> Man könnte auch sagen: Ihr Markenkern ist kaputt. Ihr selbst auferlegtes Image als Wohlstands- und Friedensprojekt wirkt heute, trotz oder wegen der zahlreichen Krisen, aus der Zeit gefallen und unsexy. <<
Nein, dieses Versprechen ist eben gerade nicht "unsexy" und das ganze Gegenteil von "aus der Zeit gefallen". Es ist die Umsetzung, an der es hapert.
>> Drittens: Transparenz und Ehrlichkeit. Bei unternehmerischem Missmanagement treten die Chefs der Chefs auf den Plan. <<
Die Chefs der Chefs? Wer soll das in dem Fall sein? Die ~ 20.000 Lobbyisten, lt. LobbyControl zu etwa 70% in Diensten der Wirtschaft, die in Brüssel Einfluss auf Gesetzgebungsverfahren nehmen und die Demokratie aushöhlen?
Ich fürchte, die werden weder auf den Plan noch - was besser wäre - abtreten.
">> Man könnte auch sagen: Ihr Markenkern ist kaputt. Ihr selbst auferlegtes Image als Wohlstands- und Friedensprojekt wirkt heute, trotz oder wegen der zahlreichen Krisen, aus der Zeit gefallen und unsexy. <<
Nein, dieses Versprechen ist eben gerade nicht "unsexy" und das ganze Gegenteil von "aus der Zeit gefallen". Es ist die Umsetzung, an der es hapert."
Richtig. Das Problem der EU ist nicht, dass sich die Leute keinen Wohlstand mehr erhoffen. Das Problem ist, dass viele einfach nicht mehr glauben, dass diese EU ihnen zu Wohlstand verhelfen kann. Viel eher steht die EU für diese Menschen für Wohlstandsverlust und Perspektivlosigkeit.
Gerade in den südlichen Mitgliedsländern wird diese Ansicht bereits große Verbreitung gefunden haben. Aber selbst in den reicheren Ländern des Nordens wächst diese Ansicht offensichtlich (siehe Brexit).