Seit fast einem Monat hat er sich nicht mehr in der Öffentlichkeit gezeigt, er wird von Interpol gesucht und gilt vielen in den USA als Staatsfeind Nummer eins. Auch die neuesten Enthüllungen seiner Plattform über die US-Diplomatie, die seit dem vergangenen Sonntag durch immer neue Berichte im Spiegel, dem Guardian und der New York Times bloß gestellt wird, nutzte er für keinen großen Auftritt. Nun jedoch hat sich Wikileaks-Gründer Julian Assange von einem geheimen Ort aus zu Wort gemeldet. Lesern des Guardian beantwortete er in einem Chat ein paar Fragen.
Dabei verteidigte er seine Organisation und wies Vorwürfe zurück. "In den vergangenen vier Jahren hat es keine glaubwürdige Anschuldigung gegeben, dass auch nur eine Person durch unsere Aktivitäten in Schwierigkeiten geraten ist", sagte Assange. Dies gelte auch für "Organisationen wie das Pentagon". Dies widerspreche allen Behauptungen, die man über Wikileaks verbreiten würde.
Der Australier machte deutlich, dass Wikileaks seine Informanten als Helden betrachtet, ohne deren Einsatz Journalisten unbedeutend wären. "Wenn es wahr ist – wie das Pentagon behauptet –, dass Bradley Manning hinter einigen unserer Enthüllungen steckt, dann ist er ohne Zweifel ein beispielloser Held", sagte Assange über den US-Soldaten, dem vorgeworfen wird, die Internetplattform mit brisanten internen Informationen über den Afghanistan- und Irakkrieg versorgt zu haben, und der deshalb seit Mai in den USA in Haft ist.
Zu seiner eigenen Rolle schrieb Assange: "Auch wenn ich noch schreibe, recherchiere und untersuche, ist meine Rolle vor allem die eines Herausgebers und Chefredakteurs, der organisiert und andere Journalisten anleitet." Im Übrigen sei es müßig, darüber zu diskutieren, ob er ein Journalist sei, oder ob die Leute, sobald sie für Wikileaks anfangen zu arbeiten, dann automatisch aufhören würden, Journalisten zu sein.
Angesprochen auf die Rolle, die Wikileaks nun spielt, machte Assange deutlich, dass er immer daran geglaubt habe, dass eine solche Plattform weltweit für Aufsehen sorgen würde. Dies sei auch deshalb möglich, so beantwortete er eine Frage nach der "zweiten Reihe" hinter der Wikileaks-Führungsriege, dass Dokumente wie jene aus dem diplomatischen Dienst der USA an mehr als 100.000 Personen verschlüsselt übermittelt worden seien. "Wenn uns etwas passiert, dann werden sie automatisch veröffentlicht." Darüber hinaus sei der Fundus an Informationen auch im Besitz großer Nachrichtenorganisationen. "Die Geschichte wird gewinnen. Die Welt wird ein besserer Ort werden. Werden wir überleben? Das hängt von euch ab", sprach Assange die Leser des Chats direkt an.
Als interessant bezeichnete er die Frage, warum er überhaupt an die Öffentlichkeit getreten sei, so Wikileaks ein Gesicht gegeben, die Plattform aber auch angreifbar gemacht habe. Assange räumte ein, dass er ursprünglich versucht habe, die Organisation nicht zu personalisieren, "da ich vermeiden wollte, dass Egoismen eine Rolle in unseren Aktivitäten spielen". Doch am Ende müsse jemand die Verantwortung in der Öffentlichkeit übernehmen. "Und nur ein Führungsstil, der selbst mutig an die Öffentlichkeit tritt, kann dafür einstehen, dass Quellen für ein größeres Gut Risiken eingehen."
Assange antwortete auch auf die Frage, ob Wikileaks Informationen zu außerirdischem Leben oder Ufos gesammelt habe. Die meisten solcher Dokumente, so der 39-Jährige, entsprächen nicht den Standards seiner Organisation und würden deshalb nicht enthüllt werden. Dennoch gebe es in bislang noch unveröffentlichten Teilen der Diplomaten-Depeschen auch Stellen über Ufos.
Assange gilt als das Gesicht von Wikileaks, sein Aufenthaltsort ist unbekannt. Medienberichten zufolge versteckt er sich in England. Wegen Vorwürfen der Vergewaltigung und der sexuellen Belästigung hat Schweden Heftbefehl erlassen; er wird nun international gesucht. In vielen Staaten, die durch die Wikileaks-Veröffentlichungen in Verlegenheit gebracht wurden, gilt Assange inzwischen als Verräter. Der frühere Kandidat der Republikaner während der Nominierung zur Präsidentschaftswahl, Mike Huckabee, sagte, die Verantwortlichen in der US-Administration für das Datenleck müssten hingerichtet werden. Die Repräsentantin der Tea-Party-Bewegung, Sarah Palin, will, dass der Wikileaks-Gründer als Terrorist verfolgt wird.
Kommentare
Bitte besser recherchieren
Schade, dass auch die Zeit ungeprüft falsche Fakten abgeschrieben hat.
a. Mike Huckabee hat nicht die Hinrichtung von Assange gefordert, sondern die des Informanten im US-Staatsdienst.
Quelle: http://www.bildblog.de/25...
b. Es gibt keinen Internationalen Haftbefehl gegen Assange, sondern eine sog. "Red Notice". Interpol verbreitet lediglich Informationen zur Person - eine Art Steckbrief - sowie Angaben zum nationalen Haftbefehl.
Quelle z.B. http://www.mainzer-rhein-...
aber natürlich auch die Interpol-Webseite selbst.
wenn Ihre Angaben
den Tatsachen entsprechen, was ich unterstelle, dann ist die Berichterstattung der deutschen Medien -offensichtlich von einigen Ausnahmen abgesehen - geradezu von mehr als erbrämlicher Qualität.
Redateuren bundesweit müßte die Schamesröte ins Gesicht steigen. Das wäre mir, und offensichtlich Ihnen auch, nicht passiert.
Die Erwähnung von Ufos...
Den Punkt mit den Ufos halte ich für unglaubwürdig. Vielleicht gibt es Diplomaten, die in irgendeinem Kontext über Ufos kommunizieren; das heißt noch lange nicht, dass es sie gibt.
Dass nun die Community der Ufo-Gläubigen noch mit hineingezogen wird, halte ich für schädlich. Das rückt die ganze Sache in Richtung unglaubwürdiger Verschwörungstheoretiker a'la Akte X und tut somit der Glaubwürdigkeit keinen Gefallen.
UFOS...
Doch, natürlich gibt es UFOs.
Es sind halt nur Unidentifizierte Flug-Objekte und nicht gleich Aliens.
high hopes
na hoffentlich knausert Herr Assange nicht mit dem UFO-Material, das wäre eine geniale Ergänzung zu den eh schon veröffentlichten UFO-Akten und es wäre interessant zu wissen, was unsere Politiker so darüber wissen & denken.
Ausserirdisch
Zitat: "Und es wäre interessant zu wissen, was unsere Politiker so darüber wissen & denken."
Glaube kaum, dass diese ihre eigenen Flugpläne veröffentlichen wollen. ;-)
Terrorist???
"Terrorist" ist wohl in den USA ein Synonym für Menschen die einfach in manchen Situationen anders agieren als die USA selbst.
Das Assange jemanden vergewaltigt haben soll, glaube ich nicht!
Hätte Assange Informationen aus Russland oder China veröffentlicht und diese Länder würden ihn wegen Vergewaltigung suchen, wäre in den deutschen medien offensichtlich bzw. es stünde fest, dass hier eine unangenehme "Person" versucht
wird aus der Welt geschaffen zu werden.
Wenn ich mir ansehe was für Methoden die USA z.b. im Irak Krieg eingesetzt hat und Wikileaks hat diese Videos mutig präsentiert, so weiß ich werde der eigentliche Terrorist ist.
Wenn ich jemanden Ermorde und jemand sagt als Zeuge gegen mich aus und ruft die Polizei, wird er ja auch nicht als Mitschuldiger verklagt. Wenn dieser ein Kronzeuge wäre und einfach von der bildoberfläche verschwinden würde, würde dies dem mörder zu lasten gelegt werden.
Die USA scheint einfach unantastbar...
Persona non grate
Anmerkung zu Kommentar 5
@ Bonna
Ich schließe mich Ihrer Meinung an.
Ich glaube nicht das Assage ein derartiges Verbrechen sprich eine Vergewaltigung begangen hat.
Dies ist das Spiel der Mächtigen, die gerne weiter den unützen Krieg in Afghanistan weiterführen und rechtfertigen wollen!
Da er mit seiner Vitae ( 40 verschiedene Schulen soll er besucht haben, Anti - Autoritär erzogen sowie aus einer Künstler Familie abstammend ) nicht ein normales System mit Staaten; Regierungen, Verwaltungen und Verteidigung paßt ist doch klar!
Schade das er so wenige Unterstützer hat und somit nun international gejagt wird. Somit sieht man wievielen Menschen lieber ist das blutige Kriege weitergeführt werden!
Ich habe vor ca. 1 1/2 Jahren auch den Fehler gemacht, wie ich an einer umfangreichen Befragung evtl. unseren Verteidigungsministerium bzgl. ob und mit welcher Ausstattung der Krieg ( ich nenne es Krieg ) in Afghanistan weitergeführt werden soll, habe ich fast in allen Punkten für mehr u.a. Technische Ausstattung abgestimmt!
Ich würde das heute und aktuell nicht mehr machen! Es interessiert in unserem Europa fast niemanden dieser Krieg und unsere Soldaten müssen dort sterben ?
So viele Familien werden zerstört, weil auch unsere Soldaten traumatisiert zurückkehren!
Nein es ist wirklich sinnlos - Verteidigung ja - aber nicht mehr in diesem Außmaß wie z.B. in Afghanistan!!!
Die sollen sich endlich selber dort unten helfen und ihr Land selber regieren!