Der griechische Ministerpräsident Antonis Samaras warnt vor dem Zerfall der Gesellschaft, falls die Reformen des hochverschuldeten Landes scheitern sollten. "Die griechische Demokratie steht vor ihrer vielleicht größten Herausforderung", sagte der konservative Regierungschef dem Handelsblatt . Der Zusammenhalt sei durch die "steigende Arbeitslosigkeit gefährdet, so wie es gegen Ende der Weimarer Republik in Deutschland war".
Die Gesellschaft als Ganzes sei bedroht von Populisten der extremen Linken und "durch etwas, das es in unserem Land noch nie zuvor gegeben hat – den Aufstieg einer rechtsextremistischen, man könnte sagen, faschistischen Neonazi-Partei", sagte der griechische Regierungschef. Diese sei in Umfragen bereits die "drittstärkste politische Kraft in Griechenland , Tendenz wachsend". Seit der Wahl vom 17. Juni ist die rechtsextremistische Partei Chryssi Avgi (Goldene Morgenröte) mit 18 Abgeordneten im Parlament vertreten.
Die Griechen hätten durch die Sparmaßnahmen und die desolate wirtschaftliche Lage "innerhalb von fünf Jahren mehr als ein Drittel unseres Lebensstandards verloren", sagte Samaras der Zeitung. Daher habe Bundeskanzlerin Angela Merkel ( CDU ) den richtigen Ton getroffen, als sie bemerkte, ihr blute angesichts dieser Schicksale das Herz, sagte Samaras. Merkel sei in Griechenland jederzeit herzlich willkommen.
Kritisch äußerte sich Samaras über den FDP-Vorsitzenden und Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler . Dieser sei "offensichtlich nicht unser bester Verbündeter". Rösler hatte im Sommer gesagt, ein Euro-Austritt Griechenlands sei für die übrige Eurozone verkraftbar. Danach hatte sich in der Bundesregierung aber die Ansicht durchgesetzt, ein Staatsbankrott Athens mit anschließendem Verlassen der Eurogruppe berge zu große Risiken.
Derzeit prüft die Troika der internationalen Geldgeber die Fortschritte Griechenlands bei den Reformen. Von ihrem Bericht ist die Auszahlung der nächsten Hilfskredite abhängig.
Kommentare
besteuert endlich die reichen griechen!
dann kommt einiges an geld rein!
griechenland ist erst der anfang-der fläschenbrand wird auch deutschland erreichen.
Die griechische Gesellschaft ist (!) längst zerfallen
Wenn in Griechenland 2000 Familien (also rund 0,001% der Bevölkerung) 80% des gesammten Vermögens aller Griechen ihr Eigen nennen, ist die Gesellschaft längst zerfallen.
Das Krebsgeschwür wird jetzt, nachdem es mehr als 10 Jahre mit immer neuen Pflastern (Schulden) überklebt wurde, sichtbar - und es riecht übel. Wenn Samaras die griechische Gesellschaft retten will, muss er an die 80% heran. Also auch an sich selbst! Ich vermute, dass Merkel ihm nicht nahelegt, das benötigte Geld da zu holen, wo es zu holen ist.
Für den Euro und für Griechenland wäre es allerdings besser Merkel und EU hülfen, an das Geld der 0,..% zu kommen. Aber genau daraus wird wohl nichts werden, eher lassen sie noch den Euro den Bach heruntergehen.
Wir sind 99%
Wann endlich gelingt es der *demokratischen* Politik wieder das Heft des Handelns in die Hand zu bekommen. Wenn etwas bekannt ist, dann doch die tatsache, das an Kriegen und Bürgerkriegen immer die gewinnen die das Geld in der Hand halten. Deshalb gehört das Geld der reich(st)en Griechen zurück ins Land und ausreichend besteuert, und die Hilfsgelder sollten auch nicht direkt zurück auf die Konten der eropäischen Großbanken laufen sondern im Land eingesetzt werden!
Zwar sind wir 99%, aber ...
1% bestimmen die Spielregeln.
Und auf diese Spielregeln kommt es an.
Der Zusammenhalt ist schon lange zerstört ...
sonst hätten gerade die Reichen des Landes in Beitrag zum Wohle der Allgemeinheit geleistet!! Und natürlich haben auch in anderen Bereichen der Gesellschaft die meisten nur auf ihren persönlichen Vorteil geschaut. Es ist Realitätsverweigerung, das nicht zur Kenntnis zu nehmen. Was wir jetzt erleben ist die Spätphase dieser ganzen egoistischen, neoliberalen, individualistsichen Entwicklung, die endgültig aus dem Ruder läuft. Eine absolut logische Entwicklung, die jetzt ihre ganze Eigendynamik erst entwickelt, in einer Komplexität, die zu durchdrinegn und zu beherrschen sowohl große Intelligenz als auch Handlungsstärke erfordern würde. Beides ist weit und breit nicht zu sehen. Jede Wirtschaftsform ist nur so gut wie die in ihr handelnden Individuen. Goethes Zauberlehrling war nie so aktuell wie heute - und wir haben auch noch einige andere Probleme dieser Art, die ganz sicher nicht verschwinden, nur weil wir sie derzeit nicht beachten. Wir sind so dumm und kurzsichtig!!
Griechenlands Probleme sind unsere Probleme 1
Es wird in Griechenland zugestanden, dass es Probleme gibt, griechischer Natur. Probleme. Aber nicht das wahre Problem. Das wahre Problem, so die weitverbreitete Ansicht, sind zum Beispiel nach Meinung von vielen griechischen Bürgern die aufgedrängten Güter. Hier haben auf hinterhältge Weise über Jahrzehnete dt. Exportfirmen Griechen und den griechischen Staat zum Kauf von überteuerten Porsche Cayenne oder Rüstungsgütern gezwungen. Ausserdem haben "wir Deutschen" nicht nur an unseren tollen Exporten, sondern auch noch an den Rettungspaketen verdient. Zugegeben ist das aus dt. Sicht schon sehr "unreflektiert". Ein Lernprozess vorausgesetzt, könnte sich diese Einsicht in Griechenland vielleicht ändern.
Übrigens: Für die Griechen haben die Italiener Verständnis. Klar haben die sich selbst in den Schlamassel geritten, aber eben nicht die kleinen Leute, sondern die Oberschicht, die Politiker haben alles verbockt. Man kann sie doch jetzt nicht hängen lassen! Wir sind doch eine europäische Familie, und in einer Familie hilft man sich.
Gut verzichtbar
Die deutsche Volkswirtschaft kann auf die Exporte nach Griechenland (knapp 0,5% der deutschen Exporte) gut verzichten. Und auch der deutsche Staat würde nicht darunter leiden, wenn er aufhörte, für die Schulden des griechischen Staates zu haften oder zu zahlen.