Vor 30 Jahren versuchte
Argentinien
den
Streit um die Falklandinseln
mit einer Besetzung für sich zu entscheiden – der darauffolgende Krieg ging verloren –, nun wählt Argentinien ein anderes Mittel: Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner hat eine
Anzeige in der Zeitung
The Guardian
geschaltet
. In dem Offenen Brief warf sie
Großbritannien
Kolonialismus vor und forderte Gespräche über die Rückgabe der Inseln im Südatlantik an Argentinien.
"Vor genau 180 Jahren, am 3. Januar, hat Großbritannien in einem unverhohlenen Akt des Kolonialismus des 19. Jahrhunderts Argentinien die Inseln gewaltsam entrissen, die 14.000 Kilometer von
London
entfernt sind",
schreibt Kirchner.
Die Kolonialmacht Großbritannien weigere sich bis heute, sie zurückzugeben und damit die territoriale Vollständigkeit Argentiniens zu garantieren.
Schreiben geht auch an UN-Generalsekretär
In dem Schreiben wandte sich Kirchner direkt an den britischen Premierminister David Cameron . Als weiteren Empfänger setzte sie UN-Generalsekretär Ban Ki Moon in den Briefkopf. Argentinien hatte Anfang 2012 bei den Vereinten Nationen formellen Protest gegen ein britisches Militärmanöver auf den Falklandinseln eingelegt.
Argentinien erhebt Anspruch auf die Inselgruppe vor der südamerikanischen Küste, die seit 1833 britisch ist und in deren Meereswirtschaftszone große Ölvorkommen liegen sollen. Vor 30 Jahren griff die Armee der damaligen argentinischen Militärjunta die Inselgruppe an und löste so den Konflikt mit Großbritannien aus, der mit einer Niederlage für das südamerikanische Land endete. Während des 74-tägigen Krieges starben etwa 650 Argentinier und rund 250 Briten. Großbritannien übernahm anschließend wieder die Kontrolle über die Inseln.
Cameron weist Kirchners Forderungen zurück
Cameron hat Kirchner bereits geantwortet: Laut The Guardian sagte der Premierminister , er werde alles tun, um die Interessen der Falkland-Bewohner zu verteidigen. Diese hätten in der Vergangenheit deutlich gemacht, dass sie britisch bleiben möchten.
Auch aus dem britischen Außenministerium hieß es, die Bewohner der Falklandinseln hätten selbst entschieden, dass sie zu Großbritannien gehören wollten. Sie könnten selbst ihre wirtschaftliche und politische Zukunft gestalten. "In dieser Debatte gibt es drei Parteien, nicht nur zwei, wie Argentinien es gerne darstellt." Großbritannien wies bisher alle Forderungen Argentiniens nach Verhandlungen über eine Souveränität der rund 3.000 Bewohner der Inselgruppe ab.
Kirchner ignoriert anstehendes Referendum
Auf den Inseln war daher entschieden worden, dass es noch in diesem Jahr eine Volksabstimmung über die Zugehörigkeit geben solle. Bei dieser wird ein eindeutiges Ja zu Großbritannien erwartet. Kirchner ging auf das geplante Referendum nicht ein. Stattdessen schrieb sie: "Die Argentinier auf den Inseln wurden von der Royal Navy ausgewiesen und das Vereinigte Königreich begann anschließend einen Prozess der Bevölkerungsansiedlung, ähnlich dem in anderen Gebieten unter Kolonialherrschaft."
Anfang 2012 hatte der Einsatz von Prinz William auf den Falklandinseln für Aufregung gesorgt. Während es sich dabei nach Angaben der Regierung in London um einen normalen Vorgang für Hubschrauberpiloten der Rettungsstaffel innerhalb der Royal Air Force handelte, sah man in Buenos Aires hinter der Entsendung seiner Königlichen Hoheit eine Provokation. Streit gibt es auch über britische Ölbohrungen vor der Küste der Inseln und um die Fischbestände.
Kommentare
Selbstbestimmungsrecht der Völker
Die englischsprachigen Bewohner der Falklandinseln wollen nicht von Argentinien regiert werden, und von Frau Kirchner schon gar nicht. Auf diese Menschen kommt es an, nicht auf irgendwelche Besitzverhältnisse aus grauer Vorzeit.
Wir wollen ja auch die Polen nicht aus Danzig vertreiben.
militärischer Aspekt ist das Problem
Ich glaube es geht weniger um die Regierung, als um den militärischen Aspekt. Würden die Briten die Falklandinseln nicht als militärischen Stützpunkt nutzen, wäre eine britische Administration der Inseln wohl kein so großer Streitpunkt.
Sorry, aber ...
die Falkland-Islands sind britisch. Wie Gibraltar. Und eigentlich auch ein paar Regionen in Afrika. Und Indien.
Noch Fragen? Na, dann: Lass es uns bei einem ordentlichen Gin&Tonic besprechen. Cheers.
Bitte den Bevölkerungswillen zu beachten!
Wenn Sie damit antikolonialistisch argumentieren wollen, sollten Sie beachten, dass Kolonialismus gerade eine Herrschaft fremder Territorien „von aussen“ gegen den Willen der betroffenen Bevölkerung bedeutet. Die Falklands und Gibraltar sind britisch, weil die dortige Bevölkerung dies mehrheitlich wünscht. Zudem hatten Afrikaner und Inder niemals Wahlrecht für das britische Parlament, was für die Falklander gilt.
Irgendwie
hat Argentinien seit ein paar Jahren interne Probleme, wirtschaftlich und so, mit Korruption und so.
Es gibt ein bis zur Langeweile bekanntes Spiel, das geht so: Hast Du ne Krise im Inneren, besorge Dir einen Feind im Äußeren und hoffe, dass dies die Bevölkerung wieder loyal macht.
Im schlimmsten Fall: Krieg aus innenpolitischen Gründen...
Innenpolitisch
Genau so ist es. Immer wenn es intern nicht klappt, wird per Nationalismus die chauvinistische Karte gezogen. Die Argies würden im Angriffsfall wieder genau so verlieren. Und die Franzosen werden sich hüten, wieder Exocet-Raketen zu liefern.
Man stelle sich vor...
... alle Länder würden sich jetzt eine Liste machen mit Territorien, die ihnen in den letzten zweihundert Jahren tatsächlich oder vermeintlich geraubt wurden.
Und man stelle sich vor, alle diese Länder würden jetzt versuchen, alle diese Territorien, mit Gewalt zurückzuerobern und die dort seit Jahren, Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten lebende Bevölkerung dabei nicht fragen.
Das wäre eine schöne neue Welt.
(Ich schau demnächst mal, wo genau in Schwentainen, Kreis Oletzko, meine Großmutter gewohnt hat, damit ich ggf. ihre Landarbeiterkate zurückfordern kann)
@ dingensda
Spricht der obige Artikel von einem kriegerischen Vorgehen der argentinischen Präsidentin ?
Und weshalb sollte es denn nicht mal eine völkerrechtliche Überprüfung der kolonialen Landnahme Großbritanniens geben ?