Der konservative Politiker Nikos Anastasiades hat die erste Runde der Präsidentenwahl in Zypern gewonnen. Allerdings bekam er deutlich weniger Stimmen als in den Prognosen vorhergesagt.
Nach Auszählung von mehr als 82 Prozent der Stimmen entfielen auf ihn knapp 45,5 Prozent, wie das Innenministerium mitteilte. Vor der Wahl waren dem 66-Jährigen in Umfragen zwischen 49 und knapp 53 Prozent prognostiziert worden. Damit muss er sich in einer Woche einer Stichwahl stellen.
Dabei wird der linke Politiker Stavros Malas gegen Anastasiades antreten, der auf 26,9 Prozent der Stimmen kam. Dritter wurde der Vertreter der politischen Mitte, Giorgos Lillikas, mit 24,9 Prozent. Das Innenministerium wollte das Endergebnis noch am Sonntagabend verkünden.
Demoskopen hatten zuvor erklärt, Anastasiades werde "fast sicher" die absolute Mehrheit erreichen. Vor der Wahlzentrale des konservativen Wahlsiegers versammelten sich Dutzende Anhänger und jubelten. Die Stichwahl findet am 24. Februar statt. Auf Zypern wird der Präsident direkt vom Volk gewählt. Er bestimmt und führt die Regierung. Der neue Präsident soll die von der Pleite bedrohte Inselrepublik durch die schwerste Finanzkrise der jüngeren Geschichte führen und vor dem Bankrott bewahren.
Zypern braucht 17,5 Milliarden Euro
Anastasiades erklärte nach der Stimmabgabe, bei diesen Wahlen gehe es "ums Überleben" der Inselrepublik. Zugleich bereitete er die Bevölkerung auf harte Sparmaßnahmen vor. "Wir müssen uns alle gemeinsam den kritischen Zuständen stellen, die auf uns zukommen", sagte Anastasiades. Zypern braucht nach offiziellen Angaben dringend 17,5 Milliarden Euro, um seine Banken und die Staatsfinanzen zu stabilisieren.
Die Wahl wurde auch im türkisch-zyprischen Norden der Insel mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Die Insel ist nach einem griechischen Putsch und einer türkischen Militärintervention seit 1974 geteilt. Zypern ist seit 2004 Mitglied der EU . Das europäische Regelwerk gilt jedoch nur im griechisch-zyprischen Süden. Mehrere Verhandlungsrunden zur Überwindung der Teilung sind in den vergangenen Jahrzehnten gescheitert.
Kommentare
Eine verirrte Entwicklung
Ich bin sehr dagegen, dass wir unser Schicksal als deutscher Steuerzahler auch noch von zyprischen Wahlentscheidungen abhängig machen.
Das ist doch eine verirrte Entwicklung, wenn wir uns vor Wahlen in Italien, Spanien, Portugal und jetzt auch Zypern fürchten müssen, weil eine unvernünftige Regierung uns alle viel kosten kann.
Die Argumentation für ESM und EFSF ist brüchig wie nie:
- Erst hat man uns was von Spekulanten erzählt, dann stellte sich heraus, dass die Spekulanten konservative Lebensversicherer sind
- Dann hat man uns etwas von Systemrelevanz erzählt, jetzt reden wir über Zypern
Was wird man uns wohl diesmal erzählen?
- Zypern zahlt in den ESM / EFSF ein und muss jetzt gerettet werden; das wäre dann die Schaffung eines quasi nichtexistenten Versicherungsprinzips
- Oder wir wäre es mit: Wir müssen den Märkten beweisen, dass wir es ernst meinen?
- Oder: Alle Fortschritte in der Eurokrise stehen jetzt auf dem Spiel.
Es gibt keine Fortschritte in der Eurokrise
denn die ganze Krise hängt mit der Globalisierung, der Automatisierung und den Renditewünschen der Kapitalgeber zusammen.
Nichts davon ist man angegangen, deswegen kann es auch keine Fortschritte geben. Alles was uns erzählt wird ist nur Makulatur.
Zypern-Hilfen sind alternativlos, sonst scheitert Europa.
Ist doch völlig egal, wer da den Präsidenten macht, das Geld, das Steuergeld, wird fließen.
Es ist auch völlig unabhängig davon, dass SPD und CDU und Grüne und wie sie alle heißen nun den Kritiker spielen und auf Geldwäsche hinweisen. Am Ende wird das durchgewunken.
Asmussen hat gerade im TV keine Zweifel daran gelassen, dass eine schnelle und effektive Hilfe (sprich Steuermilliarden) hermüssen, sonst droht den Zyprioten und damit Europa das Scheitern.
Ich frage mich nur, wie es die Isländer hingekriegt haben, trotz Bankenpleiten so schnell aus der Krise zu kommen... vielleicht, weil sie die Banken haben pleite gehen lassen.
Entfernt. Verzichten Sie auf polemische und unangebrachte Vergleiche. Die Redaktion/mak
Zypern hat einen großen Fehler gemacht
..und hat dem Schuldenschnitt bei Griechenland zugestimmt.
Das hat zypriotische Banken zwischen 4 Mrd und 5 Mrd. von den 17 Mrd gekostet. Ein weit weit überproportionaler Anteil verglichen mit dem Anteil Zyperns an der Wirtschaftskraft der EU und ohne den sie eben nicht so schlecht stünden.
Jetzt im umgekehrten Fall gibt es natürlich nicht die vergleichbare "Solidarität". Da werden, vor allem von Linken, Forderungen gestellt u.a. die russischen Kunden einzubeziehen, die nun wirklich gar nichts mit den Schuldenmachern zu tun haben oder es soll einem Land mit vernünftiger Steuerpolitik vorgeschrieben werden am EU Steuergefängnis mitzuwirken. Alles wohlwissend um den Schaden, den diese Massnahmen langfristig anrichten.
Was lernt man daraus?
Nie nie nie freiwillig einen Cent an Verschwenderstaaten geben. Man bekommt es nie gedankt, sondern es wird einem noch zum Nachteil ausgelegt und gegen den Geber genutzt
Entfernt, da unsachlich. Die Redaktion/mak