Nordkorea
hat ein Angebot des
Südens abgelehnt, über die Wiedereröffnung der gemeinsamen
Sonderwirtschaftszone Kaesong zu verhandeln. Damit riskiert der Norden das
Aus für das Prestigeprojekt beider Länder. Das Gesprächsangebot aus
Seoul
sei "arglistig", teilte Nordkoreas Nationaler Verteidigungsausschuss am Freitag zur Begründung mit.
Südkorea
hatte dem Norden am Tag zuvor ein Ultimatum von 24 Stunden für offizielle
Arbeitsgespräche über die Sonderwirtschaftszone gesetzt und andernfalls mit "bedeutenden
Maßnahmen" gedroht, ohne Details zu nennen. Mit dem Ultimatum wollte Südkorea den Norden zur Wiederaufnahme der Zusammenarbeit in Kaesong zwingen.
In der Erklärung sagte der Verteidigungsausschuss in Pjöngjang , Nordkorea werde harte Schritte unternehmen, wenn Seoul die Lage weiter verschärfe. "Wenn die südkoreanische Marionettenmacht die Situation weiter verschlimmert, wäre es an uns, irgendwelche finalen, entschlossenen und harten Maßnahmen zu ergreifen." Jede "Ultimatum-ähnliche" Ankündigung würde nur "die finale Zerstörung" Südkoreas beschleunigen.
Die wirtschaftlich und symbolisch bedeutende Sonderzone scheint damit akut bedroht: Südkoreas Ultimatum vom Donnerstag war so interpretiert worden, dass sich das Land bei einer Absage aus Pjöngjang ganz aus dem Industriepark zehn Kilometer im Inneren Nordkoreas zurückziehen könnte.
Die in Kaesong engagierten südkoreanischen Firmen riefen zu "schnellstmöglichen" Verhandlungen auf, da sie mit beträchtlichen Umsatzeinbußen konfrontiert sind. Der Betrieb in der Sonderwirtschaftszone steht wegen der politischen Spannungen schon seit mehr als zwei Wochen still.
Prestigeprojekt der einstigen "Sonnenscheinpolitik"
Zu normalen Zeiten beschäftigen in Kaesong 123 Unternehmen aus Südkorea 53.000 Menschen. Der überwiegende Teil sind Nordkoreaner, die damit ihre Familien ernähren. Überdies ist der Industriepark ein wichtiger Devisenbringer für Pjöngjang. Dessen ungeachtet hatte der Norden Anfang April allen südkoreanischen Beschäftigten den Zugang verwehrt. Am 9. April zog Pjöngjang zudem sämtliche Arbeitskräfte ab . Zuletzt befanden sich noch 176 der sonst 850 südkoreanischen Mitarbeiter in der Anlage.
Die Sonderwirtschaftszone ist das Prestigeprojekt der einstigen "Sonnenscheinpolitik" zwischen beiden Staaten. Der frühere südkoreanische Präsident Kim Dae Jung hatte Ende der 1990er Jahre eine Politik der Annäherung an den Norden betrieben. Das führte auch zur Gründung von Kaesong im Jahr 2004, seitdem wurden Umsätze von rund zwei Milliarden Dollar erzielt.
Der Kaesong-Konflikt steht im Zusammenhang mit den großen
politischen Spannungen in der Region
. Nach seinen Kriegsdrohungen in den
vergangenen Wochen hatte Nordkorea
seine Rhetorik zuletzt abgeschwächt. Die Lage in der Region gilt aber weiter als
extrem angespannt.
Angesichts der Ausweitung der UN-Sanktionen wegen eines dritten Atomtests im Februar und südkoreanisch-amerikanischer Militärübungen, hatte Nordkorea den Waffenstillstandsvertrag von 1953 gekündigt, den USA einen präventiven Atomschlag angedroht und den "Kriegszustand" im Verhältnis zu Südkorea erklärt.
Kommentare
Man sollte Nordkorea nicht zwingen
Wenn Nordkorea seine Haupteinnahmequelle für Devisen nicht öffnen will, dann sollte man dies einfach akzeptieren.
Schaden tut sich damit nur Nordkorea selbst. Deshalb einfach ignorieren und zappeln lassen, bis echte und glaubwürdige Verhandlungsangebote aus Nordkorea kommen, wenn die Lage im Land selbstverschuldet noch dramatischer geworden ist.
Die Zeit arbeitet nicht für Nordkorea sondern für die anderen Länder.
Wer ist "Nordkorea" oder "die Nordkoreaner"?
Ein schlimmes Dilemma.
Schaden will man der Regierung - aber ausbaden muss es die Bevölkerung.
Bis auch die Machthaber intern "ausgetrocknet" und geschwächt genug sind - wirtschaftlich, finanziell, militärisch, politisch - ist die einfache Bevölkerung längst am Ende.
Vermutlich stärken "Abschottungsmaßnahmen" sogar die Machthaber.
Diktatorische Regime ...
müssen von der eigenen Bevölkerung gestürzt werden. Etwas anderes funktioniert nicht. Auf die Erpressungsversuche darf man nicht eingehen. Wenn dieses Regime provoziert, kann man eigentliche nur mit Isolation reagieren. Die Sachlage ist ja so, dass die übrige Welt vor den Drohungen geschützt werden muss.
die Wirkung von Propaganda
Es spricht vieles dafür, dass die einfachen Nordkoreaner der staatlichen Propaganda glauben und sich nicht einmal ansatzweise vorstellen können, was ihnen alles vorenthalten wird. Da man sich schlecht etwas wünschen kann, was man sich nicht vorstellen, bzw. denken kann, sehe ich keinen Grund, warum es dort zu einer Revolution kommen sollte.
Solange die dortige Bevölkerung auch weiterhin derart ahnungslos gehalten wird, sitzt das dortige Regime wohl auch in Zukunft fest im Sattel.