Nahe des Bundeswehr-Standorts Kundus ist der Chef der unabhängigen Wahlkommission für die nordafghanische Provinz getötet worden. Zwei Männer auf einem Motorrad hätten das Feuer auf Amanullah Aman vor dessen Haus in Kundus-Stadt eröffnet, sagte ein Polizeisprecher. Aman sei im Krankenhaus seinen Verletzungen erlegen.
Die Taliban bekannten sich zu dem Attentat. Sie hatten Anschläge auf Wahlhelfer und -organisatoren angekündigt.
Noch am Dienstag hatte Aman in einem Reuters-Interview gewarnt, die immer schlechtere Sicherheitslage in Afghanistan gefährde die für 2014 geplante Präsidentenwahl.
Dennoch habe Aman zuvor mehrfach das Angebot der Polizei abgelehnt, ihm Leibwächter zu stellen, hieß es.
Seit vergangenem Montag können sich Bewerber für das Präsidentenamt in Afghanistan bei der Wahlkommission registrieren lassen. Die Wahl eines Nachfolgers von Präsident Hamid Karsai – der nach der Verfassung nicht erneut kandidieren darf – ist für den 5. April geplant.
Die Bundeswehr will noch in diesem Herbst ihre Kampfeinheiten aus Kundus abziehen. Danach sind die afghanische Armee und Polizei endgültig allein dafür verantwortlich, in der Region für Sicherheit zu sorgen. Die Sicherheitslage in der Provinz ist nach wie vor angespannt.
Kommentare
Liebe Zeit.
Können Sie nicht einfach sagen, ,,zwei radikale Extremisten".
Ich bins langsam echt leid, wenn man durch Begriffe wie islamist etc. 1,5 Mrd. Muslime diffamiert und beleidigt.
Wenn dann schon
"zwei radikale Islamisten"!
Der Begriff Islamist ist klar definiert und diffarmiert keineswegs alle Muslime. Jedoch sollte man klar zwischen den radikalen (Taliban) und "normalen" (Muslimbrüder) unterscheiden.
Aber die Ideologie, die diese - und weitere - Attentäter antreibt, muss auch beim Namen genannt werden und das ist der politische Islam, ergo der Islamismus.
Muslime selbst sollten sich distanzieren von Islamisten, und
zwar so laut, dass man es auch hören kann.
Nur beleidigtsein, weil man mit ihnen in einen Topf geworfen wird, hilft da nicht viel.
Da wünschte ich mir mehr aktives dagegensein.
Hier überläßt man es der westlichen Polizei, sie zu finden, und sie zu überwachen, keine leichte Sache.
Wer nur beleidigt ist und sich angegriffen fühlt, könnte sich mal überlegen, ob man ihm ansieht, zu welcher Seite er/sie eigentlich gehört?
Wahl-Kampf in Afghanistan
Ein Großteil der Diskussion geht an den Bedingungen, unter denen das Warlordland Afghanistan funktioniert, völlig vorbei, wie allerdings leider auch der bereits auf erschreckend verantwortungslose Weise sich eben diesen Strukturen anpassende internationale Einsatz (ISAF). Dazu zwei ergänzende neuere Informationen, die (bisher?) keinen Eingang in die deutschen Medien gefunden haben:
Vor ca. zwei Wochen hat Karzai ein Treffen einflussreicher Würdenträger aus ganz Afghanistan einberufen, Stammesälteste, Mullahs, islamische Rechtsgelehrte usw. Man könnte auch sagen, es war eine Art "Party", da die Einladung privat und nicht von Staats wegen rausging. Diesen Leuten verkündete er dann, sie sollten für eine Verschiebung der Wahlen um vier Jahre plädieren. In Afghanistan wird Politik eben etwas anders gemacht als in Deutschland ...
Die Bundeswehr hat in den letzten Jahren, amerikanischem Vorbild folgend, Polizeimilizen (Afghan Local Police) in ihrem Kontrollbereich in Nordafghanistan aufgebaut, hauptsächlich aus arbeitslosen ehemaligen Mujahiddin und deren Kommandeuren (Diese Praxis wurde übrigens nicht in deutsche Medien kommuniziert - Ausnahme: Marc Thörner im elf). Inzwischen laufen diese Milizen, in Erwartung des Machtwechsels, den der Abzug eines großen Teils der internationalen Truppen in den nächsten Monaten für sie bedeutet, zu den Aufständischen über.
Korrektur
Schreibfehler: Marc Thörner im dlf.