Einen Erfolg kann Fethullah Gülen, der Widersacher des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdoğan, auf jeden Fall für sich verbuchen: Seitdem aus der heimlichen Fehde der beiden ehemaligen Verbündeten ein offener Machtkampf geworden ist, taucht der Name des greisen Predigers täglich in den Schlagzeilen auf.
Dem Vorbeter und seinen Zehntausenden türkischstämmigen Anhängern in Deutschland dürfte dieser Ruhm allerdings nicht gefallen. Bislang pflegt die Bewegung einen geheimniskrämerischen Umgang mit ihrem Gründer und Anführer. Nicht überall, wo Gülen drin ist, steht auch Gülen drauf. Die mehr als 120 Nachhilfevereine, 25 Privatschulen und Medienunternehmen der World Media Group AG verweisen in ihren öffentlichen Auftritten nicht auf ihre Zugehörigkeit zum weltweiten Netzwerk des Predigers.
Doch das Versteckspiel der konservativ-islamistischen Organisation dürfte in Zukunft auch in Deutschland schwer durchzuhalten sein. Zuletzt wurde über sektenähnliche Praktiken in deutschen Studentenwohnheimen der Organisation berichtet. In den so genannten Lichthäusern soll die Bewegung studentischen Nachwuchs fördern. Von Praktiken, die an eine Gehirnwäsche grenzen, berichten Studenten.
Wie auch immer der Machtkampf zwischen Gülen und Erdoğan gedeutet wird, es wird schwerer, die weit vernetzte Gülen-Bewegung in Deutschland weiterhin nur als eine soziale, religiöse Bewegung zu deuten. Mürvet Öztürk, die integrationspolitische Sprecherin der Grünen im hessischen Landtag, sagte, die Vorgänge in der Türkei machten deutlich, dass es sich bei Gülen nicht nur um ein loses Netzwerk von Organisationen handelt, das sich um die Bildung begabter Jugendlicher kümmert. "Sondern dass sie ein politisches Gewicht ist, das eng mit dem türkischen Staatsapparat verknüpft ist."
Nach Öztürks Einschätzung wahrt die Bürgerbewegung rund um die Gezi-Park-Proteste Distanz zu Gülen. Als demokratische Alternative zu Erdoğan würde der Imam bei ihnen nicht durchgehen.
Gegner und Befürworter Gülens in den deutschen Parteien
Aus Verbündeten werden möglicherweise auch in deutschen Parteien Gegner. In der CDU gibt es unter den türkischstämmigen Politikern zwei Lager. Das der Gülen-Anhänger und das der Islamischen Gemeinschaft Milli Görüș zugehörige Lager. "Bisher haben sie zusammen gearbeitet und vertraten die Türken in der Partei", sagt Ali Yildiz, Sprecher des Christlich-Alevitischen Freundeskreises der CDU (CAF). Er versucht mit einer kleinen Schar Mitstreiter in der CDU für Aufklärung über die Lager zu sorgen. Seine Hoffnung: Der offene Machtkampf sorgt für mehr Wachsamkeit in den deutschen Parteien gegenüber der Verquickung von nationalistisch-türkischen Interessen einzelner Politiker.
Yildiz sagte, er erwarte von türkischstämmigen Landtags- und Bundestagsabgeordneten, dass sie deutlicher Kritik an der Einflussnahme aus der Türkei übten. Eine, die bislang kein Blatt vor den Mund nahm, wenn es um Kritik an der Verflechtung von türkischen Organisationen und hiesigen Verbänden ging, ist die ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete Lale Akgün. Ihrer Meinung nach liefert der Machtkampf in der Türkei den Integrationspolitikern viel Anschauungsmaterial darüber. Man müsse nur die richtigen Konsequenzen daraus ziehen.
In Richtung der zahlreichen Politiker und Vertreter von Verbänden und Kirchen, die sich mit der Gülen-Organisationen in Deutschland zeigen, oder als Berater fungieren, sagt sie: "Ich verstehe nicht, dass Politiker, bei denen zum Beispiel bei Scientology alle Alarmleuchten angehen, bei Gülen meinen, es handle sich um eine fromme Truppe."
Noch ist es kein Problem, die Nähe zu Gülen-Organisationen offen zu zeigen. Der außenpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion im Bundestag, Omid Nouripour, ist Beirat im FID e.V. Der Verein organisiert in Frankfurt am Main Treffen zwischen Gülen-Anhängern und Politikern, Kirchenleuten und anderen Vertretern des öffentlichen Lebens.
Seit dem Aufkommen von Berichten über Indoktrination in besagten Lichthäusern spricht Nouripour davon, aus dem Beirat auszutreten. Bislang hat er das nicht getan. Auch nicht nach dem Ausbruch des Machtkampfs in der Türkei: "Ich sehe keine Deckungsgleichheit zwischen der Arbeit des FID in Frankfurt und der Politik Gülens in Ankara", sagte Nouripour. Ehrenvorsitzender des FID ist Fethullah Gülen.
Kommentare
Die Korruptionsaffäre ist eine Affäre Erdogans und seiner
Regierungsmitglieder.
Eine Sekte jetzt daneben zu halten als wären die Demonstranten Teil einer Sektenbewegung ist billigste Diffamierung nach dem Motto meinetwegen der Nazis 1933, wer gegen Hitler war, war asozial und arbeitsscheu; oder zur Zeit des Kalten Krieges, wer links war war Moskaus 5. Kolonne.
Dieses durchsichtige Spiel zu treiben ist Verneblungstaktik für den eindeutig kriminellen Charakter der Staatskrise in der Türkei: nämlich die kriminellen Praktiken mit illegalen Baugenehmigungen (durch Erdogan), der Inhaftierung und Verfolgung von Regierungskritikern, und der Versuch Erdogans, die unabhängige Justiz mit Drohungen und Behinderungen von den Ermittlungen abzuhalten.
Ein trauriges Kapitel, das diese Zeitung hier da mitspielen will!
Einflussnahme auf deutsche Politiker gibt es bereits seit langem: Schon 2010 titelte der Spiegel über Versuche von Erdogan, deutschtürkische Politiker in Deutschland zu vereinnahmen:
http://www.spiegel.de/pol...
Was die Zeit hier mitspielt, eine Sektenbewegung zu bemühen um die Demokratiebewegung in der Türkei zu diffamieren und von den kriminellen Machenschaften der Erdogan-Truppe bis hin zu Bedrohung der unabhängigen türkischen Justiz, ist billigste Erdogan-Unterstützung. Was Erdogan betreibt, ist eine enorme Bedrohung der Demokrate hin zur Diktatur: Polizei in Spitzenpositionen auszutauschen um sie auf Erdogan-Kurs zu bringen.
Ihr Kommentar ist nicht nachvollziehbar
Denn im Artikel steht:
"Nach Öztürks Einschätzung wahrt die Bürgerbewegung rund um die Gezi-Park-Proteste Distanz zu Gülen. Als demokratische Alternative zu Erdoğan würde der Imam bei ihnen nicht durchgehen."
Also ich lese hieraus, die Demonstranten haben nicht die Absicht sich mit Gülen gemein zu machen.
In der Tat handelt es sich wohl eher um ein Kräftemessen innerhalb der Islamisten der Türkei.
Entfernt. Bitte verzichten Sie auf diskreditierende Behauptungen, die Sie nicht durch seriöse Quellen belegen können. Die Redaktion/ds
Die Leipziger SPD
ist zudem nicht gerade ein Verband welcher den miesen Zuspruch zu dieser Partei im "im Osten" positiv beeinflussen kann. Enge Verbindungen zur örtlichen Baubranche (GRK- Holding, Stadtbau AG), verschleppte Skandale (herrenlose Häuser)...und zu guter Letzt kommt der ehemalige Minister Tiefensee mit gut 20% im Leipziger Wahlkreis per Landesliste in den Bundestag. Ob der Verein von der Gülen-Bewegung gekapert wird oder nicht, dürfte zumindest keine Trauerminuten auslösen.
Zeit Verantwortung wahrzunehmen
Für die deutschen Parteien ebenso, wie für Politik und Verfassungsschutz.
Politiker deren Loyalität ausländischen Mächten oder religiösen Fanatikern gehört haben weder in deutschen Vertretungen noch Parteien Platz. In den Parteistatuen gibt es hier ebenso wie von Seiten des Verfassungsschutzes mehr als genug Handhabe.
Ein Grundproblem dürfte hierbei sein, daß auch ein Gutteil der anderen "Volksvertreter" im höchsten Maße illoyal gegenüber dem Volk eingestellt ist. Es fehlt mir daher die Zuversicht, daß "Volksvertreter" welche offen die Interessen des Hochkapitals zum Schaden des Volkes vertreten klar Position gegen die Vertreter ausländischer Islamfaschisten wie Erdogan oder jenen wie dieses Gülen beziehen können.
Bedenkt man grundlegende Definitionen des Faschismus, wie die Einheit von Hochkapital und Staat unter Diffamierung und Ausgrenzung, sieht man am Beispiel der Handlanger türkischer Interessengruppen in deutschen Parlamenten hier wird nur die Spitze des Eisberges sichtbar.
Das Problem zieht sich durch die ursprünglichen Volksvertretungen wie ein roter Faden, längst sind diese zur Bühne für krankhafte Ideologien, zum Selbstbedienungsladen verkommen.
Für eine lebenswerte Zukunft ist mehr nötig als das Herumschrauben an einzelnen Symptomen. Es sind wieder Volksvertretungen für das Volk zu schaffen, eine wahrhaft grundsätzliche Aufgabe, kein KleinKlein.
Kulturkampf reloaded
Hatten wir doch schon: Bevölkerungsgruppen, deren Loyalitäten ausländischen Mächten gelten- mit dem Argument hat Bismarck die Katholiken drangsaliert.
Die Gülen-Bewegung
ist nicht nur in Deutschland und in der Türkei aktiv, sondern sie betreibt weltweit in über 150 Ländern Bildungs- und Dialogarbeit. Um eine treffende Analyse zu machen sollte man evtl. die Ressentiments weltweit berücksichtigen, anstatt Wohnungen gleichgesinnter muslimischer Studenten als fast schon verfassungsfeindlich darzustellen. Für mich ist die Gülen-Bewegung eine aus dem Glauben motivierte NGO, die die globalisierende Welt einfach mitgestalten will. Solange sie dies mit demokratischen Mittel macht und Gewalt ablehnt, ist sie zu begrüßen. Ihr 50 Jähriges bestehen und ihre globale Aktivität zeigt keinerlei Verletzung dieser Grundsätze. Deswegen sollte man auch strebende, aktive Muslime akzeptieren und ihnen ihren freien Raum gewähren, anstatt zu versuchen alles muslimische schon im Keim zu ersticken.
.......
Die Gülenbewegung ist keine religiöse Pfadfindertruppe sondern eine religiöse Gruppierung mit stak psycho-sektiererischen Anklängen.
Gülen ist nicht der Islam und man hat nicht was gegen "alles muslimische" wenn man diese Gruppierung als gefährlich ansieht.