Mehrere Zehntausend Anhänger der schiitischen Huthi-Rebellen sind auf die jemenitische Hauptstadt Sanaa zumarschiert. Am Donnerstag waren schon rund 30.000 Menschen in der Stadt, mindestens 10.000 davon bewaffnet. Das berichtet die jemenitische Nachrichtenseite Al-Mashhad al-Yemeni. Nördlich der Hauptstadt errichtete die Huthi-Volksgruppe demnach ein Sammellager.
Die Huthi-Rebellen fordern die Unabhängigkeit ihrer Stammesgebiete im Norden. Seit Jahren kämpfen die Rebellen, die sich auch "Ansar Allah" (Partisanen Gottes) nennen, immer wieder gegen die Armee. Am Freitag hatte ihr Anführer Abdelmalik al-Huthi erstmals Präsident Abed Rabbo Mansur Hadi direkt herausgefordert und seine Anhänger zu Protesten aufgerufen. Aktueller Anlass waren unter anderem die Benzinpreise, die Ende Juli rapide angestiegen sind.
Die Situation im Jemen erinnert an die im Irak, nur dass die Rollen andersrum verteilt sind: Im Jemen herrschen sunnitische Machthaber, die schiitische Minderheit fühlt sich vernachlässigt. Dazu befindet sich das Land in einem schwierigen Transformationsprozess.
Erst Anfang August hatten Huthi-Rebellen
die Provinzhauptstadt Amran, rund 50 Kilometer nördlich von Sanaa, unter
ihre Kontrolle gebracht. Nun drohen die Rebellen, die Regierung zu
stürzen, sollten ihre Forderungen nicht bis Freitag erfüllt werden.
Die Reformen kommen nicht in Gang
Jemens Übergangspräsident Abdrabuh Mansur Hadi rief nach Angaben der Nachrichtenagentur Saba die westlichen Industrienationen und den Golf-Kooperationsrat dazu auf, ihn gegen "die Bedrohung der Huthi-Gruppe" zu unterstützen.
Im Januar 2015 soll in einem Referendum über eine neue Verfassung abgestimmt werden, später im Jahr sollen dann Parlaments- und Präsidentschaftswahlen stattfinden. Aber eine schwache, uneinige Regierung und die desolate wirtschaftliche Lage stehen den Reformen im Weg. Der Jemen ist eines der ärmsten Länder der Welt. Derzeit steht er im Human Development Index der Vereinten Nationen auf Platz 154 von 166.
Von 2004 bis 2010 bekriegten sich die Huthi-Rebellen in einem Bürgerkrieg mit der Armee des damaligen Präsidenten Ali Abdullah Salih. Der Aufstand endete im Februar 2010 mit einem Waffenstillstand.
Im Jahr 2011 kam es, inspiriert von den Revolutionen in Ägypten und Tunesien, zu monatelangen Protesten gegen den Präsidenten Ali Abdullah Salih, der das Land 33 Jahre regierte. Im November 2011 trat Salih zurück und übergab die Macht seinem bisherigen Stellvertreter, Abed Rabbo Mansur Hadi, der wie er Sunnit ist.
Kommentare
Nicht noch ein Herd
Warum eskaliert das jetzt überall gleichzeitig? Die Welt gerät zunehmend aus den Fugen.
Wäre schön, wenn sich Menschen auch mal wieder vernünftig einigen könnten.
In Libyen wird die säkulare Regierung nicht unterstützt, weil der Westen gerade an anderen wichtigeren(?) Brandherden zu löschen versucht - auch wenn es teilweise nicht nach professioneller Feuerwehr aussieht.
Hamed Abdel-Samad wird recht behalten
Im einem Interview vom 04.07. mit dem Weser-Kurier hat er eine Schlacht von apokalyptischen Ausgang vorhergesagt und das nichts mehr stabil sei. Er wird recht behalten. Als nächstes werden Jemen, Jordanien und irgendwann auch Saudi-Arabien in eigene oder in einen großen arabischen Krieg verwickelt sein. Je mehr schiiten vom Krieg betroffen sind, wird auch der Iran sich nicht heraushalten. Hinzu kommen noch sehr unsicher Verhältnisse in fasst ganz Nordafrika. Es handelt sich hierbei fast ausschließlich um einen islamischen Glaubenskrieg, der sich nur in der Art der Waffen vom Mittelalter unterscheidet. Es wird gerade unfassbare Geschichte geschrieben.
Auch wenn man kein Feind ihrer ist -
aber ich kann ihr nichts positives abgewinnen: Der Religion. Dem Islam. Der Gewalt.Dem ewigen Krieg.
Was haben diese Menschen, die diese Gewalt ausleben, weltweit alle gemeinsam?
Nur eines: die Religion.
Was ist an ihr dran, dass man sie nur noch mit Gewalt in Zusammenhang bringen kann - bringen muss?
Auch als hassfreier Mensch ohne ein Feindbild?
Eine Gemeinsamkeit ist da - und sicher wieder Viele, die rufen: Mit dem Islam hat das nichts zu tun.
Glaube ich nicht mehr. Die weltweite Ballung auf nur einen gemeinsamen Nenner schließt das für mich vorurteilsfrei, einfach aus.
Ich hoffe...
...sie meinen mit Religion nicht nur den Islam. Mir wäre nämlich neu dass z.B. der Ukrainekonflikt aufgrund dessen so eskaliert. Oder die Proteste und Unruhen in Thailand vor nicht all zu langer Zeit ihren Ursprung in einem Religionskonflikt hätten.
Es geht immer nur um Machtverteilung. Religion ist nur der mit am einfachsten vorzuschiebende Grund.
Dass seit 33 Jahren ein und diesselbe Person Staatsoberhaupt ist, wird bei den jetzigen Vorgängen im Jemen eine nicht ganz untergeordnete Rolle spielen.
Dummheit von Vielen ....
und Machtgeilheit von Wenigen sind eine explosive Kombination. Da wird Religion genauso missbraucht wie eine ev. vorhandene politische Gesinnung.
Das Traurige ist, das es hier und jetzt viel zu viel von Dummen und Gierigen gibt. Da bleibt halt die Vernunft auf der Strecke.
Und ein gutes Geschäft ist es dann auch noch.
Deutschland
da können wirs ja abwarten, bis ein Politiker uns erzählt, dass es alternativlos sei, in diesen Konflikt einzugreifen um die Menschenrechte zu verteidigen.
Weil wir ja angeblich zu gross seien um uns da herauszuhalten, ausserdem diene das doch unserer eigenen Sicherheit.
Sobald da die ersten Zivilisten sterben führe daran kein Weg vorbei.
Oweh - Ukraine, Irak, Afghanistan, Jemen nicht vergessen Frankreichs Wirtschaft, Spaniens und Portugals Banken, Griechenlands Arbeitslose - gut dass wir so gross sind und zuständig für die Probleme der ganzen Welt.
Da müssen halt unsere Leute den Gürtel etwas enger schnallen, dann geht das schon.
Oder wir schicken unsere Leute mit Allmachtsfantasien im wahrsten Sinne des Wortes in die Wüste und konzentrieren uns zuerst mal auf unsere Probleme.