Der Präsident des Hohen Wahlausschusses der Türkei hat den Sieg von
Ministerpräsident Recep Tayyip Erdoğan bei der Präsidentschaftswahl
bestätigt. Erdoğan habe offensichtlich mit absoluter Mehrheit gewonnen,
sagte Sadi Güven am Sonntagabend.
Nach Auszählung von 98 Prozent der Stimmzettel erhielt der islamisch-konservative Politiker 52,2 Prozent. In einer Ansprache vor seinen Anhängern in Ankara sagte Erdoğan am Sonntagabend, dass er eine "neue Ära" beginnen und den "Streit der Vergangenheit" beilegen wolle. "Ich danke allen Bürgern, ob sie mich gewählt haben oder nicht, die dazu beigetragen haben, Geschichte zu schreiben an so einem historischen Tag", sagte Erdoğan.
Sein Hauptrivale Ekmeleddin İhsanoğlu kam nach Auszählung fast aller Stimmen auf 38,3 Prozent der Stimmen, weit abgeschlagen blieb der zur kurdischen Minderheit gehörende Kandidat Selahattin Demirtas mit 10 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei 73 Prozent.
Knapp 53 Millionen Wahlberechtigte waren zur Wahl aufgerufen. Es war das erste Mal, dass die Türken ihren Präsidenten direkt wählen konnten. Bislang hatte der Staatschef vor allem repräsentative Aufgaben. Erdoğan strebt jedoch einen Wechsel zu einem Präsidialsystem mit größeren Machtbefugnissen für das Staatsoberhaupt an. Die Neuregelung bezeichnete Erdoğan bei der Stimmabgabe im Istanbuler Viertel Uskudar als "sehr, sehr wichtiges Ereignis in der politischen Geschichte der Türkei".
"Unfairer, unausgewogener Wahlkampf"
Ekmeleddin İhsanoğl hat Erdoğan zum Wahlsieg beglückwünscht. "Ich gratuliere dem Ministerpräsidenten und wünsche ihm Erfolg", sagte der wichtigste Oppositionskandidat.
Vor der Schließung der Wahllokale hatte sich İhsanoğlu noch über ungleiche Wettbewerbsbedingungen beschwert: "Es war ein unfairer, unausgewogener Wahlkampf." Eine Begründung für diesen Vorwurf lieferte er zwar nicht, doch ist bekannt, dass Erdoğan viele Millionen Euro in seine Kampagne investieren konnte. Im Fernsehen galt ihm die meiste Aufmerksamkeit, zudem prangte sein Gesicht auf riesigen Plakaten an nahezu jeder Straßenecke in Istanbul. İhsanoğlus Wahlkampfteam musste dagegen mit vergleichsweise bescheidenen Mitteln auskommen.
Erdoğan ist seit drei Amtszeiten Ministerpräsident und darf damit nicht ein weiteres Mal für den Posten kandidieren. Er hatte daher angekündigt, das bisher weitgehend repräsentative Amt des Staatspräsidenten aufwerten und seine Vollmachten ausnutzen zu wollen. Kritiker fürchten, dass Erdoğan dadurch seine Machtposition auf weitere Jahre zementieren und die Islamisierung des Landes vorantreiben könnte.
Kommentare
Das Volk hat gewählt.
Und die Entscheidung hat jeder Demokrat zu akzeptieren.
Es gab viele unabhängige Wahlbeobachter.
Die Türkei....
...ist keine Demokratie (mehr). Und ihr Präsident ist nicht demokratisch legitimiert.
Vielmehr lief die Wahl eher so wie bei den Muslimbrüdern in Ägypten ab. Ich schätze mal, auch die Tage des Türkei-Kalifens sind gezählt!
Nebenbei...
...freue ich mich schon auf die ,,Argumente" der Opposition, weshalb und wieso sie verloren haben.
Die CHP hatte 90 Jahre Zeit sich beim Volk beliebt zu machen.
Wenn ein Erdogan in 10 Jahren das schafft, was die CHP in 90 Jahren nicht geschafft hat, braucht man sich nicht zu wundern, wieso er gewählt wird.
Aziz Nesin
könnte es beantworten...:-)
Erdogan ist ein Musterbeispiel…
…dafür, dass die vom "Westen" propagierte "Demokratie" eben nicht universell ist.
Er ist ein Beispiel dafür, dass in Irak und wie sie alle heissen davor und in den dann sich folgenden sog. Arabischen und Ukrainischen Frühlingen, Tausende für nichts und wieder nichts abgeschlachtet wurden.
"Und willst Du nicht mein Bruder sein, dann schlag ich Dir den Schädel ein". West-Juchée.
Man sehe sich das Ergebnis seiner "demokratischen" Wahl an. Die Leute haben ja frei gewählt. Die hat ja niemand gezwungen, oder? Der hat doch sogar in Berlin Wahlreden und Wahllokale gehabt, oder?
Da gewinnt wahrscheinlich der vermeintliche Despot, Tyrann und "Lupenreiner Vorzeigedemokrat" (da passt es doch wenigstens ohne dass Irgendwer Schluckauf bekommt, oder?) haushoch vor allen Mitbewerbern. Und die Ladys dürfen sich noch nicht mal auf der Strasse drüber freuen… LOL.
Wir sollten ihm und seinen Wählern dankbar sein. Er ist ein Garant und ein klares Zeichen dafür, dass eben nicht zusammen gewürfelt werden kann, was nicht zusammen gehört. Tito war ja schon vergessen.
Er ist ein Garant dafür, dass vielleicht, so es denn endlich verstanden werden sollte, in Zukunft "Demokratie" von den Völkern facettenreicher gelebt werden darf. Und nicht totgeschlagen wird, wer nicht sein Adressbuch bei Barak interlegt.
Aber werden das die Hardliner verstehen? Darf auch z.B. Russland seine eigene Demokratie wagen? Denn die "Politiker" in Europa sind nur Fähnchen im Wind.
Ach hören sie mit ihrem Palaver auf!
Nur weil die westlichen Lieblinge in Demokratien nicht gewählt werden, muss man hier nicht irgendwelche rassistischen Theorien aufstellen, von wegen zu blöd oder zu unaufgeklärt.
Einfach akzeptieren, dass die Welt sich anders dreht, als es die Herren in Brüssel und Washington hätten, wobei die Amerikaner dies wohl eher zu akzeptieren bereit wären.
... bisher vorne
tz tz tz...
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Erdogan ist neuer Präsident, ich wünsche mir für die Türkei, dass er das in ihn gesetzte Vertrauen honoriert und auf die rhetorische Bremse tritt, damit die Spaltung des Landes nicht voranschreitet.
Er war bisher gut für das Land, ich hoffe, das bleibt auch so.
Amin!