Für seine Anhänger sind die verbalen Patzer des Vizepräsidenten oft Begleiterscheinung der in den USA so geschätzten Politik der offenen Worte. Doch diesmal ging der Schaden über kurzlebige Negativschlagzeilen für das Weiße Haus hinaus: Obama-Stellvertreter Joe Biden musste sich bei gleich drei wichtigen Verbündeten der USA im Kampf gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" entschuldigen.
Der Grund: Er hatte sie beschuldigt, Al-Kaida-Ableger in Syrien zu bewaffnen und zu finanzieren. Am Wochenende telefonierte der Vizepräsident mit führenden Politikern der Türkei und der Vereinigten Arabischen Emirate, am Dienstag auch noch mit dem saudi-arabischen Außenminister, um seine Aussagen zu erklären, wie sein Büro mitteilte. Es waren nicht die einzigen Ausrutscher, die sich der Vize in den vergangenen Wochen leistete.
Bidens Kommentare bedrohten nicht nur die zerbrechliche Koalition von Präsident Barack Obama, sie drängten auch das Weiße Haus in die Defensive, das sich gezwungen sah, den Schaden wiedergutzumachen, ohne seine Behauptungen direkt zu entkräften.
Schlechte Präsidentschaftsbewerbung
Das Problem im jüngsten Fall: Biden sagte in der Universität von Harvard vor laufenden Fernsehkameras, was Vertreter der Obama-Regierung sonst nur hinter vorgehaltener Hand diskutieren. So wurden die politisch unkorrekten Bemerkungen nach Ankara und Abu Dhabi transportiert, wo verärgerte Staatschefs ein Fehlereingeständnis von den USA einforderten – und auch erhielten. "Der Vizepräsident hat Charakter genug, um zuzugeben, wenn er einen Fehler gemacht hat", sagte Regierungssprecher Josh Earnest.
Angesichts von Bidens Ambitionen für die Präsidentschaftswahl 2016 – bei den Demokraten will er möglicherweise neben Hillary Clinton in den Ring treten – werfen seine jüngsten Missgriffe erneut die Frage auf, ob er fürs Oval Office geeignet wäre. "Wenn er Fehltritte begeht, wird er zu einer Marke", sagt der demokratische Politstratege Hank Sheinkopf. "Zwar mag er einige führende Demokraten erfolgreich hinter sich versammeln, aber seine Nominierung wird weniger wahrscheinlich, wenn er sich zum Narren macht."
Kreditgeber nannte er jüdische Wucherer
Bereits im September hatte sich Biden Ärger eingehandelt. Nach einem Besuch in Iowa musste sich der Vizepräsident bei der amerikanischen Anti-Diffamierungsliga entschuldigen: Er hatte Geldverleiher, die mit US-Soldaten skrupellose Geschäfte gemacht hatten, als "Shylocks" bezeichnet – bei Shakespeare ein Begriff für einen jüdischen Wucherer. Auf derselben Reise sorgte er für Stirnrunzeln, als er Asien "den Orient" nannte. Auch musste das Weiße Haus Äußerungen Bidens richtigstellen, Washington erwäge die Entsendung von US-Bodentruppen gegen den IS.
Ehemalige Berater betonen, sie seien vor brisanten Treffen und wichtigen Reden die zuvor festgelegten Diskussionspunkte wieder und wieder mit ihm durchgegangen und meist halte er sich perfekt ans Skript. Doch zuweilen habe er ihre Bitten, nicht abzuschweifen, mit Augenrollen quittiert – schließlich gehörte Biden jahrzehntelang dem Auswärtigen Ausschuss des Senates an und vertritt entschieden eine eigene Meinung.
Wähler sollten es sich genau überlegen
Bidens Fans betonen, seine Offenheit trage in der übermäßig korrekten US-Politlandschaft zu seiner Beliebtheit bei. "Je mehr die Leute über ihn wissen, umso mehr schätzen sie, dass er sagt, was er denkt", sagt der ehemalige Senator Ted Kaufman, Demokrat, langjähriger Vertrauter und politischer Berater Bidens. "Ich denke, das kommt ihm bei ausländischen Führern auf der ganzen Welt zugute."
Seine Kritiker geben zu bedenken, diese kleineren Eskapaden seien nichts im Vergleich zu dem Schaden, den Biden im Oval Office anrichten könnte. Sollte er 2016 seinen dritten Anlauf wagen, so müssten sich die Wähler genau überlegen, ob sie einen solch Unberechenbaren im höchsten Staatsamt wollen.
Kommentare
Die schlichte Weltsicht von manchen US-Politikern ..
... ist zwar erschreckend, aber von Reagan, GWB und anderen sind wir ja einiges gewöhnt.
Solche naiv-ehrlichen Leute zeigen uns wenigstens unverhüllt was wir von Ihnen zu halten haben.
"Die schlichte Weltsicht von manchen US-Politikern ist zwar
erschreckend..."
In dem Fall finde ich eher die Selbstgerechtigkeit erschreckend. Schließlich sind die Speerspitze der Destabilisierungs- und Oppositionsaufrüstungstruppen immer die USA, wenn der Ziel-Staat ein Russenfreund ist (aus den Top-Nachrichten: Afghanistan, Iran, Syrien, Ukraine).
So war das auch in Syrien. Schon Bush begann laut Depeschen-Leaks 2006 damit die syrische Opposition mit Millionen-Dollar-Zahlungen aufzurüsten.
http://www.zeit.de/politi...
Dass der Bürgerkrieg in Syrien von Beginn an ein von außen bezahlter Aufstand war, trauen sich so langsam auch die ersten CDU-Politiker zu sagen.
http://daserste.ndr.de/an...
Wenn noch 10 Jahre ins Land gehen, werden sich auch die ersten SPDler und Grünen trauen.
Obwohl, mal abwarten, ob sich heute womöglich Laschet entschuldigen muss. Er hat allerdings den schlauen Trick angewandt, dass er nicht explizit einzelne Länder nannte. Aber er, Kujat und Aken sprachen viele Wahrheiten an, die bisher absolute Syrien-Diskurs-No-Gos waren.
Die Sendung zeigte zwar, dass anlässlich der schlimmen Entwicklung in Syrien und Irak nun ein paar Wahrheiten auf den Tisch sollten, aber dass die Syrische-Opposition-Schönrednerfraktion, in der Sendung vertreten durch Pelda und Rau, der öffentlich rechtlichen Vernebelungstante, noch lange nicht die Nieder-mit-allen-Russenfreunden-Segel streicht.
Biden — bitte nicht!
Die ganzen Groupies um den etablierten Filz aus NSA und militärisch-industriellem Komplex, inklusive Dick Cheney und Hillary Clinton, werden weiterhin an der Freiheitsstatue sägen.
Das sind genau die Typen, die Obamas »Change« im Keim erstickt haben. Den »Change«, den die USA so dringend gebraucht hätten. Mehr als eine Krankenversicherung kam dabei nicht heraus. Diese Typen sind so rückwärtsgewandt wie die Tea-Party-Zielgruppe, für die auf Fox News Werbung für Rollstühle und Erwachsenenwindeln läuft.
Fiat iustitia, et pereat mundus
Der Aufklärer Kant meinte dazu: "Es herrsche Gerechtigkeit, die Schelme/Betrüger in der Welt mögen auch insgesamt darüber zu Grunde gehen"
Anders als die russische Staatsführung und der würdelosen Unterstützung der Separatisten - die Lüge wird in den Medien sogar stolz als wesentliches Merkmal von Macht demonstriert - legt Biden die Ohnmacht als Wesen der Wahrheit in der Politik offen.
Einer der Schlimmsten
Zu EU-Sanktionen:
"Die EU wollte es zunächst wirklich nicht. Amerika hat aber die Führung übernommen und der Präsident der USA hat darauf bestanden, dass Europa in eine "unbequeme Lage" gebracht wird, auch mit dem Risiko, den Schaden für die eigene Wirtschaft zu tragen, um Russland zu zwingen", so der Vizepräsident.
Sein Sohn ist nunmehr Vorstand einer ukrainischen Gasgesellschaft.
Bei soviel Arroganz der Macht muss man aufpassen, vor Ekel keine Pickel zu bekommen!
Das ist doch nur wegen der Demokratie und so.
Ich schlage vor die ganze Familie zum Friedensnobelpreis zu nominieren! Die geben sich doch so viel mühe... Die EU hat hier nichts zu melden - nur folgen.
Die Wahrheit
Zyniker könnten an dieser Stelle fragen, ob er denn bezüglich seiner Einschätzung, was die Financiers der IS anbelangt, soweit von der Wahrheit entfernt war. Irgendwoher muss das Geld kommen um 50.000 Mann mit schweren Waffen im Feld zu halten. Und die 3,5€ Spende vom Salafisten an der Pommesbude in Castrop-Rauxel reichen dafür nicht wirklich aus.
Gipfel des Zynismus
Um den Zynismus auf den Gipfel zu treiben, hätte man auch fragen können, woher wohl die vielen US-Waffen kommen, die in den Händen des IS zu sehen sind. Gibt es da nicht seit Jahren schon einen massive Aufrüstung syrischer Terroristen durch die U-Terroristen?