Bei der Präsidentenwahl in Rumänien hat sich der bürgerliche
Kandidat Klaus Johannis durchgesetzt. Sein Mitbewerber, der sozialistische Regierungschef Victor Ponta, gratulierte seinem
Konkurrenten bereits vor der ersten Hochrechnung zum Wahlsieg. "Wir sind
ein demokratisches Land, das Volk hat immer Recht", sagte
der 42-jährige Sozialdemokrat zwei Stunden nach Schließung der
Wahllokale.
Laut der ersten Hochrechnung holte Johannis 55,79 Prozent der Stimmen. "Wir haben gesiegt, wir
haben unser Land zurückgewonnen", hatte Johannis kurz zuvor auf Facebook verkündet.
Die Prognosen hatten ein unklares Bild ergeben: In der ersten Runde am 2. November hatte Ponta seinen Rivalen Johannis mit zehn Punkten Vorsprung klar geschlagen, aber die absolute Mehrheit verfehlt. In der notwendigen Stichwahl galt daher Ponta als Favorit. Am Abend sahen mehrere Meinungsforschungsinstitute beide Kontrahenten gleichauf.
Johannis tritt nun die Nachfolge von Präsident Traian Băsescu an, der nach zwei Amtszeiten nicht wieder kandidieren durfte. Der rumänische Präsident bestimmt die Außen- und Verteidigungspolitik des Landes. Er ernennt die wichtigsten Staatsanwälte und die Vorsitzenden der Geheimdienste.
Nicht skrupellos genug?
Johannis hatte den Kampf gegen Korruption zu einem seiner Schwerpunkte gemacht. Außerdem will der
55-Jährige die Unabhängigkeit der Justiz stärken. Der frühere Physikprofessor kandidierte für die
Christlich-Liberale Allianz (ACL) mit dem Versprechen, die
Rechtsstaatlichkeit zu stärken und ausländische Investoren anzulocken.
Mit seinem Demokratischen Forum der Deutschen in Siebenbürgen war
er vor 14 Jahren als Bürgermeister ins Rathaus von Sibiu (Hermannstadt)
eingezogen. Drei Mal wurde er seither in Europas Kulturhauptstadt des
Jahres 2007 wiedergewählt.
Als deutschstämmiger Rumäne und Mitglied der evangelisch-lutherischen Kirche vertritt Johannis gleich zwei gesellschaftliche Minderheiten. Die Siebenbürgersachsen sind als älteste deutsche Siedlergruppe in Rumänien jedoch stark dezimiert. Lebten vor wenigen Jahrzehnten noch mehrere Hunderttausend in dem Gebiet zwischen Hermannstadt und Kronstadt, sind es jetzt kaum mehr als 10.000. Die meisten zogen in westdeutsche Bundesländer.
Weder Zwietracht noch Rache
In der rauen rumänischen Politik wird Johannis als Gentleman geschätzt. Einige Unterstützer warfen ihm jedoch im Wahlkampf vor, er zögere, Ponta Schwächen skrupellos auszunutzen.
Angesichts seines Wahlsieges warb Johannis für einen Neuanfang und für Versöhnung. "Dank Euch beginnt ein neues Rumänien",
postete er auf Facebook, an seine Anhänger gerichtet. Er wolle kein Land der
Zwietracht und der Rache. Am späten Wahlabend ließ sich Johannis dann auf
einem zentralen Platz in Bukarest von seinen Unterstützern bejubeln,
lächelte breit und schüttelte Hände.
Tausende Demonstranten in der Hauptstadt Bukarest forderten nach Schließung der Wahllokale den Rücktritt von Regierungschef Ponta. Ähnliche Kundgebungen gab es in weiteren Städten, etwa in Cluj-Napoca (Klausenburg). Ponta wies Gerüchte zurück, er werde als Ministerpräsident zurücktreten. Niemand habe ihn dazu aufgefordert, und es gebe auch keinen Grund dafür, sagte er vor Journalisten.
Kommentare
Rumänien leidet immer noch nach;
kaum einer will sagen wie sehr.
Pontas muß weg
Hoffentlich ist das wahr und Klaus Johannis ist wirklich der Sieger. Er hat gezeigt, das er ein guter Politiker ist und Hermannstadt zu einer blühenden Stadt gemacht. Ponta dagegen ist ein korrupter Politiker, der außer abgedroschene Parolen (Wir müssen wieder den Stolz haben, Rumänen zu sein), nichts vorzuweisen hat. Johannis traue ich zu die Korruption zurückzudrängen und Rumänien in eine bessere Zukunft zu führen.
Das ist sehr erfreulich!
Und so überraschend! - Galt Ponta doch als Favorit. Klaus Johannis ist ein integrer Mann, wie mir Siebenbürger Bekannten erzählten. Er hat sich in Hermannstadt seine Meriten erworben. Er ist zweifellos die bessere Wahl. Ein Deutschsprachiger ist nun Präsident Rumäniens. Wer hätte das gedacht, nach all den bitteren Jahrzehnten der Diskriminierung, die insbesondere die Siebenbürger Sachsen erfahren mussten.
Alles Gute, Herr Johannis!
Ja, so hörte ...
>> Klaus Johannis ist ein integrer Mann ... <<
... man. Er sollte aus den Brüsseler Machtzirkeln ferngehalten werden. Schlechter Umgang dort für Integre.
Herzlichen Glückwunsch
Über den Sieg von Herrn Johannis freue ich mich sehr. Und ich hoffe, dass er es wirklich schafft, Rumänien auf einen guten Weg zu führen. Dass er einer nationalen Minderheit entstammt und "trotzdem" gewählt wurde, zeigt die demokratische Reife des rumänischen Volkes. Wer weiß, vielleicht wählen wir demnächst auch mal einen Präsidenten oder eine Kanzlerin, die türkisch oder italienisch sind. [Das diese Ämter zurzeit gerade in ostdeutscher Hand sind, wäre vor 25 Jahren auch schwer vorstellbar gewesen.]
Das würde gegen das Wahlgesetz verstoßen.
Einen Präsidenten oder eine Kanzlerin, die türkisch oder italienisch sind, wählen wir eher nicht. Einen Präsidenten oder eine Kanzlerin, die türkische oder italienische Vorfahren haben, vielleicht einmal. Aber so weit ist Deutschland noch lange nicht.