Snuff ist ein umgangssprachliches englisches Wort für "auslöschen", "töten" "ermorden". Snuff videos bezeichnen Filme, die die Ermordung eines Menschen zeigen. Nicht um das Verbrechen zu dokumentieren, sondern um damit Propaganda zu machen, Angst zu verbreiten, um die Tat zu feiern.
Russische Neonazis haben die Folter und Ermordung kaukasischer Migranten gefilmt und die Videos ins Netz gestellt. Mexikanische Drogengangs drapieren die verstümmelten Leichen ihrer Opfer auf öffentlichen Plätzen oft mit einer DVD, die deren qualvolles Sterben zeigen. Oder schicken sie an deren Angehörige. Oder schauen sie unter Gejohle selbst an. Etwas Ähnliches hat der Islamische Staat nun mit dem Video von der Ermordung des jordanischen Piloten Mouas al-Kasasba getan. Er hat den Film nicht nur ins Netz gestellt, sondern im syrischen Rakka, seiner inoffiziellen "Hauptstadt", auf einer Großleinwand gezeigt. Kino im Kalifat.
Es geht nicht darum, den Sadismus von IS herunterzuspielen, wenn man feststellt: Diese Inszenierung von Gewalt ist nicht neu. Auch die Gewalt selbst ist es nicht. Menschen bei lebendigem Leib zu verbrennen, gehört zur Kriegsstrategie kongolesischer Milizen und war eine Methode des Genozids in Ruanda. Enthauptungen zählten zum wechselseitigen Terror im sri-lankischen Bürgerkrieg – die Liste ließe sich fortsetzen.
Neu ist die Wirkung, die IS mit der Inszenierung von Gewalt in der westlichen und arabischen Öffentlichkeit erzielt hat.
Der Effekt der Snuff Videos ist hypnotisch, obwohl uns
die Strategie dahinter längst klar ist: die Grausamkeit steigern,
Horror, Angst und Abscheu auslösen, eine politische und militärische
Überreaktion der Angegriffenen provozieren – und diese
Überreaktion wiederum für die eigene Legitimation nutzen.
Die Macht des IS bröckelt
Die Frage ist nun: Gelingt dem IS dies auch im Fall des jordanischen Piloten? Wenn man die Bilder mal für einen Moment ausschaltet (und das sollte man ohnehin viel häufiger tun), dann steht der IS derzeit keineswegs so allmächtig dar, wie es seine Regisseure aussehen lassen wollen: Militärisch haben die Luftangriffe der USA und ihrer höchst unterschiedlichen Verbündeten die territoriale Ausdehnung des Kalifats gestoppt und ihm im Irak wie in Syrien wieder Gebiete abgejagt. Allerdings zu einem enormen Preis, wenn man zum Beispiel die befreite, aber völlig zerstörte Stadt Kobani in Syrien betrachtet.
Auch häufen sich Berichte über IS-Kämpfer, die wegen versuchter Fahnenflucht exekutiert worden sind. Wirtschaftliche Sanktionen und die Bombardierung von Ölquellen und -Raffinerien in Syrien haben zudem die Einnahmequellen schrumpfen lassen. Das zwingt die Kassenwarte des Kalifats, die lokale Bevölkerung unter ihrer Kontrolle immer weiter auszupressen. Abgaben und Zwangssteuern steigen unter anderem im irakischen Mossul und im syrischen Rakka. Dort wächst die Wut – allerdings auch die Angst, weil die Repression immer willkürlicher wird. Die Sympathie, die der IS unter Sunniten in Mossul vergangenen Sommer bei seinem Einmarsch noch genoss, dürfte weitgehend verflogen sein.
Die wichtigste
Waffe des IS aber sind nicht seine Videos, sondern die Fähigkeit,
auf bereits bestehende Krisen und Kriege "aufzuspringen",
Allianzen zu bilden und seinen asymmetrischen Terror jederzeit
verlagern und ausweiten zu können. Die neuen Aktionsfelder sind der
Sinai in Ägypten. Außerdem versucht IS in Libyen Fuß zu fassen, wo
seine Anhänger für die jüngste Attacke auf eines der größten
Hotels in der Hauptstadt Tripolis verantwortlich gemacht werden.
Kommentare
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Entfernt. Bitte diskutieren Sie den konkreten Artikelinhalt. Danke, die Redaktion/jp
so spricht ein Pegidaner !
und Putin-Versteher.
Ich persönlich fände es übrigens wie bestimmt viele andere ganz gut, wenn sie den sogenannten IS-Terror nicht mit der russischen Kriegsführung in Verbindung zu bringen würden.
Putin ist ein Diktator und denkt sicher, er wäre ein guter Mensch. Die IS Typen sind einfach durchgeknallt und wissen, dass sie im Grunde genommen Looser sind und auf der bösen Seite stehen.
Die Geschichte wird allerdings über Beide richten.
Na endlich
Hoffentlich raffen sich die Führer der Nationen mal endlich zusammen und bekämpfen das Übel. Die Bevölkerung sollte schnellstmöglich von diesen Monstern befreit werden.
nicht beabsichtigt
KlausRetina: "Die Bevölkerung sollte schnellstmöglich von diesen Monstern befreit werden."
das ist nicht beabsichtigt. So hat Präsident Obama offiziell zwar verkündet, den IS "auslöschen" zu wollen, inoffiziell gab er jedoch die Losung aus, der IS solle "auf ein handhabbares Übel" reduziert werden. Schließlich sollten die "moderaten syrischen Rebellen" - von den USA und den Golfstaaten finanziert, von der CIA trainiert und ausgerüstet - Assad stürzen. Was sie bisher noch nicht getan haben.
Und im Irak sollen die Sunniten, zu denen auch ehemalige Saddam-Armee-Soldaten und -Offizieren gehören, ein Gegengewicht zu den vom Iran unterstützten Schiiten bilden, die die Mehrheit der Iraker und die Regierung stellen.
In Syrien und im Irak findet ein Stellvertreter-Krieg statt: die US- und Golfstaaten gestützten Sunniten gegen die Iran-geförderten Schiiten. Und nebendran versuchen die Kurden, aus Syrien, dem Irak, einem Teil Iran und einem Teil Türkei ihren Staat zu bilden. Deutschland unterstützt die Kurden - gegen den IS. Aber das kann noch heiter werden, wenn die Kurden mit deutschem Training und deutschen Waffen gegen die Türkei in den Krieg ziehen....dann haben wir uns mitschuldig gemacht.
Ideologische Blindheit
Schon jetzt lese ich ja im Facebook, wenn die USA wirklich will dann könnte sie den IS in ZWEIWOCHEN fertig machen bla bla usw usf.
Für die ist logisch, wenn sie mit Bodentruppen rein gehen dann ist es natürlich wieder Imperialistische Einmarsch von Westen in einem Moslemischen Land und die GLEICHEN Leute sagen nun jetzt die USA geht nicht rein also ist sie verantwortlich für die Morde der IS!
Und gestern dürfte ich sogar lesen das Kobane wegen US-Bomber so aussieht, die kommen nicht mal auf die Idee die IS zu kritisieren, wie Blind muss man Ideologisch sein um so ein Unsinn zu verbreiten?
So nebenher, auch mit US Bodentruppen wird die IS NICHT in 2 Wochen erledigt sein sondern bei eine asymmetrischen Truppe wie der IS erheblich länger dauern und viele Leben von Zivilisten kosten!
Genau so funktioniert Populismus
Was sie hier sagen ist eine recht gute beschreibung für Populismus -> Radikalisierung -> Extremismus (und das sage ich nicht als Analysierender außenstehender - ich war vor 10 Jahren genauso drauf, kenne also diese "Denke" aus erster Hand).
Zentrales Element ist die klare Definition des "Bösen" des "Feindes" was in bestimmten Kreisen nicht einmal zuerst die USA sondern primär der vermeintlich stärkere ist, was dann im Weltbild derjenigen erst im zweiten Schritt aber nahezu zwangsläufig auf die USA und ihre verbündeten hinausläuft (liegt aber auch nicht zuletzt an unserer Sozialisation die eben lehrt "Der Schwächere" = "Das Opfer" - d.h. nicht in den Handlungen sondern in den Existierenden Kräfteverhältnissen misst)...
...das traurige ist dabei das viele dieser Vollhonks durchaus das Herz am rechten Fleck haben, dass Gehirn indes noch irgendwo anders.
Derartiges findet sich leider auch in anderen Bereichen wo es deutlich Gesellschaftsfähiger ist - aber ich will hier jetzt gar nicht auf den Grünen rum hacken; der wesentliche Punkt ist nämlich, dass hier auch unser Bildungssystem Mitschuld trägt, da unsere Politische Bildung oft eher Prevention als Promotioncharakter hat -> wie Brauchen keine kommentierte Fassung von "Mein Krampf" an den Schulen wie unlängst angeregt wurde, sondern "Die offene Gesellschaft und ihre Feinde"...
Der IS uns seine Ideologie, ...
muss bekämpft werden wie Nazideutschland.
Also, ohne Rücksicht auf Zivilisten.
Die Menschen kann man später befreien, aber zuerst muss die Schreckensherrschaft mit allen Mitteln beendet werden.
Aber die Politiker wollen das garnicht, sondern brauchen die ständige Bedrohungslage um Gesetze durchzukriegen.
Oh je Oh je
''Also, ohne Rücksicht auf Zivilisten.
Die Menschen kann man später befreien, aber zuerst muss die Schreckensherrschaft mit allen Mitteln beendet werden.''
Ehm nein. Sie können das natürlich so einfach sagen aus Ihrem Sessel heraus dass da mal einfach so zig-tausend Zivilisten getötet werden sollen. Versetzen Sie sich mal in deren Lage dann wissen Sie dass so ein Vorschlag unterste Schublade ist.