Ein Beschäftigungspakt mit den EU-Ländern könnte den entscheidenden Rahmen schaffen, um Kosovo eine realistische Entwicklungsperspektive zu eröffnen. Angesichts der Abnahme der arbeitsfähigen Bevölkerung in der EU wäre die geregelte Anwerbung neuer Arbeitskräfte in Südosteuropa von beiderseitigem Interesse. Ein solcher Pakt müsste eine von der EU mitfinanzierte und beaufsichtigte Reform des Berufsbildungswesens wie auch Instrumente zur geregelten Arbeitsmigration beinhalten. Es müsste dafür Sorge getragen werden, dass jungen Menschen künftig Wissen und Fähigkeiten vermittelt werden, die zu Hause wie auch im Ausland Chancen auf dem Arbeitsmarkt bieten. Nur so kann vermieden werden, dass Schulabgänger in die Arbeitslosigkeit entlassen werden oder potenzielle Arbeitsmigranten im Niedriglohnsektor der Aufnahmeländer landen.
Da nicht zu erwarten ist, dass sich die wirtschaftliche Entwicklung in absehbarer Zeit beschleunigt, ist die Auswanderung, insbesondere für junge Menschen, die einzige realistische Chance, eine selbstbestimmte Existenz aufzubauen und aus den Einschränkungen traditioneller Familienstrukturen und der Sogwirkung der organisierten Kriminalität zu entkommen. Schon jetzt sind die Überweisungen der Arbeitsmigranten mit etwa 600 Millionen Euro jährlich die wesentliche finanzielle Antriebskraft der Wirtschaft im Kosovo; die Zunahme der Arbeitsmigration dürfte die Wirtschaft durch zusätzliche Finanztransfers weiter beleben.
Die Anhebung des Lebensstandards im Kosovo würde in einem gewissen Ausmaß auch zur Immunisierung gegen den grassierenden Nationalismus beitragen, so dass moderate politische Kräfte sich besser entfalten könnten, die in der Lage sind, die Annäherung an die EU voranzubringen: durch die Stärkung von Rechtsstaatlichkeit und demokratischer politischer Kultur und durch die Stabilisierung der Wirtschaft. Je realistischer die EU-Beitrittsperspektive ist, desto weniger Anreize gibt es, ethnische Konflikte weiter anzuheizen und desto konsequenter müssen die von der EU verlangten Reformen weitergeführt werden. Ein Beschäftigungspakt wäre ein erster Schritt auf einem langen Weg.
Kommentare
Trotzdem...
Ich kann das alles nachvollziehen. Die Menschen dort leiden und fliehen deshalb. Es tut mir auch sehr leid!
Trotzdem will ich das hier nicht. Wir kämpfen gerade mit den Folgen der Arbeitsmigration insbesondere der 60er Jahre.
Die meisten Migranten sind wieder Muslime. Die kulturelle Kluft ist einfach zu groß. Es funktioniert doch einfach nicht. Stellt einen Marshall-Plan auf, aber bitte auch ausreichend Zäune!
Wir müssen gar nichts!
Nur die Grenze dicht machen und keine ausländischen Staaten destabilisieren.
(Erinnerung: Libyen, Syrien und einige Beispiele aus Südamerika)
Nur die Neoliberalen und linksradikalen Antideutschen wollen die ungeregelte Zuwanderung von Billiglöhnern und haben kein Problem mit den entstehenden Spannungen in der Gesellschaft.
Willkommen
Mir sind diese Menschen willkommen. Wer in Deutschland leben will und bereit sein Leben eigenverantwortlich zu organisieren, soll kommen.
Wenn es hier lebende Personen gibt, die aus irgendwelchen Gründen Arbeitsplätze nicht besetzten wollen,evtl. Zuwanderer aber schon, sollen die die Plätze auch bekommen. Das Anspruchsdenken kann seinen Vertretern ruhig im Halse stecken bleiben.
Schlussfolgerungen völlig falsch
"Angesichts der Abnahme der arbeitsfähigen Bevölkerung in der EU wäre die geregelte Anwerbung neuer Arbeitskräfte in Südosteuropa von beiderseitigem Interesse."
Nicht nur dass der vielbemühte "Fachkräftemangel" ein Märchen ist, wir haben auch noch 30-40% Jugendarbeitslosigkeit in den südlichen EU-Staaten (Spanien, Portugal, Griechenland etc.). Vor diesem Hintergrund geht diese Forderung in die völlig falsche Richtung.
"Für das Verharren Kosovos in Armut sind auch ausgedehnte rechtsfreie Räume mitverantwortlich. Sie sind Folge der allgegenwärtigen Korruption und der symbiotischen Beziehung zwischen weiten Teilen von Verwaltung und Politik mit der organisierten Kriminalität. Trotz aller seit 1999 in Angriff genommener Reformen [...] ist öffentliche Verwaltung in Kosovo weiterhin leistungsschwach. Beamte stehen unter permanentem politischen Druck und sind oft an Korruption und Nepotismus beteiligt. "
Das ist der eigendliche Knackpunkt. Der Kosovo ist ein Failed-State mit einem unglaublichen Kriminalitätsproblem. Alle initaitiven und Reformen haben nichts gebracht. Vielleicht sollte man daher über eine Wiedereingliederung des Kosovos nach Serbien nachdenken.
"Die EU muss "
"Die EU muss den Menschen eine geregelte Arbeitsmigration anbieten".
Nein. Das muss die EU ganz und gar nicht!
Wenn es im Kosovo qualifizierte Arbeitskräfte gibt, dann sollten diese ihr eigenes Land voranbringen. Und nicht ihr persönliches Heil in der Wirtschaftsflucht suchen.