Die
frühere US-Außenministerin Hillary Clinton
hat den Sieg bei der ersten Vorwahl der US-Demokraten im Bundesstaat
Iowa für sich beansprucht. Nach einer gründlichen Analyse der Ergebnisse
bestehe kein Zweifel daran, dass Clinton die
meisten Stimmen gewonnen habe, teilte ihr Wahlkampfteam nach Auszählung von 99 Prozent der Stimmen mit. Es gebe statistisch gesehen keine
Möglichkeit mehr, dass Senator Bernie Sanders den Vorsprung noch
aufholen könne.
Clinton bekam demnach 49,9 Prozent der Stimmen, ihr Kontrahent Sanders 49,5 Prozent. Martin O'Malley, der umgehend seinen Ausstieg aus dem Kandidatenrennen verkündete, kam auf 0,6 Prozent.
Kommentatoren werteten den Wahlausgang als ungünstig für Clinton. Sanders, der in Iowa vor allem junge Leute mobilisieren konnte, ist ihr gefährlich nahegekommen. Dass Clinton dennoch gewann, ist offenbar auf ihr starkes Abschneiden in einem Wahlbezirk im Südwesten von Iowa zurückzuführen.
Das
zähe Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Clinton und Sanders zwang die Demokraten
mancherorts zu ungewöhnlichen Methoden: In einigen Bezirken wurde per Münzwurf
ermittelt, welchem der Kandidaten ein zusätzlicher Bezirksdelegierter zugeteilt
werden sollte. Dabei unterlag in allen Fällen Sanders.
Das Prozedere ist selten, aber altbewährt. Die Parteiverantwortlichen greifen darauf zurück, wenn die Kandidaten bei der Wahlversammlung in der Gunst der Anhänger gleichauf liegen, die Zahl der zu vergebenden Delegierten aber ungerade ist.
Cruz vor Trump
Sanders beglückwünschte seine Rivalin zu einer "sehr lebhaften Kampagne". Vor neun Monaten sei er ohne Geld, Ruhm oder politische Organisation nach Iowa gekommen. Nun habe er es aber mit "der mächtigsten politischen Organisation in den Vereinigten Staaten von Amerika aufgenommen" – nämlich der Clinton-Familie, sagte der selbst erklärte demokratische Sozialist. Die Menschen in Iowa hätten die gewichtige Botschaft gesandt, dass es für "Establishment-Politik" in den USA zu spät sei. Clinton sagte, sie freue sich auf das nächste Debattenduell mit Sanders, nun da sie die einzigen verbliebenen Kandidaten seien.
Zuvor
hatten die Republikaner ihr Ergebnis bekannt gegeben: Ted Cruz, der erzkonservative
Senator aus Texas, verwies mit 27,7 Prozent Donald Trump mit 24,3 Prozent auf
Platz zwei. Trump sagte dennoch, er fühle sich mit Platz zwei geehrt.
Auf einem sehr starken dritten Platz landete bei den Republikanern Marco Rubio, Senator aus Florida, mit 23,1 Prozent der Stimmen. In einer ersten Reaktion sagte er, er wolle die Partei im weiteren Wahlkampf wieder einen. Rubio gilt als Kompromisskandidat mit gemäßigterem Zuschnitt als Cruz und Trump.
Fortsetzung in New Hampshire
Die
US-Vorwahlen werden schon in der nächsten Woche im nordöstlichen Bundesstaat
New Hampshire fortgesetzt. Bei den Demokraten liegt dort Sanders nach Umfragen
deutlich vorn. Der 74 Jahre alte Senator mit einem für US-Verhältnisse
dezidiert linken Programm kommt aus dem Nachbarstaat Vermont. Bei den
Republikanern führt Trump in New Hampshire mit deutlichem Vorsprung.
Nach den Vorwahlen werden Demokraten und Republikaner im Sommer bei großen Parteitagen mit Tausenden Delegierten ihren Präsidentschaftskandidaten benennen. Insgesamt muss ein Kandidat in den Vorwahlen bei den Republikanern 1.237 Delegierte auf sich vereinen, bei den Demokraten sind es 2.382 Delegierte.
Einen Nachfolger für Barack Obama – und damit ihren 45. Präsidenten – wählen die Amerikaner am 8. November. Obama bleibt noch bis Mitte Januar 2017 im Amt, wenn der neue Präsident oder die erste Präsidentin vereidigt wird.
Kommentare
"Clinton bekam demnach 49,9 Prozent der Stimmen, ihr Kontrahent Sanders 49,5 Prozent."
Dies bedeutet, dass Sanders die jungen Wähler erreicht, und offensichtlich sogar mobilisiert hat. Hillary Clinton ist noch lange nicht durch, und wenn die Republikaner den Schlamm anrühren, ist die Dame wesentlich gefährdeter als Genosse Sanders. Die Chancen des Sozialisten steigen weiter und er ist meines Erachtens der Sieger der Iowa Wahl.
""Die Chancen des Sozialisten steigen weiter und er ist meines Erachtens der Sieger der Iowa Wahl.""
Sehe ich genauso. Wenn man bedenkt, dass Sanders vor 14 Tagen in Iowa noch 4 Prozentpunkte hinter Clinton gelegen ist http://www.zeit.de/politi... dann kann er sich sehr wohl als der Sieger fühlen.
Und da er in New Hampshire sehr deutlich vor seiner Kontrahentin liegt, könnten die zwei ersten Vorwahlen dazu beitragen, dass viel mehr Leute an einen Sieg Sanders glauben und sich deshalb an der Wahl beteiligen.
Frau Clinton ist noch lange nicht durch und wenn ihr nicht in nächster Zeit, ein deutlicher Sieg gelingt, sollte sie besser aufgeben.
"In einigen Bezirken wurde per Münzwurf ermittelt, welchem der Kandidaten ein zusätzlicher Bezirksdelegierter zugeteilt werden sollte.."
Das 49,9:49.5 Ergebnis hätte man mühelos auch mit ausschließlichen Münzwürfen erzeugen können, das ist dann zwar keine Wahl mehr , aber ob die derzeitige Praxis eine echte Wahl ist, ist doch ebenfalls zweifelhaft. Wie sich Clinton bei diesem "Ergebnis" als große Siegerin ausruft, ist ebenfalls peinlich, ..am Gesamtergebnis der Vorwahlen geht das Ergebnis von Iowa gerademal mit ungefähr 1 % ein.
Betrachtet man die Entwicklung der Umfrageergebnisse in den einzelnen Staaten in der Zeitleiste, so kommt Herr Sanders Frau Clinten tatsächlich näher. Er braucht allerdings noch einen gehörigen Schub, um sie auch zu überholen und zwar spätestens bis zum Super Tuesday am 1. März. Dabei darf man nicht vergessen, dass die Wahlkampforganisation von Frau Clinton diesmal offensichtlich besser aufgestellt ist als vor 8 Jahren, und schon damals war es äußerst knapp.
Bei den Republikanern scheint es so zu sein, und das wurde bislang kaum beleuchtet, dass es Herrn Rubio bereits in Iowa gelungen ist, einen Teil der "gemäßigten" Republikaner von den aussichtlosen Kandidaten abzuziehen. Das wurde ihm eigentlich erst für den Fall deren Ausscheidens vorhergesagt. Viel Potential ist da jetzt allerdings nicht mehr, betrachtet man deren Abschneiden. Ein gewisses Potential wird höchstens noch JohnKasich zugebilligt, der in Iowa nicht weiter präsent war.