Donald Trump hat die Vorwahl der US-Republikaner im Bundesstaat Nevada mit deutlichem Vorsprung gewonnen. Dies ergeben erste Hochrechnungen von Fernsehsendern. So erklärten CNN und Fox News den New Yorker Geschäftsmann mit 42 Prozent der Stimmen zum Sieger. Für Trump ist es der dritte Sieg nach den Erfolgen in South Carolina und New Hampshire, seine Hauptkonkurrenten, die Senatoren Ted Cruz und Marco Rubio, waren den Angaben zufolge deutlich abgeschlagen.
Als der Sieg ihres Bewerbers bekannt wurde, brachen Hunderte Unterstützer Trumps vor einem Hotel in Las Vegas in lauten Jubel aus. Etliche skandierten die Parole "USA! USA!", ehe Trump mit zwei erhobenen Daumen auf die Bühne schritt. "Vor ein paar Monaten hat niemand erwartet, dass ich hier gewinnen werde", meldete sich der 69-Jährige zu Wort. "Und ich gewinne, gewinne, gewinne. Und bald wird auch das Land wieder gewinnen, gewinnen, gewinnen." In seiner kurzen Rede machte er auch den Grund für seinen erneuten Sieg aus: "Wir haben bei den Evangelikalen gewonnen. Wir haben bei den Jungen gewonnen, wir haben bei den Alten gewonnen. Wir haben bei den gut Gebildeten gewonnen, wir haben bei den schlecht Gebildeten gewonnen. Ich liebe die schlecht Gebildeten."
Dass der Milliardär nach seinen Vorwahlsiegen in New Hampshire an der Ostküste und dem Südstaat South Carolina nun auch im westlichen Nevada siegte, zeugt von den Sympathien, die er unter politikverdrossenen Republikanern genießt. Aus Umfragen unter den Teilnehmern der Wahlversammlungen in Nevada ging hervor, dass sieben von zehn Befragten mit einer Präferenz für einen politischen Außenseiter und für den Geschäftsmann stimmten. Fast sechs von zehn der republikanischen Wählern zeigte sich zudem aufgebracht über die Arbeit der US-Regierung, rund die Hälfte von ihnen unterstützte Trump. Er konnte auf fast sechs von zehn Befragten zählen, denen Einwanderungsfragen am wichtigsten sind. Auch fast die Hälfte der Wähler, die sich vor allem um die Wirtschaft sorgen, votierten für Trump.
Doppelte Stimmabgaben, Wahlhelfer in Trump-Shirts
Überschattet wurde die Abstimmung von Berichten über Unregelmäßigkeiten in einigen Wahlbüros, etwa an einer High School in Las Vegas. Dort soll es doppelte Stimmabgaben gegeben haben sowie nicht genügend Stimmzettel für all die Menschen, die in langen Schlangen vor dem Wahlbüro standen. Auf Twitter verbreiteten sich zudem Berichte über Freiwillige der Wahlbüros, die Stimmzettel in Trump-Shirts entgegennahmen. Kandidatenwerbung in Wahlbüros ist in vielen Ländern verboten.
My team sending me multiple pics of caucus volunteers taking ballots wearing Trump shirts.#tcot pic.twitter.com/WlSbYUpTJH
— Drew Ryun (@DrewRyun) February 24, 2016
Der Dachverband der Republikaner reagierte auf diese Berichte und nannte Teile von ihnen "beunruhigend". Fred Brown, der Sprecher der Organisation, bestätigte, dass einige Parteimitglieder abgewiesen und zu einer anderen Wahlversammlung geschickt wurden. Das Problem mit der doppelten Stimmabgabe war seiner Meinung nach aber beschränkt auf einen bestimmten Teil von Caucus-Standorten. Dennoch will seine Partei nun die Zahl der abgegebenen Stimmzettel mit den Angaben auf den Wählerlisten vergleichen, um so eventuelle Dopplungen zu vermeiden. Dass Wahlhelfer in Trump-Shirts in Wahlbüros Stimmen entgegengenommen hätten, so der Dachverband auf Twitter, ist in Nevada dagegen kein Regelverstoß.
It's not against the rules for volunteers to wear candidate gear. Volunteers went through extensive training & are doing a great job
— Nevada GOP (@NVGOP) February 24, 2016
Hoffen und Bangen vor dem Super Tuesday
Der nächste entscheidende Termin bei den Vorwahlen zur eigentlichen Präsidentschaftswahl im November ist der kommende Dienstag: Beim sogenannten Super Tuesday am 1. März entscheiden dann gleich ein Dutzend US-Bundesstaaten über die Bewerber ihrer Partei. Die Abstimmungen in allen 50 US-Staaten ziehen sich bis in den Frühsommer hin, ihre Kandidaten küren Republikaner und Demokraten offiziell bei den Nominierungsparteitagen im Juli. Die USA wählen dann am 8. November ein neues Staatsoberhaupt. Der Demokrat Barack Obama darf nach zwei Amtszeiten nicht erneut antreten.
In seiner Partei gilt die frühere Außenministerin Hillary Clinton als Favoritin, ihr Rivale Bernie Sanders setzt sie aber von links unter Druck. Die nächste Demokraten-Vorwahl findet am Samstag in South Carolina statt.
Kaum Stimmen für Carson und Kasich
Das Bewerberfeld der Republikaner war in den vergangenen Wochen deutlich geschrumpft. Zuletzt zog sich der frühere Gouverneur von Florida, Jeb Bush, nach seinem schwachen Abschneiden in South Carolina am vergangenen Wochenende zurück. In Nevada konnten nun auch der frühere Neurochirurg Ben Carson und Ohios Gouverneur John Kasich kaum jemanden von sich überzeugen. Beobachter rechnen damit, dass auch sie bald aus dem Wahlkampf um das Weiße Haus aussteigen werden.
Bei den Republikanern werden insgesamt 1.237 Delegiertenstimmen für eine Nominierung benötigt. In Nevada sind für die republikanischen Kandidaten 30 Delegierte zu holen. Die Wahlmänner und Wahlfrauen werden in dem Bundesstaat proportional zum Stimmenanteil der Kandidaten vergeben. Derzeit liegt Trump mit 67 Delegierten vorne. Cruz und Rubio haben jeweils elf und zehn auf ihrer Seite.
Kommentare
Trump hat die Nominierung sicher. Am Super Tuesday wird er laut Umfragen in 8 von 10 Staaten klar siegen. Auch sonst sieht es für ihn bestens aus. Auf der Seite Demokraten dürfte Clinton letztlich die Nominierung abstauben, vor allem dank ihrem starken Rückhalt bei Schwarzen, und damit dürfte Trumps Chance auf die Präsidentschaft bei 50% liegen. Würde mich nicht wundern wenn er letztlich gar noch als Favorit in die Wahl geht.
Genau umgekehrt ist es richtig.
Clinton gewinnt deutlich gegen Trump. Durchgehend seit Septemer liegt Clinton vor Trump im direkten Vergleich. Die echten Präsidentschaftswahlen wurden bisher noch immer in der Mitte entschieden, außerdem spielen die Minderheiten eine immer größere Rolle, die Trump ja offen bekämpft. Die Demokraten werden _geschlossen_ Clinton wählen, wenn die Alternative Trump ist.
Offen ist die Wahl nur, wenn Sanders für die Demokraten gewinnt, da dann zwei gegeneinander antreten würden, die im politischen Spektrum der USA beide als extrem angesehen werden können. Dann ist es völlig unklar, wen die Mitte wählt oder auch gar nicht wählt (noch geringere Wahlbeteiligung als sonst). Dann hätte Trump eine Chance.
Trump kann überall gewinnen,
nach gutem Abschneiden im Mittleren Westen, gewinnt er an der Ostküste, im Süden und jetzt im Westen. Die Parolen von Trump, seine Herkunft als New Yorker, seine nicht traditionelle republikanische Vita, scheinen nirgendwo in den unterschiedlichen Regionen der USA ein Handicap für Trump-Wähler zu sein.
Betrachtet man die Vorhersagen zum SuperTuesday, so wird es langsam Zeit, sich an einen Favoriten Trump bei den Republikanern, zu gewöhnen.
Es wird Trump gegen Clinton, das erzähle ich seit Monaten (und das ist auch die mit weitem Abstand realistischste Konstellation, wenn man sich ab und zu in den USA aufhält, Land und Leute kennt, und einigermaßen informiert ist). Trumps "nichttraditionelle republikanische Vita" ist ganz genau, was ihm Stimmen einbringt - der Effekt, dass viele Wähler von den "traditionellen" Politikern die Nase voll haben, ist ja kein europäisches Phänomen. Auch vielen Amerikanern ist bewusst, in was die letzten Regierungen beider Geschmacksrichtungen das Land so hineingeritten haben. Nun ist aber Trump zwar ein fantastischer Protestkandidat, aber es gibt doch genügend Wähler, die im Zweifelsfall dann doch lieber auf Clinton hoffen, eben weil sie vergleichsweise zu wissen scheint, was sie tut. Weshalb das Endergebnis diesmal auch ziemlich offen ist - das kann genauso knapp und spannend werden wie damals Bush gegen Gore.
Hier in Deutschland würde der Verfassungsschutz schon längst die Republikaner beobachten. Ich freue mich für Trump, das heisst Komzentration der USA auf ihre Wirtschaft, kein TTIP, keine Interventionskriege und Frieden mit Russland. Der Rest ist den USA schnuppe, mir übrigens auch.
Da kann ich mich Ihrer Meinung nur anschließen. Insbesondere das Heraushalten aus militärischen Abenteuern, auch z.B. die verheerende Kritik an seinen Vorgängern diesbezüglich, sowie das angestrebte bessere Verhältnis zu Russland scheint hierzulande aber noch nicht registriert worden zu sein Von TTIP ganz zu schweigen.
Beschäftigt man sich näher mit Trump, wird man Seiten von ihm kennenlernen, die ganz erstaunlich sind, über die aber hier nicht berichtet wird.
Die GOP hat soeben das Präsidentenamt an die Demokraten verloren.
"Die GOP hat soeben das Präsidentenamt an die Demokraten verloren."
Worauf gründet sich ihr Optimismus?
Die ersten (deutschen) Thesen; Trump ist so daneben, dass er keine Chance hat nominiert zu werden, oder, Trump ist New Yorker und kein echter Republikaner und hat deswegen keine Chancen, sind bereits Makulatur.
Auf demokratischer Seite stehen Sanders, "a socialist", und Clinton zur Auswahl, die beide nicht nur im eigenen Lager umstritten sind, sondern auch beim Gegner für einen erheblichen Mobilisierungseffekt sorgen dürften, der nicht unbedingt kleiner ist, als das was Trump bei Demokraten mobilisiert.
Und vergessen Sie nicht: Die USA haben Reagan und Bush gewählt, und wieder gewählt.....