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Viele Fragen sind noch offen, einige werden es womöglich über Tage und Wochen hinweg bleiben. Noch kennen wir keinen der Täter, die am Dienstag in Brüssel mehrere Bomben am Flughafen und mindestens eine an einer Metrostation gezündet haben. Noch hat sich weder die Terrorgruppe "Islamischer Staat" (IS) noch eine andere dschihadistische Organisation zu Wort gemeldet und die Anschläge für sich reklamiert.
Aber es gibt deutliche Hinweise darauf, dass Dschihadisten verantwortlich sind. Dafür spricht die Tatsache, dass sich im Flughafen mindestens ein Selbstmordattentäter in die Luft sprengte, wie die Staatsanwaltschaft mittlerweile bestätigt hat. Darüber hinaus ist seit Langem bekannt, dass es in Belgien eine umfangreiche, extrem militante islamistische Szene gibt. Und schließlich fügt sich die Tat selbst in Muster, die man von dschihadistischen Attentätern in Europa bereits kennt, wie zum Beispiel die Angriffe auf den Nahverkehr in Madrid 2004 und in London 2005.
Angriffe auf Ziele wie Flughäfen und U-Bahnhöfe sind keine Attentate, sie richten sich nicht gezielt gegen bestimmte Personen, sondern sollen unterschiedslos töten und eine ganze Stadt, ein ganzes Land in Angst und Schrecken versetzen.
Erste Spekulationen, die Anschläge könnten in Zusammenhang mit der Festnahme von Salah Abdeslam vor einigen Tagen stehen, dem einzigen überlebenden Mittäter der Anschläge in Paris vom vergangenen November, sind vermutlich übereilt. Eine Explosionsserie wie die von Brüssel ist nicht in wenigen Tagen vorzubereiten. Allerdings ist es keineswegs unwahrscheinlich, dass das erweiterte Netzwerk um Abdeslam und die Paris-Attentäter verantwortlich ist. Falls dem so ist, so hat es der norwegische Terrorexperte Thomas Hegghammer bereits festgestellt, wäre es das erste Mal, dass eine Zelle dazu in der Lage wäre, in Europa gleich zwei Mal zuzuschlagen, bevor es aufgerollt wird. Das wäre nicht nur eine schwere Niederlage für die europäischen Sicherheitsbehörden; es wäre zugleich ein Ausweis für die wachsende Professionalität des IS.
Der IS will eine Welt, die in Schwarz und Weiß unterteilt ist
Orte der Anschläge in Brüssel


Wenn der "Islamische Staat" hinter
den Anschlägen steckt, wird er sich früher oder später zu
Wort melden, vielleicht mit einem Video, vielleicht mit einer
Audiobotschaft oder einem Bekennerschreiben. Gewiss wird der IS
vermeintliche Rechtfertigungen für seine Morde anbieten, so wie er
Paris etwa als "Hauptstadt der Sünde" bezeichnete und die Anschläge außerdem als Rache für den französischen Einsatz gegen den
IS in Syrien darstellte. Aber um zu verstehen, was der IS wirklich
erreichen will, müssen wir hinter solche fadenscheinigen
Pseudo-Erklärungen schauen.
Dem IS geht es
darum, Europa zu verändern. Und wenn man sich in jene seiner
Veröffentlichungen vertieft, die sich vor allem an die eigenen
Anhänger richten, dann wird schnell deutlich, auf welche
Weise er das anstrebt. Der IS hat das Konzept von der "Grauzone"
entwickelt, die er beseitigen, die er wegbomben will. Der IS will
eine Welt, die in Schwarz und Weiß unterteilt ist, in wahre Gläubige
und echte Ungläubige. Die Grauzone sind für den IS jene
Millionen Muslime, die als europäische Bürger in Europa leben, sich
als Teil dieser Gesellschaften fühlen und sich in ihnen engagieren.
Die einen Islam leben, der dem IS missfällt. Diese
Grauzone soll verschwinden.
Und dafür hat der IS zwei Rezepte: Entweder die Muslime des Westens bekehren sich freiwillig zu ihrer Art des Islam und schließen sich dem "Kalifat" an. Oder sie werden von den europäischen Gesellschaften aus dieser Grauzone herausgedrängt. Letzteres will der IS dadurch erreichen, dass er mit Anschlägen einen Generalverdacht gegen alle Muslime in den Köpfen der Menschen verankert. Je mehr Angst vor Muslimen, so das Kalkül des IS, desto mehr Ausgrenzung und Diskriminierung – und das wiederum triebe den Dschihadisten Rekruten zu.
In Europa, im Westen insgesamt, soll ein Gefühl der permanenten Bedrohung entstehen. Kleine Anschläge, große Anschläge, an verschiedenen Orten, im Idealfall in immer kürzerer Frequenz – das ist der Plan des IS.
Es ist ein schrecklicher, zynischer, mörderischer Plan. Aber es ist ein Plan, den Europas Gesellschaften zu einem guten Teil aktiv durchkreuzen können, indem sie sich nicht einschüchtern lassen und auch im Angesicht der Bedrohungslage nüchtern und besonnen bleiben.
Kommentare
Lag Erdogan gar nicht so daneben, oder? http://de.euronews.com/20...
Wer Terror und Gewalt toleriert, darf sich doch nicht wundern, wenn diese sich irgendwann gegen einem selbst richten. Hier liegt das Problem darin, dass Europa sogenannte "Rebellen" schon immer beherbergt hat, um seine geostrategischen Ziele zu verfolgen. Seien es Lenin, Khomeini oder die Pkk. Nach Lenin hat der Kommunismus Europa bedroht, nach Khomeini der Islmamismus und durch die Pkk flammt das völkisch nationalistische Gedankengut wieder auf.
Entfernt. Unterstellend. Die Redaktion/ges
Anmerkungen, Fragen und Kritik an der Moderation senden Sie jederzeit gerne an community@zeit.de. Die Redaktion/th
Die Ddchihadis wollen nicht nur Europa verändern. Sie haben es schon getan.
Entfernt. Bitte verzichten Sie darauf, immer wieder den selben Link zu platzieren. Die Redaktion/ges
Wer den IS unterstützt, gehört abgeschoben oder inhaftiert.
Achwas, Verbrecher gehören ins Gefängnis? Ist ja was ganz Neues...