Vor dem Hintergrund des Brexit-Votums und fehlender Solidarität in der Flüchtlingskrise hat die Slowakei von den Niederlanden die EU-Ratspräsidentschaft übernommen. Sechs Monate lang wird die Regierung um Ministerpräsident Robert Fico den Vorsitz inne haben, erst kurz vor dem Antritt gaben die Slowaken ihr Programm bekannt. Außenminister Miroslav Lajčák kündigte darin etwa einen
EU-Sondergipfel zu den Brexit-Folgen für den 16. September in Bratislava
an. "Ein Europa á la carte kann es nicht geben. 28 bilaterale
Verträge mit Brüssel wären das Ende der EU", sagte Lajčák mit Blick auf die anstehenden Verhandlungen mit Großbritannien. Das Land könne nicht nur Rechte behalten, aber keine Pflichten
wahrnehmen.
Zudem dürfe das Schicksal der EU nicht einzelnen starken westlichen Mitgliedsstaaten überlassen werden. Eine Warnung, die an Deutschland und Frankreich gerichtet zu sein scheint und auf den jüngsten Unmut zwischen west- und osteuropäischen EU-Staaten in Bezug auf den Brexit anspielt.
Fico wünscht sich ein Umdenken in der EU nach dem Brexit: "Es ist höchste Zeit
für uns Politiker, endlich wahrzunehmen, dass wir dabei gescheitert
sind, die Vorteile des europäischen Projekts den Bürgern zu vermitteln." Die Slowaken seien aber begeisterte Europäer, sagte
Außenminister Lajcak. Die europäischen
Institutionen und der Euro hätten unter ihnen höhere Sympathiewerte als in den meisten anderen EU-Ländern.
Keine multikulturelle Erfahrung
Ein weiteres Problem ist die Flüchtlingskrise. Darauf angesprochen,
dass sich die Slowakei in diesem Fall nicht solidarisch
erweise, sagte Lajcak, dass es Probleme mit der migranten- und
islamfeindlichen Stimmung in der slowakischen Bevölkerung gäbe. "Uns
fehlt die Erfahrung mit multikultureller Einwanderung. Wir wissen zwar,
dass wir daran etwas ändern müssen, aber das kann nicht über Nacht
geschehen und nicht auf Anweisung von Brüssel." Entscheidungen gegen den
Willen der Bevölkerung würden nur rechtsextremen Kräften Auftrieb
geben.
"Wir sind gegen eine Aufteilung von Flüchtlingen nach
Länderquoten", sagte die Staatssekretärin des Innenministeriums, Denisa Saková. "Es muss einen anderen Vorschlag geben." Saková wies außerdem darauf hin, dass die slowakische Regierung in der Stadt Gabčíkovo Flüchtlinge unterbringe, die in Österreich Asyl beantragt hätten und für die es dort nicht genug Unterkünfte gäbe.
Die Slowakei, die seit 2004 Mitglied der EU ist, hat die Präsidentschaft von den Niederländern übernommen. "Bereit für die slowakische Präsidentschaft", schrieb die Vizepräsidentin der EU-Kommission Kristalina Georgieva auf Twitter.
Ready for the Slovak presidency #skpres2016 @FedericaMog @pierremoscovici @MarosSefcovic @MiroslavLajcak pic.twitter.com/8iL1bXNdDR
— Kristalina Georgieva (@KGeorgievaEU) 30. Juni 2016
Kommentare
Das Foto hat bei mir kurz falsche Hoffnungen geweckt. Wann wird eigentlich Juncker endlich abgelöst?
Eine Abwahl Junckers und seine Ersetzung durch jemanden, der demokratische Legitimation nicht nur in homöopathischer Dosis pflegt, wäre ein Grund für mich, meinen Atheismus in Frage zu stellen.
"Ein Europa á la carte kann es nicht geben"
Aber man kann doch nachträglich nicht die Geschäftsgrundlage ändern!
"Ein Europa á la carte kann es nicht geben"
Es kann aber nicht sein, dass weiterhin die drei Hauptgerichte im EU-Restaurant die Eintöpfe der EZB, des IWF und der Bundesregierung sind und die Troika der Kellner ist.
Mit Sicherheit wird das von einer breiten europäischen Mehrheit abgelehnt.
Ich finde es gut, mal andere vorzulassen.
Und ich fände eine abwechslungsreiche Speisekarte für die EU richtig lecker! Eine Speisekarte, von der sich jeder aussuchen kann, was ihm am besten bekommt und was er wirklich braucht. Was wir nicht mehr wollen ist der Pfälzer Saumagen für alle.
Als Koch bitte nicht Herrn Juncker und als Kellner bitte nicht Herrn Schulz!
So sieht's aus!
Nationalstaaten, vor allem mit westlicher Ausrichtung, stören im europäischen Integrationsprozess eher. Das hat der Mann richtig erkannt.
Wir sollten uns langsam daran gewöhnen, unseren Wohlstand und unseren Einfluss zu teilen. Es kann doch in einem geeinten Europa nicht sein, das Deutschland auf seinen Privilegien beharrt. Deutschland muss zugunsten von Europa, mehr Migranten aufnehmen, mehr an die EU bezahlen und weniger Einfluss nehmen. Sonst kann das nichts werden, mit einem friedlichen Europa!
" Deutschland muss zugunsten von Europa, mehr Migranten aufnehmen, mehr an die EU bezahlen und weniger Einfluss nehmen. Sonst kann das nichts werden, mit einem friedlichen Europa!"
Haben Sie sich verschrieben? Warum soll Deutschland noch mehr Migranten aufnehmen, noch mehr in die EU einzahlen und warum meinen Sie, dann bzw. dadurch würde Europa friedlicher?!
Ironie? - aber sie haben recht, es ist durchaus möglich, dass das ernst gemeint war.
Wir leben in verrückten Zeiten
"Deutschland muss zugunsten von Europa, mehr Migranten aufnehmen, mehr an die EU bezahlen und weniger Einfluss nehmen. Sonst kann das nichts werden, mit einem friedlichen Europa!"
Noch mehr zahlen? Weniger Einfluss? Mehr Migranten?
Deutschland ist in der EU ohnehin Zahlmeister. Warum sollten also ausgerechnet wir noch mehr zahlen?
Migranten (Sie meinen wahrscheinlich eher Flüchtlinge) haben wir auch auf Rekordniveau aufgenommen. Warum sollten wir auch hier noch mehr tun?
Und als Dank für das was Sie hier fordern sollen wir dann auch noch weniger zu sagen haben?
Welcher Staat ist denn bitte so naiv sich auf diese Milchmädchenrechnung einzulassen?
"...Deutschland muss zugunsten von Europa, mehr Migranten aufnehmen, mehr an die EU bezahlen und weniger Einfluss nehmen. Sonst kann das nichts werden, mit einem friedlichen Europa!"
Die Gesellschaft des ach so reichen Deutschlands polarisiert sich zusehends. Extremismen, die den Staat und die derzeitige Gesellschaftsform herausfordern und als Feindziel erklärt haben, sind auf dem Vormarsch. Dazu gehören auch religiös-ideologischer Extremismus (Salafismus), Ausländerextremismus (PKK) und -nationalismus (s. Armenien-Petition). Diese sind ein Phänomen der Einwanderung. Warum sollte D und Europa aufgrund Ihrer Vorschläge friedlicher werden?
Welche Privilegien? Mit über 20% die Hauptlast des EU Haushaltes zu tragen? Die meisten Flüchtlinge auf zu nehmen? Die geringe Stimmgewichtung im EU Parlament? Weniger ist mehr, deshalb weniger EU. Besser noch europäische Tranferleistungen ganz abschaffen.
http://www.welt.de/politik/d…
Joiku: "Die Gesellschaft des ach so reichen Deutschlands polarisiert sich zusehends. Extremismen, die den Staat und die derzeitige Gesellschaftsform herausfordern und als Feindziel erklärt haben, sind auf dem Vormarsch."
Ich las das und dachte: Jo, stimmt. Aber dann? Erwähnen Sie etwa unsere Reaktionäre und Rechtspopulisten, welche die mit Abstand gefährlichste Bedrohung für das freiheitliche und pluralistische Deutschland sind?
Mit keiner Silbe. Stattdessen kommen sie mit irgendwelchen obskuren Leuten aus dem Ausland, die hier keinen politischen Einfluss haben und deren Bedrohung für Nicht-Paranoiker auch nicht spürbar ist.
Welche Brille haben Sie denn auf? "Migrationskritik" bis der Arzt kommt?
"Wir sollten uns langsam daran gewöhnen, unseren Wohlstand und unseren Einfluss zu teilen."
Deutschland, mit 80 Mio. Einwohnern (das sind etwa 16% der EU-Bevölkerung) hat 1 von 28 Stimmen im Rat (das sind weniger als 4%). Ich bin der Ansicht, dass wir unseren Einfluss durchaus teilen.
Also wenn sie wollen, dass Pegida und AFD hier rasante Zuwächse bekommen, dann ist das sicher ein vernünftiger Plan, das zu erreichen.
Die Antwort steht in Ihrem Name, mein lieber Watson ...