Richard Spencer sieht gut aus. Mit Undercut-Frisur und glattrasiertem Gesicht inszeniert er sich im eng geschnittenen Dreiteiler, auf seinen Facebook-Fotos sieht man ihm beim Skifahren. Der 38-Jährige wirkt hip und zugänglich. Spencer ist der sichtbarste Kopf der US-amerikanischen Alt-Right-Bewegung, einem losen Zusammenschluss rechtsradikaler Weißer, die sich nach dem Wahlsieg Donald Trumps gute Chancen ausrechnen, den ideologischen Unterbau für dessen Politik zu liefern.
Am Samstag lud das von Spencer geleitete National Policy Institute (NPI) zur Jahreskonferenz ins Ronald Reagan Building im Zentrum von Washington D.C. Szenerie und Begrüßungsworte machten schnell klar, dass in diesem Jahr alles anders ist als sonst. Statt den wenigen Dutzend Anhängern, die in den vergangenen Jahren den Weg zu dieser Veranstaltung fanden, waren dieses Mal 300 Menschen da. Zahlreiche Journalisten im Raum und aufgebrachte Demonstranten vor der Tür unterstrichen die Bedeutung der Bewegung. Selbstzufrieden startete Spencer den Tag: "Ich habe seit einer Woche Kopfschmerzen, aber das kommt nicht davon, dass ich zu viel getrunken habe. Es ist das ständige Gewinnen."
Anhänger der Alt-Right verbuchen den Wahlsieg Donald Trumps auch als den ihren – als Sieg ihrer Ideologie, als Erfolg ihrer aggressiven Onlinestrategie. Dass Trump seinen Wahlkampfmanager Stephen Bannon zum künftigen Chefstrategen im Weißen Haus berufen hat: ein weiterer Grund für Spencers Kopfschmerzen. Bannon war bis August Betreiber der Website Breitbart News, von der er selbst stolz sagte, sie sei die "Plattform der Alt-Right". Die Seite wurde im Oktober 2016 mehr als 85 Millionen Mal aufgerufen.
Ein "Kopf ohne Körper"
Trump hat seinen Wahlkampf um die zentralen Anliegen der Alt-Right herum aufgebaut: Einwanderungsstopp, rassistische Identitätsstiftung für die angeblich marginalisierte weiße Mehrheitsbevölkerung, der Kampf gegen die verhasste politische Korrektheit. Entsprechend hat die Alt-Right Trump schon früh im Vorwahlkampf unterstützt, vor allem mit Kommentaren und Fake News im Internet – und Trump hat keinerlei Abgrenzungsversuche unternommen. Man könnte meinen, Trump stehe in der Schuld der Rechtsextremen. Nun wird mit Bannon einer der ihren engster Berater des designierten US-Präsidenten.
Der frühere Breitbart-Chef spielt die Rolle der Alt-Right auf seiner Website inzwischen herunter. Umgekehrt distanzierte sich Spencer von Bannon, der nicht Teil der Bewegung sei. "Aber ein paar von uns haben ihm sicher schon einmal die Hand geschüttelt", sagte Spencer am Samstag. Breitbart bezeichnete er als Einstieg in die entschiedeneren Ideologien. Auch Trump sei kein Vertreter der Alt-Right, sein Sieg aber ein erster Schritt in Richtung "schlüssigerer Politik".
Spätestens auf der NPI-Konferenz wird klar, dass die Alt-Right künftig ein ernstzunehmender Player in der Washingtoner Lobbyistenwelt sein will. Die Bewegung werde regelmäßig Positionspapiere veröffentlichen, sagte Spencer. Den Anfang mache Beyond Nato, ein Blick auf Alternativen zum Nordatlantikpakt. Weitere Forderungen sind ein Netto-Zuwanderungsstopp für die nächsten fünfzig Jahre, College-Studienplätze nur für eine "kognitive Elite" und ein auch von Trumps Tochter Ivanka und vielen Linken geforderter bezahlter Mutterschutz. Spencer sprach am Wochenende davon, dass die Alt-Right ein Kopf ohne Körper sei, das Trump-Team dagegen ein Körper ohne Kopf. Nun müsse man zusammenarbeiten.
Kommentare
Das weiße Amerika (was auch immer das sein soll) wird genauso wenig kommen wie das von vielen Schwarzen erhoffte schwarze Amerika.
Genauso wenig wird ein ggf. künftiger Präsident Lopez oder Präsidentin Chang ein hellbraunes oder gelbes Amerika etablieren können.
Dafür sind die gesellschaftlichen Strukturen zu heterogen und die Macht der Konzerne zu groß.
Nafeez Ahmed berichtet vor kurzem übe die Allianzen europäischer, russischer und US-amerikanischer Rechtsextremer (z.B. Frank Gaffney):
"The 2009 conference co-organised by Gaffney was only one of many he has convened, bringing together far-right groups and individuals from across the spectrum. Gaffney’s other co-sponsor for the event was the Florida Security Council, which earlier that year had hosted, also with Gaffney and the IFPS, a forum with Dutch Freedom Party (PVV) MP Geert Wilders, who has called for the population of ethnic Moroccans in the Netherlands to be reduced. He has also advocated banning Muslim immigration to Europe, prohibiting and demolishing mosques, forbidding Muslim ritual practices like halal animal slaughter and circumcision (which would also affect Jews), and the mass deportation of Muslims."
https://medium.com/return...
Gaffney hosted Jared Taylor on the September 29, 2015, edition of his Secure Freedom Radio program. The Southern Poverty Law Center, which first noted Taylor's appearance, wrote that Taylor is one of the country's "most outspoken and prominent white nationalists." The non-profit group explained that Taylor hosts a conference "where racist intellectuals rub shoulders with Klansmen."
http://www.mediamatters.o...
Bannon sprach im Vatikan von: Warenform, Objektivierung, Verdinglichung, Arbeiterklasse und diversen Kapitalformen. Ein Advocatus Diaboli?
https://www.buzzfeed.com/...
und ... CORRECTION Bannon during his speech referred to Russia as an “imperialist power.” A transcription error in a previous version of this story had Bannon referring to Russia as a “perilous” power. Nov. 15, 2016, at 11:27 p.m.
Russland also nicht speziell gefaehrlich, sondern nur normal/imperialistisch.
Hat nichts mit dem Artikelthema zu tun. Auch wenn Sie es ganz dringend loswerden müssen.
Zum Begriff "manosphere" steht im Artikel:
"Also jene Menschen, die der Meinung sind, dass der weiße Mann gesellschaftlich zu weit zurückgedrängt werde"
Ich finde aber keine Informationen, dass es diesen Leuten (Maskulisten) um WEISSE Männer geht, sondern wohl eher um allgemeine Rechte von Männern wie beispielsweise das Verbot, mit Ihren Kindern in Kontakt zu treten niedrigere Lebenserwartung von Männern in den USA usw...
Ist das "weiss" jetzt im Artikel nur hinzugefügt, damit die richtig "böse" erscheinen?
Relativieren, relativieren, relativieren...
"Ich finde aber keine Informationen, dass es diesen Leuten (Maskulisten) um WEISSE Männer geht, sondern wohl eher um allgemeine Rechte von Männern wie beispielsweise das Verbot, mit Ihren Kindern in Kontakt zu treten niedrigere Lebenserwartung von Männern in den USA"
Naja, den Blogs der Manosphere geht es m.W. nicht so dezidiert um die Vormachtstellung des weißen Mannes, aber das heißt nicht, dass Rassismus und Fremdenfeindlichkeit nicht doch durchaus präsent sind (oder sein können): Eines der Reizthemen ist bspw. Beschneidung und wie sich in diesem Zusammenhang über die verschiedenen Religionsgruppen ausgelassen wird darf sich dann jeder selbst ausmalen.
In den USA werden alle Neugeborenen routinemäßige Beschnitten und dort gibt es seit langer Zeit einen erbitterten Kampf um dieses Thema....ganz unabhängig von Muslimen und so.
Wiederum, vor allem jüdische Autoren der liberalen Medien in den USA (ohne Wertung meiner Seits jetzt bevor hier was unterstellt wird), haben dann aus ihrer religiösen Sicht z. B. die deutsche Debatte generell unter Holocaust Verdacht gestellt und alle Gegner der Beschneidung wurden sofort in die Nazi Ecke gestellt.
Man konnte dieses Thema also nicht mehr sachlich diskutieren obwohl sich eben die Frage stellt ob man an Neugeborenen eine unnötige Praxis tolerieren sollte. Vor allem ist die Beschneidung in den USA ein Erbe der viktorianischen Sexualmoral....die Beschneidung damit der Mann halt nicht der Onanie verfällt......
Natürlich gibt es dort, wie in jeder "Splitterichtung" auch viele klassische Rechte, Anti Semiten usw. So einfach ist es aber nicht.