Wenn es für die Deutschen derzeit einen Grund gibt, sich mal wieder von der französischen Politik verführen zu lassen – wie im Mai 68, wie beim Nein gegen den Irak-Krieg – dann ist es ein Mann: Emmanuel Macron, 38 Jahre jung und seit gestern Präsidentschaftskandidat. Er sieht nicht nur gut aus. Er ist mit seiner ehemaligen, 20 Jahre älteren Französischlehrerin verheiratet, die zahlreichen Quellen zufolge seine wichtigste Beraterin ist, und mit der er ein ungeheuer glaubwürdiges, sehr politisches Paar bildet. Auch hat Macron große Lehrer, denen er seine Moral entlehnt: Er assistierte beim französischen Philosophen Paul Ricœur, der das gegenseitige menschliche Verständnis zum Imperativ seiner Demokratielehre erkor. Er bekennt sich freimütig zu den föderalen Europa-Ideen des deutschen Philosophen Jürgen Habermas. Fragt sich für deutsche Verhältnisse nur: Wie soll so einer Präsident werden können? Selbst die Pariser Tageszeitung Libération schreibt, er spräche zwar eine klare Sprache, "nur ein bisschen zu intellektuell".
Doch ist es nicht gerade das, was die französische Politik immer von der deutschen unterschieden hat, was ihr seit 1789 unter Demokraten weltweiten Einfluss verschafft? Ihr ungeheuer intellektueller Anspruch nämlich. Genau daran versucht der ehemalige Wirtschaftsminister von Präsident François Hollande heute anzuknüpfen: "Frankreich war immer ein Motor des Fortschritts, aber es ist vom Weg des Fortschritts abgekommen", verkündet Macron am Mittwoch in die Kfz-Mechanikerhalle für Lehrlinge in der Pariser Vorstadt Bobigny, die ihm als Bühne für seine Kandidatur-Erklärung für die französischen Präsidentschaftswahlen im kommenden Frühjahr dient. Vor Journalisten und Lehrlingen fordert er nicht weniger als "eine demokratische Revolution, eine demokratische Revolution in Europa!" Und wem das nicht reicht, dem verspricht er, den "roten Faden des tausendjährigen europäischen Projekts wiederzufinden", damit wir alle fähig sind, "unser Glück in der Globalisierung" zu machen.
Nein, so wollen die Deutschen ihre Politiker nicht reden hören. Sie sollen auf dem Boden bleiben. Aber die Franzosen? Ticken sie immer noch anders? Macron jedenfalls wird gehört. Zum ersten Mal, seit ich meinen kleinen Sohn morgens in die Pariser Kindertagesstätte bringe, war heute unter den Kindergärtnerinnen von Politik die Rede. "Habt ihr Macron gehört? Er will die Arbeitszeit für junge Leute erhöhen und die für ältere bei 35 Stunden belassen. Das ist doch mal eine gute Idee", sagte eine ältere Erzieherin. So weit bringt es fünf Monate vor den Wahlen kein anderer Kandidat: Macron werden unter normalen Leuten neue Ideen zugetraut. "Er versteht die Digitalisierung besser als alle anderen", sagte gestern einer seiner jungen Anhänger im französischen Sender BMTV. Das ist sein großes Plus: Macron ist nicht Parteipolitiker, war früher Bankier bei Rothschild, später dann Präsidentschaftsberater. Man nimmt ihm ab, dass er zwar selbst ein elitärer Intellektueller ist, der aber mit der Politikerkaste brechen will und seine eigenen Ideen hat.
Gute Werte für einen Outsider
Reicht das zum aussichtsreichen Kandidaten? Die Zeitung Libération erklärt in ihrer heutigen Ausgabe, "warum er gewinnen kann und quasi keine Chance hat". Keine Chance hat er nach den bisherigen Spielregeln. Denn noch haben sich Frankreichs Wähler bei jeder Wahl mit gewisser Voraussehbarkeit an die alten Linien von links und rechts gehalten. Allerdings wuchs gleichzeitig beständig der Wähleranteil der Rechtsextremisten des Front National (FN). Macron platziert sich nun selbst außerhalb dieses etablierten Parteiensystems. Er setzt darauf, dass neun von zehn Franzosen heute in Umfragen sagen, dass ihnen das Parteiensystem zuwider ist. Stattdessen hat Macron eine eigene Unterstützerbewegung im Internet namens En marche gegründet – übersetzt: In Bewegung. Die Bewegung zählt heute 80.000 Unterstützer, die nicht einmal einen Mitgliedsbeitrag bezahlen müssen. Ersetzt das schon einen Parteiapparat, um eine erfolgreiche Wahlkampagne führen zu können?
"Diese Wahl zeigt, dass nichts im Voraus entschieden ist", kommentierte Macron die Wahl Donald Trumps zum US-amerikanischen Präsidenten. Derzeit sehen ihn die französischen Umfragen zwischen 14 und 18 Prozent beim ersten Wahlgang der Präsidentschaftswahlen. Für einen Outsider ist das viel. Deshalb bekommt er wie gestern Abend beste Sendezeit in den 20-Uhr-Nachrichten des französischen öffentlichen Fernsehens. Vermutlich bräuchte er 25 Prozent, um seine Konkurrenten im ersten Wahlgang ausschalten zu können. Unwahrscheinlich, aber nicht undenkbar. Schon berichtet die Zeitung Le Monde, dass Präsident Hollande, sollte er nicht mehr kandidieren, eher zu Macron als seinem Ersatzkandidaten neigt als zu Premierminister Manuel Valls, der ihm derzeit allzu penetrant den Rückzug empfiehlt. Was wiederum in Deutschland aufhorchen lassen sollte: Schon die Außenseiterchance, dass ein durch und durch Linksliberaler als französischer Präsident die europäische Politik aufmischen könnte, sollte uns in diesen Zeiten, Trumps Zeiten, Hoffnung machen.
Kommentare
Und ich war so froh, dass der amerikanische Wahlkampf vorbei ist. Jetzt geht das mit den Franzosen von vorne los.
Nun - ich hoffe , dass er nicht so insikutabel stillos wird. Wenn sich Le Pen kein Beispiel an Trump nimmt, sehe ich da Chancen.
Wir brauchen mehr Linke in dieser rechten Zeit.
Nee, lass mal. Davon hat Deutschland genug.
Das Pendel geht jetzt eben mal wieder in die andere Richtung, keine Panik. ;)
Wenn Sie wirklich linke Politiker wählen möchten, dann gibt es sowohl in Frankreich wie in Deutschland genug Auswahl. Macron ist leider kein linker Politiker – auch nicht in einer rechten Zeit.
Aha. Sollte jetzt keine Nazikeule werden, aber erinnern Sie sich, wann das letzte Mal das Pendel in die andere Richtung ging? Ich denke kaum, dass wir das wollen.
Lesen Sie meine Aussage nochmal, ich habe keinen Politiker als "links" klassifiziert.
Je mehr Linke umso mehr Rechte wird es geben. Vor Merkels Linksschwenk waren Rechte nicht so erfolgreich.
Ja, dieses ultra-linke Deutschland, in dem die Christdemokraten mit Merkel ihre 4. Legislaturperiode in Folge in Aussicht haben. Viel linker geht's ja kaum noch.
"Je mehr Linke umso mehr Rechte wird es geben."
Das ergibt alleine schon rein mathematisch keinen Sinn, ohne überhaupt zu kommentieren. Auch wenn die Aussage kompletter Schwachsinn für mich selbst ist.
"Das Pendel geht jetzt eben mal wieder in die andere Richtung, keine Panik. ;)"
Die "Andere Richtung hat allerdings keine Lösungen anzubieten, außer Schreierein wie "Lügenpresse", "Flüchtlingskrise" und "Tod der EU".
Wo ist da das zukunftsfähige und integrative Konzept?
Er spricht von echten Linken, nicht von rosa lackierten neoliberalen Hardlinern.
Macron hat den gefährlichen Wuttsunami erkannt und versucht diesen zu reiten. Ansonsten ist und bleibt er was er ist, ein Sprößling der neoliberalen Elite, nur etwas jungendlich-charmanter und mit weicherer Stimme nach 2 kg Kreide.
"Wo ist da das zukunftsfähige und integrative Konzept"
Schauen Sie einfach mal in das grandiose wirtschafts- und sozialpolitische Programm der AfD. Das Gemetzel hätte sich nicht mal die FDP getraut.
Komischerweise wird die AfD gerne von den kleinen Leuten gewählt und deren Interessen werden von dieser Partei ganz sicher nicht vertreten.
Das kommt mir doch ziemlich amerikanisch vor.
ach nein macht das mathematisch keinen sinn für sie?
je mehr linke es gibt desto mehr rechte wird es geben - und wo kommen diese menschen her? aus der politischen mitte.. das ist für mich grundschulmathematik.
ich selber finde auch die aussage nachvollziehbar.
Echt krass, was heutzutage alles als links klassifiziert wird, selbst Mutti, da lachen ja die Hühner...
Das ist schlicht und ergreifend falsch.
Es gibt und es gab keine Linke dominanz in der Politik.
Die Wirtschafts- und Sozialpolitik Deutschlands ist stramm rechts-kapitalistisch, und zwar so sehr, das man sich Linker Ideen bedient (ich würde sagen: diese Missbraucht) um von der wahren brutalität der Politik in Deutschland abzulenken.
Nur, weil viel über Schwule & Lesben, Muslime und Flüchtlinge gesprochen wird, heisst das nicht, dass diese Gruppen die Politik wirklich interessieren. Das meiste ist nur für Sonntagsreden und für die Wärme im kalten, kalten Globalkapitalismus gedacht.
Tatsächlich ist absolut nichts Linkes daran, öffentliche Einrichtungen den Finanzierungstod sterben zu lassen (um dann mit Genuß die alternativlose Privatisierung durchzusetzen). Es ist auch absolut nichts Linkes daran, soziale Leistungen nur bei absoluten Gehorsam auszuzahlen.
Lassen sie sich nicht täuschen, Deutschland war und ist Rechts.
Nur zum Test: Nennen sie mir 3 Politiker ausserhalb der Linkspartei, deren Handeln in den letzten 10 Jahren so Links war, das man ihnen die bezeichnung "Linker" angedeihen lassen könnte ohne sich selbst zu belügen. Ich bin fast sicher, sie finden nicht einen.
Tatsächlich haben die rechtsprogressiven Parteien SPD und Grüne seit fast 20 Jahren zuverlässig verhindert, das sich deutschland irgendwie nach Links bewegt. Was in Deutschland noch Links ist, das ist das Erbe von Erhard. Und das stirbt langsam den sozialen Kältetod.
Nicht mehr.
Bessere - und vor allem solche, die sich nicht vor ausländische Propagandakaren spannen lassen (nicht nur, aber auch dann nicht, wenn diese "transatlantisch" daherkommen)...
Das können Sie vergessen. Mit Logik können Sie der rechten Mär von der linken Einheitspartei, die uns regiert, nicht entgegentreten. Für die Anhänger von AfD und Co ist nämlich jeder links, der nicht pauschal auf Ausländer oder zumindest auf Moslems schimpft.
Tatsächlich dreht sich bei diesen Menschen die gesamte Politik nur um die Flüchtlingsfrage. Allein an ihr bewerten sie Politiker und jeder, der nicht für einen sofortigen Einwanderungsstop ist, ist links. Andere, viel wichtigere politische Fragen spielen keine Rolle.
Manchmal wünschte ich, ich hätte es auch so einfach, denn ich bezeichne mich als links und ich weiß nicht, wenn ich wählen soll. Wenn ich rechts wäre, hätte ich hingegen eine Superauswahl. Ich komme mir fast vor, wie ein Veganer in der Fleischerei. ;)
Sorry Sie enttäuschen zu müssen, in Deutschland haben wir nahezu keine Linken Politiker. Dass vieles von Rechts außen Links aussieht bedeutet nicht, dass es Links ist. Sie haben glaube ich noch nie einen echten Linken gesehen. Oben das Foto, das ist ein Mann von Links.
Als wenn einer dieser Rächer der Enterbten aus armen Hause stammt und sich je die Finger schmutzig machen musste.
Haben Farage oder Le Pen je auch nur ansatzweise erlebt, was es bedeutet, um die eigene und die Existenz der Familie zu bangen, oder Trump?
Macron ist wenigstens authentischer als diese Leute.
Das ist mangelhafte Politische Bildung, leider. Das gleiche war ja auch in den USA zu beobachten. Clinton war richtig rechtskonservativ eigentlich. Sie wurde aber ständig als Links hingestellt. Ist die neue Masche der Rechten das zu tun. Und der normale Bürger kauft das und meint er hätte was begriffen. Tja, kann man nichts machen :-)
Stimmt, ein paar leere Regale könnten aktuell durchaus das ein oder andere Problem lösen. ;-)
Ihr Kommentar ist eine Augenweide.
Es ist so schlimm, dass die einzig übrig gebliebenen Kapitalismuskritiker kapitalistische Ökonomen sind.
Merkel links? Diese Beurteilung ist offensichtlich dem "Whiskey" geschuldet.
Wir brauchen Linke nur zur Rechten Zeit. Und keine linkischen Rechten. Haha.
Brandt, Schmidt, Schröder - das waren die besten Regierungen, oder nicht? Kohl und Merkel dagegen mehltau-überzogene Epochen die kein Ende nehmen wollen.
Als besonders rechts empfinde ich aus deutscher Sicht "diese Zeit" nicht. Der Bezugspunkt CDU als "rechte Mitte" hat sich weit nach links verschoben. Es ist also eine Frage der Perspektive.
Ja, und so ein Kommentar kommt dann von einem, der sich hier schon des öfteren als Nazi beschimpfen lassen durfte, weil er eben durchaus versteht, warum viele Leute die Schnauze voll haben und (oft mangels politischer Bildung, aber oft auch einfach aus Frust) dann rechte Parteien wählen.
Ich stehe da voll auf seiten von Michael Moores "molotov-parabel"
Es ist wirklich sehr, sehr traurig, das wir, als Linke, wirklich keine Freunde mehr haben in der Politik, und gleichzeitig aber vorwerfen lassen müssen, das wir quasi eine Hegemonialmacht im Staate wären...
Es stellt sich wirklich die Frage, was man noch tun soll, damit endlich mal eine vernünftige Linke Regierung (und die kommt ohne SPD und Grüne aus) etwas zu sagen hat und zumindest die bittersten Schäden des Brutalkapitalistischen Politikstils der letzen Jahre und Jahrzehnte repariert...
Aber so geschickt, wie SPD und Grüne den Ruf Linker Ideen diskreditiert haben (und sich gleichzeitig in Unschuld baden) sieht das wohl richtig düster aus. Fast könnte man meinen, der Rechtsruck in der Politik sei gewollt und herbeigeführt. Kapitalismus in der Krise neigt ja zum totalitarismus... wobei der dann auch Super geeignet ist, um nach dem Zusammenbruch an allem Schuld zu sein...
Links war, und ich behaupte ist, Arbeitnehmerrechte wahr zu nehmen. Im 19. Jahrhundert waren das einfache Tätigkeiten, in der Industrie - nur wer sich heute von Neoliberalen hinter die Fichte führen lässt, mit so Floskeln wie "sozial, ist was Arbeit schafft" oder "Globalisierung ist gut" egal wie, ist dumm. Selbst das römische Reich, weit weg von Demokratie und sozialer Gerechtigkeit hatte Vollbeschäftigung. Wenn alle für das Existenzminimum arbeiten, ist es egal, ob freiwillig oder in einer Sklavenwirtschaft - es sind Slaven! Positive Vollbeschäftigung gemessen an realen Möglichkeiten bedeutet, sich entwickeln und aus dem Existenzminimum heraus zu arbeiten - Frau M. interessiert das gar nicht. Sie hat sich raus gearbeitet, ob 99% das nicht können, interessiert sie nicht. Und deswegen unterscheidet sie sich nicht, mit den Gedanken und Leben von Alt-Stalinisten - ihr geht es gut, weil sie so schlau ist, allen anderen auf der Welt geht es so schlecht, weil die so dumm sind - perfekter Sozialdarwinismus, eine faschistische Gesellschaftsidee - A. M.
Was ist an Macron denn nun eigentlich links?
Als (mehr oder minder, im Grossen und Ganzen) Linker würde ich wahrscheinlich eher noch Juppé als Macron wählen.
Wirtschaftspolitisch ist M Le Pen übrigens deutlich nach links geschwenkt und in vielen Fragen links von Macron (was sie mir nicht sympatischer macht).
"Wenn Sie wirklich linke Politiker wählen möchten, dann gibt es sowohl in Frankreich wie in Deutschland genug Auswahl."
Leider nein. Was Sie links nennen, ist identitär.
"Tatsächlich dreht sich bei diesen Menschen die gesamte Politik nur um die Flüchtlingsfrage. Allein an ihr bewerten sie Politiker und jeder, der nicht für einen sofortigen Einwanderungsstop ist, ist links. Andere, viel wichtigere politische Fragen spielen keine Rolle."
Stimmt nicht.Es brodelt und gährt in der Gesellschaft längst, lange bevor die sog."Flüchtlingskrise" überhaupt auf der politischen Agenda auftauchte.
Lohndumping, Zeitverträge, Zeitarbeit,drohende Rentensenkungen,zunehmende Altersarmut,steigende (Sozial)Abgaben gerade bei mittleren Einkommen, steigende Mieten, Nullzinsen ...
Das große Glück der Politik in den letzten Jahren war die gute Konjunktur, an der freilich die breite Masse keine große Teilhabe in Form von höheren Löhnen oder sinkenden Abgabelasten hatte.
Die schlecht organisierte und wenig durchdachte Flüchtlingspolitik war nur der berühmte Tropfen, der das Fass bei vielen Bürgern zum Überlaufen brachte und sich ein Ventil in Protestwählertum und offenem Widerspruch zu einigen angeblich alternativlosen Maßnahmen suchte.
Sollten die Wirtschaftsdaten stagnieren,nach unten gehen, könnte es in Deutschland auch und gerade für die etablierte Politik überaus ungemütlich werden.
Ich sehe die Zukunft der Linken eigentlich in den Kapitalisten der alten Schule. Die neoklassische Wirtschaftstheorie ist das Problem, dem 90% der Ökonomen heute den Vorrang geben. Die ist aber leider mal der totale Müll. Obiger Präsidentschaftskandidat hängt der klassischen Wirtschaftstheorie an (soweit ich das sehen kann) Das gilt heute als Links, ja oft sogar radikal Links.
Echte Linke Ideen wie das bedingungslose Grundeinkommen oder die Abschaffung des Geldes finden heute dank der Parteien, die die Linken Ideen korrumpiert haben keinerlei Gehör mehr.
Ich meine eine SPD, die Hartz IV einführt, in Zusammenarbeit mit einem VW Vorstand dessen Name dieses Unding trägt ist doch nicht Links. Die ist sogar richtig übel neoliberal und hängt irgendwo zwischen Geld und Wirtschaftsinteressen fest.
Was ernsthaft gefährlich ist und zu gleich platt und dumm daherkommt ist, dass die politische Rechte sich die Frechheit rausnimmt zu bestimmen was "Links" ist. Merkels politik als "Linksschwenk" zu definieren ist davon ein Ausdruck. Dabei kann niemand von diesen Schlaumeiern erklären was an Merkels Politik links sein soll, weil sie es definitiv nicht ist! Noch weniger ist daher erklährbar wann und im welchen Kontext der "Schwenk" stattgefunden haben soll, weil es ihn nie gab.
Merkel war, ist und bleibt eine Vertreterin des Wirtschaftsliberalismus. Sie ist Anti-Kommunistisch geblieben obwohl der Kommunismus in keinster Weise eine Rolle in der derzeitigen geselschaftlichen Dynamik spielt. Sie ist in ihrem Menschenbild durchweg protestantisch, usw. usf. was soll daran "Links" sein?
Ihr Opportunismus/Populismus orientiert sich am Mainstream wie es in der Politik üblich ist. Dabei spielt der Zeitgeist sowie die ökonomischen und ökologischen Erwartungen eine entscheidende Rolle. Z.B.: Gleichstellung der Frau, Akzeptanz sexueller Minderheiten u.a.m. Alles keine originär linken Projekte, sondern bürgerliche Begehren.
Fragen der gesellschaftlichen Solidarität, der ökonomischen Partizipation usw., also traditionell wirklich Linke Projekte sind ihr und ihren Anhängern genauso fremd wie den Anhängern der Rechten.
Hier liefern sich die Neoliberalen Rechten und Konservativen ein Scheingefecht und versuchen dabei die Linke gleich mit zu entsorgen.
Haben Sie Adenauer für einen linken gehalten?
Aber warum geht es denn bei Pegida ausschließlich um Flüchtlinge? Warum hat die AfD kein anderes Thema und gibt sich selbst ein Parteiprogramm, dass allein für die Reichen geschrieben wurde? Warum geht die Zustimmung der Linken, die als einzige Partei glaubhaft gegen den Neoliberalismus auftritt nicht durch die Decke? Ganz einfach, weil all diese Themen den Besorgtbürger nicht interessieren. Der interessiert sich nur für die Flüchtlinge und sonst nichts. Wäre das anders würde er niemals die AfD wählen.
Nur wenigen hier werden bestreiten, dass die von Ihnen angesprochenen sozialen und wirtschaftlichen Themen wichtig sind und ein viel größeres Problem für unsere Gesellschaft darstellen, als z. B. der Islam, aber die Anhänger von AfD und Co interessiert das nicht. Überhaut nicht und genau deshalb kann man die auch praktisch nicht ernst nehmen.
Andi Becker #2
"Wir brauchen mehr Linke in dieser rechten Zeit."
Meinen Sie jetzt linke Politiker von der entsprechenden Partei oder linke Politiker, also Politiker die sich nicht an ihre Wahlversprechen halten?
Dass Politiker die Bevölkerung "linken" wissen wir schon. Aber ehrlich gesagt: Sie können letztendlich auch nur die Richtung andeuten.
Freu dich mal nicht zu früh. ;)
Ich gebe Ihnen völlig Recht! Man sollte sich aber über die Definition LINKS klar werden. Und ein LIBERAL dabei, wäre mir wichtig. In Deutschland zur Zeit leider Fehlanzeige....
Zu Frage 1, Pegida hat die Flüchtlingsfrage "aufgegriffen" weil diese Frage, wie ich schrieb`, nach meiner Meinung der Tropfen war, der das Fass der gärenden Unzufriedenheit vieler Bürger zum Überlaufen brachte.
Leute,die selber um ihre Existenz,Jobs, ihre Alterssicherung fürchteten, nirgendwo irgendwelche Fürsprecher für sich selber fanden, sahen in den so begeistert willkommen geheißenen Neuankömlingen in erster Linie Konkurrenten um die noch knapper werdenden Recourcen.
Die Politik hätte der ganzen Pegida/AfD einigen Wind aus den Segeln nehmen können, in dem sie per Gesetz gesichert hätte, dass die Rechnung für den "Willkommenshype" nicht von den Idealisten "oben" überwiegend an die Durchschnittsbürger "unten" weitergereicht würde.Diese Erfahrung kannten die Leute noch allzugut von der Wiedervereinigung.
Und da kamen nicht nur hundertausende Menschen,die nichts als ihre Existenz mitbrachten,sondern im Gegenteil noch Bildung und einige große Bundesländer.Trotzdem wurden die Kosten für die "blühenden Landschaften" in erster Linie den Arbeitnehmern über Soli und dafür nicht gedachte Griffe in die Sozialkassen aufgebürdet.
Zu Frage 2: das neoliberale Parteiprogramm der AfD kann nicht verwundern.Man muss sich nur die Gründerfiguren anschauen, zur Kenntnis nehmen, aus welchen Kreisen diese Leute stammten und wessen Interessen sie vertreten wollten/wollen.
Na ja, wenn man die Wahl hat zwischen Metzger und Schlachter ist es fast egal wen man wählt. Wer kümmert sich denn noch wirklich um die kleinen Leute? Die SPD? Firget it. Die Linke? Die holen lieber noch ein paar Millionen direkte Konkurrenz für die kleinen Leute ins Land. Und die CDU? Die interessiert sich eh nur für Banken und das Großkapital. Wer bleibt?
Edit: Forget it.
Das alles entschuldigt nicht, einer Partei nachzulaufen, die diese Verhältnisse noch verschlechtern will, wobei gleichzeitig auf die einzigen Menschen einprügelt, denen es noch schlechter geht, als einem selber.
Wie gesagt, muss man blind sein, um die sozialen und wirtschaftlichen Probleme unseres Landes nicht zu sehen, aber Bewegungen wie Pegida und die AfD haben damit nichts zu tun, sondern sind ein Ventil für völlig wahllosen Protest und dumpfe Ausländerfeindlichkeit.
Sie haben recht.Aber es ist ja seit Jahren nichts im politischen Angebot, was Protest-oder Alternativwähler binden könnte.Opposition? Null.Kritische Stimmen zur Merkelschen Zuwanderungspolitik? Bis vor kurzem ein fast ein Sakrileg, eine Garantie für öffentlich geäußerte Verachtung gegenüber den Kritischen.Skepsis oder Verdruss gegenüber der Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik?Nirgends ein politisch gewichtiger Ansprechpartner, der die Sorgen der verunsichterten Bürger ernst nahm.Die großeKoalition demonstrierte Einigkeit und verkaufte Zeitarbeit,unbezahlte Praktika und X-fache Zeitverträge als einen großen Erfolg auf dem Arbeitsmarkt.Als einen Gewinn für alle, obwohl fast lediglich die Wirtschaft und Schäubles Finanztopf überdurchschnittlich davon profitierte.Steuern und Sozialabgaben werden von allen Arbeitseinkommen abgezogen, egal ob es sich um vernünftige Jobs oder prekäre Kurzzeitstellen handelt.
Das Verschwinden der FDP aus den Parlamenten wurde nicht als Wählerprotest gegenüber einer immer neoliberaleren Politik gesehen.
Für mich kein Wunder, dass ein Teil der Bürger radikalen Thesen nicht mehr abgeneigt ist, wenn jeder ruhig oder sanft geäußerte Protest jahrelang lächelnd wegignoriert wird.
Kapitalismus in der Krise neigt ja zum totalitarismus...
Jep, aber den führen dann die ein, die heute von der "Einparteiendiktatur BRD" faseln.
Entfernt. Bitte nutzen Sie die Kommentarbereiche um sachliche Argumente und Meinungen auszutauschen. Danke, die Redaktion/ms
Der Kommentar, auf den Sie Bezug nehmen, wurde bereits entfernt.
Wie definiert man heute "linksliberal"?
"Er will die Arbeitszeit für junge Leute erhöhen ..."
"Bankier bei Rothschild"
"unser Glück in der Globalisierung zu machen..."
"ein elitärer Intellektueller ist"
Oma sagte immer: links ist da, wo rechts der Daumen ist.
Das stimmt wohl nicht mehr.
Wie Sie richtig beschreiben ist er weder sozialliberal noch linksliberal, sondern wirtschaftsliberal. Hier würde man sagen: Ein typischer FDP-Politiker.