Die eigentlich geltende Waffenruhe in der Ostukraine wird derzeit wieder jeden Tag gebrochen. Allein seit dem Wochenende wurden bei den Kämpfen 15 Menschen getötet, davon 7 in der Nacht zum Dienstag, teilte die Regierung in Kiew mit. 24 weitere Menschen seien demnach verletzt worden. Bei den Gefechten kamen auch schwere Artillerie und Mehrfachraketenwerfer zum Einsatz.
Bei drei Toten handele es sich um Soldaten der ukrainischen Armee, hieß es aus Kiew. Sie seien bei Gefechten in der von der Regierung kontrollierten Stadt Awdijiwka, etwa 20 Kilometer von Donezk entfernt, getötet worden. Die Separatisten beklagen auf ihrer Seite vier Tote und sieben Verletzte.
In Awdijiwka befindet sich eine große Fabrik zur Weiterverarbeitung von Kohle. Deren Chef sagte am Montag, derzeit werde ein Produktionsstopp vorbereitet. Die Stadt sei seit Tagen ohne Strom. Zudem sei die Wasserversorgung in Teilen der Stadt unterbrochen, Heizungssysteme seien ausgefallen – und das bei Temperaturen von bis zu minus 20 Grad. Ein für die Verwaltung der Region zuständiger Regierungsmitarbeiter, Pawlo Schebrowski, sagte, sein Büro arbeite an einem Evakuierungsplan für die 12.000 Einwohner Awdijiwkas.
Schebrowski schrieb auf Facebook: "Zum jetzigen Stand können wir im Laufe des Tages bis zu 8.000 Personen vorübergehend umsiedeln." In angrenzenden Städten könnten bis zu 9.000 Menschen aufgenommen werden. Hilfsorganisationen haben zusätzliche Zelte bereitgestellt. Zudem sind durch Artilleriebeschuss bedingten Stromausfall in der Rebellenhochburg Donezk etwa 200 Bergarbeiter unter Tage eingesperrt.
Das ukrainische Außenministerium forderte am Dienstag den Ständigen Rat der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa auf, eine Sondersitzung zur Krise einzuberufen. OSZE-Beobachter überwachen die Brüche der Waffenruhe in der Ostukraine.
Escalation of violence in the Avdiivka-Yasynuvata-Donetsk airport area. Latest @OSCE_SMM report >> https://t.co/20PRqcAIIx
— OSCE (@OSCE) 30. Januar 2017
Seit Beginn des Kriegs in der Ostukraine im Jahr 2014 macht der Westen die Regierung in Russland dafür verantwortlich, die Separatisten in der Ukraine zu unterstützen. Präsident Wladimir Putin hatte dies stets dementiert.
Die Regierung in Moskau zeigte sich besorgt über die jüngste Eskalation und machte die ukrainische Regierung dafür verantwortlich. Es gebe verlässliche Informationen, wonach ukrainische Freiwilligenbataillone im Dienste der Zentralregierung Montagnacht die Frontlinie überquert hätten, um Territorium zu erobern, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Dienstag.
10.000 Tote in drei Jahren
Nach UN-Angaben sind in dem seit 2014 andauernden Krieg in der Ostukraine etwa 10.000 Menschen getötet worden. Bei einem Besuch des ukrainischen Präsidenten am gestrigen Montag bei Bundeskanzlerin Angela Merkel sprachen beide Staatschefs von einer besorgniserregenden Lage in der Ostukraine.
Die prorussischen Kämpfer hätten in letzter Zeit aus Wohngebieten der Separatistenhochburg Donezk heraus Artillerie eingesetzt, sagte Poroschenko. Er sprach von einem barbarischen Vorgehen. Sein Land sei bei der Lösung des Konflikts auf ein einiges und solidarisches Europa angewiesen. Eine mögliche Annäherung zwischen dem neuen US-Präsidenten Donald Trump und Kremlchef Wladimir Putin bereitet der Regierung außerdem Sorgen.
Merkel plädierte für ein Festhalten an einer Verhandlungslösung auf Grundlage des Minsker Abkommens – "auch wenn das sich als sehr schwierig erweist". Das sogenannte Normandie-Format von Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland gemeinsam mit Deutschland und Frankreich bleibe dabei trotz vieler Widerstände der richtige Weg.
Kommentare
Wir sollten nicht versuchen uns vor diesen Karren spannen zu lassen.
Ebenso wie mit den Sanktionen können wir ganz schnell blank darstehen. Wir dürfen uns nicht positionieren, bis der Machtkampf zwischen McCain und Trump entschieden ist. Und da ZON letztens meinen Beitrag gelöscht hat, weil ich den Besuch McCains an der Front nicht mit Quellen belegt hatte, so liefer ich diesen nunmehr mit. In der Hoffnung, dass die Süddeutschen noch aktzeptiert wird.
"Nun wird Trump Präsident, und mancher Ukrainer orientiert sich neu. Befürchtet wird, dass die Wirtschaftselite, die massiven politischen Einfluss und mit Petro Poroschenko einen Vertreter an der Staatsspitze hat, damit Putin in die Hände spielen könnte. Derzeit herrscht noch der alte Ton: Bei einem Frontbesuch des republikanischen US-Senators John McCain mit Poroschenko verkündete McCain, 2017 würden die "Invasoren besiegt"." http://www.sueddeutsche.d...
Wir wissen aktuell nicht ob Trump McCain und Graham, die pratisch täglich gegen ihn opponieren, abservieren kann...
"Wir dürfen uns nicht positionieren, bis der Machtkampf zwischen McCain und Trump entschieden ist. "
Warum den nicht? Haengt unsere(wer das dann auch gerade ist) Position davon ab welcher der beiden Partei am Ende gewinnt? Und schliessen wir uns dann einfach dem gewinner an?
Ich denke da nutzt jemand die aktuelle führungs- und profillose Lage in den USA.
Das dachte ich mir auch schon, dass die Regierung die Lage jetzt eskaliert um möglicherweise Russland zu einem Eingreifen zu bringen, um dann bei den USA als Bittsteller vorzusprechen, ob der Gefahr aus dem Osten.
Ich hoffe ich täusche mich, aber ich teile leider Ihre Vermutung.
Liest man die regelmäßig die OSCE-Berichte (und besonders den Annex dazu) bekommt man schnell den Eindruck das es überwiegend die ukrainischen Truppen sind, die den Waffenstillstand brechen.
http://www.osce.org/ukrai...
Allerdings wird die OSCE dazu keine offizielle Aussage abgeben, wer wann geschossen hat.
Den das ist meist bereits das Ergebnis von Auswertung und Interpretation von Einschussorten und Geschützlärm.
Und zu Interpretationen hat die OSCE kein Mandat, die OSCE schreibt allein was sie beobachtet z.B. das sie einen Einschlag an eine Stelle ausgewertet hat und vielleicht noch das aus diesen und jenen Gründen der Beschuss aus einer bestimmten Richtung gekommen sein müsste.
Wenn mann abschätzen will wer in welchem Maße verantwortlich ist braucht man eine Karte mit Waffenstillstandslinie und muss alle Meldungen der Annexe mehrerer Berichte eintragen, Geschützlärm von Abschüssen, beobachtete Einschläge wenn vorhanden Richtungsangaben.
Und genau das die FAZ im Herbst für einen mehrwöchigen Zeitraum im Rahmen einer sorgfältigen Recherche gemacht.
Ergebnis:
Die ukrainische Armee ist zu 90% die alle schweren Waffenstillstandsverletzungen verantwortlich (zumindest in dem von der FAZ im Herbst 2016 untersuchten Zeitraum)
http://www.faz.net/aktuel...
Das sind die Faken.
"Das sind die Faken " schon klar. Ich denke das ukrainische Militär sollte bis an die Zähne bewaffnet werden, mit modernsten Waffen und für seine territoriale Integrität kämpfen. Dafür kann Putin ja Syrien behalten. Alternativ könnte man natürlich auch einfach die Ostukraine an Moskau abtreten.
Worum es geht und wer da in der Offensive ist wird hier teilweise erläutert:
Taktische Landgewinne Epizentrum der Auseinandersetzungen ist der am Stadtrand von Awdejewka gelegene ehemalige Industriebezirk, der lange Zeit Grauzone zwischen den Fronten war. Zuletzt hatten die ukrainischen Streitkräfte mit der schleichenden Eroberung des Niemandslands den Druck deutlich erhöht. Nacht für Nacht stießen sie einige Hundert Meter vor und gruben sich auf den neuen Positionen ein, wodurch sich der Abstand zwischen den verfeindeten Parteien deutlich verringerte. Das Gebiet sichert die Kontrolle über eine wichtige Kreuzung zwischen dem Donezker Autobahnring und der Fernverkehrsstraße M04, die weiter Richtung "Luhansker Volksrepublik" und Russland führt.
Aufsehen rief zudem ein Nachrichtenbeitrag eines ukrainischen TV-Senders hervor, in dem der Vorstoß des Militärs mit der Rückkehr zur im ersten (gescheiterten) Minsker Abkommen festgelegten Frontlinie begründet wird. Das würde bedeuten, dass die ukrainische Führung noch größere Gebietsgewinne plant, was unweigerlich zum endgültigen Scheitern des Minsk-II-Abkommens führen würde. Offiziell wurden diese Pläne in Kiew allerdings nicht bestätigt.
http://derstandard.at/200...
"Das würde bedeuten, dass die ukrainische Führung noch größere Gebietsgewinne plant, ....."
Man sollte dabei allerdings nicht aus den Augen verlieren, dass die "Gebietsgewinne" ureigenstes ukrainisches Territorium betreffen.