Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der tunesische Ministerpräsident Youssef Chahed haben gemeinsam den Ort des islamistischen Anschlags an der Gedächtniskirche besucht. Dort war am 19. Dezember vergangenen Jahres ein Tunesier mit einem Lkw in einen Weihnachtsmarkt gerast. Anis Amri hatte zwölf Menschen getötet und 50 zum Teil schwer verletzt.
Amri hatte in Deutschland keine Aufenthaltsgenehmigung, konnte aber wegen fehlender Papiere nicht in seine Heimat abgeschoben werden. Dass das an einem Fehler der tunesischen Behörden gelegen haben könnte, hatte Chahed im Vorfeld seines Besuchs bestritten. "Als Anis Amri 2011 Tunesien verlassen hat, war er kein Terrorist, es gab keinerlei Anzeichen dafür, dass er sich radikalisieren würde", sagte der tunesische Premier der Bild. Amri habe sich erst im Gefängnis in Italien radikalisiert. Als Deutschland später nach den Papieren für eine Abschiebung des Islamisten fragte, habe man eng zusammengearbeitet. Tunesien benötige aber "von den deutschen Behörden auch klare Beweise, dass es sich wirklich um Tunesier handelt".
Vor allem angesichts der hohen Flüchtlingszahlen aus Nordafrika will Merkel erreichen, dass mehr Tunesier ohne Aufenthaltserlaubnis in das nordafrikanische Land zurückkehren. Sie plädiere dafür, eine freiwillige Ausreise von Betroffenen zu fördern, sagte die Kanzlerin am Nachmittag im Anschluss an ein Gespräch mit Chahed in Berlin. Dazu solle etwa ein Beratungszentrum in Tunesien errichtet werden.
Chahed für "würdevolle" Rückführung
"Wir müssen allerdings auch deutlich machen: Wer sich auf diese freiwillige Rückkehr nicht einlässt, dem müssen wir sagen, dann müssen wir es eben auch unfreiwillig tun", sagte Merkel. "Und darüber sprechen wir mit der tunesischen Regierung. Und hier müssen wir schneller werden." Nach Merkels Angaben leben derzeit rund 1.500 ausreisepflichtige Tunesier in Deutschland. Im vergangenen Jahr hätten 116 das Land verlassen.
Der tunesische Ministerpräsident verwies auf die Vereinbarung über die Rückführung von Tunesiern in ihre Heimat, die es schon seit einem Jahr gebe. Dieser Mechanismus müsse "umgesetzt werden in einer Weise, die die Würde der Betroffenen wahrt", sagte Chahed. Er unterstützte die Idee, abgelehnte Asylbewerber aus Tunesien "möglichst freiwillig" zur Rückkehr zu bewegen – "möglicherweise mit finanzieller Unterstützung".
Aufnahmezentren in Tunesien doch kein Thema
Die Überlegung, auf tunesischem Boden Asylaufnahmezentren einzurichten, kam nach
Angaben der beiden Regierungschefs bei dem Treffen nicht zur Sprache.
Merkel hatte noch am Wochenende angekündigt, die Möglichkeit solcher
Zentren zu besprechen. Chahed hatte dieser Idee jedoch in Interviews vor dem Treffen eine Absage erteilt. Das in Medien zitierte Wort "Auffanglager" sei "nicht Teil meines
Sprachschatzes", stellte Merkel nun klar. Ihre Überlegungen
zielten darauf ab, "bestimmte Einrichtungen" in Nordafrika zu eröffnen,
die Flüchtlinge von der lebensgefährlichen Fahrt über das Mittelmeer
abhalten. "Diese Philosophie hat mich geleitet beim Flüchtlingsabkommen
mit der Türkei", sagte die Kanzlerin. "Ähnliches wollen wir im Blick auf
nordafrikanische Länder tun."
Merkel betonte, sie hege keinen Pauschalverdacht gegen Tunesier. Zwar gebe es "unter tunesischen
Bürgern, die in Deutschland leben, auch Gefährder", sagte sie. Diese
machten aber nur einen "ganz kleinen Teil" der hier lebenden Tunesier
aus. Merkel kündigte für dieses Frühjahr eine Reise in das nordafrikanische Land an.
Kommentare
"Merkel will Menschen ohne Papiere schneller ausweisen. "
Wieso lässt man diese überhaupt rein?
"Wieso lässt man diese überhaupt rein?"
Sie suggerieren hier ein aktives Tun, was es nicht gibt.
Zudem kann jeder hierzulande einen Antrag auf Asyl / Einreise stellen. Das wird dann auch rechtsstaatlichem Wege geprüft.
"Merkel will Menschen ohne Papiere schneller ausweisen."
Ohne Papiere? Wohin denn, Frau Merkel?
Man ist anderswo verständlicherweise vorsichtig und nimmt Rücksicht auf seine Bürger, denn es könnten sich z.B. Schläferzellen darunter befinden.
Mal sehen, wie Cahed zu dem Thema steht, wenn er wieder in Tunesien ist.
"wie Cahed zu dem Thema steht, wenn er wieder in Tunesien ist"
Wissen Sie es wirklich nicht?
Merkel hat endlich verstanden, was wir Merkelkritiker schon seit Ende 2014 verkünden! Ich denke sie ist wohl doch keine so schlechte Kanzlerin! Jetzt wo sie die Flüchtlingsproblematik ordentlich anspricht, werde ich sie wohl doch im Herbst wählen können!
!!!
"!!!"
Elf!