Die chinesische Regierung hat die internationale Kritik im Zusammenhang mit dem Tod des Friedensnobelpreisträgers Liu Xiaobo entschieden zurückgewiesen. "China ist ein Rechtsstaat", sagte der Sprecher des Außenministeriums in Peking, Geng Shuang. "Der Umgang mit dem Fall von Liu Xiaobo gehört zu Chinas inneren Angelegenheiten, und ausländische Länder sind nicht in der Position, unangemessene Bemerkungen zu machen."
China legte offiziell Protest gegen Deutschland, Frankreich und die Vereinten Nationen ein. Nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua forderte der Sprecher "die betroffenen Länder auf, die Souveränität der chinesischen Justiz zu respektieren".
Liu war der bekannteste politische Gefangene in der Volksrepublik. Der 61 Jahre alte Bürgerrechtler war 2009 wegen "Untergrabung der Staatsgewalt" zu elf Jahren Haft verurteilt worden. Er starb am vergangenen Donnerstag, nachdem er aufgrund seiner Krebserkrankung aus dem Gefängnis in ein Krankenhaus in Shenyang verlegt worden war. Ärzte aus den USA und Deutschland konnten den als Staatsfeind eingestuften Dissidenten in der Klinik besuchen, eine Behandlung im Ausland – wie sie auch die Bundesregierung angeboten hatte – hatten die chinesischen Behörden aber bis zuletzt verweigert.
Bundesaußenminister Sigmar Gabriel warf die Frage auf, "ob die schwere Krebserkrankung nicht viel früher hätte entdeckt werden können und müssen". China stehe nun in der Pflicht, dieser Frage "auf eine glaubhafte und transparente Weise rasch nachzugehen", sagte der frühere SPD-Vorsitzende. Ebenso wie die Regierungen in den USA und Frankreich verlangte auch der Vizekanzler, den Hausarrest für Lius Witwe Liu Xia zu beenden und sie ausreisen zu lassen, wenn sie dies wünsche.
Das Paar hatte sich stets friedlich für Demokratie, Menschenrechte und Toleranz
in China eingesetzt. 2010 erhielt Liu Xiaobo dafür den Friedensnobelpreis, was die
Regierung in Peking empörte. Auch nach dem Tod des Bürgerrechtlers sehen die chinesischen Behörden keinen Grund, ihre Meinung zu ändern. Im Leitartikel der Staatszeitung Global Times hieß es, der Aktivist sei eine politische Schachfigur des
Westens und ein in die Irre geführtes Opfer gewesen. Er habe ein
"tragisches Leben" geführt, weil er die chinesische Gesellschaft
mithilfe des Auslands habe konfrontieren wollen.
Dagegen würdigte UN-Menschenrechtskommissar Liu als "die wahre Verkörperung" demokratischer Ideale. Die Menschenrechtsbewegung in China und der Welt habe einen Vorkämpfer verloren, der sein Leben für die Verteidigung von Menschenrechten aufgeopfert habe, sagte Zeid Ra'ad Al Hussein.
Kommentare
"China ist ein Rechtsstaat"
Ja ne ist klar... Also ich bin ja mit einigen Kleinigkeiten in unserem "Rechtsstaat" nicht hundert Prozent konform, aber dass ein Land wie China es sich ernsthaft herausnimmt, sich als Rechtsstaat zu deklarieren ist schon bemerkenswert.
Aber gut... ich glaube an die junge Bevölkerung, hoffentlich werden sie in der Lage sein Verhältnisse eines "wahren" Rechtsstaats irgendwann einmal herzustellen.
"Also ich bin ja mit einigen Kleinigkeiten in unserem "Rechtsstaat" nicht hundert Prozent konform, aber dass ein Land wie China es sich ernsthaft herausnimmt, sich als Rechtsstaat zu deklarieren ist schon bemerkenswert."
Sie meinen vermutlich Kleinigkeiten, wie die Scheinheiligkeit, einer Bundesregierung, die auf der einen Seite Menschenrechte einfordert während auf der anderen Seite die Tinte auf den Verträgen mit denen sie, Waffen an Saudi Arabien und Ägypten verkauft hat noch nicht trocken ist...
Kleinigkeiten wie die Doppelmoral, mit der wir die Chinesen in Sachen Menscherechte zurechtweisen und gleichzeitig die Deals mit ihnen als die großen Erfolge unserer Politik abfeiern...
Die erste – und fast zwangsläufig bald überschattete – positive Schlagzeile zum beginnenden G-20-Gipfel lieferte Tom Enders beim Staatsbesuch des chinesischen Staatschefs Xi Jinping, nicht ganz auf dem Vorfeld etwa von BER, aber im Vorfeld zahlreicher Handelsgespräche und -abschlüsse.
Der Verkauf von 140 Jets seiner Airbus-Gruppe in den nächsten sechs Jahren sollte als Coup wirken und kam auch so an, sogar an den Börsen, obwohl man nicht so genau wissen mag, wie lange und trickreich über den 20-Milliarden-Euro-Deal verhandelt worden war.
China ist kein Rechtsstaat aber man kann dort prima Geschäfte machen.
Um diese Geschäfte nicht zu gefährden ist die Kritik am Menschenrechtsverletzungen immer wohl dosiert.
Zum Rechtsstaat gehört ferner die Rechtssicherheit. Der Einzelne muss sich auf die bestehenden Gesetze verlassen können, er muss vorhersehen können, welche rechtlichen Folgen sein Handeln hat.
Ein Angeklagter, der sich nicht an das Drehbuch des, nach chinesischer Definition, "sozialistischen Rechtsstaat“ hält, muss mit Bestrafung rechnen. In Deutschland ist es mittlerweile so, dass wenn man sich an die Rechtsstaatlichkeit hält bestraft wird.
http://www.sueddeutsche.d...
Wenn das mal gut geht mit China. Der Nationalismus, das böse Ausland/ der böse Westen und gleichzeitig die Globalisierung; in China Korruption und Raubtierkapitalismus.
Wenn China hustet, sinken die Leitindices (Dax, SP500) unmittelbar.
Mit der Definition "Rechtsstaat", habe ich mittlerweile so meine Schwierigkeiten! :(
Könnte man nicht beginnen, andere Definitionen zu verwenden?
Nein.
Hier ein Teil der Definition von Rechtsstaat, der für diesen Fall wichtig ist:
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" (Rechtsstaatsprinzip)
- die Achtung der Grundrechte (alle Organe der Staatsgewalt sind an die Grundrechte gebunden und dürfen sich nicht über diese hinwegsetzen)
- die Gewaltenteilung (Art. 20 Abs. 2 GG sieht vor, dass die Ausübung der Staatsgewalt durch besondere Organe der Rechtsprechung, der Gesetzgebung und der vollziehenden Gewalt erfolgen muss)
- die Gleichbehandlung durch das Gesetz (Art. 3 GG)
- der Vorbehalt des Gesetzes (Eingriffe der staatlichen Gewalt in Freiheit und Eigentum der Bürger müssen auf ein förmliches und zudem bereits vorher erlassenes Gesetz gestützt werden)
- die Verhältnismäßigkeit (verwendete Mittel und verfolgter Zweck müssen verhältnismäßig sein)"
http://www.juraforum.de/l...
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So und hier ein Bericht vom Prozessauftakt:
http://www.faz.net/aktuel...
Alles was Liu Xiaobo gemacht hat, war ein paar Texte zu schreiben. Ist es Verhältnismäßig, jemanden deswegen 11 Jahre ins Gefängnis zu stecken? Im übrigen gibt es in China Redefreiheit.
Vielleicht messen Sie Rechtstaatlichkeit an der Anzahl politischer Gefangener?