Bei den Protesten im Iran hat es nach Angaben der Behörden Tote gegeben. Am Rande der "illegalen Proteste" seien in der Stadt Dorud zwei Bürger getötet worden, sagte der stellvertretende Gouverneur der Provinz Lorestan, Habibollah Chodschastehpur, im Staatsfernsehen. Sicherheitskräfte hätten nicht auf die Demonstranten geschossen. Es gebe aber Hinweise darauf, dass sunnitische Extremisten und ausländische Agenten beteiligt gewesen seien, sagte Chodschastehpur.
Ein Fernsehsender der Revolutionswächter berichtete, "mit Jagd- und Militärwaffen" ausgerüstete Menschen hätten sich unter die Demonstranten gemischt und ziellos in die Menge und auf den Gouverneurssitz gefeuert. In sozialen Netzwerken wurden hingegen unbestätigte Aufnahmen verbreitet, die beweisen sollen, dass die zwei jungen Männer von Sicherheitskräften getötet worden seien.
Die Demonstranten protestieren gegen die hohe Arbeitslosigkeit
und Preissteigerungen im Iran. Im Verlauf weiteten sich die Proteste auch auf die Regierung und
Staatschef Hassan Ruhani aus. Irans Innenminister Abdulresa Rahmani Fasli kündigte an, entschieden gegen die Proteste vorgehen zu wollen. Wer "die Ordnung stört und gegen das Gesetz verstößt, muss sich dafür verantworten und wird dafür bezahlen", sagte Fasli im Staatsfernsehen. Der Staat werde gegen "die Verbreitung von Gewalt, Angst und Terror" vorgehen.
Regierung blockt Teile des Internets
Der Vizesicherheitschef der Revolutionären Garden in Teheran, Esmail Kowsari, sagte der Nachrichtenagentur Isna, die Lage in der Hauptstadt sei unter Kontrolle. Sollte es zu weiteren Unruhen kommen, würden die Demonstranten "die eiserne Faust der Nation" zu spüren bekommen.
In der Nacht zu Sonntag blockierten die iranischen Behörden offenbar teilweise das Internet. Über Mobiltelefone könne in der Hauptstadt Teheran keine Verbindung zum Internet mehr hergestellt werden, berichteten Korrespondenten der Nachrichtenagentur AFP. Für Millionen Iraner sind Smartphones der wichtigste Internetzugang. In vielen Teilen Teherans gab es bereits am Samstag keinen Zugang zum Internet mehr oder nur sehr langsame Verbindungen.
Donald Trump warnt Iran vor zu harter Reaktion
US-Präsident Donald Trump warnte die iranischen Sicherheitskräfte vor einer harten Reaktion auf die Proteste: "Die iranische Regierung
sollte die Rechte ihres Volkes respektieren, darunter das Recht auf
freie Meinungsäußerung. Die Welt schaut hin!", twitterte Trump. "Unterdrückerstaaten können nicht für immer Bestand haben."
Dazu stellte er ein Video seiner Rede vor der UN-Vollversammlung im September, in der er die iranische Regierung scharf kritisiert und als "Schurkenstaat" bezeichnet hatte. "Der Tag wird kommen, an dem das iranische Volk eine Wahl haben wird", zitierte er aus der Rede. Ein Sprecher des
iranischen Außenministeriums wies amtlichen Medien zufolge die
"opportunistischen Behauptungen von amerikanischen Vertretern und Herrn
Trump" zurück.
Unmut über Arbeitslosigkeit, Inflation und Korruption
Iranische Medien berichteten von Protesten auch in Kaschan, Arak, Ahwas, Zandschan, Bandar Abbas und Kerman. In Karadsch seien die Fenster von Regierungsgebäuden eingeworfen und Brände gelegt worden. Zugleich waren nach Angaben des staatlichen Fernsehens in mehr als 1.200 Städten und Dörfern die alljährlichen Kundgebungen zur Erinnerung an das Ende der Unruhen von 2009 angemeldet. Damals hatten Proteste gegen die umstrittene Wiederwahl von Mahmud Ahmadinedschad zum Präsidenten den Iran monatelang in Atem gehalten.
In Maschhad hatten am Donnerstag Hunderte Menschen gegen hohe Preise demonstriert und dabei auch Anti-Regierungsslogans skandiert. Die Polizei nahm 52 Menschen fest. Politische Demonstrationen sind im Iran selten. Allerdings gibt es in der Bevölkerung Unmut über die Arbeitslosigkeit, Inflation und mutmaßliche Korruption. In diesem Fiskaljahr ist die Arbeitslosenquote amtlichen Angaben zufolge auf 12,4 Prozent gestiegen, die Inflation beträgt etwa acht Prozent.
Kommentare
Entfernt. Bitte belegen Sie Behauptungen mit entsprechenden Quellen und Argumenten. Danke, die Redaktion/mf
Was geht es die USA eigentlich an, was im Iran passiert?
Deutschland ist gut beraten sich aus diesem Unsinn herauszuhalten.
Und was ist wenn es freie Wahlen gibt? Unterstützen wir dann auch wieder einen "wunderbaren" Putschpräsidenten, wenn die Wahl nicht nach unserem Gusto ist?
Wofür stehen eigentlich diese Demonstranten? Welche Vorstellungen haben sie? Reicht es gegen das bestehende Regime zu sein?
'Wofür stehen eigentlich diese Demonstranten? Welche Vorstellungen haben sie? Reicht es gegen das bestehende Regime zu sein?'
Also ich habe gelesen, dass nur wenige Menschen gegen das Regime seien. Der Rest ist offenbar einfach unzufrieden mit der gegenwärtigen Lage und will, dass die Regierung mehr für das eigene Land tut, was ja alles legitim ist. Für das bräuchte es auch gar keine neue Regierung. Warum da plötzlich von allen Seiten her ein Putsch oder ein Regime change herbeifabuliert wird, erschliesst sich mir ehrlich gesagt nicht.
"Unterdrückerstaaten können nicht für immer Bestand haben."
Der US-Präsident zeigt keine Angst vor dem Mullah-Regime, das Frauen steinigen und Schwule hinrichten lässt, und ist damit Vorbild für die iranische Freiheitsbewegung.
Entfernt. Bitte bleiben Sie beim Thema. Danke, die Redaktion/mf
Wie sah die Reaktion aus als man in Honduras gegen , ziemlich offensichtlichen , Wahlbetrug demonstrierte ? Die Wahl wurde von den USA anerkannt und es wurde aufgerufen die Prosteste zu beenden. Tja aber da der Iran ja ein "Feind" ist darf man hier meckern. Es gibt legitime Gründe warum man im Iran auf die Straße geht um zu Protestieren. Die USA haben sich dabei aber gefälligst rauszuhalten .
...Die USA haben sich dabei aber gefälligst rauszuhalten...
Natürlich haben sie mit ihrer Forderung recht!
Kann sich die USA aber überhaupt da raushalten? Oder anders gefragt, ist die USA nicht der wahre Initiator dieser Proteste?
Die Ähnlichkeit mit Syrien ist doch frappierend. Von einem Tag auf den anderen demonstrieren Menschen gegen ihre Regierung und fordern deren Rücktritt. Wie jede andere Regierung der Welt, wird auch der Iran versuchen, diese Demonstrationen zu unterbinden. Im westlichen Jargon, gewaltsam gegen die Demonstranten vorgehen. Die Protestierenden wehren sich, mit Waffen von den Saudis. Und schon haben wir wieder einen schönen, kleinen Bürgerkrieg im Nahen Osten.
Stellt man sich nun die Frage, wem nützt so ein Krieg, bleiben wieder nur die Saudis und die USA übrig.