Spaniens Regierung hat Verfassungsbeschwerde gegen die Nominierung von Carles Puigdemont als Regierungschef in Katalonien eingelegt. Als Flüchtiger sei er nicht wählbar, sagte die stellvertretende Ministerpräsidentin Soraya Sáenz de Santamaría.
Man sei davon überzeugt, dass man genügend rechtliche Argumente habe, um zu verhindern, dass Puigdemont weiterhin den Rechtsstaat und die Legalität herausfordere, sagte de Santamaría. Es gehe darum, alle Mittel einzusetzen, um "irreparable Schäden" zu verhindern.
Die Regierung in Madrid ruft das Verfassungsgericht entgegen einer
Empfehlung des Staatsrates an. Das Beratungsgremium sieht keine Grundlage für eine Anfechtung. Die Regierung ist hingegen der Auffassung, dass Puigdemont in Spanien nicht mehr alle Rechte genieße, darunter unter anderem das Recht, sich im Land
frei zu bewegen. Er könne deshalb nicht kandidieren.
Sollte das Verfassungsgericht der Beschwerde stattgeben, wird es voraussichtlich auch die Parlamentsabstimmung über den neuen katalanischen Regierungschef aussetzen. Das im Dezember neu gewählte Parlament will eigentlich am 30. Januar darüber debattieren, ob Puigdemont wieder zum Regierungschef der Region gewählt werden soll. Parlamentspräsident Roger Torrent hatte Puigdemont am Montag zum Kandidaten ernannt.
Gegen Puigdemont, der seit einigen Monaten in Brüssel lebt, liegt ein Haftbefehl vor. Sollte er bei einer Grenzübertretung registriert werden, würde er sofort verhaftet. Die spanischen Sicherheitsbehörden bereiten sich auf eine mögliche heimliche Einreise Puigdemonts nach Spanien vor.
Der 55-jährige Ex-Regionalchef war nach seiner Amtsenthebung Ende Oktober nach Belgien geflohen, um einer Festnahme zu entgehen. Vorausgegangen waren ein illegales Referendum über Unabhängigkeit sowie ein Beschluss zur Abspaltung Kataloniens von Spanien.
Kommentare
Der Junge hat Mut, sich nominieren zu lassen.
Für einen Freiheitskampf ist Mut die wichtigste Voraussetzung.
Die Katalanen werden noch viel einstecken müssen, aber am Ende werden sie frei sein.
"Free at last, free at last.
I thank God I'm free at last."
Arme, unterdrückte, unfreie Katalanen...
"Für einen Freiheitskampf ist Mut die wichtigste Voraussetzung."
Ja, ja, in einen "Freiheitskampf" in einer Demokratie muss man komplett "mutig" sein, vor allem wenn man nach Belgien abhaut. Ich nennen das Feige.
"Die Katalanen werden noch viel einstecken müssen, aber am Ende werden sie frei sein."
Träumen dürfen Sie natürlich, dann bin ich aber (und Sie werden mir bestimmt auch zustimmen) dafür, dass Barcelona und die Region um Barcelona sich wiederum auch abspalten darf. Die Meisten wollen dort in Spanien bleiben...
...und keiner hat dann das Recht dort eine demokratische Abstimmung zu verhindern! ;-) Oder, das sehen Sie doch auch so?
Barcelona is not Catalonia!
http://www.bento.de/politik/…
http://www.tagesspiegel.de/p…
Ich weiß nicht, ob die Katalanen am Ende frei sein werden. Aber mit hoher Wahrscheinlichkeit werden sie deutlich ärmer sein.
Mut wäre es, wenn er durch die Kandidatur etwas(bzw. mehr als bisher) zu befürchten hätte. So ist es nur ein weiter Schachzug im Spiel um Aufmerksamkeit, Provokation und Macht.
lol. Mr.Skype
dann sollte man eben, damit keiner Verwaltungseinheit Unrecht geschieht, eine Abstimmung auf Gemeindeebene machen (da dies die kleinstmögliche eigenständige Verwaltungseinheit ist, welche in der span. Verfassung vorgesehen ist).
Dann kann sich wirklich keiner mehr beschweren.
Die Region um Barcelona (wohl eher entlang der Küste und vorrangig in Richtung Tarragona) würde sich dann für einen Verbleib in Spanien aussprechen, während die Stadt Barcelona wohl für einen Austritt stimmen dürfte (es ist realistischerweise nicht davon auszugehen, dass die Wähler der sich selbst in der Territorialfrage als "neutral" bezeichnenden, linksrepublikanisch bis antikapitalistischen "Cat-Comunes" mehrheitlich für einen Verbleib in einem spanischen Königreich stimmen, in welchem auf Jahrzehnte eine strukturelle konservative Mehrheit PP/C's in Aussicht ist).
Barcelona ist not Tabarnia!
Wenn man in einer „Demokratie“ dafür unbarmherzig verfolgt wird, dann muss man natürlich mutig sein. Wäre es wie in Schottland abgelaufen, mit einem genehmigten Referendum und im Vorfeld Zugeständnisse bei der Autonomie, dann hätten die Katalanen wahrscheinlich für den Verbleib gestimmt.
Vielleicht sollten wir hier in Europa das Wort „Demokratie/Rechtsstaat/Menschenrechte“ nicht so oft und so voll in den Mund nehmen, denn hier ist auch nicht alles in allerbester Ordnung.
An Puigdemonts Stelle würde ich Beschwerde gegen die spanische Regierung einreichen, wegen Obstruktion demokratischer Prozesse in Katalonien.
Ich habe die letzten 20 Jahre meines Berufslebens nur noch 2/3 gearbeitet und kann Ihnen versichern, dass mehr Freiheit zwar größere Armut bedeutet, aber auch viel mehr Glück! Ein solches Glück könnten auch die Katalanen haben. Ich wünsche es ihnen!
"Als Flüchtiger sei er nicht wählbar, sagte die stellvertretende Ministerpräsidentin Soraya Sáenz de Santamaría."
Das ist in sich logisch: Erst treiben wir ihn in die Flucht und dann ergibt sich automatisch, dass er mit dem Status nicht wählbar ist. - Problem gelöst.
"Das Beratungsgremium sieht keine Grundlage für eine Anfechtung."
Die spanische Regierung hat in meinen Augen schon öfters den Eindruck erweckt, beratungsresistent zu sein...
Was für eine Schande für die Demokratie. Das Schweigen der europäischen Regierungen spricht Bände.
Klar.
"Spanien legt Beschwerde gegen Puigdemonts Kandidatur ein".
So? Nein. Spaniens REGIERUNG legt Beschwerde...
Großer Unterschied.
wenn ich raten müsste, dann würde ich drauf wetten, dass die Regierungsnähe des Verfassungsgerichtes mal wieder dazu führt, dass 95% der unabhängigen Experten die Rechtslage anders beurteilen als das Verfassungsgericht. Wenn selbst der spanische Staatsrat schon andere den Ball flacher halten will.