Um zu verstehen, wie sonderbar der Umgang mit Nordkorea sein kann, muss man nur eine kleine Geschichte aus dem November 2014 rekapitulieren: Als James Clapper damals in Pjöngjang saß, um in seiner Rolle als Nationaler Geheimdienstdirektor die Freilassung zweier US-amerikanischer Staatsbürger auszuhandeln, kredenzte ihm sein Gastgeber Kim Jong Un ein üppiges Zwölf-Gänge-Menü. "Als jemand, der eine Weile in Korea verbracht hat, würde ich mich durchaus als Kenner der koreanischen Küche bezeichnen", sagte Clapper später über das Treffen, "und das war vielleicht das beste koreanische Essen, das ich jemals hatte."
Nach dem Dinner, bei dem sich Kim laut Clapper wieder und wieder über "die aggressive US-Außenpolitik" beschwerte, passierte etwas, das dem amerikanischen Gast sauer aufstieß: Die Nordkoreaner servierten Clapper eine Rechnung über seinen Speiseanteil.
Es sind diese kleinen diplomatischen Affronts, mit denen sich die zuständigen Mitarbeiter im amerikanischen Außenministerium wenige Tage vor dem Nukleargipfel zwischen den USA und Nordkorea auseinandersetzen müssen: Wie sorgt man dafür, dass solch ein ungewöhnliches Treffen nicht nur inhaltlich, sondern auch optisch erfolgreich über die Bühne geht?
Die Planung dauert Monate
"Im Normalfall gibt es internationale Verhaltensregeln für diese Treffen", sagt Capricia Marshall, "damit alle Seiten wissen, was sie erwartet." Normal ist an diesem Treffen allerdings wenig: Erst vor Kurzem hatte Donald Trump nach seiner plötzlichen Absage dem Gipfel doch noch zugestimmt. Wenn der Präsident und Kim Jong Un am 12. Juni in Singapur dann aufeinandertreffen sollten, um über Nordkoreas Abrüstung zu verhandeln, wäre es nach Jahrzehnten offener Feindschaft das erste Treffen zwischen den Staatschefs beider Länder.
Capricia Marshall war von 2009 bis 2013 unter Präsident Barack Obama Protokollchefin im Weißen Haus. "Für solche Treffen wird alles durchgesprochen: Wie läuft die Ankunft vom Flughafen ab, wer nimmt an den Gesprächen teil, wer ist im Raum, wer sitzt am Tisch, welche Blumen stehen auf dem Tisch, und was ist mit Dolmetschern?"
Für gewöhnlich dauert die Planung solcher Gipfel Monate, damit am Ende von beiden Seiten jedes Detail penibel abgesegnet ist – vom Dresscode über die Begrüßungsgeste und die korrekte Anredeformel der Delegationsmitglieder bis hin zu Pausenzeiten und Menüabfolgen beim anschließenden Abendessen.
Für den Gipfel in Singapur hatten das US-Außenministerium und das Büro des Protokollchefs, die eng mit Trumps Stabschef John Kelly und dessen Stellvertreter Joe Hagin zusammenarbeiten, ein paar Wochen, um mit ihren nordkoreanischen Kollegen um die genauen Abläufe zu feilschen.
Kommentare
"Inzwischen haben sich sowie die 2017 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnete Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (ICAN) bereit erklärt, einen Teil der Kosten zu übernehmen."
Kaffee für den oder die Korrektor*in!
"Kleine Zeichen ebenso wichtig"
Ja für eine geifernde Presse...
"Beim Gipfel zwischen Nordkorea und den USA werden kleine Zeichen ebenso wichtig wie die Inhalte."
Nicht zu vergessen: Wer hat den längeren Schlips?!
Und den besseren Haarschnitt
Wieso zahlt Nordkorea denn nicht selbst die Hotelkosten? So pleite können die doch nicht sein.
Das ist eine Geste. Ein Symbol.
Die USA wollen zahlen, um zu zeigen, wer das Treffen verantwortet und auf einer emotionalen Ebene eine Schuld generieren.
So ähnlich auch die ICAN: die zeigt, wie wichtig das Treffen sein kann und erzeugt eine Art Bringschuld.
Kim könnte das ohne darüber nachdenken zu müssen zahlen. Sein Vermögen wird umgerechnet auf über 4 Milliarden € geschätzt.
Wir werden sehen.
Eines der Markenzeichen von T. ist, dass er sich um diese Protokollgeschichten wenig bis überhaupt nicht kümmert. Er handelt aus dem Impuls heraus, weil er weiß, dass er in dem Fall die einzige handlungsbevollmächtigte Größe ist. Dieses übliche Hofschranzengewusel interessiert T. nicht.
Ganz im Gegensatz zu KJU. Der ist voll kontrolliert, handelt aber durchaus disruptiv, wenn es seinem Vorteil entspricht. Interessant ist, dass beide immer mit vollem Blick auf die Zustimmung der jeweils eigenen Nomenklatur zuhause handeln.
Das Ganze ist ein Ritt auf der Rasierklinge.
Die Chancen, dass das voll in die Hose geht, sind eher größer. Man braucht sich nicht zu wundern, wenn das u. U. so läuft wie in Kanada, wenn er beim Rückflug einen Tweet absetzt und alles, was vorher besprochen wurde, Makulatur wird.
> Er handelt aus dem Impuls heraus, weil er weiß, dass er in dem Fall die einzige handlungsbevollmächtigte Größe ist
Der handelt immer aus einem Impuls heraus, weil sich für unfehlbar hält.
Man denkt immer bei Trump könne einen nichts mehr überraschen und dann liest man sowas hier:
http://www.spiegel.de/politi…
Wie Geschichten aus absolutistischen Zeiten.