Die Türkei hat nach eigenen Angaben mit ihrer angekündigten Offensive in Nordsyrien begonnen. Die "Operation Friedensquelle" gegen die Kurdenmiliz YPG und die Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) habe begonnen, schrieb Präsident Recep Tayyip Erdoğan auf Twitter. Sie solle die "terroristische Bedrohung" an der türkischen Grenze beseitigen und Frieden schaffen.
Zudem solle bei dem gemeinsamen Einsatz mit der Syrischen Nationalarmee eine "Sicherheitszone" geschaffen werden, um die Rückkehr syrischer Flüchtlinge zu erleichtern, kündigte Erdoğan an. Die Syrische Nationalarmee ist der neue Name eines Zusammenschlusses von syrischen Rebellengruppen, die an der Seite der türkischen Streitkräfte kämpfen. Die Schaffung der "Sicherheitszone" war im August mit den USA vereinbart worden.
Die Türkei sieht in der Kurdenmiliz YPG eine Terrororganisation. Die YPG ist zugleich ein wichtiger Partner der USA im Kampf gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS). Sie kontrolliert ein großes Gebiet im Norden Syriens. Die USA hatten den Abzug ihrer Truppen aus dem betroffenen Grenzgebiet angeordnet.
Der deutsche Außenminister Heiko Maas (SPD) forderte ein Ende der türkischen Offensive gegen die YPG in Nordsyrien. "Wir rufen die Türkei dazu auf, ihre Offensive zu beenden und ihre Sicherheitsinteressen auf friedlichem Weg zu verfolgen", sagte Maas in Berlin.
Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg rief die Türkei auf, die Region nicht noch weiter zu destabilisieren. Allerdings zeigte Stoltenberg Verständnis für die Offensive: Die Türkei, die Nato-Mitglied ist, habe "legitime Sicherheitsbedenken", da es auf ihrem Boden zu fürchterlichen Terroranschlägen gekommen sei. Zudem habe das Land Millionen Flüchtlinge aus Syrien aufgenommen.
Auch EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker verlangte, die Offensive zu beenden. "Ich fordere die Türkei und andere Akteure auf, mit Zurückhaltung zu handeln und den bereits gestarteten Einsatz zu stoppen", sagte er im EU-Parlament im Brüssel. Sollten die Pläne der Türkei die Einrichtung einer "Sicherheitszone" beinhalten, werde die EU sich daran finanziell nicht beteiligen.
Frankreich kündigte an, wegen des türkischen Angriffs eine Sitzung des UN-Sicherheitsrats zu beantragen. Es sei eine gemeinsame Erklärung mit Deutschland und Großbritannien in Arbeit, in der die Offensive "auf das Schärfste verurteilt" werde, sagte Europa-Staatssekretärin Amélie de Montchalin in Paris.
Syrische Regierung warnt vor Invasion
Die syrische Regierung hatte die Türkei vor einer Invasion ihres Staatsgebiets gewarnt. Eine militärische Offensive im Nordosten Syriens wäre eine eklatante Missachtung des Völkerrechts und würde mit allen verfügbaren Mitteln zurückgeschlagen, teilte das Außenministerium mit. Zudem verurteilte es die "kriegerischen Erklärungen, feindlichen Absichten und das Zusammenziehen von Truppen" an der Grenze. Das Vorgehen der türkischen Regierung zeige deren "expansionistische Ambitionen".
Der türkische Präsident versicherte dem russischen Staatschef Wladimir Putin dagegen in einem Telefonat, die türkischen Truppen würden für "Frieden und Stabilität" sorgen. Dies werde den Weg zu einer politischen Lösung des Syrien-Konflikts ebnen, teilte ein Sprecher Erdoğans mit.
Die syrischen Kurden riefen Russland unterdessen auf, einen Dialog mit der syrischen Regierung zu ermöglichen. Sie hoffe, "dass Russland die Rolle des Unterstützers und Garanten" übernehmen werde, teilte die halbautonome Verwaltung der syrischen Kurden mit. Russland unterstützt die syrische Regierung im Bürgerkrieg auch militärisch.
Kommentare
Hoffentlich hat das ernste Konsequenzen für Erdogan.
Ja, so lässig kann ein NATO-Mitglied einen Krieg anfangen und nimmt vermutlich auch deutsche Waffen mit!
Na das wird zu einem gefährlichen Tohuwabohu mit weltweiten Auswirkungen führen,....
Die Auswirkungen werden sein, dass sich in dieser Region die Musterdemokratien Türkei, Iran und Russland als Hegemonialmächte einrichten werden.
Europa bleibt außen vor.
"Die Auswirkungen werden sein, dass sich in dieser Region die Musterdemokratien Türkei, Iran und Russland als Hegemonialmächte einrichten werden."
Auf diesen Weg haben sich diese 3 Musketiere ja bereits begeben. Die Unterstützung des Schlächters Assad war kein Freundschaftsdienst unter Nachbarn.
"Europa bleibt außen vor."
Aus eigener Schuld und Trägheit.
Immer noch besser als saudische Hegemonie.
Europa liegt auch gar nicht dort.
Wenn man Einfluss haben will im fremden Gebiet muss man bereit sein Waffen zu benutzen.
So ist die Welt nun mal leider.
Wer nicht bereit ist Gewalt einzusetzen wird nicht ernst genommen bei solchen Themen.
Seien sie nicht so naiv.
Es ist immer noch Sache der souveränen Staaten, mit wem man sich arrangiert.
Jaja, das deutsche Wesen.
Ja, Auswirkungen kann es z.B. auch überall geben wo kurdische und türkische Minderheiten leben; also auch in Ländern der EU.
Schickt die Türkei nur eigene Truppen oder auch wieder ((radikal-) islamistische) lokale und regionale Milizionäre?
Ist das schlimm? Wenn ja, warum?
"Immer noch besser als saudische Hegemonie."
Aber auch nicht viel.
Wirtschaftssanktionen der EU bewirken mehr als so manche Waffen.
"Schickt die Türkei nur eigene Truppen oder auch wieder (radikal-) islamistische) lokale und regionale Milizionäre?"
Die werden alle (!) einheitlich zu "protürkischen Rebellen" umbenannt.
Die Auswirkungen werden sein:
-Eine neue Flüchtligswelle, jetzt die Kurden.
-Erdogan verlangt Geld, damit er sie nicht rüber lässt.
- bei uns drehen die Nazis am Rad.
Europa ( und vor allem Deutschland) kann hier die stärksten Waffen einsetzen!
- Wirtschaft
- Humanität
- Diplomatie
Keine Geschäfte mehr mit der Türkei, d.h. die Kündigung des Flüchtlingsdeals, Europa fliegt die Flüchtlinge direkt aus zusammen mit der UNHCR!
Parallel sucht Europa eine "Bleibe" in der Region, für die Flüchtlinge.
D.h. es könnte, wenn man nicht bereits abgezogen wäre durchaus Afghanistan sein.
Bei Jordanien fehlt mir noch die Demokratisierung, Libanon hier wird es Probleme mit Israel geben
Wenn es Europa gelänge eine Alternative zur Türkei in der Region zu installieren, (Wunsch: Die Kurden bekommen wieder ihren eigenen Staat) dann muss auch die Türkei leiser werden!
Fakt ist doch: Jeder Kriegstreiber braucht Geld und ein entvölkertes Land nutzt keinem, auch wenn dort noch so viele Bodenschätze (Kurdische Ölvorkommen) vorhanden sind, wenn man die Bodenschätze nicht vermarkten kann verlieren sie an Wert!
1. Es gab noch nie einen Kurdischen Staat.
2. Die Ölvorkommen gehören Irak.
3. Kein Land wird alle diese Flüchtlinge freiwillige aufnehmen wollen.
4. Wirtschaftssanktionen werden Erdogan nicht davon abhalten die Kurden anzugreifen.
"Europa liegt auch gar nicht dort."
Russland im Übrigen auch nicht, aber bei Putin reichen ja historische Einflusszonen als Begründung für militärisches Eingreifen bekanntlich aus.
Dann ist das eben so, kann man das nicht einfach einmal akzeptieren?
Und das es für die Menschen dort sogar besser sein kann, als wenn wir unsere Demokratie mit allen verfügbaren Mitteln einführen wollen. In Syrien und Libyen lief es ja mal ganz gut, vor geraumer Zeit.
Das Klima ist dort anders, die Menschen auch.
Ich finde, wir sollten die Energie, andere Länder zu bekehren, auch mal im eigenen Land einsetzen. Und wenn irgendwo Not ist, kann man immer noch sehen, wie man helfen kann. Und Hilfe anbieten. Nicht aufdrängen.
Im übrigen könnte man dem Syrischen Volk und der bestehenden Regierung auch Hilfe anbieten, gerade jetzt. Und dadurch natürlich die Kurden unterstützen. Man macht es aber nicht. Dann bleibt Europa eben außen vor.
@The Council
Und was wäre daran so schlimm.Die Europäer als Hegemonialmächte haben nur Not und Ausbeutung gebracht.Sie haben die arabischen Stämme gegeneinander aufgehetzt,willkürlich Grenzen gezogen und dem Iran die Schahdiktatur gebracht.Die Europäer als Hegemonialmacht ist das letzte was die dort brauchen und wollen.Russland ist auch ein Teil Europas.Nicht vergessen.Trump hat Recht wenn er die US Truppen nach und nach abzieht.Er hat die Kriege von seinen Vorgängern geerbt und versprochen die Truppen heimzuholen.Der erste POTUS der das vorhat.Er soll auch gesagt haben,dass er nicht für die Saudis gegen den Iran in den Krieg zieht.Jetzt sind die Saudis bereit mit dem Iran Gespräche zu führen.Nur die Konfliktparteien alleine können eine Lösung finden.Und einen Kurdenstaat will im ganzen Nahen und Mittleren Osten niemand.Außerdem ist Assad ein Garant für die friedliche Koexistenz aller religiösen Gemeinschaften.In kaum einem arabischen Staat ging es den Menschen wirtschaftlich so gut wie in Syrien.Er ist kein selbsternannter König und kein Exmilitär und sicherlich nicht schlimmer wie Asisi in Ägypten oder die Saudis in ihrem Land.Jetzt ist ein Großteil Syriens in Trümmern, haben hunderttausende von syrischen Flüchtlingen im Land,mit denen keiner so richtig was anzufangen weiß und Assad ist immer noch da.War es die Sache wert?Trump ist der erste,der sagt,uns reichts.
Oder einfach von der Regierung eines Landes um Hilfe gebeten zu werden.
Man kann Russland/Putin wirklich viel vorwerfen mit guten Gründen, aber in Syrien gehört er zu den wenigen die dort nicht das Völkerrecht nur mit der Anwesenheit von Soldaten brechen.
"aber bei Putin reichen ja historische Einflusszonen als Begründung für militärisches Eingreifen bekanntlich aus"
Manchmal wird Russland aber auch von der rechtmäßigen Regierung gebeten, im Kampf gegen gewalttätige und von außen bewaffnete Aufständische, die zu großen Teilen islamistischen Kopfabschneider waren, zu helfen (wie im Fall Syrien, dass schon ewig mit Russland verbündet ist).
"Wirtschaftssanktionen der EU bewirken mehr als so manche Waffen."
Dazu müsste sich die EU erstmal einig sein und aufraffen .....
"Russland im Übrigen auch nicht, aber bei Putin reichen ja historische Einflusszonen als Begründung für militärisches Eingreifen bekanntlich aus."
Die Begründungen hätten D, A und UK eigentlich auch.
Hat ja in der Vergangenheit immer so gut funktioniert, ne?
Hilfe fuer Syrien?
Ein Witz?
Nachdem man es plattgebombt und totsanktioniert hat?
"Europa ( und vor allem Deutschland) kann hier die stärksten Waffen einsetzen!
- Wirtschaft
- Humanität
- Diplomatie"
2 und 3 sind keine Waffen, da lachen Sich sowohl Kapitalisten als auch andere Oligarchen und Diktatoren kaputt.
Nur 1 kann zählen, aber auch nur dann, wenn man die Daumenschrauben so fest ansetzt, dass sie uns selbst auch wehtun.......
"In Syrien und Libyen lief es ja mal ganz gut, vor geraumer Zeit."
Da fragen Sie mal die Folter- und Vergewaltigungsopfer von Assad und Ghaddafi und deren Entourage.
Das Foltern, Morden und Vergewaltigen dort als "ganz gut" zu bezeichen, ist menschenfeindlich.
Mir ist ein demokratisch gewählter Putin lieber als ein in Erbmonarchie aufgestiegener Prinzregent und Diktator.
Es bleibt abzuwarten, was der "Werte"westen dagegen unternehmen wird. Flagge zeigen für die Kurden? Unwahrscheinlich!
Wer ist der wertesten? USA? Trump?
Jetzt wird Trump die "türkische Wirtschaft vernichten" ...
Ihr werdet schon sehen!
viel Wirtschaft ist ja ohnehin nicht mehr da, die man noch vernichten könnte