Die Frage besteht nur aus zwei Wörtern. Die Antwortenden brauchten dennoch zum Teil vier Seiten, um sich zu erklären. "Warum Soldaten"? wollte eine Gruppe von Offiziersanwärtern wissen. Die zehn Studenten der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr schrieben 1500 Briefe an Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Kirchen, Verbänden und anderen Organisationen – aber auch an Bürger, die zufällig ausgewählt wurden. Zudem machten die jungen Offiziere eine große Straßenumfrage. Die Antworten präsentieren sie in der Ausstellung Warum Soldaten im Bundespresseamt in Berlin.
Ein Grundschüler hat ein Bild als Antwort geschickt – und einen Satz: "Ich glaube Soldaten brauchen wir nicht, weil wir Polizisten haben." Ein anderer Junge, Nimet, sieht das anders. In krakeliger Handschrift schreibt er: "Soldaten sind gut, weil sie Menschen helfen." Ein weiteres Kind hält Soldaten für "böse Leute".
Und natürlich haben nicht nur Kinder geantwortet. Andrea Nahles, Generalsekretärin der SPD schrieb, dass sie den Soldaten für ihr Engagement dankt – aber keinen "Demokratieexport mit der Brechstange" möchte. Franz-Josef Bode, Bischof von Osnabrück, antwortet: "Es sollte sie nicht geben müssen. Allerdings – der Krieg ist noch nicht aus der Welt geschafft."
"Diese Frage stelle ich mir gar nicht, weil ich weiß, dass wir sie brauchen", sagte Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg. Er begrüßte aber, dass so ein "ungemein wichtiger gesellschaftlicher Diskurs" intensiviert werde.
Die Idee zu der Aktion kam drei Offiziersanwärtern, als sie über das Prinzip der Inneren Führung diskutierten. Gemeint ist damit der verantwortungsvolle Soldat, der Befehle nicht nur befolgt, sondern reflektiert. "Welche Bedeutung haben unsere Streitkräfte für unser Land?", lautete die ursprüngliche Frage. "Als mündige Staatsbürger, als ihre Soldaten fordern wir eine Antwort", sagte Oberleutnant Simon Vogt bei der Ausstellungseröffnung.
Die Ausstellungsmacher im Alter von 22 bis 27 Jahren haben die Briefe auf 20 Meter langen Stellwänden aufbereitet. Gegenüber den Briefen hängen Hunderte Fotos von Männern und Frauen in Uniform, der Dienstgrad ist nicht zu erkennen. Die Porträts sollen den Besuchern zeigen, dass Soldaten ganz normale Menschen sind.
Kommentare
Warum wir Soldaten brauchen...
werde ich hoffentlich auch in hohem Alter immer noch nicht verstanden haben.
Weiß ich auch nicht...
...vermutlich damit sie Angriffskriege führen - oder sich an jenen beteiligen...
Ah ja, und zum Bombardieren von Zivilisten (siehe Kundus)...
Aber sonst?
Da fällt mir noch etwas ein... das Herr wird gebraucht damit die "Eliten" die normalen Bürger erniedrigen und schikanieren können...
Und nebenbei - nein, ich war nicht beim Wehrdienst, und werde auch in Zukunft nicht in Deutschland wohnen - und Unterstützung kann das Deutsche Militär (Bundeswehr - wo wehren die sich denn? Nicht beim Angriffskrieg in Afghanistan oder Kosovo) von mir auch nicht erwarten.
Versuch einer Antwort
eine Welt ohne Soldaten kommt mir heute noch vor wie ein auf der Spitze balancierter Bleistift. Eine solche Welt ist heute also unstabil. (Der Soldat löst in diesem Sinne (nur) das Problem, das er selbst schafft.)
Könnte man langfristig auf Soldaten verzichten? Zwei Szenarien wären denkbar:
1. Der Soldat wird wegrationalisiert. In einem Nachbarthread war/ist das ein Thema. Maschinen übernehmen seine "Arbeit". (Im Endeffekt kämpften dann idealerweise nur noch Maschinen gegen Maschinen.)
2. Die Verführungen zum Kriegführen fallen weg. Wachstum führt in der Wirtschaft zu Monopolen und in der Politik zur Weltherrschaft (Macht ist wie Kapital autokatalytisch).
Das gilt aber nur in begrenzten Räumen, die auch technisch beherrschbar sind. Die Erdoberfläche ist in diesem Sinne noch beherrschar. Geht man darüber hinaus, wird eine Herrschaft schlicht unbezahlbar und verliert damit ihren Wert. (Was bliebe, wäre dann vielleicht nur noch ein armseliges Piratentum.)
Herzlichst Crest
Abgrenzung gesellschaftlicher Machtbezirke
Gute Punkte.
Besonders Ihr letzter Absatz hat mir verdeutlicht, dass gesellschaftliche Machtbezirke immer ein Mittel zur Abgrenzung als Stabilisierungsfaktor brauchen. Jeder Kühlschrank, jeder Warmwasserspeicher hat Isolierung als Grenze, um die speziellen Gegebenheiten im Inneren aufrecht zu erhalten.
In Frage stellen möchte ich den Satz, der Soldatenberuf löse nur das von ihm selbst geschaffene Problem: Denn die Zentren gesellschaftlicher Machtbezirke schaffen sich eigene Organisationen (= Militär, Geheimdienste), um bestehen zu bleiben, egal, ob der Anspruch Souveränität heißt, Diktatur/Revolution, Demokratie, etc.. Die Soldaten und die Mächtigen sind verschiedene Personen.
Zur Untermauerung Ihres Punktes 1. fällt mir die Aussage eines US-Generals vor ein, zwei Jahren ein, der sagte, es sei das strategische Ziel seines Landes, bis 2015 ein Drittel aller Waffenplattformen unbemannt einsetzen zu können.
Papi, wozu sind Kriege da?
Es gibt Soldaten, weil die Geschichte der Welt eine Geschichte der Verteilungskämpfe war, ist und bleiben wird.
Stellt sich diese Frage?
These wäre, dass es "Soldaten" immer geben wird, solange es Menschen gibt. Dies wäre nur eine Frage der Bezeichnung durch ein sprachliches Symbol sowie einen weit gefaßten Begriff, der alle schwer bewaffneten Gruppen von Menschen umfasst. Man sollte sich einmal vorstellen, dass in einem größeren Gebiet ausschließlich leicht bewaffnete Ordnungskräfte vorhanden sind - das wäre leichte Beute. So existieren in den meisten Staaten Sicherheitskräfte mit unterschiedlich schwerer Bewaffnung und bewahren so die Herrschaft über ein Staatsgebiet. Allerdings sollte ein zweiter - eventuell vorhandener - Grund nicht verschwiegen werden: In friedlichen Zeiten kann es Menschen gelingen, schlimmste Formen von Herrschaft in einem Gebiet auszuüben - wenn per innerem Umsturz plötzlich nur noch die Tyrannei mit Weltherrschaftsanspruch wächst, dann sind Kriege als Begrenzung solcher Schreckensherrschaften nicht mehr weit.