An dieser Stelle muss sich der Autor selbst korrigieren. Nachdem er am Sonntag Christian Wulff zugehört hatte, schrieb er , der Bundespräsident habe eine solide, aber keine große Rede gehalten. Und er urteilte: Die Passage, in der Wulff über den Islam sprach, sei die stärkste einer "ganz normalen Bundespräsidenten-Rede" gewesen.
Allerdings: Eine Rede, die derart heftige Reaktionen hervorruft, kann nicht (mehr) gewöhnlich genannt werden. Auch dann nicht, wenn der Satz des Anstoßes von banaler Richtigkeit ist. "Der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland", hat Christian Wulff gesagt und damit eine schlichte Wahrheit ausgesprochen.
Zwischen 3,8 und 4,3 Millionen Muslime leben in Deutschland. Sie sind mehr oder weniger religiös. Die meisten haben Arbeit, zahlen Steuern, manche sind deutsche Staatsbürger. Der Islam gehört zu Deutschland, wie es ultrakonservative Katholiken und protestantische Freikirchler tun, die im Übrigen bisweilen eine ähnliche Tendenz zur Parallelgesellschaft in sich tragen wie manche Muslime.
Wulffs Rede war eine Einladung, gemeinsam in diesem Land zu leben und gemeinsam Integrationsdefizite, die es zweifellos gibt, anzugehen. Was die Union derzeit aber betreibt, ist der absurde Versuch, Integration mithilfe von Ausgrenzung zu erreichen.
Der CSU-Politiker Norbert Geis etwa. Er sagte den kuriosen Satz , dass der Islam erst dann zu Deutschland gehöre, wenn die Integration gelungen sei. Mit derselben Argumentation könnte man behaupten, Deutschland sei erst dann eine Demokratie, wenn 100 Prozent der Wähler ihre Stimme abgeben.
Daneben liegt auch Angela Merkel (die Wulffs Rede in einer ersten Reaktion am Montag übrigens lobte). Auf einer CDU-Regionalkonferenz in Wiesbaden sagte sie : "Es gilt in Deutschland ganz eindeutig das Grundgesetz und nicht die Scharia." Wer Wulffs Rede zum Anlass nimmt, solchen Stumpfsinn zu verbreiten, hat nichts begriffen.
Es war ein langer Prozess, bis auch rot-grüne Politiker und Migrantenverbände die Tatsache anerkannt haben, dass es in Deutschland Integrationsprobleme gibt. Es war ein langer Prozess, bis man zu der Erkenntnis kam, dass sehr konkrete Maßnahmen ergriffen werden müssen, um diese Probleme zu lösen.
Doch das kümmert die Hysteriker in CDU und CSU nicht. Auch nicht, was Bundespräsident Wulff sonst noch sagte in seiner Rede. Sprachkurse, Maßnahmen gegen Schulschwänzer, islamischen Religionsunterricht von hier ausgebildeten Lehrern in deutscher Sprache – all das hat Wulff genannt. All das könnte von der Union diskutiert werden. Stattdessen wird die verstaubte Leitkultur-Debatte wieder ausgegraben. Wer so redet, benötigt einen Integrationskurs für die Gegenwart.
Kommentare
Zwischen den Zeilen
Wenn geleugnet wird, dass der Islam mutmaßlich zu Deutschland gehöre, dann ist damit eigentlich gemeint, dass man den Islam nicht in Deutschland haben will.
Das allein wäre ja ok, zumal man ja rechtlich nicht genötigt werden kann, eine Religion angenehm zu finden-nur zeigt eben die Art der Diskussion ein weiteres Mal, dass man in diesem Land nicht fähig oder willens ist, seine Gedanken und Gefühle klar zu benennen.
Diese lähmende Feigheit, öffentlich dazu zu stehen, was man denkt-nicht nur in der Frage der Nichtintegration bestimmter Einwanderergruppen, sondern in jeglichen politischen und gesellschaftlichen Themen, sei es die Wirtschaft, die Banken oder die Umwelt.
Die Medien können die politische Korrektheit lebendig schreiben, wie sie wollen-es hilft nichts. Islam und Deutschland sind wie Sonne und Mond, sollten am besten nicht aufeinander treffen.
Tipp an den Autor: Wenn Sie von der Union einen Richtungswechsel wollen, brauchen Sie nur zwei Dinge. Einen schwarzen Koffer und Geld.
...man will den Islam nicht in Deutschland haben!
Völlig richtig, was Sie da schreiben.
Warum?
Weil (s. Kommentar #3) in der Tat eine "Wahrungspflicht zur Erhaltung der Identität des Deutschen Volkes (...)“ besteht.
In Anbetracht der zunehmenden Alterung der deutschen Bevölkerung mit einer Geburtenrate von nur 1,4 und der deutlich höheren Fortpflanzungsfreude der türkischstämmigen Mitbürger, geht die Islamisierung Deutschlands einher mit dem, was Sarrazin genannt hat: "Deutschland schafft sich ab"!
Aus dem Bericht der Enquete-Kommission "Demographischer Wandel" des Deutschen Bundestages geht hervor, dass im Jahr 2030 bei gleichbleibender Bevölkerungsentwicklung den nur noch 56 Millionen Deutschen 21 Millionen Nichtdeutsche gegenüberstehen werden.
Zwei Generationen weiter wird es nur noch 42 Millionen Deutsche geben...
Sher schön.
Der Titel hat was von der TAZ, die haben auch nette überschriften in der Schlagzeile.
Inhaltlich treffend. Laschert und Röttgers (?!) aus NRW machen es vor, wie dies gehen kann. Frau Merkel ist auch ne Wuchtbrumme, auch ne Wuchtbrumme. Wulff sowieso.
Bei der CDU gibt es also Hoffnung, bei der CSU sehe ich da eher Schwarz (man beachte den Wortwitz!).
Selbst Koch, der wohl so langsam verstanden hat, wo die Zukunft des Landes liegt (Gemeinsam statt gegeneinander), redet nicht mehr als Hetzer daher.
Ich hoffe, dass Deutschlkand seinen Weg findet mit den Willigen zusammen zuleben unbd den Unwilligen die richtigen Sanktionen entgegenbringt. Diese gibt es, das will kein objectiver Beobachter abstreiten.
Die Willigen sind williger als man weiß
Entfernt. Bitte bleiben Sie sachlich. Danke. Die Redaktion/km
Laut Völkerrecht,
ist Deutschland das Land der Deutschen, und nur sie haben das Recht, zu bestimmen, wen sie in das Land lassen, oder wie sie es gestalten wollen. Unsere eigene Kultur ist selbst schützenswert und zu respektieren. Sie hat im eigenen Lande daher einen Vorrang.
Der Islam ist zudem mit dem Grundgesetz nicht vereinbar.
"Niemand kann zwei Herren dienen"
Islam und Grundgesetz stehe zueinander in schroffem Gegensatz. Was soll dann islamischer Religionsunterricht vermitteln? Wenn man sich hier nicht entscheidet, droht Chaos. (...)
http://www.faz.net/s/RubC...
„Es besteht die Wahrungspflicht zur Erhaltung der Identität des Deutschen Volkes (...)“
Bundesverfassungsgerichtsentscheidungen Band 77, Seite 137 ff.
@3
"Laut Völkerrecht, ist Deutschland das Land der Deutschen, und nur sie haben das Recht, zu bestimmen, wen sie in das Land lassen, oder wie sie es gestalten wollen."
Mit den Deutschen meinen Sie natürlich auch Muslime deutscher Staatsangehörigkeit, oder?
Leidige Leitkultur
Danke an den Verfasser des obigen Artikels.
Ich bin die ganze Leitkultur-Debatte herzlich leid!
Der Bundespräsident hat nur gesagt, dass die Muslime ein Teil Deutschlands sind, dass der Islam nach Deutschland gehört.
Nicht mehr und nicht weniger.
Ich bin in Deutschland geboren und aufgewachsen, in einer Zeit, die geprägt von den Greueln des Naziregiems eine Demokratie wurde, sich nach außen öffnete, offen war für anderes Denken und andere Kulturen.
In diesem Geist bin ich, Jahrgang 1949, aufgewachsen.
Mich haben andere Länder, ihre Sitten, ihre Rituale, ihre Religionen immer sehr interessiert.
1985 bin ich zum Islam konvertiert und gehöre, wie einige hier im Forum aus meinen Kommentaren wissen, zu einem gemässigten, liberalen Islam.
Trotzdem ist er mir wichtig, ans Herz gewachsen, ein wichtiger Teil meiner Identität.
Die gegenwärtige Debatte, losgetreten von Sarrazin, aber bereits vorher in den Köpfen vieler Menschen, die Angst vor dem Fremden haben, auf einemal ihre christlichen Wurzeln wieder entdecken, vorhanden gewesen.
Heute, nach 40 Jahren in einem Sozialberuf, auch in der Integrationsarbeit tätig, bin ich einigermaßen verzweifelt.
Ich zweifle nicht an meinem Glauben, ich verzweifle an Deutschland!
Ich bin eine Fremde in meinem eigenen Land.
happy loser
Aber der Islam...
>... Demokratie wurde, sich nach außen öffnete,
> offen war für anderes Denken und andere Kulturen.
ist in dieser Hinsicht ein großer Rückschritt:
http://www.tagesspiegel.d...
http://ralfschuler.wordpr...
http://www.faz.net/s/Rub9...