Frage: Herr Rösler, hadern Sie manchmal damit, den schwierigsten Posten in der Bundesregierung abbekommen zu haben?
Philipp Rösler: Gesundheitsminister zu sein, ist deutlich schwieriger als all die Ämter, die ich vorher auf Landesebene innehatte, dafür kann man aber auch viel mehr gestalten.
Frage: Das Echo auf die Gesundheitsreform war verheerend. Finden Sie das unfair?
Rösler: Natürlich sind die Menschen nicht begeistert, wenn ihnen die Botschaft überbracht werden muss, dass das Gesundheitssystem teurer wird. Das macht keinen glücklich, auch wenn es vernünftig und sachlich durch technischen Fortschritt und Demografie begründet ist. Die Menschen wissen aber auch: Durch die Gesundheitsreform ist es gelungen, das erwartete Milliardendefizit in der gesetzlichen Krankenversicherung zu verhindern und darüber hinaus die Finanzgrundlage der Krankenkassen für die Zukunft zu stärken. Das gibt den Menschen die Sicherheit, dass das hohe Niveau der Gesundheitsversorgung weiterhin gewährleistet ist.
Frage: Ihre nächste Baustelle ist die Pflegereform. Die Arbeitgeber rechnen mit einem massiven Fachkräftemangel. Was wollen Sie dagegen tun?
Rösler: Im Pflegebereich ist teilweise schon jetzt ein Mangel an Fachkräften festzustellen. Wegen der demografischen Entwicklung wird sich die Situation noch verschärfen. Mit Verbänden und Fachleuten will ich deshalb an diesem Dienstag darüber sprechen, wie dem Fachkräftemangel entgegengewirkt werden kann. Der Pflegeberuf muss wieder attraktiver werden. Das fängt bei der Ausbildung an. Ich halte es beispielsweise für sinnvoll, die Ausbildung von Kranken- und Altenpflegern stärker zu verzahnen. Das gibt dem Pflegenachwuchs mehr Möglichkeiten, in dem Pflegesektor mit immerhin rund 800 000 Beschäftigten, einen reizvollen Arbeitsplatz zu finden.
Frage: Die Attraktivität eines Berufs hängt aber auch von der Bezahlung ab.
Rösler: Deshalb war ich immer für den Mindestlohn in der Pflege. Die Mindestlöhne können aber nur die Grenze nach unten sein. Wer gute Mitarbeiter sucht, kommt nicht weit, wenn er nur den Mindestlohn zahlt.
Frage: Ein Altenpfleger hält es im Schnitt nur acht Jahre im Altersheim aus. Müssen Sie nicht vor allem die Arbeitsbedingungen verbessern, wenn Sie mehr Menschen für den Beruf gewinnen wollen?
Rösler: Wenn ich mit Pflegekräften spreche, bekomme ich zwei Dinge zu hören: Erstens fühlen sie sich seelisch nicht aufgefangen. Arbeitgeber sind daher gut beraten, ihren Mitarbeitern eine Verarbeitung des Erlebten beispielsweise durch Supervision zu ermöglichen. Das schafft notwendige Entlastung. Und zweitens klagen viele Pflegekräfte über zu viel Bürokratie. Das muss man ernst nehmen. Man könnte doch beispielsweise prüfen, sie durch die Einstellung von Hilfskräften von Tätigkeiten zu befreien, die mit der Pflege am Menschen nichts zu tun haben. Das könnte eine echte Entlastung für Pflegefachkräfte sein.
Frage: In Deutschland sind 41 000 Pflegehelfer arbeitslos gemeldet. Warum?
Rösler: Da sehen Sie, wie wichtig es ist zu überlegen, wie wir die Pflegekräfte auch durch Pflegehilfskräfte sinnvoll entlasten können. Zudem müssen Pflegehilfskräfte weiter qualifiziert werden. Eine Zeitlang hat die Bundesagentur für Arbeit im Rahmen des Konjunkturpakets die Weiterbildung von arbeitslosen Hilfskräften zu Fachkräften finanziert. Es wird zu diskutieren sein, ob es hier eine Fortführung geben sollte. Aber auch die Arbeitgeber sind beim Thema Ausbildung in der Verantwortung. Wir können nicht auf Dauer mit Steuergeldern Fachkräfte ausbilden.
Frage: Wird in Zukunft ein Großteil unserer Pflegekräfte aus Osteuropa kommen – oder sogar aus China und Indien?
Rösler: Gesteuerte Zuwanderung kann den Arbeitsmarkt entlasten, aber das Fachkräfteproblem im Pflegebereich alleine nicht lösen. Man darf die Sprachbarrieren und die kulturellen Hürden nicht unterschätzen, gerade in einem menschlich so sensiblen Bereich. Also ist es wichtig, sich um die Gewinnung von Fachkräften in Deutschland selbst zu bemühen.
Kommentare
Noch ein Dummschwätzer
""Deshalb war ich immer für den Mindestlohn in der Pflege. Die Mindestlöhne können aber nur die Grenze nach unten sein. Wer gute Mitarbeiter sucht, kommt nicht weit, wenn er nur den Mindestlohn zahlt."
Da weiß man nicht, ob man lachen oder weinen soll. Dass ein Mindestlohn immer die Grenze nach unten ist, steckt im Wort MINDEST Herr Minister, mein Gott.
Und wieder das betrügerische Mantra von der privaten Vorsorge, weil die umlagefinanzierten Sozialsysteme angeblich demographisch nicht funktionieren. Die private Vorsorge ist es, die nicht für alle funktioniert. Volker Pispers brachte es mal so schön auf den Punkt, man brauche sich nur vorstellen, die geburtenstarken Jahrgänge wollen alle auf einmal ihre private Vorsorge ausgeschüttet haben. Und wieviele private Vorsorgen wurden in der letzten Finanzkrise vernichtet?
Natürlich kommen wir um wachsende Beiträge zu den gesetzlichen Beiträgen nicht herum, aber das ist nicht das Problem, wenn wir mehr sozialversicherungspflichtige Vollzeitjobs haben und die Reallöhne in Zeiten des Aufschwungs steigen, statt in den letzten Aufschwüngen real zu sinken. Ohne Beitragsbemessungsgrenze, bei gleichzeitiger Steigerung der Kosteneffizienz hätten die Sozialkassen über lange Zeit ausgesorgt Herr Minister.
MfG
AoM
Sie kamen mir mit der Überschfift leider zuvor!
Das wir einen Pflegenotstand in D hatten als Herr Rössler noch eingeschult wurde und das die Berufsverbände schon damals darauf hingewiesen haben, davon weis natürlich niemand mehr etwas!
Als Gegenmassnahme hat man Privatisiert ganz im Sinne dieser Lobbyistenpartei FDP um den Pflegesektor effizienter zu gestalten und damit eine bessere und billigere Pflege zu gewährleisten.
Aber oh Wunder die Pflege wurde nicht billiger, nicht besser sondern schlechter und das Personal musste erhebliche Gehaltseinbußen bei höherer Arbeitsbelastung hinnehmen.
8,50 Euro Mindestlohn in Deutschland (West) ist das was diese Regierung zustande gebracht hat und es gibt Arbeitgeber die versuchen sogar die zu unterlaufen!
Ich habe schon 1982 ca 20 DM(10 Euro) im BAT als Stundenlohn gehabt und jetzt fast 30 Jahre später sollen die Leute für 8,50 arbeiten.
Herr Rössler bei diesem Einkommensverlust (wir haben seitdem gut 50% Inflation ohne Zinseszinsrechnung gehabt)
brauchen die Leute die sich von Ihresgleichen derart ausbeuten lassen in der Tat Supervision !
LG
Klaus
Eine Unmöglichkeit
Jeder Versuch, eine gute Pflege (ich spreche von Pflegestufe 3 bzw Volldemenz)zu Preisen zu erhalten, die ein Normalverdiener je bezahlen kann, muß scheitern. Für sehr vermögende Menschen ist eine umfassende Pflege möglich, aber nicht für die monatliche Summe, die aus kleiner Rente, kleinem Beitrag eines oder zwei Kindern plus Pflegegeld jemals zusammenkommt.
Früher haben die Familien zusammengehalten und die älteste Generation wurde von der nächst jüngeren versorgt. Rein medizinische Pflegeleistungen sind ja das wenigste, machen kann das übrige fast jeder mit ein wenig Grips und Geschick, zumal bei den heutigen Hilfsmitteln. Nur zur Ego-Gesellschaft paßt Pflege der Eltern oder Tanten nicht.
Wer es nicht am eigenen Leib erlebt hat, kann es wohl nicht erfassen. Aber wer entweder selbst pflegender Angehöriger ist oder Pflegefachfrau/mann im Einsatz wird wissen, wovon ich spreche.
Ich meine, es ist nicht lösbar, Pflege für alle zu kommerzialisieren. Die Masse der Gesellschaft muß zukünftig wieder schauen, daß sie endlich wieder zu Solidarität zwischen den Generationen zurück kehrt und selbst Hand anlegt.
Um Eltern oder Tanten zu pflegen, ...
braucht es Platz und Zeit und räumliche Nähe. All dies können viele Menschen heute nicht bieten und somit muss ausserhalb der Familie gepflegt werden. Das ist weder egoistisch noch unwillig, sondern einfach nicht zu machen bei dem Leben, das wir führen.
Gesundheit wird nicht teurer
sagte Rösler noch im Wahlkampf "Gesundheit sollte besser und dabei nicht teurer werden".
Heute ist er unzweifelhaft die Lüge überführt (nicht daß das den normalen Bürger irgendwie wundert).
Warum gibt es immer noch Journalisten die sein elendiges Lobbyistengewäsch veröffenlichen ?
Einfach weg mit dem Mann in den Orkus der gescheiterten Geschichte der FDP, das Land braucht keine Lügner.
Am 28.11.2009 kam aus seinem Munde schon "Gesundheit wird nicht billiger".
Entlastung des Fachpersonals
und Kostenreduzierung bei gleichzeitiger Steigerung der Lebensqualität in Alters-/Pflegeheimen.
Dafür brauchen wir ehrenamtliche Dreieckspatenschaften zwischen Schulen, Tierheimen und Alters-/Pflegeheimen.
Kinder und Tiere haben erwiesenermaßen einen stark positiven Einfluss auf alte Menschen.
Hierbei können Kinder auch den kulturellen Part übernehmen, Vorlesen, Theater, Kinderchöre. Auf der anderen Seite lernen Kinder soziale Verantwortung zu tragen und Jugendliche können auch von der Weisheit der älteren in schwierigen Lebenslagen profitieren.
Viele alte Menschen in diesen Heimen sind durchaus in der Lage, stundenweise, sich um Tiere zu kümmern, wodurch Tierheimpersonal entlastet wird und schließich kommt es ja auch den Tieren zu Gute. Schulkinder können die Tiere im Tierheim abholen und mit ins Alters-/Pflegeheim nehmen.
Eine wirkliche win-win-win Situation.
Wichtig ist auch, die alten Menschen in den Heimen nicht vollends zu entmündigen. Sie müssen ihr Selbstwertgefühl erhalten können, durch Hausarbeiten, Hobbys, dass sich leichte Fälle mit dem Personal um schwerere Fälle kümmern u.a. Die alten Menschen brauchen eine Aufgabe.
Ergo glückliche und zufriedene alte Menschen brauchen weniger Medikamente um sie ruhig zu stellen und sind psychisch eine geringere Belastung für das Pflegepersonal.
MfG
AoM
zu "Entlastung des Fachpersonals"...
... ist schon mal ein guter Ansatz. Wobei nicht nur vom Fachpersonal die Rede sein sollte, da vor allem in der mobilen Pflege häufig das Fachpersonal die geringere Belastung hat, da die Hilfskräfte waschen, baden und die körperlich (und psychisch) schwere Arbeit übernehmen, während die Fachkräfte spritzen und Verbände wechseln.
Entlastung durch Haustiere? Das ist zwar ein schöner Beschäftigungsnebeneffekt, aber unter Entlastung des Personals verstehe ich was anderes. Kinder und Hunde brauchen auch Aufsicht und diese Arbeit müsste das Personal zusätzlich leisten. Dies ist sicher in einem gewissen Rahmen möglich, aber vorher sollten andere Dinge gewährleistet sein, damit nicht nur „satt und kein Wundliegen“ im Vordergrund stehen.
Entlastung kann z.B. erreicht werden durch:
-> genügend gebildetes Personal:
*damit pflegeaufwendige Personen auch zu zweit gepflegt werden können,
*damit genügend Freitage oder WE ermöglicht werden können
-> Entlastung durch genügend Kinderbetreuungsplätze, *damit Beruf und Familie vereinbar bleibt
-> Entlastung durch angemessenen Entlohnung / Gehalt
-> Entlastung durch Bildung (richtiger pflegerischer und sozialer Umgang mit den Menschen)
-> Entlastung durch Angehörigenarbeit:
*Angehörige sollten sich an Pflege und Betreuung der eigenen Eltern im Rahmen ihrer Möglichkeiten beteiligen: Damit ist gemeint, dass auch der Angehörige mal mit seiner Mutter einen Spaziergang macht oder beim 'Essen reichen' behilflich ist, wenn er gerade zu Besuch ist