Bundespräsident Christian Wulff will trotz der gegen ihn erhobenen Vorwürfe im Amt bleiben. "Ich nehme meine Verantwortung gerne wahr, ich habe sie für fünf Jahre übernommen", sagte Wulff in einem gemeinsamen Interview mit ARD und ZDF . Wulff begründete sein Nein zu einem Rücktritt auch damit, dass er in den vergangenen Wochen viel Unterstützung erfahren habe.
Wulff bezeichnete den vielfach kritisierten Anruf bei der Bild -Zeitung , mit dem er einen Bericht über seinen umstrittenen Hauskredit hatte stoppen wollen, als "schweren Fehler, der mir leid tut, für den ich mich entschuldige". Er habe sich in der Situation offenkundig eher als Opfer gesehen, denn "als derjenige, der eine Bringschuld hat", sagte das Staatsoberhaupt. Er verwies darauf, dass er sich auf einem Auslandsaufenthalt befunden hätte, als er von der geplanten Veröffentlichung der Zeitung erfahren habe. Nun müsse er sein Verhältnis zu den Medien neu ordnen.
Erneut verteidigte er sein Vorgehen mit seinem Anliegen, seine Familie zu schützen. Das gelte auch vor dem Hintergrund dessen, "was im Internet alles verbreitet wird über meine Frau". Wulff sprach dabei von Fantasien.
Der Bundespräsident sagte, er könne bei seinen Urlauben bei befreundeten Unternehmern ausdrücklich keinen Verstoß gegen das niedersächsische Ministergesetz erkennen. Es handele sich bei den Personen auch um Freunde aus Schulzeiten, die er seit seinem 14. Lebensjahr kenne. Er sehe in diesem Punkt kein Unrecht.
Keine Rechnung für Nächte im Gästezimmer
Wenn alle Politiker ab sofort nicht mehr bei Freunden übernachten dürften oder eine Rechnung für Nächte im Gästezimmer ausstellen müssten, dann würde sich die Republik nicht zum Guten verändern, sagte Wulff.
Auf den Vorwurf, Wulff informiere die Öffentlichkeit nur per Salami-Taktik, erwiderte er, die etwa 400 Anfragen von Journalisten seien von seinen Anwälten umfassend, nach bestem Wissen und Gewissen beantwortet worden. Da die Anfragen scheibchenweise hereingekommen seien, könnten diese nur scheibchenweise beantwortet werden. Am morgigen Donnerstag sollen alle Details im Internet veröffentlicht werden, kündigte Wulff an.
Der Bundespräsident steht wegen der Finanzierung seines Privathauses bei Hannover in der Kritik, für die er sich als niedersächsischer Ministerpräsident eine halbe Million Euro von der Frau des befreundeten Unternehmers Egon Geerkens geliehen hatte. Später hat er den Privatkredit in ein Darlehen bei der BW Bank umgewandelt.
Mit Blick auf das Bankdarlehen sagte der Bundespräsident, es handele sich dabei um normale und übliche Konditionen. Das gesamte Risiko der Zinsentwicklung liege bei ihm, sagte Wulff. Er habe keine Vorteile genossen, es handele sich um ein Angebot wie für andere auch.
Bundeskanzlerin Angela Merkel stärkte Wulff den Rücken. Die Kanzlerin habe "volles Vertrauen darin, dass der Bundespräsident auch weiterhin alle anstehenden Fragen umfassend beantworten wird", sagte Vize-Regierungssprecher Georg Streiter. Bereits jetzt habe Wulff viele Fragen beantwortet. CSU-Chef Horst Seehofer sagte in Wildbad Kreuth , seine Partei stehe zu Wulff. "Und er hat auch unser Vertrauen", fügte der bayerische Ministerpräsident hinzu.
Kommentare
Das reicht nicht,Herr Präsident
Nach bestem Wissen und Gewissen ? Wulff gesteht Fehler ein ? Fehlt nur noch die Guttenberg Formulierung er habe die Fehler „nicht bewusst“ gemacht. Erst 2000 forderte Christian Wulff den Rücktritt von Johannes Rau wegen dessen Flugaffäre und hängte ein Jahr die moralische Messlatte für den Niedersächsischen Ministerpräsidenten Glogowski sehr hoch gehängt, da für ihn bereits der „Schein von Abhängigkeit“ ein Problem für die Würde des Präsidentenamtes war. Dann kam die geistig moralische Wende. Mehrere Gratis-Urlaube in den Luxusdomizilen befreundeter Unternehmer, die Finanzierung einer Anzeigenkampagne für sein Buch „Besser die Wahrheit“ durch Carsten Maschmeyer,mit dem er u.a. über die „Optimierung der Riester-Rente“ diskutierte und ein vorteilhafter Privatkredit des Osnabrücker Geschäftsmannes Egon Geerkens, den Wulff absurderweise immer noch der Gattin Edith Geerkens zuordnet, stellen plötzlich kein Problem dar. Geerkens, zweifacher Trauzeuge von Wulff, lud diesen nach Spanien und die USA ein und reiste zum Zeitpunkt der Kreditvergabe als „Familienunternehmer“ mehrfach in der Wirtschaftsdelegation des damaligen Ministerpräsidenten, obwohl er längst nicht mehr in Niedersachsen lebte. Die anschließende Salamitaktik, die offenen Fragen zum BW Bank-Kredit und der Versuch mit Drohanrufen die Pressefreiheit einzuschränken sind nicht mal eben mit einem aufgezeichneten Interview wegzuwischen, Herr Bundespräsident !
Richtig
Damals ging es ihm doch "körperlich schlecht" oder so ähnlich. [...] Vielleicht sollte man ihn in Zukunft einfach ignorieren. Denn es steht ja zu befürchten, dass er mit seinem Pattexhintern weiter am Präsidentenstuhl kleben wird. Ignorieren schafft zwar die Ungerechtigkeit nicht aus der Welt, aber man muss sich dafür auch wenigstens nicht mehr für dumm verkauft vorkommen.
Teil entfernt. Bitte bleiben Sie trotz Kritik sachlich. Danke, die Redaktion/lv
Wie, er ist immer noch da?
Will sich denn die Presse schon geschlagen geben? 3 Wochen Dauerfeuer und der Mann ist immer noch nicht gefallen? Mir ist kein bundesdeutscher Präsident bekannt der in so kurzer Zeit so oft auf dem Titel mit Negativbenotung erschien. Gut ich brauch den auch nicht, aber ich finde es in höchstem Maße nachfragenswert warum er so intensiv gejagt wird, der Wulff?
Man kann es ja auch mal anders ausleuchten, so wie hier:
„Deutschland rennt sich einen Wulff – Winternachtsalbtraum“ … Link
und da wird dann zurecht auch mal die Rolle der Medien hinterfragt, denn ein ganz wesentlicher Punkt rund um den Wulff Zirkus wird von keiner Seite hinterfragt, wer so im eigentlich zur Jagdsaison geblasen hat. Die paar Kleinigkeiten die heute öffentlich diskutiert werden, die sehe ich eher als aufgeblasene Mücken. Und warum wurde gerade bei Wulff gesucht? Also wer hat ein Interesse daran Wulff zu entsorgen. Andere Quellen behaupten er hätte sich beim ESM querlegen wollen, ähnliches gab es damals auch schon gerüchteweise zu Köhler. Sollten wir tatsächlich zwei verkappte Präsidenten fürs Volk gehabt haben und keiner hat es bemerkt … (°!°)
Ideales Opfer
"Gut ich brauch den auch nicht, aber ich finde es in höchstem Maße nachfragenswert warum er so intensiv gejagt wird, der Wulff?"
Das ist wie bei jedem Mobbing: Er gibt durch seine Art und sein Ungeschick das ideale Opfer. So etwas beginnt immer recht harmlos und kann dann schnell eskalieren. Geradezu typisch, das Ganze.
Ich gebe zu Protokoll:
Mein Bundespräsident ist er ab heute nicht mehr.
Meiner
war es von Anfang an nicht.
Was für ein Schmierentheater!
Wulff kann aus zweierlei Gründen nicht zurücktreten:
Zum Ersten.
Ein Rücktritt würde diejenige, die ihn ins Amt des Bundespräsidenten hievte, nämlich Bundeskanzlerin Angela Merkel nicht nur massiv schwächen, sondern sie politisch in schwerste Bedrängnis bringen. Und das nicht nur innerhalb der Koalition sondern auch und besonders in der eigenen Partei. Angela Merkel wollte mit der Personalie Wulff im Juni 2010 "Signale setzen" und die "politische Handlungs- und Durchsetzungsfähigkeit" ihrer schon damals mehr als schwachen Bundesregierung unter Beweis stellen. Im Unions-Jargon bezeichnet man dies "FÜHRUNG". Kurz: geht Wulff, muss auch Merkel gehen, da sie die Hauptschuld trifft.
Zum Zweiten.
Da ist Wulffs Ehefrau, die Präsidenten-Gattin, die Wulff als treibende Kraft ins Schloss Bellevue brachte. Die sehr ehrgeizige und besonders zielstrebige PR-Spezialistin und in Pressefragen sehr bewanderte Bettina Wulff flankierte den Einzug ins Präsidentenamt indem sie es für glamouröse Berichterstattung öffnete. Statt Wulff auf die Finger zu schauen, blickten die Medien und ganz besonders der Boulevard auf Nebensächlichkeiten - wie das Tattoo der Gattin, die ihre Rolle als Gattin des Inhabers des höchsten deutschen Staatsamtes zudem außerordentlich offensiv interpretierte.
Ansonsten - Was für ein Schmierentheater!
Ich glaube , Bild will zeigen:
Doppelposting