Die Vergabe eines Presseplatzes für den NSU-Prozess soll neu ausgelost werden. Das sagte eine Sprecherin des Oberlandesgerichts München am Dienstagabend. Dabei handelt es sich um den Platz eines freien Mitarbeiters des WDR, der sich irrtümlich um eine Akkreditierung beworben hatte.
Die ARD hatte sich als Pool beworben, zu dem auch der WDR gehört. Als der WDR-Mitarbeiter das erfuhr, zog er seinen Akkreditierungsantrag zurück. Trotzdem blieb sein Name im Lostopf und wurde gezogen. Der Mitarbeiter verzichtete inzwischen auf seinen Platz, der nun unter deutschsprachigen Medien neu verlost werden soll. "Der Prozessbeginn am Montag ist dadurch nicht gefährdet", sagte die Sprecherin des Gerichts, Andrea Titz.
Außerdem sei ein Antrag des Hörfunks des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) versehentlich im Lostopf des Fernsehens gelandet, berichtet die ARD. In diesem Fall soll es aber keine Nachverlosung geben, weil der MDR-Hörfunk nicht gezogen wurde.
Verfassungsklage wegen Losverfahren
Der Prozess um den sogenannten Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) gegen die mutmaßliche Rechtsterroristin Beate Zschäpe und vier weitere Angeklagte soll am Montag beginnen. Der ursprüngliche Prozessbeginn war wegen des Streits um die Platzvergabe an Journalisten verschoben worden. Am Montag wurden die 50 festen Presseplätze dann in einem Losverfahren erneut verteilt.
Bei der Verlosung bekamen viele große deutsche Zeitungen keinen Platz. Mehrere Medien prüfen daher eine Klage vor dem Bundesverfassungsgericht. Der freie Journalist Martin Lejeune legte bereits Verfassungsbeschwerde ein, weil er im ersten Vergabeverfahren einen garantierten Sitzplatz bekommen hatte, bei der Verlosung aber leer ausging.
Kommentare
einige Zeit später
"Erst heute hat sich herausgestellt, dass der Redakteur vom WDR, der sich am 22.04.2013 für den NSU-Prozess akkreditiert hatte, einige Zeit später sein Akkreditierungsgesuch zurückgezogen hatte." (Pressemitteilung OLG Sprecherin Titz)
ARD:"Ein Kollege vom WDR hatte sein Akkreditierungsgesuch 90 Minuten,nachdem er es abgegen hatte, wieder zurückgenommen."
Diese Mischung aus Kafka und Dickens
Ist Stoff fürs Kabarett..jedoch:
die Angehörigen der Opfer haben definitiv Nieten gezogen
Prioritäten
Ich frage mich wann diejenigen, die Verfassungsklage einreichen als nächstes darüber Berichten, daß der Prozess nicht endlich losgeht.
Alle schieben die Schuld dem Gericht zu, tun aber gleichzeitig ihr möglichstes die Souveränität des Gerichts in Frage zu stellen.
Ein Schelm wer feststellt, daß sich bei Bekanntgabe des neuen Akkreditierungsverfahrens keiner beschwert hat und erst nach Feststellung der 'Niederlage' das Geschrei wieder groß ist.
Ich möchte mal (1)
behaupten, hier hat sich nicht nur eine Seite mit Ruhm bekleckert. Denn nach meiner Auffassung haben hier mehrere die Richtung gewechselt. Zum Einen ist es natürlich richtig, dass das OLG durch die unsagbar plumpe Manier und sture Art hier Vertrauen abgebaut hat, was durch eine nette Geste durchaus in seichte Gewässer geführt hätte werden können, ohne irgendwelche Wellen zu erzeugen. War nicht drin, da mußte eine türkische Zeitung klagen und politischer Druck aufgebaut werden (mir erzählt keiner, dass hier Frau Merkel und Co nicht ein bisschen nachgehakt haben, denn wir haben Wahljahr). Ausserdem war es ja auch nur eine "Empfehlung" und kein Urteil, also was das ganze für einen Wert hat, weiß ich auch nicht und interessiert mich auch nicht. Dann der Hype mit der Auslosung, bei denen diejenigen, die keine Plätze zugelost bekamen, wohl erstmal ins Bewußtsein gedrungen war, was "Losglück" bedeutet - eher kurios, als dass man dies als Randnotiz sehen sollte. Offenbar dachten wohl einige private Gazetten Glück HAT MAN. Das man da auch daneben liegen kann war offenbar nicht vorgesehen, dafür war der Habitus wohl zu groß. Aber man will prüfen, ob man klagt. Der erste, wenn auch freie Journalist hat jetzt schon die Schnauze voll und besinnt sich auf sein altes Platzrecht, da wünsche ich schon mal viel Glück, oder auch nicht. Wen seine Gründe interessieren, der kann hier mal nachsehen, ob ihn das interessiert:
http://martin-lejeune.tum...
Mich hat es das nicht.