Bundespräsident Joachim Gauck hat zum 70. Jahrestag der
Bombardierung Dresdens vor einem Relativieren der deutschen Kriegsschuld und
einer Instrumentalisierung der Opfer gewarnt. "Wir wissen, wer den
mörderischen Krieg begonnen hat. Und deshalb wollen und werden wir niemals die
Opfer deutscher Kriegsführung vergessen, wenn wir hier und heute der deutschen
Opfer gedenken", sagte Gauck in der Frauenkirche in Dresden.
Ausdrücklich gedachte der Bundespräsident der Opfer des Bombenkriegs gegen zivile Ziele auf allen Seiten. Gauck mahnte eine Erinnerungskultur an, die zu einer Verständigung über nationale Grenzen hinweg führe. Unter anderen nannte Gauck "Städte, die von Deutschen angegriffen wurden: das polnische Wieluń, Rotterdam, Belgrad, London, Leningrad oder Coventry".
Nirgends sei Leid so stark politisch instrumentalisiert worden wie in Dresden, sagte Gauck. Die Geschichtsverfälschung habe schon während der Nazi-Herrschaft begonnen, sich in der DDR fortgesetzt "und wird selbst heute noch von einigen Unverbesserlichen weitergeführt". Trotz der von unabhängigen Historikern festgestellten Zahl von bis zu 25.000 Opfern würden weiter "höhere Opferzahlen behauptet, um alliierte Angriffe gegen nationalsozialistische Menschheitsverbrechen aufzurechnen, deutsche Schuld also zu relativieren". Zugleich wandte sich Gauck dagegen, wenn das Flächenbombardement "als gerechte Bestrafung gebilligt, also eine Kollektivschuld unterstellt und deutsche Leiderfahrung gänzlich ausgeklammert" wird.
Mit der Gedenkveranstaltung in der im Krieg zerstörten und später wieder
aufgebauten Frauenkirche und zahlreichen anderen Veranstaltungen erinnert
Dresden an die Zerstörung der Stadt im Zweiten Weltkrieg.
Der Bundespräsident hob die Bedeutung des schrecklichen
Ereignisses für die Stadt hervor. Bei vielen habe die Zerstörung langanhaltende
Verstörung bewirkt und sich manchmal noch auf Kinder und Enkel übertragen.
"Für die Stadt wurde die Bombennacht zur tiefen Zäsur, zum Bezugspunkt
einer Auseinandersetzung um Selbstverständnis und Identität."
Die wiederaufgebaute Frauenkirche bezeichnete er als "
Symbol für Frieden und Versöhnung". Gauck erinnerte daran, dass auch
frühere Kriegsgegner beim Wiederaufbau halfen. Das Geld für den Aufbau sei in
Nah und Fern gesammelt worden, zwei Drittel der Summe seien aus privater Hand
und allen Gegenden der Welt gekommen. "Welch ein großes Zeichen für eine nationenübergreifende Solidarität!"
Gauck dankte den Gästen unter anderem aus Großbritannien,
Polen und Russland für ihre Teilnahme an der Gedenkveranstaltung. Ein solches
Zusammentreffen mit Vertretern einstiger Kriegsgegner sei "keineswegs
selbstverständlich". Wenn aber "Wunden offen gehalten werden, kann
Feindschaft nicht vergehen", sagte der Bundespräsident. Er rief dazu auf, sich
"im friedlichen Dialog einander anzunähern". Dazu gehöre auch, nicht
mehr "Verfehlungen und Verbrechen zu verleugnen oder zu
entschuldigen", die im Namen der eigenen Nation begangen worden seien.
Kommentare
Manchmal sagt der Gauck
auch etwas Vernünftiges.
Ja, manchmal vielleicht . . .
aber mich beschleicht immer das dumpfe Gefühl, dass ich ihn nicht mehr ernst nehmen kann, seit er die Eröffnungsrede für Erika Steinbachs fragwürdige "Erzwungene Wege" Austellung gehalten hat, als er von einem "analogen" Leid sprach....
Nach Moderationsfehler wiederhergestellt. Die Redaktion/ca
Es wird nicht relativiert.
Im Gegenteil, es werden viele Details gar nicht erst erwähnt, so wie die Belagerung St.Petersburgs, die Massaker in Russland oder auf anderen Kontinenten. Die Kriegsschuld wird auf den Holocaust reduziert.
[…]
Entfernt, themenfern. Die Redaktion/ca
Sie wollten den totalen Krieg…
… sie haben ihn bekommen.
schade
Leute wie sie beflecken diese Gedenktage.
Scheinbar gehören auch sie zu jenen Ewiggestrigen, die nur zwischen Schwarz und Weiß unterscheiden können.
Deutschland hat den Krieg begonnen.
Das zu sagen, ist keine These, sondern eine Tatsache. Mit fadenscheinigen Argumenten brach Deutschland in Polen ein, überrannte Westeuropa und entfesselte einen Krieg, den die Welt bis dahin noch nie gesehen hatte und hoffentlich auch nie wieder sehen wird.
Doch die Toten von Hamburg, Dresden und Düsseldorf sind ebenso Opfer, wie die Toten von Warschau, Rotterdam und Coventry.
Unser Bundespräsident hat das klug festgestellt. Er hat an diesem denkwürdigen Tag nichts von Kollektivschuld oder Schlussstrichdebatte gesagt, sondern die richtigen Worte gefunden.
Denn seine Forderung, die eigene Vergangenheit nicht zu verklären oder zu verharmlosen, trifft nicht nur auf Deutschland zu. Der eigenen Geschichte muss sich jedes Land stellen; wir nehmen dabei seit den 70-er Jahren vielmehr eine Vorreiterstellung ein.
Relativierung ist auch bei Gauck gegeben
Klar Duetschland hat Polen angegriffen, woraufhin Frakreich und GB Deutschland den Krieg erklärt haben. Es gabe Bombenangriffe von beiden Seiten. Manche mehr und manche weniger direkt gegen die Zivilbevölkerung gerichtet.
Für mich ist jeder Bombenangriff, der die Demoralisierung der Bevölkerung zum Ziel hatte, ein Kriegsverbrechen. Daher ist hat es auch nichts mit relativierung zu tun, wenn man die Bombadierung von Dresden als Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit bezeichnet. Das schmälert in keiner Weise unsere Verantwortung, mit unsere Geschichte zu leben. Wenn aber Gauck ständig eines mit anderen aufrechnet, dann ist es für nicht anders, als wenn man Opfern eines Verbrechens die Schuld an der Tat gibt. Das ist Relativierung, nichts anderes.