Der entlassene Generalbundesanwalt Harald Range hat sein Verhalten in der netzpolitik.org-Affäre verteidigt. Er habe aus rechtlichen Gründen so handeln müssen, wie er gehandelt habe. "Ich wollte nicht wie ein geprügelter Hund vom Hof schleichen, sondern aufrecht durchs Tor gehen – auch um mich nicht strafbar zu machen." Das sagte er der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (Freitagsausgabe). Ein Beweismittel dürfe nicht einfach ausgetauscht werden.
In dem Streit geht es um den Stopp eines externen Gutachtens dazu, ob es sich bei den von dem Blog netzpolitik.org veröffentlichten Informationen um ein Staatsgeheimnis handelte. Nach eigener Darstellung erhielt Range eine Anweisung von Justizminister Heiko Maas (SPD), das Gutachten zu stoppen. Der Minister vereinbarte hingegen nach eigenen Angaben mit Range, den Auftrag zu der Expertise zurückzuziehen – und durch eine Stellungnahme aus seinem Ministerium zu ersetzen.
"Wir wollten keine zweite Spiegel-Affäre", zitierte die FAZ dazu aus der Bundesanwaltschaft. Deshalb sei so
sorgsam gehandelt und etwa ein externes Gutachten eingeholt worden. Der
vom Ministerium angeordnete Verzicht auf die fast fertige Expertise, die
ein Staatsgeheimnis bestätigt hätte, sei jedoch einem rechtlich
zweifelhaften Austausch von Beweismitteln gleichgekommen. Range habe diese Zweifel deutlich gemacht,
sich aber gefügt und ohnehin mit seiner Entlassung gerechnet, nachdem
auch die Bundeskanzlerin sich hinter Maas gestellt hatte, schreibt die FAZ.
Das Bundesinnenministerium (BMI) war anders als bisher dargestellt zu jeder Zeit über die Anzeige und die Ermittlungen informiert. Ein Sprecher von de Maizière räumte auf Nachfrage des ARD-Hauptstadtstudios ein, dass das umstrittene Gutachten des Verfassungsschutzes an zwei Fachabteilungen im Ministerium weitergeleitet wurde. In dem Gutachten wird bestätigt, dass auf netzpolitik.org Staatsgeheimnisse veröffentlicht wurden, was die Grundlage für die Anzeige ist.
Im Innenministerium sieht man in den neuen Äußerungen keinen Widerspruch zur bisherigen Darstellung. In einer Stellungnahme heißt es, man habe nie mitgeteilt, das Gutachten des Verfassungsschutzes nicht gekannt zu haben. Auch sei niemals mitgeteilt worden, dass das BMI nichts von den Ermittlungen gegen Markus Beckedahl und Andre Meister gewusst habe.
Gauck unterschreibt Entlassungs-Urkunde
Maas hatte Range am Dienstag entlassen und diesen Schritt mit einer nachhaltigen Störung des Vertrauensverhältnisses begründet. Range hatte zuvor dem Minister, der sein Dienstherr ist, einen politisch motivierten Eingriff in die Landesverrats-Ermittlungen vorgeworfen. Bundespräsident Joachim Gauck unterzeichnete am Donnerstag nach einer Prüfung die offizielle Entlassungs-Urkunde. Am Freitag gehe das Dokument an das Bundesjustizministerium, welches es dann an Range weiterleite, sagte ein Sprecher des Präsidialamtes.
Als Generalbundesanwalt gehörte Range zur Gruppe der sogenannten politischen Beamten. Diese können auf Antrag ihrer Dienstherren vom Bundespräsidenten auch ohne Angabe von Gründen in den einstweiligen Ruhestand versetzt werden.
Kommentare
Beweismittel
dürfen auch nicht einfach ignoriert werden, siehe NSA Affäre. Wenn es nach mir gehen würde, stünde Range zusammen mit De Maiziere wegen Landesverrats vor Gericht und würde nicht eine vom Steuerzahler finanzierte exorbitant hohe Pension kassieren.
Ich hoffe ich muss sein Bild bald nicht mehr in den Medien sehen, bevor ich meinem Monitor noch eine Kopfnuss verpasse.
Hier geht es nicht um die NSA, hier geht es um Netzpolitik
Und egal, was Range in Bezug auf die NSA verbockt hat, rechtfertigt das nicht die Zurückhaltung eines potenziellen Beweismittels. Hier hat Range absolut Recht und sollte seine Aussage stimmen, ist unser werter Herr Justizminister nicht nur ein Lügner, sondern auch eine absolute Fehlbesetzung.
Aufrecht in die Lächerlichkeit
Verfassungsrechtliche Analphabeten: Generalbundesanwalt Range und Bundesjustizminister Maas haben Unrecht, es gibt keine Unabhängigkeit der Justiz.
http://www.heise.de/tp/artik…
Unabhängige Justiz
So wie Ihre Quelle bei Heise habe ich die Unabhängigkeit bislang auch verstanden. Die Abhängigkeit steht doch schon in der Berufsbezeichnung Staatsanwalt, also Anwalt des Staates.
Habe ich ein rechtliches Problem, beauftrage ich einen Rechtsanwalt. Er arbeitet für mich in meinem Sinne und nicht unabhängig. Bin ich mit der Arbeit des Rechtsanwaltes unzufrieden, entlasse ich ihn von meinem Auftrag.
Beim Staat soll es nicht anders sein. Der Staatsanwalt darf nicht Staat im Staate sein sondern soll seinem Auftraggeber, die Exekutive, verantwortlich sein. Und wenn es dem Range nicht passt, dass die Exekutive keine Ermittlungen gegen die Presse will, dann soll er bitte gehen.
Mal so, mal so
"auch um mich nicht strafbar zu machen"
Das ist interessant. Wenn das Justizministerium auf Anweisung kein Gutachten abschließend anfertigt, dann sieht sich Runge gezwungen, dennoch Ermittlungen einzuleiten. Um sich nicht dadurch strafbar gemacht zu haben, dem kleinsten Verdacht nachzugehen.
Auf der anderen Seite, die NSA-Affäre... auf Wikileaks kann man die abgehörten Gespräche von Merkel einsehen. Es liegen zahlreiche Beweise aus verschiedenen Quellen vor, dass nicht nur der amerikanische Geheimdienste solche Abhörprogramme betreiben... Natürlich geben diese Organisationen keine Beweise auf Anfrage hinaus... was hat Runge hier gemacht? Kopf eingezogen.
Nun kann man argumentieren, dass das alle Geheimdienste machen, man schwer jemanden konkret verurteilen kann etc... aber man hätte es nach der gleichen Logik versuchen können.
Zumal man sich auch konkret darauf hätte fokussieren können, dass der BND ausländischen Geheimdiensten geholfen hat auf deutschem Boden deutsche Staatsangehörige auszuspionieren. Massenweise, präventiv, ohne Anlass. Das wäre eine konkrete vermeintliche Straftat auf deutschem Boden, bei dem man die Verantwortlichen kennt....
Dieses NSA Argument, ich kann es nicht mehr lesen.
Das war doch in Fachkreisen vor 20 Jahren, zwar nicht offziell bekannt, aber jedem war klar, dass die USA zumindest Industriespionage betreibt.
Und Frau Merkel wird klar sein, dass der BND auch alles mögliche dran setzt andere Staaten auszuspionieren. Außerdem wird sie wissen, dass das die USA auch wissen. Also ist es ganz logisch, dass man da die Klappe hält wenn man selbst Dreck am Stecken hat.
Wenn ich Steuern Hinterziehe und mein Nachbar hinterzieht Steuern und beide wissen voneinander, dass man Steuernhinterzieht wäre man ja ziemlich blöd wenn einer Anzeige erstatten würde. Genauso verhält sich das mit NSA und BND und der Bundesregierung. Das wissen alle Parteien nur wenn die Grünen und die Linken gerade in der Opposition sitzen kann man da leicht rumstänkern. Hier in der Foren ist es eben genauso.
Aufrecht
Lieber Herr Range,
für einen Aufrechten Gang hätten sie als Generalbundesanwalt eine andere Haltung bei der NSA Affäre annehmen müssen.