Der Rechtsmediziner Werner Janssen, der den toten CDU-Politiker Uwe Barschel 1987 untersucht hat, hat sich erstmals zu den Untersuchungen geäußert. "Es war Suizid", sagte Janssen in der ZEIT, "für eine andere Annahme gab es keine Anhaltspunkte".
Werner Janssen, Professor für Pathologie und Rechtsmedizin und seinerzeit Direktor des Hamburger Universitätsinstituts für Rechtsmedizin, hatte den Leichnam gemeinsam mit seinem Leitenden Oberarzt Klaus Püschel obduziert. Die Sektion habe sechs bis acht Stunden gedauert, erinnert sich der heute 91-Jährige: "Dreimal so lange wie üblich." Am Ende kamen sie gemeinsam mit dem Hamburger Toxikologieprofessor Achim Schmoldt zum selben Schluss: Suizid durch Medikamentenmissbrauch.
Die Hamburger Ärzte fanden Spuren von einem halben Dutzend Schlaf- und Beruhigungsmittel in Barschels Körper. Vor allem der starke Wirkstoff Cyclobarbital war in so hoher Konzentration vorhanden, dass Barschel davon mindestens 20 Tabletten geschluckt haben musste.
Im Protokoll heißt es: "Eine versehentliche Überdosierung bei einem bewusstseinsklaren Menschen ist angesichts dieser Substanzmengen nicht denkbar; ebenso unwahrscheinlich ist die Möglichkeit einer unbemerkten Beibringung. Nach den vorliegenden Erkenntnissen gibt es keinen Anhalt für eine Beibringung der zum Tode führenden Substanzen unter äußerem Zwang."
Ein bei der Sektion entdecktes Hämatom im oberen linken Stirnbereich des Leichnams hatte damals für Aufregung gesorgt. Fremdeinwirkung durch einen Schlag schlossen die Hamburger Ärzte jedoch aus. "Viel naheliegender war es, dass Barschel sich diese Unterblutung selbst zugezogen hatte, etwa am Türrahmen oder durch Aufstoß am Badewannenrand", erklärt Janssen: "Ich sage noch einmal, es war Suizid. Ich hoffe, man lässt Uwe Barschel jetzt endlich ruhen."
Uwe Barschel war von 1982 bis 1987 schleswig-holsteinischer Ministerpräsident. Im Wahlkampf wurden ihm manipulatorische Maßnahmen und die Bespitzelung seines Gegenkandidaten Björn Engholm zu Last gelegt. Die sogenannte Barschel-Affäre zählt zu den größten politischen Skandalen Deutschlands.
Am 2. Oktober trat Barschel als Ministerpräsident zurück, am 11. Oktober 1987 wurde er im Hotel Beau-Rivage in Genf tot aufgefunden. Seitdem gibt es immer wieder Spekulationen über einen angeblichen Mord an Barschel. Zuletzt war der Fernsehfilm "Der Fall Barschel", der Anfang Februar in der ARD zu sehen war, dieser Frage nachgegangen.
Kommentare
Was ist eigentlich aus dem Haar geworden das verschwunden ist?
Wer den Sumpf trocken legen will, sollte nicht die Frösche fragen. Will sagen , wie glaubwürdig ist eine Aussage desjenigen, der damals maßgeblich an der Aufklärung und
Einordnung als Selbstmord beteiligt war.
In besagtem ARD-Thriller werden die Giftspuren in Blase und Blut des Verstorbenen miteinander verglichen und auf signifikante Zeitverschiebungen bei Einnahme hingewiesen, was auf Fremdverabreichung im Zustand der Agonie hinweisen würde. Warum wird über diesen wichtigen Punkt kein Wort verloren?
Prof. Janssen steht natürlich eine persönliche Meinung zu.
Als Rechtsmediziner hat er aber nicht über die Todesumstände, sondern deren Ursache zu urteilen.
Der Obduktionsbefund steht zufällig im Einklang mit dem wesentlichen Ermittlungsergebnisses der Staatsanwaltschaft Lübeck. Die Pathologen befassen sich bei der Ermittlung der Todesursache selbstverständlich auch mit den Todesumständen und der Frage einer möglichen Einwirkung durch Dritte. Wer das Ermittlungsergebnis der Staatsanwaltschaft gelesen hat, hegt keinerlei Zweifel am Suizid.
Soll heißen?