Die Ausbildungen im Pflegebereich werden künftig stärker gebündelt: Nach einer mehrmonatigen Debatte über Details hat der Bundestag die Reform der Pflegeausbildung beschlossen. Die SPD und die Union verteidigten den erzielten Kompromiss und stimmten dafür, die Opposition aus Grünen und Linken dagegen. Das neue Gesetz soll 2020 in Kraft treten.
Die Reform sieht eine zweijährige allgemeine Pflegeausbildung für die bisher separaten Berufsausbildungen in der Altenpflege, Krankenpflege und Kinderkrankenpflege an allen Pflegeschulen vor. Danach sollen die angehenden Pfleger die allgemeine Ausbildung entweder fortsetzen, oder sich im letzten Jahr als Alten- oder Kinderkrankenpfleger spezialisieren können.
Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) sagte, er sei
überzeugt, dass der Pflegebereich durch den Kompromiss gestärkt werde.
Die Reform zeige erstmals, dass man für die Pflege Fachkenntnisse brauche. Das sei
eine Wertschätzung der Pflegekräfte. Auch Bundesfamilienministerin
Katharina Barley (SPD) verteidigte den Kompromiss. Die
Altenpflege werde aufgewertet und es werde die Möglichkeit
geschaffen, ein Pflegestudium anzuschließen. SPD-Gesundheitsexperte
Karl Lauterbach sagte, nicht alle Probleme seien mit dem Gesetz
gelöst worden. So sei die Durchführungsverordnung, die die
Ausbildungsinhalte festlege, nicht fertig geworden.
Die Linken-Politikerin Pia Zimmermann nannte den Kompromiss ein "großes Durcheinander". Statt die Ausbildung attraktiver zu machen, führe die Unübersichtlichkeit dazu, dass Arbeitgeber im Zweifelsfall weniger ausbildeten und potenzielle Auszubildende sich nicht zurechtfänden. Auch die Grünen-Abgeordnete Elisabeth Scharfenberg kritisierte, die Reform schaffe nicht das notwendige klare Berufsbild. Stattdessen werde die Unsicherheit größer.
Pflegeberufe sollen attraktiver werden
Wichtiges Ziel der Reform ist es, mehr Personal für die Altenpflege zu gewinnen und die Pflegeberufe wieder attraktiver zu machen. SPD-Politiker Lauterbach geht davon aus, dass es bis zum Jahr 2030 mehr als 3,5 Millionen Pflegebedürftige geben wird, was mit den jetzigen Pflegekräften nicht abzudecken sei. Lauterbach rechnet damit, dass die Reform zu höheren Löhnen in der Altenpflege führen wird. Ob die Reform die Pflegeversicherung verteuern werde, lasse sich nicht vorhersagen.
Die Änderungen sollen auch den Wechsel zwischen den verschiedenen Pflegebereichen einfacher machen. Damit sollen Fachkräfte besser für die zunehmende Zahl chronisch und mehrfach erkrankter Menschen in Krankenhäusern und Pflegeheimen vorbereitet werden. Auch das Schulgeld soll nach der Pflegereform komplett entfallen. In einigen Bundesländern müssen Pfleger derzeit selbst für ihre Ausbildung zahlen.
Streit um Details
Der Gesetzesentwurf wurde in den vergangenen Monaten nochmals überarbeitet. Ursprünglich war eine einheitliche dreijährige Ausbildung zum Pflegefachmann geplant. Das hatten unter anderem die frühere Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) und Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) gefordert. Eine Reform in dieser Form scheiterte aber am Widerstand mehrerer Seiten. Die Union wollte die differenzierten Ausbildungsgänge beibehalten und auch Altenpflegeverbände teilten diese Ansicht.
Die große Koalition war sich in der vergangenen Woche über letzte
Details der Reform einig geworden. Sie tritt in drei Jahren in Kraft –
ein Jahr später als geplant. In einer Überprüfung nach sechs Jahren soll
festgestellt werden, wie viele Auszubildende sich spezialisiert und wie
viele ihren ursprünglichen Berufswunsch während der Ausbildung geändert
haben. Sollte sich in dieser Testphase mehr als die Hälfte der
Auszubildenden für die allgemeine Ausbildung entscheiden, könnten die Spezialausbildungen abgeschafft werden.
Kommentare
Attraktiver kann man den Beruf nur sich vernünftige Arbeitszeiten und , endlich, vernünftige Entlohnung gestalten.
Alles andere ist für die Hose
"vernünftige Arbeitszeiten"
Okay, 9.00 bis 17.00 genehm? Danach uebernimmt die Familie, am Wochenende natuerlich auch. Oder wie?
Es gibt in der Pflege keine "vernueftigen" Arbeitszeiten, nur schlechte Organisation aber das ist von Haus zu Haus, Abteilung zu Abteilung unterschiedlich. Gesetzlich zu regeln ist das nicht.
"Sollte sich in dieser Testphase mehr als die Hälfte der Auszubildenden für die allgemeine Ausbildung entscheiden, könnten die Spezialausbildungen abgeschafft werden."
Altenpflege, Krankenpflege und Kinderkrankenpflege soll eine Suppe sein?
Im verlinkten Artikel steht die Antwort darauf. Die lautet "Nein", denn:
"In allen Pflegeschulen beginnt die Ausbildung demnach mit einer zweijährigen generalistischen Pflegeausbildung. Nach zwei Jahren entscheiden die Auszubildenden dann, ob sie im dritten Jahr die allgemeine Ausbildung mit einem bestimmten Schwerpunkt fortsetzen oder im Bereich der Kinderkranken- oder der Altenpflege den klassischen Abschluss wählen."
Zahlt den Leuten mehr Geld.
Sorgt dafür das sie mit ihrem kaputten Rücken nicht bis 67 arbeiten müssen
Hört auf sie mit Bürokratie zu überfrachten
Zuglauben wenn man die Ausbildung der Pflegeberufe zusammenlegt, würde dies als Aufwertung in der Bevölkerung und bei den möglichen Auszubildenden wahrgenommen werden, geht an der Realität vorbei.
Die Berufe sind unbeliebt wegen:
den Arbeitszeiten
der Bezahlung
den Überstunden
der Ausbeutung der jetzigen Beschäftigten
der körperlichen Belastung mit den bekannten Spätfolgen
Wer die Pflege stärken will hat grob zwei Möglichkeiten:
Erstens:
Stärkung des Berufes durch Bezahlung, frühere Verrentung, besseren Arbeitsbedingungen (die Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit)
Zweitens:
Rekrutierung der Pflegekräfte aus dem Ausland unter den jetzigen realen Arbeitsbedingungen
Keine Ahnung wo der jeweilige Leser meines Kommentars wohnt, wir in B-W haben wir fast Vollbeschäftigung, hier jemanden zu finden der Schichtarbeiter unter den aktuellen Arbeitsbedingungen machen will ist unmöglich, da mögliche Mitarbeiter mit den geforderten Fähigkeiten auch sonst überall in der Wirtschaft unterkommen.
Das ist ungefähr so wie bei den Orden.
Aufwertung ist wichtig, soll aber nichts kosten.
In WDR 5 wurde vom einem Plegeverantwortlcihe kritiiert, da dre verband ncht gehört wurde und dass wohl bestimmte Interessen diesen Kompromiss zur Verwässerung klarer Regeln genutzt hätten.
Zit: So sei die Durchführungsverordnung, die die Ausbildungsinhalte festlege, nicht fertig geworden.
Genau das ist der Punkt. Mal abwarten, was dann geregelt wird zugunsten des Geldbeutels von Unternehmen und Staat. Murx ist das, statt einzugestehen, dass man es nicht geschafft hat, die Pflege zu reformieren.