CDU-Präsidiumsmitglied Jens Spahn hat FDP und Grüne aufgefordert, die Kompromissvereinbarung der Union zur Migration als Fundament einer gemeinsamen Jamaikakoalition zu akzeptieren. "Unser Kompromiss muss der Kern der Migrationspolitik von Jamaika sein", sagte Spahn der Welt am Sonntag.
FDP und Grüne könnten diese noch mit guten Ideen ergänzen, etwa mit einem Einwanderungsgesetz, das den Zuzug von Fachkräften regele. "Oder mit Kontingenten, mit denen wir gezielt solche Flüchtlinge nach Deutschland holen, die wirklich Schutz brauchen – direkt aus Kriegsgebieten und nicht nur junge Männer", sagte Spahn.
CDU und CSU hatten sich Anfang Oktober auf einen Kompromiss im Streit um eine Obergrenze für die Aufnahme von Flüchtlingen geeinigt. Diese soll bei 200.000 pro Jahr liegen, das Recht auf Asyl soll aber unangetastet bleiben. Die Lösung der Union sieht auch vor, dass der Familiennachzug
für Flüchtlinge mit eingeschränktem Schutzstatus ausgesetzt bleibt. Die Grünen dagegen halten den Nachzug der Kernfamilie für wichtig für die
Integration.
Gegen neue Schulden
Spahn warnte die potenziellen Partner davor, sich durch Ausgabenwünsche zu mehr Schulden verleiten zu lassen. "Bevor wir in einer Kurzschlussreaktion jetzt Milliarden unters Volk werfen, sollten wir an das Vermächtnis des Finanzministers Wolfgang Schäuble denken. Nach über 40 Jahren Schuldenmachen haben wir einen ausgeglichenen Haushalt geschafft. Das sollten wir auch die nächsten vier Jahre schaffen." Eine Anhebung des Spitzensteuersatzes schloss Spahn nicht kategorisch aus.
Auch die Grünen und die Liberalen erinnerten die Verhandlungspartner an ihre Kernforderungen. Grünen-Chef Cem Özdemir sagte der Bild am Sonntag, eine mögliche Jamaikakoalition müsse "die richtigen klimapolitischen Weichen" jetzt stellen. "Sonst sehe ich nicht, wie wir zusammenkommen können. Da erwarte ich nächste Woche Bewegung von Union und FDP." Bis 2020 müsse der Ausstoß von Treibhausgasen um 40 Prozent gegenüber dem Niveau von 1990 gesenkt werden.
FDP-Chef Christian Lindner sagte der Zeitung, die Liberalen wollten mehr Geld für Bildung durchsetzen. Für eine Jamaikakoalition "sollte Bildung die soziale Frage sein und nicht Umverteilung".
Am Freitag waren die Parteien erstmals in großer Runde zu einem Sondierungstreffen für eine Jamaikakoalition zusammengekommen. Am Dienstag wollen CDU, CSU, FDP und Grüne in vertiefte Beratungen einsteigen und mit den Themen Haushalt, Steuern, Finanzen und Europa beginnen.
Kommentare
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Die Leute plappern jetzt schon über ein Steuermilliardchen hier und eines dort und heben sich gleichzeitig die Gretchenfrage des "Familiennachzugs" ganz für den Schluss auf. Das heikeltste und wohl teuerste Thema, damit dann keiner mehr absrpingt, vorher sollte man aber nur bedingt über Finanzen reden
Nein, ich denke erst die Finanzen ist gut - dann stehen Volumen fest. Bin gespannt, ob z.B. Volumen erhöht werden (durch Verkauf von Staatsanleihen bei Post, Bahn etc.), wie es din FDP vorgeschlagen hat. Die schwarze Null kann nur stehen, wenn die Volumen vorher abgesteckt wurden. Anders wird es mit der CDU nicht gehen.
Ich verstehe auch nicht, warum Herr Spahn abermals diese ZON-Überschrift bekommt. Er wurde hier auch schon exklusiv vorstellt.
Raten Sie doch einfach mal. Eine Idee habe ich schon.
:-)
Ist ein ausgeglichener Haushalt weiterhin möglich?
Hier wurde unlängst publiziert, dass die kommende Regierung 30 Mrd. EURO zur Verfügung haben werde. Für 4 Jahre!
Die Kosten für 1 Million Flüchtlinge belaufen sich zwischen 30-50 Milliarden p.a. ?
Bei einer Untergrenze von 200.000 weiteren Flüchtlingen p.a. wird schnell klar, warum die CDU den Familiennachzug weiter aussetzen will.
Ausgeglichener Haushalt?
Stelle ich mir schwierig vor.
alles peanuts