Marcus Faber ist FDP-Abgeordneter im Deutschen Bundestag und Mitglied im Verteidigungsausschuss.
Die Bundeswehr ist bei den Nato-Streitkräften ein geschätzter Partner. Unsere Soldaten sind für ihre gute Ausbildung und ihre Lösungsorientierung bekannt. Die Bundesregierung dagegen wird nicht ansatzweise so geschätzt. Ein wesentlicher Grund dafür ist die jahrelange Weigerung, in die materielle Ausstattung der Bundeswehr zu investieren. Das ist kein Selbstzweck, sondern zwingend nötig, damit Deutschland seine Bündnispflichten innerhalb der Nato erfüllen kann.
Angesichts der aktuellen Bedrohungslagen reicht es nicht, diese Bündnispflichten wortreich zu bestätigen. Schließlich muss die Bundeswehr auch materiell in der Lage sein, ihren Beitrag zu leisten und glaubhaft Abschreckungspotenzial gegen aggressive Außenpolitik – etwa des russischen Präsidenten Wladimir Putin – zu bieten.
Wie dramatisch die Folgen des jahrelangen Sparkurses inzwischen sind – Stichwort "Hubschrauber, die nicht fliegen und U-Boote, die nicht tauchen können" – wurde in den vergangenen Monaten wortreich beschrieben. Nun steht die nächste Investitionsentscheidung an. Es geht um die Nachfolge des Jagdbombers Tornado. Der Tornado wurde 1981 in Dienst gestellt. Er ist damit älter als die meisten unserer Soldaten. Seine Produktion endete 1999. Ab 2025 wird Deutschland das einzige Land weltweit sein, das ihn noch fliegt.
F-18 ist gut, hat aber Schwächen
Eine milliardenschwere Ersatzbeschaffung hätte vor zehn Jahren beginnen müssen. Sie steht bis heute aus. Das Zeitfenster für ein direktes europäisches Nachfolgeprojekt hat sich damit geschlossen. Das von Frankreich und Deutschland gemeinsam geplante FCAS (Future Combat Air System) soll erst 2040 kommen, aufgrund der Erfahrungen zu vergleichbaren bisherigen Projekten wohl eher noch später.
Das Bundesverteidigungsministerium unter Ursula von der Leyen prüft nun die Optionen. Die erste Option wäre die weitere Nutzung des Tornados. Das ist militärisch und wirtschaftlich absurd. Der Tornado ist nicht mehr auf der Höhe der Zeit, nicht überlebensfähig gegen moderne Luftverteidigung – wie etwa jene Russlands in Kaliningrad. Und die Kosten für die Instandhaltung würden explodieren, weil es kaum noch Anbieter und Ersatzteile gibt. Der Tornado gehört nicht in die Luft, sondern ins Museum.
Die zweite Option ist der Umbau des Eurofighters. Die Franzosen würden mit Airbus hiervon gerne industriepolitisch profitieren und die Amerikaner aus dem Markt halten. Aber auch das ist allenfalls eine Teillösung. Der Eurofighter ist ein wendiges Jagdflugzeug – und kann nicht einfach für Atomwaffen umgebaut werden. Zudem wird auch er viel zu schnell von feindlichem Radar entdeckt. Ob unsere amerikanischen Verbündeten ihn überhaupt als Träger ihrer Atomwaffen zertifizieren würden, ist völlig offen, im Zweifelsfall wollen sie der Bundeswehr lieber Modelle ihrer eigenen Rüstungskonzerne verkaufen.
Der Kauf des amerikanischen F-18 wäre eine dritte Option. Der Jet ist seit 2001 in den USA im Dienst. Er wird nach wie vor weiterentwickelt. Er ist günstiger als der Eurofighter, in der Beschaffung und im Unterhalt. Er besitzt Fähigkeiten zum elektronischen Kampf, beispielsweise zum Stören eines Gegners im elektromagnetischen Spektrum. Seine Überlebensfähigkeit gegen moderne Luftverteidigung ist besser als beim Tornado und beim Eurofighter – aber längst nicht gut.
Kommentare
Wow!
Auch wenn die Bw zweifelsfrei jahrelang unterfinanziert und damit derzeit einen desolaten Ausrüstungsstand erreicht hat -
der Beitrag ist eine Mischung von gefährlichen Halbwissen zu Militärtechnik zur Unterfütterung einer pro US Rüstungsindustrie Position.
Für wen arbeiten Sie (eigentlich) Herr Faber?
Die BW ist keineswegs unterfinanziert.
Sehr interessante Gegenüberstellung. Ja, ich bin auch skeptisch, ob wir amerikanisches Militärgut kaufen und somit am Rockzipfel der USA hängen sollten. Anders herum fliegen die Dinger vielleicht 20 Jahre. Danach muss Europa was Eigenes haben. Ich denke, als Übergangslösung geht das.
Europa sollte aber aus seinen Ländern die versiertesten Spezialkräfte zusammentrommeln und ein Fluggerät entwickeln, das den Eurofighter zum aufgepimpten Papierflugzeug degradiert. Dazu braucht es Mut, Entschlossenheit und vor allem ein geeintes Europa. Kosten müssen von allen nach einem Verteilerschlüssel übernommen werden.
Seit dem Airbus A 400 M bin ich überzeugt, dass wir zur Zeit kein neues System entwickeln können, das rechtzeitig kommt und konkurrenzfähig ist - geschweige denn überlegen. Wir hätten damals lieber tatsächlich die Antonov 225 beschaffen sollen.
Die F18 ist seit 1983 im Dienst.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wik…
Klar wurde Sie weiterentwikelt, aber stellt meiner meinung nach keine Option dar!
Und es kommt noch hinzu das die F/A-18 primär für den Einsatz auf den Flugzeugträgern der Nimitz-Klasse der United States Navy konzipiert ist....
>Der Tornado ist nicht mehr auf der Höhe der Zeit, nicht überlebensfähig gegen moderne Luftverteidigung – wie etwa jene Russlands in Kaliningrad.<
Dass Tornado und Eurofighter längst überholt und enorm kostenintensiv im Unterhalt (inkl. Wartung/Reparatur) sind, ist sicherlich nicht neu. Dass die deutsche Bundeswehr innerhalb der Nato zur Verteidigung der Nato-Außengrenzen gegen Russland eingeplant ist, ist dagegen zumindest für mich tatsächlich eine Neuigkeit. Hat sich da seit meiner BW-Zeit (zugegeben, es ist schon lange her = 90er Jahre) was entscheidendes in der Einschätzung der Nato-Partner geändert?
Hm...möglicherweise. Deutschland "verteidigt" die Freiheit der Nato-Staaten ja schon jetzt auch fernstens derer Grenzen...
Hinzu kommt, dass ich persönlich es vom Grundsatz her als problematisch empfinde, deutsche Kampfflugzeuge gleich welcher Klasse mit atomaren Waffen zu bestücken. So dumm und idiotisch wie sinnlos. So sehr die atomare Abschreckung sadistischer Weise bis heute allseits funktioniert...eine in einem bewaffneten Konflikt (mit Russland) abgefeuerte bzw. abgeworfene atomare Waffe hätte zur Folge, dass zumindest ein Großteil der Welt sich um eine weitergehende Landesverteidigung nicht mehr kümmern bräuchte. Eben weil es dann sehr schnell gar nichts wesentliches mehr zu verteidigen gäbe.
ff.
ff.
Braucht die Bundeswehr überhaupt mehr schlagkräftiges Angriffspotential? Selbst darüber könnte man diskutieren. Denn die Bundeswehr ist in ihrer ganzen Struktur gar nicht als aggressive Verteidigungs- und schon gar nicht als Angriffsarmee ausgerichtet und auch gar nicht also solche vorgesehen.
Nichtsdestotrotz...eine Anschaffung von F35-Flugzeugen würde u.U. dennoch Sinn machen. Mehr Sinn jedenfalls als die Anschaffung von F18-Maschinen, wenn die Luftwaffe sich modernisieren möchte. Denn mal ehrlich gesagt; Glaubt irgendwer, dass das FCAS-Projekt bis 2040 fertig wird? Und wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass dieses bereits dann auch schon wieder (technisch) überholt ist?
Allerdings bin ich der Meinung, dass die Bundeswehr eher größten Wert darauf legen sollte, in lesitungsfähigen und funktionierenden Transportmaschinen zu investieren und auch die Marine rundum zu erneuern. In den wahrscheinlicheren bevorstehenden Aufgaben der näheren und mittleren Zukunft werden die nämlich viel eher gebraucht werden. So meine Sichtweise aus der Ferne.
Aus dem spätnächtlichen Guadeloupe
mugu1