Auf den ersten Blick ist Niemegk ein Ort wie viele andere in Brandenburg. Im Zentrum des 2.000-Einwohner-Städtchens 50 Kilometer südlich von Potsdam reihen sich niedrige, alte Häuser dicht an dicht um eine neugotische Backsteinkirche und einen kopfsteingepflasterten Markt. Die meisten Fassaden sind gut in Schuss, auch wenn viele der kleinen Ladenlokale in der Hauptstraße in den vergangenen Jahren dichtgemacht haben.
Und doch ist in Niemegk etwas anders als in vielen anderen Gemeinden in Brandenburg: Während die einst so mächtige SPD, die hier seit 1990 die Regierung stellt, bei der kommenden Landtagswahl ihr Ergebnis vom vorigen Mal zu halbieren droht, ist sie in Niemegk immer noch vergleichsweise stark. Bei der Europawahl im Mai erzielte sie hier ihr landesweit bestes Ergebnis. Und bei der gleichzeitig stattfindenden Kommunalwahl schnitt sie in Niemegk sogar mehr als doppelt so gut ab wie im Landesdurchschnitt.
Gibt es etwas, das die große SPD hier lernen könnte?
Im Rathaus von Niemegk, einem wuchtigen Renaissancebau schräg gegenüber der Kirche, öffnet ein braun gebrannter älterer Herr die schwere Holztür. Es ist Hans-Joachim Linthe, seit 2014 ehrenamtlicher Bürgermeister von Niemegk. Gerade erst wurde er mit 69,3 Prozent wiedergewählt. Linthe ist der dritte SPD-Bürgermeister in Folge, seit 1990 hat keine andere Partei dieses Amt in Niemegk besetzt.
Eine echte Straße der Jugend
In Niemegk kennt Linthe jeden, und jeder kennt ihn. Er hat in dem kleinen Städtchen sein ganzes Leben verbracht. 1990 gehörte er zu denen, die die SPD im Ort mit aufbauten, seit damals ist der gelernte Informationstechniker auch Mitglied der Stadtverordnetenversammlung. Ein Mann der großen Worte ist der zurückhaltende 70-Jährige nicht. Um zu zeigen, was er und seine SPD-Vorgänger, aber auch die Stadtverordnetenversammlung insgesamt in Niemegk in den vergangenen Jahren richtig gemacht haben, lädt er lieber zu einem Spaziergang durch die Straße der Jugend ein.
Die hat ihren Namen noch aus der DDR-Zeit, doch überholt ist er deswegen nicht. Nach wenigen Schritten hört man Kindergeschrei. Hinter einem alten Fachwerkbau erstreckt sich ein großer Sandplatz mit Klettergerüsten und Spielhäuschen, Ahornbäume spenden Schatten, am Rand blühen Sonnenblumen. In der Kita Spatzennest werden derzeit 106 Kinder betreut. Demnächst soll angebaut werden. Die Kita hat mehr Anmeldungen, als sie annehmen kann.
Denn anders als man beim Anblick der verwaisten Geschäfte in der Innenstadt meinen könnte, ist Niemegk ein Ort mit Zuzug. Das war nicht immer so. Nach der Wende gingen vor allem junge Niemegker weg, darunter auch Linthes Töchter, weil sie hier keine Perspektive mehr sahen. "Seit einigen Jahren ist die Bevölkerungsentwicklung aber wieder konstant", sagt Linthe. Das habe auch mit dem Gewerbegebiet zu tun, das die Stadt schon in den Neunzigerjahren ausschrieb.
"Abgehängt sind wir hier nicht mehr"
In den vergangenen Jahren sind nicht nur ehemalige Niemegker zurückgekehrt, zunehmend ziehen auch Familien aus Berlin oder Potsdam hierher. Die Mieten und Immobilienpreise sind weit niedriger als in den näher an den Zentren gelegenen Regionen, mit denen Niemegk durch die A9 verbunden ist. Seit zwei Jahren gibt es zudem einen stündlich fahrenden Bus, der auf die Regionalzüge in den Nachbarorten abgestimmt ist. "Abgehängt sind wir hier nicht mehr", sagt Linthe stolz. Mit vier bis fünf Prozent ist die Arbeitslosigkeit in diesem Teil Brandenburgs mittlerweile zudem ähnlich niedrig wie in Bayern oder Baden-Württemberg.
Zwischen der Kita und dem sanierten alten Wasserturm ein paar Meter weiter liegt das Freibad. Um zwölf Uhr Mittag glitzert das Wasser in dem großen Becken unberührt in der Sonne. An heißen Nachmittagen dagegen tummelten sich hier schon mal 200 Menschen, sagt Linthe. 2,50 kostet der Eintritt für Erwachsene und 1,50 für Kinder. Eine feste Schließzeit gibt es nicht. Geöffnet ist, bis der Letzte geht. Das Schwimmbad zu erhalten sei ihm und der Stadtverordnetenversammlung wichtig gewesen, sagt Linthe. Mit 60.000 Euro werde das Bad im Jahr bezuschusst. Dies sei nur möglich, weil sich auch andere Gemeinden aus der Umgebung daran beteiligten. Beim jährlichen Anbaden ist der Bürgermeister jedes Jahr dabei, selbst wenn die Außentemperatur wie in diesem Jahr mal nur 14 Grad beträgt.
Über einen großen Grasplatz gelangt man vom Schwimmbad zu einem weißen Flachbau. Seit März dieses Jahres hat hier das Familienzentrum der Arbeiterwohlfahrt seinen Platz, für das Gebäude, die Betriebskosten und die Instandhaltung kommt das Amt Niemegk auf. Es gibt eine Werkstatt, einen Bewegungsraum und eine kleine Bibliothek. In dem Zimmer, das heute der Begegnung dient, ist Linthe 1957 zur Schule gegangen. Bisher mussten die Sozialarbeiter ihre Angebote an wechselnden Orten anbieten. "Seit wir die Räume hier haben, läuft und brummt das Ding", sagt Corinna Reinbach, eine der Mitarbeiterinnen. "Hier kommen die unterschiedlichsten Menschen zusammen."
Kommentare
„In den vergangenen Jahren sind nicht nur ehemalige Niemegker zurückgekehrt, zunehmend ziehen auch Familien aus Berlin oder Potsdam hierher. “
Das sagt doch schon alles. Wenn überspitzt gesagt ein libanesischer Familienclan in den Ort zieht, würde das auch ganz anders aussehen. Es gibt es kleine Örtchen, wo sich eine sehr sozialaffine Bevölkerung drubbelt.
Daraus lernen kann die Bundes SPD aber nichts, denn sie hat gar nicht die finanzielle Möglichkeit, um einerseits aus dem verwaisten Osten einen Magneten für stadtmüde Familien zu machen, oder andererseits die Problemstädte in Gesamtdeutschland zu sozialisieren.
Sie meinen, eine größere Asylbewerberunterkunft im Ort würde die Stimmung schnell kippen lassen? Käme da der AfDler im SPDler zum Vorschein? Das kann nicht sein.
" Mit hohen Flüchtlingszahlen kann das nichts zu tun haben. Auch 2015 gab es hier nur drei Flüchtlingsfamilien."
Ich verstehe dieses Argument nicht. Die Leute im Osten haben Augen, Ohren und Internet. Sie können sich also informieren wie die multikulturelle Gesellschaft im Westen funktioniert.
Genau dieses Gesellschaftsmodell wird eben abgelehnt und dementsprechend gewählt.
Gemeinschaftlicher Zusammenhalt statt Gesellschaft die nur noch durch das Wirtschaftssystem zusammengehalten wird.
Geteilte Werte und Normen statt exklusiver Parallelgesellschaften die unsere Art zu leben teilweise sogar ablehnen.
Schutz der kleinen Arbeiter statt Masseneinwanderung in die Sozialsysteme.
Frieden im öffentlichen Raum statt Anstieg der Gewalt- und Sexualkriminalität.
Die Altparteien sollten die Probleme nicht verschweigen und verdrängen sondern sich offensiv damit auseinandersetzen.
Parolen wie "Wir schaffen das" und "Ein Land in dem wir gut und gerne leben." bringen gar nichts.
"Der Westen" ist bei Fragen der Migration eben nicht Vorbild. Nicht trotz der eher geringen Migrantenzahl, sondern damit das so bleibt, wird die AfD gewählt.
#Rabe374: Keine einzelne Partei kann die von ihnen beschriebenen Herausforderungen allein bewältigen, schon gar nicht die Populisten. Das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die immer schwieriger zu lösen wird bei der aktuellen Konsensunfähigkeit bzw. Radikalisierung.
Die gestrige Großdemonstration in Dresden hat gezeigt, dass es einen breiten zivilgesellschaftlichen Konsens gibt.
Warum ist die SPD beliebt ? Na weil die dort das Geld anderer Leute ausgibt:
"…die Schulden, die seine Stadt in den vergangenen Jahrzehnten angehäuft…"
Und weil die noch mehr Geld von Menschan aus anderen Ortschaften wollen:
"…Wie soll er seinen Ort attraktiv halten, wenn er nicht mal dafür Geld bekommt?…"
Dort herrscht Vollbeschäftigung, trotzdem kommt die SPD mit dem Geld nicht aus - tolle Wurst. Dieser Ort ist der beste Grund die SPD nicht zu wählen. Ich will nicht deren Arbeiter & Bauernparadies finanzieren. Tut mir leid.
Die Menschen dort sind halt kurzsichtig und verstehen die Zusammenhänge nicht. Aber ist eine Eigenart der menschlichen Natur. Deswegen erzeugen Klimaschützer auch überdurchschnittlich viel CO2 :)
Viele Großbauprojekte, in denen die SPD in der Bauleitung und Finanzierung Verantwortung tragen, werden vor allem immer teurer. Ob in Berlin, Hamburg, Kaiserslautern, Nürburg oder eben auch in Niemegk.
Man gewinnt zumindest stark den Eindruck,.dass oft ziemlich sorglos Geld ausgegeben wird und wenn was schief geht, dürfen andere einspringen. Bei dem Kindergartenumbau, der um 900%.teurer wurde, hätte früh die Reissleine gezogen gehört. Wie eigentlich bei jedem privaten Projekt.
"Dieser Ort ist der beste Grund die SPD nicht zu wählen. "
Man muss die SPD weder wählen, noch mögen, aber gönnen wir der ehemaligen "Volkspartei" noch einen kleinen Rückzugsort, damit der "Schaden" sich, zumindest lokalpolitisch, in Grenzen hält.
Sie meinen, wie das kleine gallische Dorf bei Asterix?
Sorry. Der Kindergartenausbau wurde um 900.000 Euro teurer, habe das auf 1 Million Gesamtkosten bezogen, steht aber so nicht im Text, daher sind 900% wohl falsch.
Wollte noch weiter zu #4 anmerken:
"Deswegen erzeugen Klimaschützer auch überdurchschnittlich viel CO2 :)"
Falls die CO2 Steuer kommt, wird man sehen, ob sich das Freibad und der Pendelbus noch finanzieren lassen.
" In der Kita Spatzennest werden derzeit 106 Kinder betreut. Demnächst soll angebaut werden. Die Kita hat mehr Anmeldungen, als sie annehmen kann."
Die Frage ist, ob sich das mittelfristig lohnt oder ob hier nur einem Peak durch den Zuzug von jungen Familien mit Kindern (Neubaugebiet Effekt) Rechnung getragen wird.
"Dieser Ort ist der beste Grund, die SPD nicht zu wählen....."
Die SPD ist die älteste demokratische Partei Deutschlands, gegründet in Zeiten großer sozialer Verwerfungen!
Sie wurde in der Vergangenheit u.a. von großartigen Vorsitzenden geprägt - z.B. in Berlin - durch E. Reuter und W.Brandt,- die eine sozialere Politik erst ermöglichten, - und sie wird auch in der vor uns liegenden Zeit dringend gebraucht!
Schon vergessen, - wer den Mindestlohn auf den Weg gebracht, wer sich für eine Grundrente einsetzt?
Wäre sie zukünftig nicht mehr in der "Vielfalt der Parteienlandschaft" vorhanden, - würden die sozialen "Errungenschaften" sehr schnell in Vergessenheit geraten, - und durch eine Zunahme der Kräfte des "freien Marktes", - nicht nur in Deutschland sondern auch in Europa verloren gehen!
Sie, der gemeine Steuerzahler, sagen sich forsch: "Ich will nicht deren Arbeiter & Bauernparadies finanzieren. Tut mir leid."
Herzlichen Glückwunsch. Offenbar verfügen Sie über ziemlich viel Geld, dass Sie sich darüber Gedanken machen. Das Geld des Einen ist die Schuld der anderen. Vielleicht sollten Sie darüber mal nachdenken. Nicht auf Sie bezogen, sondern generell.
Das Milliardengrab Stuttgart haben Sie wohlweislich nicht erwähnt.Wenn Sie mit Hamburg auf das Elbphi.Desaster anspielen liegen Sie falsch,denn Olaf Scholz hat das vom CDU Senat gegen die Wand gefahrende Projekt gerettet.Aber mit Halbwahrheiten und Lügen die SPD klein zu halten hat wohl Methode.
Gebe Ihnen absolut recht.
So kann man die SPD noch maroder schreiben, als sie es leider eh schon ist.
"Offenbar verfügen Sie über ziemlich viel Geld, dass Sie sich darüber Gedanken machen."
Würde ich, wenn der Staat mir nicht ~50% des Einkommens weg nehmen würde :).
"Die Menschen dort sind halt kurzsichtig und verstehen die Zusammenhänge nicht."
Gut, dass es so Durchblicker wie Sie gibt.
Dass wegen versteckter Mängel Renovierungskosten in die Höhe geschnellt sind und produktive Investitionen (Gewerbegebiet) getätigt wurden, haben Sie vor lauter Anti-Sozi-Gegeifere überlesen. Steht im Artikel: Wenn die Parzellen im Gewerbegebiet verkauft sind, ist die Gemeinde schuldenfrei.
Sie vergessen die indirekten Steuern und die sogenannten Arbeitgeberbeiträge, welche bei einer korrekten Rechnung ebenfalls in die Steuerbelastung der Arbeit eingehen müssen. 50%? Schön wärs.
Warum brauchen wir eine Grudnrente, warum einen Mindestlohn, warum hat uns die SPD nicht geschützt, warum musste es erst so weit kommen? Die Frage kann man selbstverständlich auch anderen Parteien stellen, aber die SPD hat ihren Teil dazu beigetragen.
Wohl wahr, nur ist eine Partei ja eher ein Haus das durch ihre Bewohner(Mitglieder) und Gäste(Wähler) mit Leben gefüllt wird.
Damit mehr Leute dort einziehen und zu Besuch kommen, um eine Party(Kanzler/MP stellen) zu schmeißen, braucht es neben Partykonzept(Ideen/Programm) auch gute Gastgeber(Parteiführung/Spitzenkandidaten).
Wenn das alles passt, hat man eine starke SPD und ab und auch mal eine Party und selbst wenn nicht, halb so wild, da das Haus stabil steht.
So war es bis vor kurzem noch, wie ist es jetzt?
Immer mehr Mitbewohner ziehen aus, immer weniger Gäste schauen mal vorbei, das Partykonzept zieht nicht mehr und die Leute, die dafür maßgeblich Verantwortung tragen, mimen Gastgeber, obgleich bei der Geschichte und Tradition des Hauses viel Alternativauswahl im Keller nicht erst seit heute verfügbar wäre.
Und ich seh das so: Schade, sollte das Haus mal verfallen und einstürzen, aber auch kein Weltuntergang, denn sollte das geschehen, sind die, die Ihnen fehlen würden ja nicht weg, die werden schlau genug sein, ihre Ideen entweder in andere Häuser zu tragen oder ein neues bauen, während somit nur noch die, die das alte ehrwürdige Haus dem Untergang weihten, dort verschüttet wären, sollten sie es nicht auch gen wieder anderer Häuser selbst verlassen haben.
Selbst bei 1 Mio Gesamtkosten ist eine Steigerung um 900.000 ein Anstieg nur um 90%.
Warum sind Sie nicht beliebt? Weil Sie anderen das Geld aus der Tasche ziehen, Ihren Egoismus als "soziale Marktwirtschaft" verkaufen und sich dann auch noch beschweren, wenn diejenigen, denen Sie das Geld aus der Tasche ziehen, das gar nicht gut finden. Sie und Ihresgleichen braucht diese Republik nicht!!!
Von mir aus können Sie weiter AFD wählen - es unterstreicht nur Ihre Erbärmlichkeit.
>>Schon vergessen, [...] wer sich für eine Grundrente einsetzt?<<
Nein! Es sind die Gleichen, die vorher aktiv daran gearbeitet haben, die gesetzliche Rente zu ruinieren. Selbst das sog. Betriebsrentenstärkungsgesetz nützt hauptsächlich der Versicherungswirtschaft und schadet allen Beziehern der gesetzlichen Rente. Danke aSPD.
Die umlagenfinanzierte Rente war schon immer das schlechteste Anlagemodel überhaupt. Das Verhältnis von Einzahlung zu Auszahlung ist selbst bei einem Sparbuch besser, und das gilt schon als aktive Gelsvernichtung.
Man braucht also garnicht daran zu arbeiten, die Totgeburt "gesetzliche Rente" zu vernichten, da ihre Vernichtung ein unumstößliches Ergebnis der gesellschaftlichen Veränderung durch Alterung ist.
Irgendwie komisch, oder?
Dass der vielfach beklagte und beschimpfte (und in der Realität nichteinmal vorhandene) "massenhafte Zuzug junger Männer" am Ende unserem völlig antiwirtschaftlichen Rentensystem noch ein paar Jahre seiner erbärmlichen Existenz rettet?
Bürger, die das Ende des Sozialstaats wollen, sind in der Tat bei FDP und AfD am Besten aufgehoben.
Wer Sozialdarwinismus wünscht, darf diesen auch in unserem Land auch wählen
Die Rettung des Rentensystems wird höchstens dadurch erfolgen, dass die neu hinzugekommenen Clan- und sonstigen Kriminellen dann für ein sozialverträgliches Frühableben deutscher Rentner sorgen.
>>Irgendwie komisch, oder?<<
Nein, Unsinn!
PS. Ich bin froh, dass die vielen Raketentechniker, Krebsforscher und habilitierten Mathematiker mit Hobby Gehirnchirurgie bald meine Rente erarbeiten werden. Ich hoffe, Sie leisten auch einen Beitrag.
“Die umlagenfinanzierte Rente war schon immer das schlechteste Anlagemodel überhaupt. Das Verhältnis von Einzahlung zu Auszahlung ist selbst bei einem Sparbuch besser, und das gilt schon als aktive Gelsvernichtung.“
Sprach's und ward nicht mehr gesehen. Ernsthaft, wer hier die Umlage als “Anlage“ bezeichnet und mit einem Sparbuch vergleicht, zeigt höchstens, dass er/sie sehr wenig Ahnung vom Thema hat.
@Herr Mannelig:
Ich habe die Sozialbeiträge nicht gemeint. Die kommen noch mal oben drauf.
Ich bin bei 30+x% Steuern - irgendwas - dazu kommen dann aber noch MwSt und indirekte Steuern obendrauf. 50% könnte dann hin kommen > ohne Sozialbeiträge <.
@Tanja Gönner
Anscheinend ist Ihnen nicht klar, was Sozialstaat bedeutet. Das Bedeutet nicht, dass ich 50% Steuern, 20% Rente und noch mal 15% Krankenkasse bezahle.
Ihren Sozialdarwinismus können sie sich sparen, ich habe >steuern< gemeint. Steuern haben mit Sozial erst mal gar nichts zu tun. Die Sozialkassen habe ich nicht angesprochen.
Das ist schlichtweg Blödsinn.
schon wegen dem Satz: ..ihre Vernichtung ein unumstößliches Ergebnis der gesellschaftlichen Veränderung durch Alterung...
das impliziert, dass es irgendwelche Anlagemodelle gäbe, bei denen nicht der produktive Bevölkerungsteil für den Unproduktiven Leistungen erbringen müsste.
Und die umlagefinanzierte Rente ist die standortunabhängigste, inflationssicherste und fairste Altersversorgung überhaupt. Fair? Ja weil abgearbeitete Leistung belohnt wird und nicht Eigentum, das nur sehr mittelbar etwas mit gesellschaftlicher Leistung zu tun hat.
Die Antirentenpropaganda hat wenig mit Demografie zu tun, aber viel mit dem Wunsch der Totgeldinhaber nach gesellschaftlich garantiertem Vermögensschutz wie ihn z.B. die USA praktizieren.
Die umlagefinanzierte Rente hat als einzige ihre Katastrophenresilienz bewiesen.
>>Totgeldinhaber<<
Das scheint mir auch die Zielgruppe der Klima-Anleihe der CSU zu sein.
"Die umlagefinanzierte Rente hat als einzige ihre Katastrophenresilienz bewiesen."
Ändert nichts da dran, dass die Rente eine Wette in die Demografische- und Produktivitätsentwicklung ist.
Wenn die Bevölkerung schneller sinkt, als die Produktivität steigt ist Rente eine schlechte Anlageform. Sinnvoller wäre es, auf ein Steuerfinanziertes Modell umzusteigen, da im Augenblick nur die Arbeitskraft "besteuert" wird.
Dann könnte man auch zB. Kapitalerträge mit ran ziehen. Eine steuerfinanzierte ist ebenfalls eine Umlage - aber mMn eine wesentlich Geschicktere.
Ansonsten haben Sie recht - kapitalgedeckte Anlagen bedingen auch immer, dass der produktive Teil für den unproduktiven Teil arbeiten muss. Geld arbeitet nicht. Wird in der Diskussion gerne übergangen, weil Makroökonomie komplex ist und man jetzt als Kapitalanleger davon profitiert, dass es nicht alle machen.
Sie haben anscheinend nahezu null Ahnung von Kommunalpolitik?
Kommunen jedweder Größe müssen sich bestimmten Aufgaben widmen, allen voran der Infrastruktur. Das stellt den Großteil der Langzeitinvestitionen dar, gleichzeitig haben viele Kommunen sehr begrenzte Einnahmemöglichkeiten, bzw. mangelt es an der Masse um wirklich Einnahmen generieren zu können.
So etwas wie der Neubau eines Gymnasium kann schon mal locker 10 mio kosten, Bau, Erhalt und Modernisierung von so etwas wie Stadtwerken geht in der Größenordnung weit darüber hinaus.
Kommunen, die nicht das Glück haben im Speckgürtel einer Metropole zu liegen, fehlt es einfach an Einnahmequellen, denn Optionen wie Erbpacht oder Staatsbetriebe können sich meist nur Städte und aufwärts leisten, alle anderen müssen dank der Schwarzen Null und besonders als Folge der Föderalismusreform Schulden aufnehmen. Aber: Das sind Schulden in stabile Investitionen, Kitas, Schulen, Stadtwerke, das stellt den wirklichen Reichtum dar.
Man sollte sich dabei insgesamt mal vor Augen halten, was wir für einen massiven Vorteil haben, indem unsere Vorväter schon ion genau diese Infrastruktur investiert haben. Einfach mal einen Blick auf z.B. Schulen aus der Gründerzeit werfen, da sieht man auch, mit welchem Stolz diese Investitionen getätigt wurden.
Da die Bevölkerung aber nicht schneller sinkt, als die Produktivität steigt, (einfach Bevölkerung und BIP von heute mit dem vor 20 Jahren vergleichen), ist die seit Jahrzehnten geschwungene Demographiekeule wedeln mit einem Luftballon. Wie Sie schreiben, ist die Umlagefinanzierte Rente quasi eine Steuerfinanzierte Rente, ob es clever ist, zweckgebundene Abgaben durch allgemeine Steuern zu ersetzen, wage ich allerdings zu bezweifeln.
Was Sinn machen würde, wäre jedoch jede Form von persönlichen Einkünften Rentenversicherungspflichtig zu machen.
quasi eine Umkehrung vom Riester: statt Otto Kleinmichel zum Zwergpseudoinvestor zu machen, Friederich Mittelstandsmerz rentenpflichtig machen. Und keine Angst, die Bilanz kann kaum unter der der Durchschnittsbürgerkapitalanlagen liegen :)
"Dass der vielfach beklagte und beschimpfte (und in der Realität nichteinmal vorhandene) "massenhafte Zuzug junger Männer" am Ende unserem völlig antiwirtschaftlichen Rentensystem noch ein paar Jahre seiner erbärmlichen Existenz rettet?
Das glaube ich nicht ForistIn Yamakuzure.
Dazu müsste man mindestens den Durchschnitts der momentanen Wohnbevölkerung Deutschlands haben.
Zitat
In Deutschland haben 35 Prozent der Geflüchteten einen Job, zwei von drei bekommen Hartz IV.
Ende Zitat
Welches rechte Hetzerblatt ;-) das veröffentlichte?
Die Zeit, am 25.06.2019
https://www.zeit.de/politik/…
Fazit: Das dürfte auf Dauer ein Zuschussgeschäft werden.
Meinte der langjährige Mitherausgeber und Ex - Innensenator HH,
Ex- Finanzminister, Ex Verteidigungsminister und Ex-Kanzler Deutschlands Helmut Schmidt auch.
Gleichzeitig wären dann Einwanderungsregeln wie z. B. in Kanada
überflüssig, wenn, egal wer kommt, nie das Sozial.- oder Bildungssystem leidet.
Schön wäre es, widerspricht nur sämtlichen Tatsachen und Erfahrungen.
Vllt. auch den Spon Artikel "Wie viel kostet ein Ausländer?"
lesen. Es geht um die Kosten verschiedener Einwanderungsgruppen in DK.
Im Endeffekt warum die Dänen heute die Politik haben die sie haben.
Für uns und Sie besonders, ob wir etwas lernen könnten.
>>Ihren Sozialdarwinismus können sie sich sparen, ich habe >steuern< gemeint. Steuern haben mit Sozial erst mal gar nichts zu tun. Die Sozialkassen habe ich nicht angesprochen.<<
Ich glaube, sie haben noch nicht verstanden, dass Sozialwohnungen beispielsweise weder von den Rentenbeträgen noch von der Arbeitslosenversicherung bezahlt werden.
Dafür braucht der Staat schlicht einnahmen - diese nennen sich Steuern.
Da haben Sie recht - Sozialwohnungen halte ich für Unsinn. Die Hilfen da wurden auch zurück gefahren - der Bund beteiligt sich nicht dran.
Da wurde Staatsgeld genommen, um armen Familien eine günstige Wohnung zu bauen - soweit so gut. Nur gibt es da keine Bedarfsprüfung.
Der arme Student hat dann billig die Wohnung bekommen und wohnt dann in Berlin als Professor immer noch für 5 euro/m². Im Gegensatz zu Leuten wie Ihnen halte ich das nicht für fair. Zumal in Berlin viele gut gelegene billige Wohnungen als Ferienwohnungen oder zur "Untermiete" missbraucht werden.
Staatliche Eingriffe machen idR. die Sachen nur noch schlimmer, wenn sie schlecht gemanaged werden. Und das werden sie.
>>Da haben Sie recht - Sozialwohnungen halte ich für Unsinn. Die Hilfen da wurden auch zurück gefahren...
Da wurde Staatsgeld genommen, um armen Familien eine günstige Wohnung zu bauen - soweit so gut. Nur gibt es da keine Bedarfsprüfung.
Der arme Student hat dann billig die Wohnung bekommen und wohnt dann in Berlin als Professor immer noch für 5 euro/m². <<
Doch, es gibt bei Sozialwohnungen Bedarfsprüfungen. Bewerben Sie sich mal für eine und reden Sie mit Menschen, die in solchen Wohnungen leben...
...klar wird es wie überall im leben ein paar Prozent geben, die dies ausnützen. Im Grunde ist es jedoch eine gute Sache.
“Dieser Ort ist der beste Grund die SPD nicht zu wählen. Ich will nicht deren Arbeiter & Bauernparadies finanzieren. Tut mir leid.”
Genau solche plumpen und dummen Äusserungen sind es, die den Innerdeutschen Dialog vom Westen her verhindern.
Die Wahrheit ist, das wir ein föderales System haben, durch das z.B. der Bauerstaat Bayern zum Hochindustrieland geworden ist.
Das geht mit Einsatz und Ausdauer, und ohne dummes Gerede mit den Osten auch.