Deutschland – Georgien 2:1 (0:0)
Die deutsche Nationalmannschaft hat sich im abschließenden Gruppenspiel mit viel Mühe für die Europameisterschaft qualifiziert. Gegen Georgien gewann das Team des lange fassungslosen Bundestrainers Joachim Löw durch ein spätes Tor von Max Kruse (79. Minute) mit 2:1 (0:0) und schaffte damit als Gruppensieger (22 Punkte) den Sprung zur Endrunde im kommenden Sommer in Frankreich. Deutschland ist damit zum zwölften Mal nacheinander seit 1972 bei einer Europameisterschaft dabei.
Überzeugend war aber auch der letzte Auftritt in der Qualifikation nicht. "Das ist nicht unser Standard, wie wir gespielt haben", sagte Löw nach dem Spiel. "Wir können heute das gleiche Lied singen wie gegen Irland." Es komme einfach ein gewisser Frust dazu, wenn man nicht frühzeitig in Führung gehe. "Ich bin auch geschafft, da war ich nicht drauf eingestellt, dass man heute noch ein Stück zittern musste. Unsere Mannschaft hat sich das Leben selbst schwer gemacht", kommentierte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach.
Trotz zahlreicher Großchancen brauchte der Gastgeber in Leipzig ein von Thomas Müller genutztes Elfmeter-Geschenk (50.), um in Führung zu gehen. Nach dem überraschenden Ausgleich des Weltranglisten-110. durch Jaba Kankawa (53.) musste Torwart Manuel Neuer mit Weltklasse-Paraden weitere Gäste-Treffer verhindern. Erst der eingewechselte Kruse erlöste die DFB-Elf und die 43.630 Fans im Leipziger Stadion.
Die Ausgangslage war vor dem Spiel klar – bereits ein Unentschieden würde für die EM-Qualifikation reichen. Nach dem blamablen 0:1 in Irland wollte sich die deutsche Mannschaft aber nicht mit einem Remis zufrieden geben. Ein Sieg und dazu noch ein überzeugender Auftritt sollten vor heimischem Publikum her. Bundestrainer Löw hatte sein Team im Gegensatz zur Partie in Irland wieder in der gewohnten 4-2-3-1-Formation auf den Rasen geschickt, als Sturmspitze sollte sich Wolfsburgs André Schürrle versuchen. Mario Götze hatte das Team verletzt bereits verlassen, Kapitän Bastian Schweinsteiger musste erneut wegen seiner Leistenbeschwerden passen.
Torwart Rewischwili ist zur Stelle
Nach einer kurzen verhaltenen Abtastphase erarbeitete sich die DFB-Elf auch Chance um Chance. Nicht mal zwei Minuten waren gespielt, da zog Müller aus knapp 16 Metern ab, Torwart Nukri Rewischwili war aber im kurzen Eck zur Stelle. Die gesamte Mannschaft wirkte vom Anpfiff weg agiler und aktiver als in Irland, nur ein Tor wollte zunächst nicht fallen. Allein Marco Reus hätte gleich mehrfach treffen können, vergab aber fahrlässig. In der zwölften Minute schoss der Dortmunder nach toller Vorarbeit von Mesut Özil und Müller per Hacke aus sechs Metern den Ball über das Tor.
In der 18., in der 31., in der 34. und in der 37. Minute scheiterte Reus abermals entweder an der eigenen Unkonzentriertheit oder an Georgiens Keeper Rewischwili. Der 28 Jahre alte Schlussmann von Mordowia Saransk hatte auch schon zu Beginn gegen Ilkay Gündogan geklärt. Fast hätten sich die verpassten Gelegenheiten schon in der 27. Minute gerächt. Nach einem Querpass von Waleri Kasaischwili, der Mats Hummels düpiert hatte, konnte Welttorhüter Manuel Neuer den Schuss von Tornike Okriaschwili gerade noch klären.
Trotz 10:1 Torschüssen aus deutscher Sicht blieb es bis zur Halbzeit beim 0:0. Zu wenig Inspiration kam über die Außenverteidiger mit Jonas Hector und Matthias Ginter, die beiden Sechser, Gündogan und Toni Kroos, verschleppten die Angriffe teilweise. Vereinzelte Pfiffe wurden laut in Leipzig.
Kruse erlöst die DFB-Elf
Auf leichten Unmut folgte nach dem Wiederanpfiff zunächst Jubel, dann Ungläubigkeit. Nach fünf Minuten in der zweiten Hälfte schien der Bann gebrochen, als Mesut Özil von Kankawa gefoult wurde und Müller den fälligen Elfmeter zu seinem neunten Tor in der Qualifikation verwandelte. Kurz danach konnte Neuer einen Weitschuss von Nika Kwekweskiri abwehren. Als Kankawa aber nach einem Eckball und einer Kopfballabwehr in die Mitte von Hector aus 16 Metern abzog, war auch der Weltmeister-Torwart machtlos.
Statt Sicherheit zu gewinnen, verlor das deutsche Spiel nun jegliche Struktur. Waleri Kasaischwili scheiterte nach einem Solo, im Strafraum des Weltmeisters herrschte mitunter großes Durcheinander. Die Georgier, die in bislang vier Spielen gegen die deutsche Mannschaft vier Niederlagen kassiert hatten, waren dem Führungstreffer phasenweise näher als die Gastgeber. Löw reagierte, nahm den wirkungslosen Schürrle vom Platz, brachte dessen Vereinskollegen Max Kruse – und der traf drei Minuten nach seiner Einwechslung nach Zuspiel von Özil zum 2:1-Endstand.
Deutschland: Neuer (Bayern München/29 Jahre/62 Länderspiele) - Ginter (Borussia Dortmund/21/7), Boateng (Bayern München/27/56), Hummels (Borussia Dortmund/26/43), Hector (1. FC Köln/25/9) - Gündogan (Borussia Dortmund/24/15), Kroos (Real Madrid/25/62) - Müller (Bayern München/26/67), Özil (FC Arsenal/26/70), Reus (Borussia Dortmund/26/27 - 90. Bellarabi/Bayer Leverkusen/25/10) - Schürrle (VfL Wolfsburg/24/49 - 76. Kruse/VfL Wolfsburg/27/14)
Georgien: Rewischwili (Mordowia Saransk/28/26) - Lobjanidse (Omonia Nikosia/28/43), Kwerkwelia (Rubin Kasan/23/11), Amisulaschwili (Karsiyaka Izmir/33/41), Kaschia (Vitesse Arnhem/28/39), Nawalowski (FC Dila Gori/29/8) - Kasaischwili (Vitesse Arnhem/22/12 - 90. Kobachidse/Wolyn Luzk/28/27), Kankawa (Stade Reims/29/57), Kwekweskiri (Inter Baku/23/2 - 78. Chisanischwili/Inter Baku/34/91), Okriaschwili (KRC Genk/23/24) - Gelaschwili (AE Paphos/30/24 - 46. Wazadse/Aarhus GF /26/12)
Schiedsrichter: Kralovec (Tschechien)
Zuschauer: 43.630 (ausverkauft)
Tore: 1:0 Müller (50./Foulelfmeter), 1:1 Kankawa (53.), 2:1 Kruse (79.)
Gelbe Karten: Hummels / Nawalowski, Okriaschwili, Rewischwili
Kommentare
Den Eindruck konnte man bei seiner Chancenverwertung wirklich gewinnen.
Deutschland wurde in Brasilien Weltmeister, weil Reus verletzt war.
@riurja
Ich bin mittlerweile ein Befürworter und der Grund ist relativ einfach. Alle zwei Jahre haben wir in Deutschland einen riesigen Hype und Partystimmung. Wir sind hier daran gewöhnt, dass die NM tolle Leistungen bei großen Turnieren abliefert. Es gibt ein paar Länder in denen das ähnlich ist, aber die Mehrheit musste über Jahrzehnte zuschauen. Für viele Länder und Fußballer geht mit der Teilnahme ein Traum in erfüllung und die Menschen in den Ländern fiebern dem Turnier entgegen, wie wir es schon lange nicht mehr können (ich empfinde die Quali auch als lästig und würde lieber die Liga sehen).
Die "Kleinen" haben viele Millionen Einwohner, die nun mit ganz anderen Augen das Fußballfest sehen und die Ligen werden von einem Boom profitieren. Viele Länder können nicht mitfiebern bei der ChampionsLeague, EuropaLeague, WM und EM. Ein bisschen ändert sich das langsam und Fußball ist ein Gemeingut für alle.
Für die großen sollte die Quali nun sicher ein Selbstläufer sein, aber die Türkei, Niederlande, Schweden zeigen ja, dass es auch blöd laufen kann.
Woran liegt es eigentlich, dass DE seit der WM fast nur noch Rumpelfußball spielt? Die Spiele, in denen man wirklich überzeugte, lassen sich danach an den Fingern einer Hand abzählen. Selbst wenn man davor noch Finger amputieren würde...
Bei der WM agierte die dt. Mannschaft als eine große Einheit. Woran lag das? An der Bayernlastigkeit der Startelf? Dass man dadurch schichtweg vertrauter, eingespielter war? Vielleicht aber auch an den Spielern, die nach dem WM-Titel ihre WM-Karrieren beendeten? Wie enorm entscheidend waren diese Spieler? Lahm? Klose? Mertesacker? Woran sonst?
Viele scheinen aber auch zu vergessen, dass DE bei der WM auch z.T. mit Rumpelfußball "glänzte": GHA, USA, ALG...das alles waren keine guten Spiele. Und im Viertelfinale war FR eigentlich die bessere Mannschaft; nur dank einer Spielumstellung Löws nach dem ALG-Desaster und dank Neuer konnte man mithalten und recht glückich gewinnen.
Ich denke, dass Löws Lieblingstaktik eine Sackgasse ist. Und diese Sackgasse ist inzwischen auch klar ausgeschildert. DE braucht dringendst (!) echte Stürmer im Zentrum...und weniger BVB (???); denn DE ist letztlich nicht Tika-Taka-Land auf einem Niveau Spaniens, auch nicht qualitativ gleichwertige Ballbesitzmannschaft mit exorbitant hohem Angriffsdruck wie Bayern München. Weil dafür einfach die Spieler nicht zur Verfügung stehen. Das dt.Mittelfeld ist viel zu schwach!
Und die EM? Mit DEM Team bei DIESER Taktik...Auch als Turniermannschaft: Spätestens im VF ist Schluss!